Reyhan Şahin – Dr. Bitch Ray
Shownotes
Website Reyhan Şahin an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg
Autorinnenporträt Reyhan Şahin bei Klett Cotta
Lady Bitch Ray und Ulf Poschardt in der Talksendung "Willkommen Österreich", Januar 2008
Lernangebote
Credits
Moderation: Nicola Wessinghage und Christian Friedrich
Musik: Jakob Kopczynski
Produktion: Christian Friedrich
Die Angebote zum Selbstlernen auf der Online-Plattform der Hamburg Open Online University stehen allen Interessierten frei zur Verfügung.
Um unsere Lernangebote zu nutzen, brauchst du weder zu studieren noch bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Schau einfach online vorbei. Unsere Internetadresse ist www.hoou.de
Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter waswillstduwissen@haw-hamburg.de
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Foto Reyhan Şahin: Carlos Fernandez Laser
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Dritte Stimme: Du hörst Hamburg. Was willst du wissen? Ein Podcast der Hamburg Open Online University.
Dritte Stimme: Menschen aus Hamburg sprechen über ihre Lebens- und Lernwege.
Reyhan: Wenn eine Frau mit Rap, also eine migrantisierte Frau mit muslimisch-alewitischem
Reyhan: Background, und das spielt ja alles eine sehr große Rolle,
Reyhan: mit sexualisierten Rap berühmt wird, muss man halt auch gucken, wer wen skandalisiert.
Reyhan: Ich habe mich nicht skandalisiert, ich war so wie ich bin und es war ja so gesehen
Reyhan: auch eine Bühnensprache, wenn man so will.
Nicola: Hamburg, das ist heute Dr. Reyhan Şahin und mein Name ist Nicola Wessinghage.
Nicola: Ich freue mich, dass ihr wieder dabei seid.
Nicola: Als Lady Bitch Ray erregte Reyhan Şahin seit ungefähr 2006 Aufmerksamkeit und
Nicola: sie provozierte Skandale.
Nicola: Ihre öffentlichen Auftritte und ihre Musik als Rapperin hatten eine ganz klare Ausrichtung.
Nicola: Sie wollte feministische Anliegen und sexpositive Themen in den öffentlichen Diskurs bringen.
Nicola: Und das in einer Zeit, als es noch keine weiblichen Vorbilder dafür gab.
Nicola: Parallel hat sich Reyhan Şahin auch als Wissenschaftlerin einen Namen gemacht.
Nicola: Sie studierte Linguistik, Germanistik und Erziehungswissenschaft in Bremen und
Nicola: hat sich in ihrer Promotion mit der Bedeutung des muslimischen Kopftuchs in Deutschland befasst.
Nicola: Danach hat sie zur Selbstdarstellung und Religiosität von MuslimInnen in sozialen Medien geforscht.
Nicola: Aktuell arbeitet sie an ihrer Habilitation an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg.
Nicola: Ich war wirklich sehr neugierig auf dieses Gespräch, denn Reyhan Persönlichkeit
Nicola: finde ich sehr faszinierend, weil sie nämlich als provokative Künstlerin genauso
Nicola: überzeugend auftritt für mich wie als Wissenschaftlerin.
Nicola: Und weil es ihr meiner Ansicht nach in beiden Rollen gelingt,
Nicola: Stereotype und Klischees und auch Missstände aufzudecken.
Nicola: Erst durch unser Gespräch ist mir dann klar geworden, wie viel Kraft so eine
Nicola: Doppelrolle erfordert und wie anstrengend es sein muss, die Anerkennung für
Nicola: die eigenen Leistungen immer wieder selbst einfordern zu müssen.
Nicola: Und dagegen aber ungefragt immer wieder mit Herablassung und Ignoranz konfrontiert zu werden.
Nicola: So erscheint dann auch der legendäre Auftritt, als sie einem deutschen Journalisten
Nicola: in einer österreichischen Talksendung ein Glas Wasser ins Gesicht schüttet,
Nicola: für mich nun in einem ganz anderen nicht. Darüber haben wir gesprochen.
Nicola: Ich fand es sehr wichtig, dass sie betont hat, dass nicht sie den Skandal gewollt
Nicola: hat, sondern dass sie skandalisiert worden ist, weil ihr Auftreten so war,
Nicola: dass es konventionellen Vorstellungen von Frau sein, von Weiblichkeit widersprach.
Nicola: Ich bin gespannt, was ihr aus dem Gespräch mitnehmt. Schreibt uns das doch gerne
Nicola: in die Kommentare oder wir sind jetzt auch als Podcast bei Instagram unterwegs
Nicola: und zwar unter at Hamburg, was willst du wissen,
Nicola: in einem Wort oder aber auch bei Mastodon unter at, was willst du wissen,
Nicola: at mastodon.social.
Nicola: Folgt uns dort gerne, falls ihr dort auch unterwegs seid und wenn nicht,
Nicola: nutzt einfach weitere Feedback-Möglichkeiten, die ihr in den Shownotes findet.
Nicola: Bevor es jetzt direkt in das Gespräch geht, noch ein kleiner Hinweis.
Nicola: Im weiteren Verlauf sprechen wir auch über das Thema Depression.
Nicola: Reyhan berichtet nämlich, was
Nicola: ihr geholfen hat, mit ihrer Krankheit umzugehen. Nun aber zum Gespräch.
Nicola: Hallo Reyhan, herzlich willkommen im Podcast. Schön, dass du heute unsere Gästin bist.
Reyhan: Hi Nicola, moin moin.
Nicola: Ja, wir nehmen diesen Podcast ja immer etwas früher auf, als er ausgestrahlt wird.
Nicola: Wir sprechen uns gerade kurz nach den Bundestagswahlen und noch ist ein bisschen
Nicola: offen, wie es jetzt koalitionsmäßig weitergeht.
Nicola: Die Zahlen sind aber da und sie sind ähnlich auch prognostiziert worden.
Nicola: Wie ist es jetzt für dich, diese konkreten Wahlergebnisse vor Augen zu haben?
Reyhan: Also so abrupt gesagt schlecht, weil ich immer noch gehofft hatte,
Reyhan: also ich wusste sozusagen bei den Vorumfragen,
Reyhan: dass die AfD schon fast 20 Prozent haben würde, aber irgendwie hatte ich noch
Reyhan: gehofft, dass das weniger wird.
Reyhan: Aber ja, parallel freue ich mich, dass die Linke auf jeden Fall im Bundestag
Reyhan: wieder einziehen kann und ja, weil es einfach die einzige Partei ist, die...
Reyhan: Also antirassistisch, gegen Rassismus und gegen Antisemitismus sich engagiert
Reyhan: und für soziale Gerechtigkeit und nachbohrt und nachfragt und das ganz wichtig ist zu diesen Zeiten,
Reyhan: dass man Extremrechte oder rassistische oder antisemitische Tendenzen nicht
Reyhan: normalisiert und dass man nicht so tut,
Reyhan: als ob die ja wirklich die bessere Alternative für Deutschland sind. Weil dem ist ja nicht so.
Nicola: Du warst auch aktiv für die Linke, oder warst oder bist, weiß ich gar nicht.
Reyhan: Ja, also ich war zuletzt, also ich bin immer zwischendurch aktiv für die Linke.
Reyhan: Mir geht es dabei gar nicht um die Partei, sondern um soziale Gerechtigkeit,
Reyhan: Antirassismus, Feminismus oder beziehungsweise Queer-Feminismus und Inklusion.
Nicola: Du hast mal gesagt, ich kann mich als Woman of Color nicht auf feministischem Terrain ausruhen.
Nicola: Das ist auch immer ein Lernen und Lehren, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger.
Nicola: Ein Zitat, was ich gefunden habe, was ich ganz gut fand, weil ich finde,
Nicola: das ist ja etwas, wo man sich auch immer wieder neu fragen muss.
Nicola: Was gibt es denn gerade zu lernen oder zu lehren?
Nicola: Also was ist jetzt in dieser Situation vielleicht auch für dich das,
Nicola: wo du sagst, damit muss ich eigentlich jetzt rausgehen in dieser Situation?
Reyhan: Naja, es ist ja grundsätzlich so, dass so bei den Themen, die ich behandle,
Reyhan: sei es Antirassismus oder intersektionaler Feminismus oder Queerfeminismus,
Reyhan: das sind ja alles so Themen,
Reyhan: die man nicht direkt an Universitäten oder Schulen lernen kann.
Reyhan: Und dabei ist es mir wichtig, dass diese Themen halt,
Reyhan: wie soll ich sagen, nicht so mit erhobenen Zeigefinger, also nicht von oben
Reyhan: herab verbreitet oder vermittelt werden, sondern so, dass das Menschen annehmen
Reyhan: können, weil ich einfach beobachte,
Reyhan: dass vor allem in den letzten zehn Jahren so durch die Erstarkung der Rechte,
Reyhan: also da spielte das schon auch immer eine Rolle,
Reyhan: Wie man bestimmte Themen kommuniziert, weil es geht ja darum,
Reyhan: also wenn ich mich für Feminismus einsetze oder für Antirassismus,
Reyhan: ist es mir ja wichtig, dass mich andere Menschen auch verstehen,
Reyhan: weil ich der Meinung bin.
Reyhan: Dass jeder in dieser Gesellschaft, also diese Gesellschaft ist divers und jeder
Reyhan: hat das Recht gesehen zu werden und nicht übermannt zu werden.
Reyhan: Und ich glaube daran, dass wenn man das Menschen sozusagen so nah beibringt,
Reyhan: dass sie es annehmen können,
Reyhan: dass man damit sozusagen am Ende mehr was gewonnen hat, als wenn man sozusagen
Reyhan: von oben herab Menschen noch beschimpft oder beschuldigt, warum sie denn nicht
Reyhan: wissen, was Rassismus ist.
Reyhan: Weil es ja wirklich auch Themen sind, die oftmals auch von vornherein abgelehnt werden,
Reyhan: weil die auch medial teilweise so überspitzt werden oder so erklärt werden, als ob es darum ginge,
Reyhan: also zum Beispiel auch so queere Identitäten oder Transmenschen,
Reyhan: die Identität von Transmenschen oder dass es eben halt nicht nur zwei Geschlechter
Reyhan: gibt, sondern mehr Geschlechter.
Reyhan: Also das muss man so von Grund auf erklären.
Reyhan: Mit wirklich wissenschaftlichen Fakten und so.
Reyhan: Da geht es ja nicht darum, dass Menschen anderen Menschen was wegnehmen. Im Gegenteil.
Reyhan: Da geht es ja darum, dass Menschen, die marginalisiert sind und um ihr Leben
Reyhan: kämpfen teilweise, auch sichtbar werden. Und da möchte niemand jemanden anderen
Reyhan: eine Identität aufzwingen.
Reyhan: Da geht es halt einfach nur um Akzeptanz und Inklusion.
Reyhan: Und da ist mir halt so die Sprache und die Art und Weise wichtig,
Reyhan: wie man bestimmte Sachen beibringt.
Reyhan: Und auch bei Feminismus, wenn wir jetzt so über intersektionalen Feminismus sprechen.
Reyhan: Da spielt natürlich eine Rolle, dass man auch historisch guckt,
Reyhan: was ist zum Beispiel mit weißem Feminismus gemeint oder westlichen Feminismus. Warum nennt man das so?
Reyhan: Geht es da um die Hautfarbe? Nein, es geht nicht um die Hautfarbe,
Reyhan: es geht um eine klassistische Disposition.
Reyhan: Es gibt dieses Weiß und Schwarz, es hat ganz viel eher mit Klasse zu tun als
Reyhan: mit Hautfarbe. Und auch solche Sachen so zu erklären, dass das Menschen wirklich
Reyhan: nachvollziehen und verstehen können, ist mir wichtig.
Reyhan: Und dann kann man immer noch, also Kritik kann man immer noch üben am weißen
Reyhan: Feminismus oder ich spreche manchmal auch gerne vom Salonfeminismus,
Reyhan: der dann kommerzialisiert wurde und dann so gezeigt wird, dass es halt auch akzeptiert wird.
Reyhan: Dass es sozusagen, wie soll ich sagen, so aalglatt angepasst nur akzeptiert wird.
Reyhan: Bei all diesen Themen spielt die Sprache und die Art und Weise der Didaktik,
Reyhan: also so wie man es Menschen sozusagen beibringt, eine ganz große Rolle für mich.
Nicola: Intersektionaler Feminismus, vielleicht einfach nochmal ein Begriff,
Nicola: der immer wieder fällt, aber damit sich auch alle Hörerinnen was darunter vorstellen
Nicola: können. oder beziehungsweise das ist ja was, was auch dich sehr stark in deiner Forschung betrifft.
Reyhan: Also kurz erklärt spricht man, kann man das auch mit Mehrfachdiskriminierung
Reyhan: übersetzen, also verschiedene Formen der Diskriminierung, die sich überkreuzen.
Reyhan: Also es kann eine Frau, die von Rassismus betroffen ist, zum Beispiel eine schwarze
Reyhan: Frau oder eine migrantisierte Frau,
Reyhan: kann gleichzeitig auch von Sexismus betroffen sein Und wenn sie eine Behinderung
Reyhan: hat, auch von Behindertenfeindlichkeit.
Reyhan: Also von Intersexualität spricht man dann, wenn verschiedene Diskriminierungsformen
Reyhan: sich kreuzen und wenn jetzt viele ZuhörerInnen denken so, ach ja,
Reyhan: das ist ja aber nicht immer der Fall.
Reyhan: Doch, es ist, wir leben in einer Gesellschaft, wo ganz viele Diskriminierungsformen
Reyhan: sich immer überkreuzen.
Reyhan: Wir haben nur keinen Blick dafür. Wir sind nicht sensibilisiert dafür.
Reyhan: Und da geht es auch nicht darum, sich nur auf was Negatives zu stürzen und nur
Reyhan: das zu sehen, sondern es ist die Realität.
Reyhan: Um bestimmte Entwicklungen besser zu verstehen, müssen wir uns Nationalismus
Reyhan: angucken, wir müssen uns die Geschichte, die politische Geschichte des Landes
Reyhan: angucken, wir müssen uns die Migration angucken, von wo sie kommt,
Reyhan: wir müssen uns die wirtschaftliche Lage angucken etc.
Nicola: Gerade eben auch bei den Fördermaßnahmen, weil das ist ja, viele sagen,
Nicola: wieso, es passiert doch schon ganz viel, Frauen werden doch gefördert und das
Nicola: heißt eben noch nicht, dass Frauen jetzt aus allen Klassen gefördert werden zum Beispiel.
Reyhan: Nee, und da würde ich gerne so das Beispiel aus dem Wissenschaftsbetrieb nehmen,
Reyhan: aber es ist auch in ganz vielen zum Beispiel Unternehmen oder Firmen der Fall,
Reyhan: wenn da zum Beispiel über Diversität gesprochen wird,
Reyhan: dann haben viele Menschen, die das sozusagen fördern wollen, erst mal...
Reyhan: In Anführungsstrichen weiße Frauen im Kopf, weil sie davon ausgehen,
Reyhan: ach ja, Frauen sind benachteiligt, ja okay, dann fördern wir die,
Reyhan: aber de facto und in der Realität sind es oftmals weiße Frauen.
Reyhan: Und damit meine ich nicht, dass weiße Frauen nicht gefördert werden sollen,
Reyhan: alle Frauen sollen natürlich gefördert.
Reyhan: Ja, aber es soll halt auch gesehen werden, dass wenn zum Beispiel nur weiße
Reyhan: Frauen gefördert werden,
Reyhan: dass es da halt auch marginalisierte oder migrantisierte Frauen gibt,
Reyhan: die von unten kommen und überhaupt nicht die Chance haben, diese Förderung zu genießen.
Reyhan: Also, dass man so wirklich so einen umfassenden Blick für die Sachen bekommt.
Nicola: Du hast eben gesagt, man muss das mit einer Sprache machen, wo man die Menschen
Nicola: letztendlich auch einlädt, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen.
Nicola: Und so vor gut 15 Jahren, also ich habe dich ja als Lady Bitch Ray kennengelernt
Nicola: wie viele andere, weil du da, ich weiß gar nicht, ich würde sagen,
Nicola: es war so um 2006, 2007 fing das an,
Nicola: eben auch sehr präsent warst durch Skandale.
Nicola: Und ich würde jetzt mal vermuten,
Nicola: dass das auch deine sprachliche Art war oder deine Strategie war zu sagen,
Nicola: ich mache mich jetzt hier für Themen stark und ich nutze einfach die Strategie
Nicola: des Skandals, um Aufmerksamkeit dafür zu gewinnen.
Nicola: Also erstmal die Frage, stimmt das, war das so strategisch überhaupt gedacht
Nicola: und wie stehst du da heute zu, hat das funktioniert, hast du über den Skandal
Nicola: für diese Themen Aufmerksamkeit gewonnen?
Reyhan: Also ich fange mal hinten an. Ja, funktioniert hat es.
Reyhan: Sieht man ja auch jetzt, 20 Jahre später.
Reyhan: Erst jetzt in den letzten Jahren gibt es Frauen im Deutschrap sozusagen,
Reyhan: die sich auch einer sexualisierten Sprache bedienen, die aber immer noch nicht
Reyhan: so hart ist wie damals von Lady Bitch Ray.
Reyhan: Aber das sagt auch einiges halt auch über Deutschrap-Szene aus.
Reyhan: Und zu deiner ersten Frage, ob das Strategie war.
Reyhan: Nein, ich werde diese Frage auch ganz oft gestellt, aber ich kann nur ganz ehrlich
Reyhan: antworten, ich habe damals diese hypersexualisierte Form von Rap gemacht,
Reyhan: weil es meine Person war,
Reyhan: weil meine Art sowieso schon so war und weil ich das dann irgendwann über Madonna,
Reyhan: also über die Sängerin Madonna dann auf Lil Kim gekommen bin, die schwarze Rapperin,
Reyhan: die sozusagen die erste war, die sexualisierten Rap auf Englisch in den USA gemacht hat.
Reyhan: Und da habe ich so gedacht, wow, die ist ja so wie ich, nur auf Englisch.
Reyhan: Wieso mache ich das eigentlich nicht auf Deutsch?
Reyhan: Also den Gedanken hatte ich schon sehr früh, aber damals war so Deutschrap,
Reyhan: bestand nur so aus so langweiligen Jungs wie Tobi und das Bo,
Reyhan: die sich ihre langweiligen Storys erzählt haben.
Reyhan: Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass das in deutscher Sprache möglich ist.
Reyhan: Und das kam dann später, wo ich dann so Anfang der 2000er dann neue Songs gemacht
Reyhan: habe, wo ich wirklich so explizit und es war so, es war was Neues.
Reyhan: Es ist ja, also jetzt rückblickend, es war Pionierarbeit.
Nicola: Das war toll.
Reyhan: Und um wieder auf deine Frage zurückzukommen, ich habe das nicht aus strategischen Gründen gemacht.
Reyhan: Und man darf halt auch nicht vergessen, wenn eine Frau mit Rap,
Reyhan: eine migrantisierte Frau mit muslimisch-alewitischem Background,
Reyhan: das spielt ja alles eine sehr große Rolle, mit sexualisierten Rap berühmt wird,
Reyhan: muss man halt auch gucken, wer wen skandalisiert.
Reyhan: Ich habe mich nicht skandalisiert. Ich war so, wie ich bin. Und es war ja so
Reyhan: gesehen auch eine Bühnensprache, wenn man so will.
Reyhan: Ich habe ja damals schon meine Doktorarbeit nebenher geschrieben und mir wurde
Reyhan: damals in Interviews automatisch Kompetenz abgesprochen, weil man davon aus.
Reyhan: Man war so schockiert darüber, dass diese Pornorapperin auch noch Doktorarbeit
Reyhan: schreibt und schlau ist, in Anführungsstrichen.
Reyhan: Und ich wurde andauernd gefragt, was meine Eltern zu meiner Musik sagen.
Reyhan: Also man wurde wirklich so kulturalisiert, so nach dem Motto muslimisch oder alevitisch.
Reyhan: Müssen die Eltern ja dagegen sein. Also es ist auch eine rassistische Zuschreibung, wenn man so will.
Reyhan: Bis hin zu so Kompetenz absprechen und so Klassendenken.
Reyhan: Weil mir unterstellt, wurde, wie kann denn so eine Gossen-Rapperin in Anführungsstrichen,
Reyhan: die Doktorarbeit schreiben?
Reyhan: Also und niemand hat gefragt, wie kann eigentlich so eine coole Rapperin,
Reyhan: die so cool flowen kann, also so rappen kann, wie schlau ist die Frau eigentlich, so im positiven Sinne?
Reyhan: Das wurde nie, also es wurde einem immer Kompetenz abgesprochen und ich möchte
Reyhan: nur einfach noch mal drauf hinweisen,
Reyhan: weil bei meiner Kunst so Skandalisierung oder Skandal und vulgär Sprache oftmals
Reyhan: eine Rolle spielt. Für mich war das alles normal.
Reyhan: Ich fühlte mich von der Gesellschaft nicht verstanden.
Reyhan: Skandalisiert haben die Medien, haben andere. Also das war nicht ich.
Reyhan: Das war auch nicht meine Absicht.
Nicola: Aber du hast ja nicht nur durch deine Musik und durch diese explizite Sprache
Nicola: und auch den Auftritt, das war ja alles miteinander verbunden.
Nicola: Ich habe mir nochmal, dass ich wirklich auch Freude daran hatte, angesehen,
Nicola: wie du Ulf Poschardt, dem Journalisten in einer österreichischen Abendshow ein
Nicola: Glas Wasser ins Gesicht geschüttet hast und da sah man ja schon,
Nicola: du bist reingekommen und das war jetzt nicht so im Affekt,
Nicola: jetzt hat er was Schlimmes gesagt und ich schütte mir jetzt ein Glas Wasser
Nicola: ins Gesicht, auch das könnte ja geplant sein, sondern es war wirklich,
Nicola: das war dein Auftritt, du kamst rein und zack.
Reyhan: Ja und das hatte eine Vorgeschichte. Also ich konnte dir damals nicht ahnen,
Reyhan: dass der sich wirklich als Vollpfosten puppt, aber,
Reyhan: es hatte eine Vorgeschichte und zwar ganz kurz erzählt, wir sind zusammen,
Reyhan: das war ja Willkommen in Österreich hieß die Sendung.
Reyhan: Und das war in Wien wurde das aufgezeichnet. Ich glaube, das gibt es immer noch,
Reyhan: glaube ich sogar, die Sendung.
Reyhan: Und dann sind wir nach Wien geflogen
Reyhan: und wir wurden mit demselben Shuttle abgeholt, Ulf Poschert und ich.
Reyhan: Also wir sind in den selben Shuttle gestiegen und ich saß irgendwie in der Mitte,
Reyhan: vorne der Fahrer und der hat sich dann so demonstrativ ganz nach hinten gesetzt
Reyhan: und hat seinen Kopf so weggedreht, als wäre ich irgendwie so ein,
Reyhan: Als wäre ich irgendwie so ein zum Vermeiden des Etwas.
Reyhan: Und hat sich vor mir so, also hat es so getan, als ob er sich vor mir ekelt
Reyhan: und nichts mit mir zu tun haben will.
Reyhan: Und dann habe ich den schon so, aber jetzt nicht schlimm, habe ich ihn so ein
Reyhan: bisschen so gekitzelt. Also verbal habe ich gesagt, was ist denn und so?
Reyhan: Wieso guckst du denn weg, Poshy? Und da hatte ich ihm schon seinen Namen gegeben.
Reyhan: Und dann, als ich in der Maske war und geschminkt worden bin,
Reyhan: also wir sind dann im Studio angekommen, dann wurde ich geschminkt.
Reyhan: Und dann habe ich so die Augen zu und dann traute ich meinen Augen nicht,
Reyhan: Weil ich habe sie dann geöffnet und die hatten so einen Fernsehbildschirm in
Reyhan: dem Maskenraum, sodass man in der Sendung schon, also die Sendung schon sehen
Reyhan: konnte und er war ja der erste Gast.
Reyhan: Also er ist vor mir reingegangen, ich sitze im Maskenraum und wurde dann halt
Reyhan: fertig geschminkt und gucke mir das an.
Reyhan: Er geht tatsächlich rein und dann fragen die zwei Moderatoren ihn ja hier.
Reyhan: Und so, so ein bisschen alles aufgeregend gemacht, heute ist doch Lady Betray
Reyhan: auch zu Gast, wie haben sie sich denn mit ihr, was denken sie denn über sie
Reyhan: und wie haben sie sich denn mit ihr verstanden und dann hat er wirklich was
Reyhan: Schlechtes über mich gesagt live und ich habe das mitbekommen.
Reyhan: Er hat dann gesagt, die geht gar nicht oder so und der wusste natürlich nicht,
Reyhan: dass ich zugucken kann, hat er nicht gerechnet und dann hat er dann,
Reyhan: Aber ihr könnt von Glück reden, dass es nur ein Glas Wasser war.
Reyhan: Ich hätte dem auch was ganz anderes ins Gesicht spritzen können.
Nicola: Ja, wir verlinken das mal.
Reyhan: Wie man so schön sagt.
Nicola: In den Show Notes ist es noch online. Nein. Heute tritt ja eine weitere Generation
Nicola: von jungen Rapperinnen auf und gerade, ich glaube jetzt letzten Monat,
Nicola: hat die Rapperin Icky Mill ein neues Album rausgebracht.
Nicola: Die wurde in einem Artikel sogar als Lady Bitray für die Gen Z bezeichnet.
Nicola: Fühlst du dich auch so ein bisschen so sozusagen als Ikone oder wie blickst
Nicola: du jetzt auf diese jungen Rapperinnen?
Reyhan: Also ich freue mich immer, wenn es junge Frauen gibt, die speziell auch wie
Reyhan: bei Iquimel sozusagen sich trauen.
Reyhan: Es sind nur ganz wenig Frauen, die diese in Anführungsstrichen unschöne Sprache gebrauchen.
Reyhan: Dieses vulgäre, das trauen sich ja nicht viele, auch unter denen die bekannt
Reyhan: sind. Und vor dem Hintergrund finde ich das richtig cool, dass es Frauen gibt
Reyhan: sozusagen, die sich auch dieser Sprache bedienen.
Reyhan: Und ich selbst betrachte mich da klar als Pionierin. Nur das Problem dabei ist,
Reyhan: ich musste selbst darauf hinweisen in meinen Büchern und durch meine Auftritte,
Reyhan: dass ich Pionierin bin. Das hat niemand anderes getan.
Reyhan: Auch unter den Frauen im Rap nicht.
Reyhan: Also jetzt so eine Ike-Mail ist jetzt jünger. Der kann ich das nicht unterstellen. Aber...
Reyhan: Aber andere Frauen, also man muss selbst auf sich hinweisen und aufmerksam machen,
Reyhan: sonst wird man unsichtbar gemacht.
Reyhan: Also ich weiß sozusagen, ich bin, wie soll ich sagen, ich habe genug Wissen
Reyhan: über Rap oder Deutschrap-Geschichte und Musik, dass ich weiß,
Reyhan: dass ich die Erste war im Deutschrap,
Reyhan: die feministischen Sex-Positivismus oder dieses positive Reclaiming,
Reyhan: der Bitch als Eigenbezeichnung,
Reyhan: anlehnt an die US-amerikanischen Rapperin in den USA in Deutschland,
Reyhan: also nach Deutschland gebracht hat. Ich war die Erste.
Reyhan: Und das weiß ich und darüber, das kann ich auch sagen und niemand würde sich
Reyhan: gegen mich stellen, aber das Problem ist halt, ich muss selbst halt darauf hinweisen.
Reyhan: Andererseits, weil ich ja gesagt habe, ich freue mich grundsätzlich so über
Reyhan: jede Rapperin, vor allem die, die so offen über Sex sprechen und sich das auch
Reyhan: trauen und nicht jetzt irgendwie nur Männern gefallen wollen, auch mit ihrer Sprache.
Reyhan: Andererseits habe ich auch gerade bei Icky Mel irgendwie in irgendeinem Interview
Reyhan: gelesen, wo sie gesagt hat, sie hat ja gar keine feministischen Absichten und
Reyhan: überhaupt, sie will halt auch so diese süße Frau sein und so.
Reyhan: Da sträuben sich immer bei mir so die Nackenhaare, weil ich das schon sehr oft
Reyhan: gehört habe von Frauen im Rap.
Reyhan: Und das finde ich so ein bisschen traurig. Andererseits denke ich,
Reyhan: das ist halt so die jetzige Generation, die können es einfach anscheinend nicht besser.
Reyhan: Aber ja, das sind sozusagen die Folgen von meiner Musik.
Reyhan: Ich kann nur sozusagen meine Pionierarbeit gemacht haben und darauf hoffen,
Reyhan: dass das irgendwie im queer-feministischen Sinne weitergeführt wird.
Reyhan: Und ja, das ist das Ergebnis. Das muss ich jetzt akzeptieren.
Nicola: Genau. Sie ist ja auch Linguistin, interessanterweise.
Nicola: Das fand ich jetzt schon, weil du auch Linguistin bist und weil es ja schon,
Nicola: glaube ich auch, du hast das eben selber gesagt, man war dann so erstaunt,
Nicola: ach guck, klug ist die auch noch, ich habe das auch irgendwo gelesen,
Nicola: erstaunlich klug argumentierte Lady Vitray in irgendeiner Talkshow.
Nicola: Ich habe gedacht, warum erstaunlich klug?
Nicola: Also das wurde mit deinem Image oder mit deinem Auftritt verbunden,
Nicola: das passt nicht mit klug zusammen.
Nicola: Und umgekehrt hast du ja auch in der Wissenschaft auch mit dem Bild zu tun gehabt,
Nicola: mit dem du in der Öffentlichkeit aufgetreten bist.
Nicola: Wie hast du das erlebt? Also du bist ja auch dann relativ schnell eigentlich
Nicola: nach deiner Doktorarbeit auch durch die Auszeichnung mit dem Deutschen Studienpreis
Nicola: der Körperstiftung auch wieder in der Öffentlichkeit gewesen und mit etwas ganz anderem.
Nicola: Also wie war das dann von der Seite aus gesehen, dann mit dem Bild konfrontiert zu werden?
Reyhan: Mit was meinst du, mit was anderem?
Nicola: Also du bist ja sozusagen mit deiner Wissenschaft dann in die Öffentlichkeit
Nicola: gegangen, aufgrund deiner wissenschaftlichen Leistung, auch mit einem Thema,
Nicola: das du eben wissenschaftlich erforscht hast.
Nicola: Und warst dann ja nie nur die Wissenschaftlerin?
Reyhan: Nee, das war ich tatsächlich nie. Ich glaube, wenn ich es auch wäre,
Reyhan: nur Wissenschaftlerin, würde ich es nicht ertragen.
Reyhan: Weil ich bin ein sehr kreativer Mensch und ich habe immer so...
Reyhan: Ich muss denken, damit ich mich weiterentwickele und ich habe immer so ein,
Reyhan: wie soll ich das nennen, so ein Pensum an Output, was ich so mir erarbeiten
Reyhan: muss, sonst drehe ich durch.
Reyhan: So und ich möchte nicht nur Wissenschaft machen,
Reyhan: also ich möchte auch, was ich ja tue, ich möchte Literatur machen,
Reyhan: ich möchte Musik machen, ich möchte Mode machen, ich möchte Wissenschaft machen
Reyhan: und denken, das ist auf jeden Fall sehr wichtig für mich, aber ich will nicht nur eine Sache machen.
Reyhan: Und ich finde es so ein bisschen traurig, dass im deutschen Wissenschaftsbetrieb,
Reyhan: ich kann nur für die Deutsche sprechen, das ist wahrscheinlich überall so,
Reyhan: aber dass so einerseits nach außen, also wenn ich das jetzt so,
Reyhan: wenn ich zurückblicke, so die letzten 20 Jahre hat sich das schon zum Besseren entwickelt,
Reyhan: weil vor 20 Jahren war das sozusagen unmöglich, diese Doppelidentität,
Reyhan: die ich habe. Ich nenne das mal doppelt über die Identität.
Reyhan: Das sind ja mindestens drei Identitäten, aber ich nenne es mal doppelt Identität.
Reyhan: Also ich bin zum Beispiel so damit aufgewachsen im Studium.
Reyhan: Dass mir direkt von Professoren gesagt wurde, weil damals habe ich ja auch schon
Reyhan: Musik gemacht, war jetzt nicht bekannt, aber ich habe schon Musik gemacht und
Reyhan: habe mich auch schon schräg gekleidet und selbst sozusagen Outfits entworfen
Reyhan: und fiel auch sehr auf auf dem Campus.
Reyhan: Und mir haben Direktprofessoren gesagt, politisch sein mit Feminismus,
Reyhan: das geht nicht mit Wissenschaft einher. Das kann man nicht machen.
Reyhan: Und siehe da, 20 Jahre später werde ich von den renommiertesten Universitäten
Reyhan: als Keynote-Speakerin zu Queer-Feminismus oder Intersektionalität oder auch
Reyhan: meine Kritik an Strukturen der Universitätsbetriebe.
Reyhan: Werde ich eingeladen und kann das äußern. Was ich sagen will, dass diese,
Reyhan: Diese Haltung, dass WissenschaftlerInnen nicht politisch sein dürfen und neutral,
Reyhan: man spricht ja immer so in Anführungsstrichen von Neutralität,
Reyhan: das hat sich schon verändert.
Reyhan: Mittlerweile arbeiten ja WissenschaftlerInnen oder Wissenschaft arbeitet ja
Reyhan: mit AktivistInnen sogar zusammen und das geht ineinander über.
Reyhan: Das war zum Beispiel, ich habe so die Anfänge von allem irgendwie miterlebt.
Reyhan: Das war schon nicht so vor 20 Jahren.
Nicola: Wobei es da ja auch schon aktuell auch noch einen Diskurs gibt,
Nicola: also ob das wirklich so sein sollte.
Nicola: Also nicht, dass Wissenschaftler, also politisch finde ich, ist auch immer noch
Nicola: eine Frage, kann man eigentlich nicht politisch sein?
Nicola: Das ist ja kaum möglich. Aber die Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Aktivismus,
Nicola: da gibt es ja schon viele, die sagen doch, da muss eine Grenze sein,
Nicola: weil sonst verliert die Wissenschaft vielleicht auch an Vertrauen in der Öffentlichkeit,
Nicola: wenn sie sich zu sehr aktivistisch zeigt.
Reyhan: Aber früher war das, also vor 20 Jahren war das so, das hatte überhaupt nichts
Reyhan: miteinander zu tun. Das war komplette Ablehnung.
Reyhan: Und das ist jetzt nicht mehr der Fall.
Reyhan: Also es gibt jetzt Podien, wo WissenschaftlerInnen zusammen mit AktivistInnen
Reyhan: und JournalistInnen sitzen.
Reyhan: Früher waren das nur JournalistInnen und WissenschaftlerInnen höchstens. Das meine ich damit.
Nicola: Ja, also es gibt letztendlich Übergänge und das ist ja auch im Sinne vom Transfer
Nicola: von Wissenschaft in die Diskurse ganz wichtig und hat natürlich auch mit den Themen zu tun quasi.
Nicola: Genau, bevor wir zum ersten Lernangebot kommen, was du dir ausgesucht hast,
Nicola: würde mich nochmal die Frage interessieren, warum hast du dich für Linguistik
Nicola: entschieden und hattest du eigentlich Vorbilder?
Nicola: Weil es geht ja auch so ein bisschen darum hier, wie komme ich dazu in die Wissenschaft
Nicola: oder mich mit Wissen zu beschäftigen, zu lernen. Aber wie kommt jemand...
Reyhan: Ich muss, wenn du mir diese Frage stellst, muss ich einmal an so eine Anekdote denken.
Reyhan: Weil ich habe ja Latein gewählt in der 11. Klasse.
Reyhan: Und dann kam unsere Lateinlehrerin und in der ersten Stunde hat sie uns gefragt,
Reyhan: was wollt ihr studieren und warum?
Reyhan: So, und dann habe ich...
Reyhan: Achso, das war genau, nee, sie hat wegen Latein gefragt. Genau,
Reyhan: warum habt ihr Latein gewählt?
Reyhan: Und dann habe ich irgendwie, jeder hat geantwortet, also fast weiß ich,
Reyhan: da waren, wir waren ganz wenige, das waren sieben oder so.
Reyhan: Die meisten, genau, die haben angerottet, sie wollen Medizin studieren,
Reyhan: deshalb haben sie Latein gewählt und ich habe dann geantwortet.
Reyhan: Ja, ich liebe Rap und wegen den Lateinamerikanern, also Rap wird ja von Schwarzen
Reyhan: und LateinamerikanerInnen gemacht. Damals habe ich noch nicht gegendert.
Reyhan: Und deshalb habe ich Latein gewählt. Und seitdem meine Freundin,
Reyhan: die dabei war und die mittlerweile Ärztin ist, die lacht sich heute noch darüber
Reyhan: schlapp, wenn sie mich anruft.
Reyhan: Und sagt, so weißt du noch, dein Grund und so.
Reyhan: Daran musste ich gerade denken. Ja, ich habe Linguistik tatsächlich studiert, weil ich Rapperin war.
Reyhan: Und sozusagen mehr über Sprache und die Struktur von Sprache lernen wollte.
Reyhan: Mehr auch über Reime, Flow, Metrik etc. Das habe ich auch alles gelernt.
Reyhan: Und es gab damals den Linguisten von Advanced Chemistry.
Reyhan: Das ist so eine Rap-Formation aus Heidelberg.
Reyhan: Und der Linguist, also der eine davon, also die Gruppe hieß Advanced Chemistry,
Reyhan: die gibt es leider nicht mehr.
Reyhan: Und der eine davon hieß, also den gibt es noch, Der hat sich damals,
Reyhan: weil er Linguistik studiert hat, der Linguist genannt und der ist mittlerweile
Reyhan: auch promovierter Linguist und arbeitet auch als Linguist.
Reyhan: Genau. Und das war so damals auch so auf jeden Fall so ein positiver Einfluss,
Reyhan: wo ich gedacht habe, oh cool, das will ich auch machen.
Reyhan: Das war sozusagen so der Ursprungsgedanke, warum ich Linguistik studiert habe.
Nicola: Naja, interessant. Also es war kein Zufall, sondern das hat alles schon Verbindungen bei dir.
Nicola: Es ist ja auch jetzt nicht ganz überraschend, aber trotzdem eigentlich nochmal schön.
Nicola: Wie immer haben wir in diesem Podcast dich gebeten, drei aus den vielen Angeboten
Nicola: der WHO auszuwählen und das hast du gemacht und wir stellen mal das erste vor,
Nicola: damit sich auch die Hörenden was darunter vorstellen können.
Christian: Diversify Das Angebot Diversify bereitet das Themenfeld strukturelle Diskriminierung
Christian: in den Medien leicht verständlich und praxisnah auf.
Christian: Es hilft uns dabei, diskriminierende Sprache, Bilder und Strukturen nicht mehr zu reproduzieren.
Christian: Mit Diversify können UserInnen sich darin üben, die eigene Perspektive,
Christian: den eigenen Sprachgebrauch und eigene Sehgewohnheiten zu hinterfragen und aufzubrechen.
Christian: Es gibt Angebote und Tipps, um verschiedene Diskriminierungsformen zu erkennen,
Christian: zu umgehen und stattdessen sensibel zu kommunizieren.
Christian: Dabei helfen unter anderem Checklisten für diskriminierungssensible Sprache,
Christian: Hinweise zur barrierefreien Gestaltung und Beispiele für eine bessere Sichtbarkeit
Christian: unterrepräsentierter Menschen in den Medien.
Christian: Das Angebot Diversify ist an der HAW Hamburg entstanden.
Nicola: Du hast dir das ausgewählt, so ein bisschen, es war ja die Idee,
Nicola: dass unsere GästInnen sich Angebote aussuchen, was sie gerne mal lernen möchten
Nicola: und ich habe zuerst so gedacht, was möchte denn, was möchtest du denn noch lernen?
Nicola: Du bist ja eigentlich Expertin in diesem Gebiet, habe dann gedacht,
Nicola: gut, da sind ja auch viele Tipps, wie man dieses Thema weitergibt,
Nicola: also auch aufbereitete kleine Lerneinheiten und da kam auch die Frage,
Nicola: ob du eigentlich auch in der Lehre diese Themen weitergibst, ist das bei dir so?
Reyhan: Ja, in der Lehre, aber auch in Lesungsveranstaltungen oder Panel-Talks,
Reyhan: weil ich auch ganz oft sozusagen öffentliche Veranstaltungen mache und dann
Reyhan: halt auch nach den Veranstaltungen immer in Kontakt mit ZuhörerInnen komme,
Reyhan: die mir ihre Geschichten erzählen oder ihre Probleme und ich dann auch mich mit denen austausche.
Reyhan: Aber zu deiner Frage, warum ich das ausgesucht habe, einerseits,
Reyhan: weil ich das interessant finde und weil man nie auslernen kann und immer wieder
Reyhan: dazulernen kann und ich habe ja vorhin gesagt, dass die Art und Weise,
Reyhan: wie man bestimmte Inhalte weitervermittelt,
Reyhan: ein ganz wichtiges Thema für mich ist, auch so eine Form von Wissenschaftskommunikation schon.
Reyhan: Andererseits ist dieses Diversify, also dieses diversitätsbewusste Mediengestaltung,
Reyhan: es hört sich alles ziemlich cool an, also strukturelle Diskriminierung in den
Reyhan: Medien geht es ja unter anderem und ich wollte nochmal dadurch auch darauf aufmerksam
Reyhan: machen, dass man diese diversitätsbewusste Mediengestaltung.
Reyhan: Universität oder Hochschule, also dass man dieselben Themen auch endlich,
Reyhan: seit ich bin Hanna oder Hashtag ich bin Reyhan wird das getan,
Reyhan: aber noch zu wenig und ich habe ja 2019 mein Buch Yalla Feminismus rausgebracht,
Reyhan: wo ich unter anderem auch auf die Missstände im Hochschulbetrieb aufmerksam
Reyhan: mache und ich spreche ganz viel mit Forschenden, Studierenden,
Reyhan: mit Promovierenden und Postdocs und auch mit ProfessorInnen und ich höre ganz viele Geschichten.
Reyhan: Wo Diskriminierung klein machen, unsichtbar machen, klein halten,
Reyhan: bis hin zu Sexismus, Frauen ihre Kompetenz absprechen, bis hin zu sexueller
Reyhan: Gewalt von Seiten des Professors Und die Frauen, die meisten,
Reyhan: sich nicht trauen zu wehren, weil es keine Mittel gibt und wenn sich mal jemand
Reyhan: traut, dann zur Stabstelle für Gleichstellung zu gehen, wird sie nicht gehört
Reyhan: oder wenn sie gehört wird, hat die Stabstelle für Gleichstellung keine Macht.
Reyhan: Also es gibt keine Institution oder so eine Kontrollinstanz,
Reyhan: in Anführungsstrichen, die sozusagen TäterInnen, meistens sind es Männer,
Reyhan: aber ich gender trotzdem, sozusagen sich vorknüpft, wenn zum Beispiel ein Vorwurf
Reyhan: von sexueller Gewalt im Raum steht oder andere Formen von Machtmissbrauch.
Reyhan: Da muss noch ganz, ganz viel getan werden und mit dieser Wahl von Diversify
Reyhan: wollte ich nochmal auf die Situation und verschiedene Diskriminierungsformen
Reyhan: und diese Hoffnungslosigkeit von Betroffenen im Hochschulbetrieb,
Reyhan: Hochschul- und Universitätsbetrieb in Deutschland aufmerksam machen.
Nicola: Ich fand auch ganz gut in dem Angebot, dass ja die verschiedenen Diskriminierungsformen
Nicola: überhaupt erstmal vorgestellt werden,
Nicola: weil wir ja schon vielleicht auch, würde ich mal sagen, für bestimmte Formen von Diskriminierung,
Nicola: also sexuelle Diskriminierung ist vielleicht noch mehr im Gespräch als zum Beispiel
Nicola: rassistische Diskriminierung oder auch klassistische Diskriminierung.
Nicola: Und dann den Betroffenen ja auch erst mal eine Sprache gegeben werden muss,
Nicola: oder überhaupt mal bewusst sein.
Nicola: Weil ich glaube, dass es immer wieder vorkommt, dass man diese Diskriminierung erfährt.
Reyhan: Aber nicht betiteln kann.
Nicola: Aber nicht betiteln kann, also sich unwohl fühlt, aber eigentlich gar nicht
Nicola: sagen kann, warum, weil es noch gar keine Worte dafür gibt.
Nicola: Und deshalb ist es ja so wichtig, dass es an die Sprache angeknüpft ist.
Nicola: Ich höre immer wieder den Vorwurf,
Nicola: Das kennen wir ja auch nur zu gut. Ja, das mit der Sprache ist ja alles nicht so wichtig.
Nicola: Also ob wir jetzt irgendwie mit einem Sternchen oder mit einem Doppelpunkt oder
Nicola: überhaupt nicht, darauf kommt es doch gar nicht an.
Reyhan: Ja, also wirklich so diese Exklusion von Frauen, weil das ist auch so ein Thema,
Reyhan: Gendersprache, wieso gendern wir?
Reyhan: Ich meine, wir gendern nicht seitdem jetzt endlich mal auch die Mehrheitsgesellschaft
Reyhan: gemerkt hat, dass es queere Identitäten gibt, sondern wir gendern.
Reyhan: Das ist eine Errungenschaft von der feministischen Bewegung in Deutschland.
Reyhan: Die hat Jahrzehnte gedauert, bis wir sozusagen vom generischen Maskulinum,
Reyhan: der wirklich nur Männer bezeichnet und nichts anderes,
Reyhan: wo sich dann die ersten Feministinnen beschwert haben und gesagt haben,
Reyhan: wir sind nicht sichtbar.
Reyhan: Wo es auch Studien dazu gibt, wo Kindern sozusagen Texte mit nur dem generischen
Reyhan: Maskulinum vorgelesen wurden und die Kinder sollten dann sozusagen malen,
Reyhan: was sie verstanden haben.
Reyhan: Die haben nur Männer gemalt, weil sie nur Männer verstanden haben.
Reyhan: Und dann hat sozusagen die feministische Bewegung, sagen wir mal die zweite,
Reyhan: erstmal geschafft, dass das Binnen-I eingeführt wurde.
Reyhan: Das war der erste Schritt. Das hat Jahrzehnte gedauert und dann die dritte Welle
Reyhan: sozusagen dann mit dem Gendersternchen oder man kann auch einen Doppelpunkt
Reyhan: machen. Es geht hier einfach nur um eins.
Reyhan: Es geht darum, dass man alle Menschen sichtbar macht.
Reyhan: Und wenn sich diese Menschen nicht gesehen fühlen, kann man doch nicht sagen,
Reyhan: ja nee, ich gender nicht.
Reyhan: Ja, wenn du nicht genders, machst du die unsichtbar. Ich meine,
Reyhan: was würde denn dir einfach, was für einen Zacken von deiner Krone würde denn
Reyhan: abfallen, wenn du diesen trans- oder queeren Menschen sichtbar machst?
Reyhan: Das ist immer, das verstehe ich nicht. Aber ich bin die Letzte,
Reyhan: die sich da hinstellt und sagt, so alle müssen gendern.
Reyhan: Weil ich bin auch dafür, dass extrem rechte Menschen oder faschistische Menschen,
Reyhan: die sollen nicht gendern, weil das ist auch nicht deren Ideologie.
Reyhan: Sie sind frauenfeindlich und queernfeindlich, dann sollen sie es auch sprachlich
Reyhan: sichtbar machen, indem sie nicht gendern.
Nicola: Also du meinst, sie sollen sich nicht hinter einer Sprache verstecken,
Nicola: deren Werte sie eigentlich gar nicht teilen.
Reyhan: Die brauchen eh nicht gendern, weil das sind ja die Größten,
Reyhan: die sich darüber aufregen und das versuchen so ins Lächerliche zu ziehen.
Reyhan: Aber worauf ich nochmal hinweisen wollte, das ist so, weil ich ja vorhin gesagt
Reyhan: habe, das ist eine Errungenschaft von feministischen, vor allem feministischen Linguistinnen.
Reyhan: Ja, das ist wirklich Wissenschaft.
Nicola: Ja, das kommt aus der Linguistik.
Reyhan: Ja, das ist Geschichte, das ist so deutsche Wissenschaftsgeschichte und die
Reyhan: kann man doch nicht irgendwie unsichtbar machen.
Reyhan: Und zu tun, als ob es irgendeiner sich da ausgedacht hat, weil er sie erst nichts Besseres zu tun hatte.
Reyhan: Es geht um Inklusion, es geht darum, um marginalisierte Menschen,
Reyhan: die selbst sagen, wir fühlen uns nicht gesehen.
Reyhan: Und mit einem generischen Maskulinum fühle ich mich als Frau auch nicht gesehen. Du etwa?
Nicola: Na, überhaupt nicht. Und ich meine, dafür gibt es ja auch Wissenschaft,
Nicola: also wirklich Fakten, um das auch darzustellen.
Nicola: Und also ich sehe immer den großen Gegensatz, dass sehr, sehr viel Geld investiert
Nicola: wird in die sogenannten MINT-Programme, weil man natürlich sieht,
Nicola: dass es schöner wäre, wenn auch mehr Frauen diese Berufe ergreifen würden,
Nicola: wo es einen wirklich eklatanten Fachkräftemangel gibt.
Nicola: Und es wird unheimlich viel Geld da reingesteckt, schon junge Mädchen zu erreichen.
Nicola: Gleichzeitig aber nicht gesehen, dass man diese jungen Mädchen,
Nicola: jungen Frauen und älteren Frauen natürlich auch in einer Weise ansprechen muss.
Reyhan: Dass sie sich angesprochen fühlen.
Nicola: Und diesen Widerspruch, den verstehe ich gar nicht, dass Menschen einerseits
Nicola: sagen, wir brauchen viel mehr Frauen, die Frauen müssen doch auch viel mehr
Nicola: sich für Naturwissenschaften begeistern.
Nicola: Gleichzeitig aber das nur bedingt gemacht wird. Also es ist ja auch nicht so,
Nicola: man kann immer sagen, die machen das alle nicht.
Nicola: Aber was ja gerade zu beobachten ist und das ist ja das, wir haben einstiegs
Nicola: von den Ergebnissen jetzt auch gesprochen, die die Bundestagswahl gezeigt hat.
Reyhan: Genderverbot ist mir noch eingefallen.
Nicola: Genderverbot, aber auch Gender Studies sind ja unter Beschuss von bestimmten
Nicola: politischen Richtungen.
Nicola: Also genau das nicht mehr zu erforschen oder als überflüssig zu betrachten.
Reyhan: Also es ist wirklich unglaublich, weil das ist wirklich für mich Wissenschaftsfeindlichkeit
Reyhan: und Förderung von Fake News.
Reyhan: Also da fängt das Elend an, finde ich. Ja, weil ich kann das nicht verstehen
Reyhan: und da geht es doch wirklich, da geht es doch, weil Wissenschaft ist doch etwas
Reyhan: Differenziertes, Umfassendes.
Reyhan: Da gibt es nicht richtig oder falsch. Ich kann das von außen bewerten,
Reyhan: aber es gibt einfach Fakten.
Reyhan: Und es gibt bestimmte Denkrichtungen, die kann man lernen. Entweder akzeptiert
Reyhan: man das oder nicht. Aber die gibt es.
Reyhan: Und ich kann als Wissenschaftlerin nicht verstehen, wie Menschen immer mehr
Reyhan: so in die Richtung gehen, dass sie bestimmte empirisch belegte Fakten leugnen
Reyhan: wollen. Mit Händen und Füßen.
Reyhan: Und zwar nicht mit Wissenschaft oder mit Gegenfakten, sondern mit Fake News und Lust und Laune.
Reyhan: Also wirklich, das geht nicht in meinem Kopf. Und da geht ja sozusagen,
Reyhan: da gehen ja viele, also da geht die Entwicklung von vielen Gesellschaften ja hin,
Reyhan: dass so Menschen, die sozusagen selber vielleicht keinen Zugang zur Wissenschaft
Reyhan: haben, verstehe ich, muss ja auch nicht und kann ja auch nicht jeder.
Reyhan: Aber ich bin damit aufgewachsen, dass sozusagen, wenn ich etwas nicht weiß,
Reyhan: dass ich mich darüber informiere und vor allem auch Respekt habe vor dem,
Reyhan: was andere Menschen für uns alle oder für den Fortschritt gedacht haben und gemacht haben.
Reyhan: Und wenn ich das irgendwie gegenbelegen möchte, dann muss ich was dafür tun
Reyhan: und erstmal beweisen, warum ich denn zu diesem Ergebnis komme.
Reyhan: Aber ich beobachte immer mehr Menschen, vor allem auch, ich will jetzt nicht
Reyhan: über Corona sprechen, aber vor allem in der Corona-Zeit,
Reyhan: wo ich dachte so, ey, das sind bestimmte Fakten, die sich dann hinstellen aus
Reyhan: dem Nichts ohne Gegenthesen oder
Reyhan: auch nicht ohne gegenbelegte Fakten und sagen, nee, das gibt es nicht.
Reyhan: Und das wurde da und da im Labor erfunden.
Nicola: Und ich glaube, das ist wirklich das Problem, was wir vermutlich leider hier
Nicola: gerade in unserem Gespräch nicht lösen können, dass auch diejenigen,
Nicola: die dann bestimmte Positionen behaupten, die eigentlich wissenschaftlich nicht belegt sind.
Nicola: Inzwischen die Mittel haben so zu tun, als gäbe es dafür wissenschaftliche Belege.
Reyhan: Ich bin gespannt, es gibt ja so eine, ich will jetzt keinen Namen nennen,
Reyhan: aber die AfD hat ja auch eine Stiftung und da bin ich jetzt gespannt,
Reyhan: was die da erforschen, in Anführungsstrichen.
Nicola: Ja, das bleibt abzuwarten. Genau, ich glaube, wir kommen in Themengebiete,
Nicola: wo wir wahrscheinlich jetzt, wie gesagt, das nicht lösen können.
Nicola: Und ich würde sagen, wir gehen zum nächsten Lernangebot. Auch das stellen wir,
Nicola: wie immer, noch einmal vor.
Christian: Die neue Frau – wie Künstlerinnen und Gestalterinnen das Bild der Moderne prägten.
Christian: Das Online-Lernangebot bietet eine spannende Entdeckungsreise in die Geschichte
Christian: der künstlerischen Ausbildung für Frauen an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg.
Christian: Die HFBK war eine der ersten Künstlerakademien, die Anfang des 20.
Christian: Jahrhunderts Frauen zugelassen hatte.
Christian: Das Angebot zeigt, wie 14 Künstlerinnen und Gestalterinnen dort ihren Weg machten.
Christian: Anhand von Archivmaterial, historischen Veröffentlichungen und Nachlässen werden
Christian: ihre Lebens- und Arbeitswege nachgezeichnet.
Christian: Die Biografien zeigen, wie sie mit gesellschaftlichen Umbrüchen und politischen
Christian: Herausforderungen umgingen und so den Weg für eine eigenständige künstlerische
Christian: Ausbildung für Frauen ebneten.
Christian: Das Verständnis dieser Entwicklung regt dazu an, heutige Debatten über Gleichberechtigung
Christian: und die Rolle von Frauen in der Kunst neu zu betrachten. Das Lernangebot ist
Christian: entstanden an der Hochschule für Bildende Künste in Zusammenarbeit mit verschiedenen
Christian: ForscherInnen, AutorInnen und GrafikerInnen.
Nicola: Ja, das ist 100 Jahre ungefähr her, habe ich jetzt gesehen, als ich mir das
Nicola: Angebot nochmal angeguckt habe, dass das erste Mal Frauen und dann auch nur
Nicola: als Hospitantinnen für ausgewählte Kurse diese Hochschule besuchen durften.
Nicola: Und damit waren sie auch noch lange gar nicht sichtbar in ihrer Kunst,
Nicola: sondern sie hatten überhaupt erstmal einen Zugang.
Nicola: Glaubst du, dass wir aus so einem biografischen Ansatz, der ja hier zugrunde
Nicola: ist, wo einfach wirklich Frauen und ihr Leben dargestellt werden,
Nicola: was für heute lernen können?
Reyhan: Oh ja, also weil es einfach erstmal diese Darstellung oder diese Biografien
Reyhan: von KünstlerInnen von früher,
Reyhan: das ist für mich so zu sehen oder nachfühlen, wie Frauen schon früher unsichtbar
Reyhan: gemacht wurden oder wo versucht wurde, Frauen unsichtbar zu machen oder wo Frauen
Reyhan: einfach nicht vorkamen in bestimmten Bereichen.
Reyhan: Übrigens auch an Universitäten.
Reyhan: Die waren ja 200 Jahre lang weiße Männeruniversitäten, bis die ersten adeligen Frauen kamen.
Reyhan: Im 1700 noch was hat ja irgendwie erst 1700 noch was hat die erste Frau sozusagen,
Reyhan: adelige Frau sozusagen promoviert oder eine Doktorarbeit beschrieben.
Reyhan: Und zweitens, also erstmal wirklich so.
Reyhan: Genau, das zu sehen, wie das früher war, weil in manchen Bereichen hat sich
Reyhan: das wirklich nur wenig verändert.
Reyhan: Und zweitens finde ich das immer cool, wenn ich Biografien von Frauen sehe oder
Reyhan: von queeren Menschen, weil mich das inspiriert.
Reyhan: Also ich finde das immer im jeglichen Sinne, im wissenschaftlichen,
Reyhan: kreativen, künstlerischen Sinne oder so im Sinne des Lebenswegs immer inspirierend.
Reyhan: Und ich finde, solche Lernangebote können nie schaden.
Reyhan: Im Gegenteil, die transportieren immer etwas, was mich immer total persönlich inspiriert.
Nicola: Also ich habe mir auch die einzelnen Biografien nochmal durchgesehen und was
Nicola: ich total auch wirklich beeindruckend fand, dass das dann zum Teil auch Frauen waren.
Nicola: Das war eben zwischen den Weltkriegen, die dann auch noch,
Nicola: da kommen wir wieder zum Thema Intersektionalität, zum Beispiel weil sie Jüdinnen
Nicola: waren, das Land verlassen mussten und gerade angefangen hatten hier in Deutschland
Nicola: an so einer Hochschule, die dann ja schon fortschrittlich war,
Nicola: ihre Kunst zu etablieren.
Nicola: Oder mit ganz viel Arbeit anzufangen und dann durch diese Flucht aus allem wieder
Nicola: rausgerissen wurden, in einer neuen Heimat ankamen, dort alles wieder aufbauen
Nicola: mussten und natürlich dann dort auch,
Nicola: wie selbstverständlich dafür zuständig waren, ein Haus einzurichten,
Nicola: sich um die Kinder vielleicht zu kümmern, die mit dabei waren und dann doch
Nicola: wieder in die klassische Rolle reinzubringen und dann in der Fremde eben auch
Nicola: nochmal wieder weitere Hürden waren.
Nicola: Und dass sie es dann aber trotzdem geschafft haben, dass wir heute noch über
Nicola: sie reden, finde ich, ist auch das Positive, was wir brauchen.
Nicola: Also, dass es dann wirklich ein Verdienst ist, diese Frauen jetzt mit diesem
Nicola: Angebot auch sichtbar zu machen.
Reyhan: Genau und was ich dabei auch sehr wichtig finde ist, was wir oftmals vergessen,
Reyhan: wir sind immer, wenn wir solche Geschichten hören oder lesen,
Reyhan: tun wir immer so, als ob es diese Geschichten heutzutage nicht mehr gibt.
Reyhan: Und du hast vorhin von jüdischen Frauen gesprochen, wir sind heutzutage immer
Reyhan: noch sehr aktuell zusätzlich, jetzt deutschlandbezogen, muslimische Frauen,
Reyhan: alevitische Frauen, geflüchtete Frauen, kurdische Frauen und queere Menschen. Was ist mit denen?
Reyhan: Die leben zwischen uns. Viele von uns aus der Mehrheitsgesellschaft haben überhaupt
Reyhan: gar keinen Kontakt zu diesen Lebenswelten und wissen gar nicht,
Reyhan: was für Struggles, sage ich mal, diese Frauen durchmachen müssen.
Reyhan: Und wir müssen uns ein bisschen davon, deshalb habe ich auch gesagt,
Reyhan: so inspirierend und empowernd, weil ich kann auch wirklich sehr,
Reyhan: sehr alte Geschichten aus dem 17. und 18.
Reyhan: Jahrhundert auf die heutige Lebenswelt anwenden.
Reyhan: Und es inspiriert mich nicht nur, es empowert mich auch.
Reyhan: Und das finde ich immer wichtig, dass man nicht so tut, dass nur etwas,
Reyhan: was lange her ist, akzeptiert wird oder Leid, das lange her ist, akzeptiert wird,
Reyhan: sondern auch, dass wir wissen, hey, wir sind eine Multi-Modelle.
Reyhan: Multikulti-Gesellschaft, wo verschiedene Migrationsströmungen zusammenleben,
Reyhan: neben einer Mehrheitsgesellschaft und das ist hier nicht alles rosig und wir
Reyhan: sollten auch mal unseren Blick schärfen auf marginalisierte Menschen und darum,
Reyhan: ich wiederhole nochmal,
Reyhan: dabei geht es mir nicht darum, dass wir irgendwie nur mit einer negativen Brille
Reyhan: da sitzen und das alles schlecht machen.
Reyhan: Oh Gott, oh Gott, oh Gott, sondern auch miteinander ins Gespräch kommen und
Reyhan: wenn wir können, uns gegenseitig irgendwie unterstützen und was geben,
Reyhan: weil wir alle einfach auch Menschen sind,
Reyhan: die die gleichen ähnliche Bedürfnisse haben.
Reyhan: Und eigentlich alle in Frieden leben wollen mit gesättigten Magen und nicht
Reyhan: mit Ängsten oder Diskriminierungserfahrungen.
Nicola: Wir kommen zu unserer Rubrik im Podcast.
Nicola: Wir haben eine Rubrik hier und das Verstehen ist immer sprachlich sehr schwer
Nicola: rüberzubringen. Du wirst vielleicht auch fragen, wie bitte?
Nicola: Die heißt Lernen oder Lernen.
Dritte Stimme: Lernen oder Lernen?
Reyhan: Lernen oder Lernen? Ist das nicht dasselbe Wort?
Nicola: Ja, genau. Du wirst es gleich hören an den Beispielen. Also du kriegst immer
Nicola: zwei Alternativen vorgestellt, die mit Lernen zu tun haben und müsstest dich
Nicola: für eine entscheiden, relativ spontan sehr gerne.
Nicola: Also Lernen aneignen oder Lernen weitergeben?
Reyhan: Beides.
Nicola: Entweder oder.
Reyhan: Achso, weitergeben.
Nicola: Okay. Lernen, um die Gesellschaft besser zu machen oder lernen,
Nicola: um sich selbst zu verändern?
Reyhan: Das Erste, um die Gesellschaft besser zu machen.
Nicola: Lernen in der Schule oder lernen durchs Leben?
Reyhan: Durchs Leben.
Nicola: Lernen von den Alten oder lernen von den Jungen?
Reyhan: Beides, aber ja, von den...
Nicola: Einen Joker hast du.
Reyhan: Ja, von den Alten.
Nicola: Von den Alten, okay. Lernen in Bremen oder lernen in Hamburg?
Reyhan: In Bremen.
Nicola: Lernen, wie wir stärker werden oder lernen, auch schwach zu sein?
Reyhan: Lernen, auch schwach zu sein.
Nicola: Ja, schön. Ja, lernen, auch schwach zu sein.
Nicola: Hast du das selber bei dir so erfahren müssen, dass du dir das auch zugestehen
Nicola: musstest, schwach zu sein?
Reyhan: Ja, ja, also ich glaube, Menschen, die eine schwere Depression in ihrem Leben durchgemacht haben,
Reyhan: haben, auf eine ganz intensive Art und Weise lernen müssen, dass sie lernen
Reyhan: müssen, dass sie auch mal schwach sind.
Nicola: Ja. Möchtest du dann noch was zu sagen?
Nicola: Die Krankheit hat dich ja auch dann tatsächlich mal rausgerissen, richtig? Ja, ja.
Nicola: Deshalb ist es eben auch, denke ich, wenn du darüber was sagen magst,
Nicola: etwas, was ja auch zu dir, zu deiner Person gehört und sicherlich auch das bestimmt,
Nicola: was du heute rausmachst.
Reyhan: Auf jeden Fall und es ist zwar sozusagen bezüglich der Sprache oder das Sprechen
Reyhan: über Depressionen besser geworden als vor 20 Jahren,
Reyhan: das auf jeden Fall, aber es ist immer noch tabuisiert und immer noch stigmatisiert
Reyhan: für überhaupt psychische Erkrankungen und ich kann nur Betroffenen Mut machen,
Reyhan: dass es einen Weg raus gibt.
Reyhan: Weil bei mir war das so, ich habe eine schwere Depression gehabt und das erste
Reyhan: Jahr habe ich nicht daran geglaubt, dass es besser wird, trotz Therapie und Klinikaufenthalt etc.
Reyhan: Und ja, es ist vielleicht leicht gesagt oder einfacher gesagt als getan,
Reyhan: aber man sollte sich nicht einigeln. Man sollte sich Hilfe holen,
Reyhan: professionelle Hilfe, weil bestimmte Sachen können auch die FreundInnen nicht auffangen.
Reyhan: Das ist wichtig, dass man Freunde und Freundinnen hat, mit denen man sprechen
Reyhan: kann, aber es ist genauso wichtig, dass man mit professionellen Menschen über
Reyhan: bestimmte Gedanken sprechen kann, die man zu der Zeit hat.
Reyhan: Und es ist eine Krankheit, das seid nicht ihr, wenn ihr betroffen seid.
Reyhan: Lasst euch helfen und es gibt auf jeden Fall einen Weg raus. Das habe ich gelernt.
Nicola: Also es wird ja mal so oft gesagt, was dann Betroffene tun müssen.
Nicola: Vielleicht sollten wir auch nochmal sagen, was kann ich denn als Mensch,
Nicola: der vielleicht mitbekommt oder vielleicht auch die Ahnung hat,
Nicola: da könnte jemand von einer Depression betroffen sein, tun?
Reyhan: Zuhören und ertragen, wenn Menschen ganz lange weinen und traurig sind.
Reyhan: Weil es ist ja eher eine Form von tiefer Traurigkeit und das ist ja jetzt irgendwie
Reyhan: nicht eine Laune oder so.
Reyhan: So Aussagen wie jetzt reiß dich mal zusammen und zu vermeiden.
Reyhan: Aber so dieses Zuhören, tatsächlich zuhören und ertragen, dass jemand weint,
Reyhan: auch über vielleicht mehrere Stunden, das ist schon sehr wichtig.
Nicola: Hm.
Nicola: Ja, ich finde es gut, dass du selber das Thema angebracht hast und mach trotzdem
Nicola: jetzt einen ganz harten Cut zu einem Thema, was da so gar nichts mit zu tun hat,
Nicola: außer dass es dein drittes Thema ist, was du dir ausgewählt hast aus den Lernangeboten.
Nicola: Und da geht es um etwas vielleicht gar nicht ganz anderes. Wir werden die Zusammenhänge schon zeigen.
Nicola: Wir stellen das Angebot erst nochmal einmal kurz vor.
Christian: KI-Tools kurz erklärt. So verwendest du ChatGPT, LeonardoAI und Co.
Christian: Dieses Lernangebot ermöglicht es, gängige KI-Tools Schritt für Schritt und für
Christian: den eigenen Gebrauch kennenzulernen.
Christian: Dabei geht es um die schon breiter Bekannten, wie zum Beispiel ChatGPT und MidJourney,
Christian: genau wie um das unbekanntere Tool zur Textverarbeitung, Euroflash.
Christian: In verständlicher Sprache lernen UserInnen Funktionen kennen,
Christian: erhalten rechtliche Informationen und nützliche Tipps zum Prompting.
Christian: Das Angebot umfasst konkret zum einen leichte Texte, anschauliche Videos für
Christian: die Anwendung der Tools, eine Wissenssammlung für das tiefere Eintauchen und
Christian: ein Dialogforum zum Austausch und gemeinsamen Lernen.
Christian: KI-Tools leicht erklärt ist ein Angebot der Hamburg Open Online University,
Christian: des Multimedia-Kontors Hamburg und der TU Hamburg.
Nicola: KI und du. Wie würdest du euer Verhältnis bezeichnen?
Reyhan: Gut, ich bin total interessiert und ich finde das wichtig,
Reyhan: dass man sich früh genug mit KI auseinandersetzt, weil da kommen so wichtige
Reyhan: Fragen, werden auf einmal wichtig. Wie gehen wir mit KI um?
Reyhan: Also angefangen von, jetzt bei diesem Lernangebot ist ja vor allem wichtig,
Reyhan: wie gehen wir mit Chat, GPT um oder Leonardo.
Reyhan: Es gibt einen niedrigschwelligen Zugang und man kann das lernen.
Reyhan: Das finde ich sowieso immer wichtig.
Reyhan: Und dann, wie kann ich das anwenden? Und dann schwirren dann noch andere,
Reyhan: wichtigere Fragen, wie zum Beispiel, kann KI einen Menschen ersetzen?
Reyhan: Wenn ja, wie können wir damit umgehen? Und kann KI irgendwann der Menschheit schaden?
Reyhan: Wenn ja, wie können wir damit umgehen? Oder was können wir irgendwie so machen,
Reyhan: dass wir mit unseren Kindern oder mit jungen Menschen sozusagen einen,
Reyhan: in Anführungsstrichen, guten Umgang mit KI finden? Also ich finde das sehr.
Nicola: Sehr interessant, die Frage.
Reyhan: Und man kann gar nicht genug darüber lernen, finde ich, weil es immer wichtiger wird.
Nicola: Und KI wird ja auch die Wissenschaft maßgeblich verändern.
Reyhan: Hat sie ja schon angefangen.
Nicola: Siehst du das auch positiv? Oder man könnte ja auch ganz konkret sagen,
Nicola: dann brauchen wir doch bald gar keine WissenschaftlerInnen mehr.
Nicola: Das ist ja immer so ein bisschen die Frage, die dahinter steht,
Nicola: dass Menschen vielleicht Angst haben, ersetzt zu werden.
Nicola: Oder aber vor so elementaren Veränderungen durch KI in ihrem Job Sorge haben,
Nicola: dass sie sagen, bin ich dann da noch an der richtigen Stelle eigentlich?
Reyhan: Also ich habe jetzt keine Angst davor, dass KI WissenschaftlerInnen ersetzen kann, weil...
Reyhan: Ja, also ein KI ist auch nur immer so schlau, wie der Mensch,
Reyhan: der es organisiert hat, der es sozusagen programmiert hat.
Reyhan: Aber also in der Wissenschaft spielt das eine ganz große Rolle,
Reyhan: weil zum Beispiel so als Dozentin oder Professorin sozusagen bei den ganzen
Reyhan: Hausarbeiten oder Abschlussarbeiten, die abgegeben wurden.
Reyhan: Ich merke das jetzt schon so bei meinem Umfeld sozusagen, wo mir Leute Texte
Reyhan: geben zum Lesen, also zum Korrekturlesen.
Reyhan: Und ich dann merke so, das wurde auf jeden Fall mit KI geschrieben.
Nicola: Woran merkst du das?
Reyhan: Ja, an der ganzen Sprache. Also das ist schon sehr.
Nicola: Sehr auffällig. Das ist natürlich nochmal besonders waghalsig.
Reyhan: Aber andererseits so, ich merke es. Aber merken das auch alle.
Reyhan: Also ich glaube auch, gerade für Lehrende, sage ich mal, ist das wichtig,
Reyhan: sich mit KI auseinanderzusetzen, weil sonst sieht man wirklich alt aus und korrigiert
Reyhan: die ganze Zeit irgendwelche Texte, die von KI generiert wurden und merkt das gar nicht.
Reyhan: Also das ist jetzt nur so ein Abschnitt, was ich wichtig finde.
Reyhan: Oder auch so, dass dieser ganze, in Anführungsstrichen, Computerbereich,
Reyhan: KI, ist ja auch schon jetzt sehr weiß-männlich dominiert.
Reyhan: Das machen ja, wenn es Frauen machen, sehr wenige und die, die es machen, die sind ja unsichtbar.
Reyhan: Also ich finde, dass da auch schon wirklich genderspezifisch gezielt Frauen
Reyhan: gefördert werden müssten, damit sie halt auch den Umgang kennen und halt auch
Reyhan: damit auch sozialisiert werden.
Reyhan: Das haben wir jetzt auch generell seit den 90ern bei so Computern gesehen.
Reyhan: Ist ja halt auch eine Männerdomäne geworden, siehe Ellen Musner oder Zuckerberg.
Reyhan: Nein, aber das finde ich auch gerade, also das müsste man nochmal so aus der
Reyhan: intersektionalen Perspektive sozusagen gezielt an die Frau oder ja an marginalisierte
Reyhan: Menschen und vor allem auch an Frauen näher bringen.
Nicola: Was ja als Gefahr gesehen wird und also da bin ich auch tatsächlich,
Nicola: ich bin auch, finde schade, dass man sehr viel über Gefahren und aus meiner
Nicola: Sicht zu wenig über Potenziale spricht, weil vielleicht könnte das ja auch helfen,
Nicola: die Gefahren auszublenden.
Nicola: Aber was auf jeden Fall ein Thema ist, ist ja, dass KI sehr stark eben das dann
Nicola: auch nochmal verstärken, was sowieso schon da ist, nämlich Rassismen und Diskriminierung.
Nicola: Weil ja, die ganzen sind ja Lernmaschinen, die das auch erstmal lernen müssen,
Nicola: mit dem Material arbeiten, was es schon gibt.
Nicola: Und das muss ich dir nicht sagen, ist durchsetzt von Rassismen und von Diskriminierung.
Reyhan: Genau, einmal das und halt auch von Sexismen. und mir ist gerade eingefallen,
Reyhan: mir hat irgendwie so als KI jetzt so vor zwei Jahren so,
Reyhan: brandneu war oder ChatGPT.
Nicola: Durch die letztendlich Verfügbarmachung von ChatGPT einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Reyhan: Genau, da hat mir so ein Fan sozusagen geschrieben,
Reyhan: an meinen öffentlichen Account und hat gesagt, hier, ich habe ChatGPT gesagt
Reyhan: oder befohlen, dass der einen Lady Betray Song machen soll und das hat der mir ausgespuckt.
Reyhan: Dann hat er mir diesen dreistrufigen Song geschickt, der einfach grottenschlecht war.
Nicola: Was daran war grottenschlecht?
Reyhan: Die ganze Sprache, die hat es einfach, also die KI hat das, also ChatGPT hat
Reyhan: das so sexualisiert gemacht, aber nicht diese spezielle Lady Betray Nuance, also diese,
Reyhan: persönlichen Sprachstil hatte das einfach nicht drauf.
Reyhan: Das war wirklich auffällig, bis hin zu grammatischen Fehlern und überhaupt.
Reyhan: Also es war so, gefällt dir das, was er ausgespuckt hat?
Reyhan: Nö, aber ich wollte es dir mal zeigen, weil ich habe mir wirklich Mühe gegeben
Reyhan: und besser geht nicht und so. Ich so, okay, danke.
Nicola: Ja, man muss natürlich damit rechnen, dass die KIs auch besser werden.
Nicola: Und das auch in einem wahrscheinlich doch sehr schnellen Tempo,
Nicola: wenn man sich die Entwicklungen anschaut.
Nicola: Und deshalb finde ich tatsächlich auch eine Diskussion darüber, wie man mit,
Nicola: kreativem Material, das es ja schon gibt, umgeht und mit der Weiterverarbeitung Und so weiter.
Nicola: Aber wie immer im Leben ist das so, diese Lerneinheit könnte diese Fragen anstoßen,
Nicola: wenn man sich damit beschäftigt.
Nicola: Aber erstmal muss man sich, glaube ich, auch mit den Tools auseinandersetzen,
Nicola: bevor man anfängt, den nächsten Diskurs zu eröffnen.
Nicola: Was könnte das einmal bewirken oder am besten natürlich sogar parallel beide.
Nicola: Also ausprobieren, mitmachen, sich das genau angucken und dann aber auch fragen,
Nicola: was macht das denn mit uns als Gesellschaft.
Reyhan: Genau und dafür ist ja dieses Lernangebot, KI-Tools kurz erklärt, genau das Richtige.
Reyhan: Man kann ausprobieren und experimentieren und wenn man das dann sich so ein
Reyhan: bisschen eingeeignet hat,
Reyhan: ist man mehr im Gespräch und dann kann man sich auch allgemeinere Gedanken über
Reyhan: KI und den Umgang von Menschen mit KI machen und ist dann so im Bilder.
Reyhan: Also ich finde das total wichtig.
Nicola: Gut, wir haben drei tolle Lernangebote, eine tolle Persönlichkeit,
Nicola: über die wir hier gesprochen haben und kommen eigentlich ja schon zum Ende.
Nicola: Aber ich möchte dir gerne noch den Raum lassen, vielleicht noch,
Nicola: wenn du noch etwas hast, was dir wichtig ist, loszuwerden oder mitzugeben den Zuhörenden.
Reyhan: Ich dachte, ich musste gerade daran denken, so kann ich noch jemanden grüßen.
Nicola: Ja, auch das. Einmal so akustisch winken ist auch erlaubt.
Nicola: Meine Mutter, mein Vater, die Tante.
Reyhan: Nein, was war, also ich habe jetzt Raum.
Nicola: Wenn du noch irgendwas, eine Botschaft hast oder einen Hinweis oder einen Tipp
Nicola: oder Sonstiges, dann wäre das die Möglichkeit, irgendwas, was ich dich vielleicht
Nicola: auch nicht gefragt habe, wo du sagst,
Nicola: Da möchte ich nochmal gerne einen Punkt hintersetzen, wäre das die Möglichkeit,
Nicola: muss aber auch gar nicht sein.
Reyhan: Ja, ich würde schon gerne bei dem ansetzen, was wir schon ein bisschen besprochen
Reyhan: haben und ich würde Studierenden oder Promovierenden oder Postdocs,
Reyhan: die rumstruggeln und wirklich marginalisiert sind,
Reyhan: sich ungesehen fühlen an der Universität oder an der Hochschule,
Reyhan: dass sie nicht aufgeben sollen, sondern wirklich irgendwie das Gespräch suchen
Reyhan: sollen mit anderen Betroffenen.
Reyhan: Und daran glauben sollen, das was sie fühlen und sehen, dass zum Beispiel wenn
Reyhan: sie diskriminiert werden,
Reyhan: dass das oftmals so gegassleitet wird, dass sie wirklich ihrem eigenen Gefühl
Reyhan: und ihrem Gespür glauben und sich nicht unterbuttern lassen.
Reyhan: Und es gibt ein Ende, macht es sichtbar und gebt nicht auf, ihr seid nicht alleine.
Reyhan: Das würde ich gerne nochmal.
Nicola: Ja, das ist eine gute, finde ich eine super Botschaft in diesen Zeiten und überhaupt.
Nicola: Ja, dann danke ich erstmal allen, die uns hier zugehört haben bis hierhin und
Nicola: falls euch dieses oder auch andere Gespräche, die wir schon geführt haben,
Nicola: gefallen, dann empfehlt uns gerne weiter. Wir sind immer noch ein junger,
Nicola: aufstrebender Podcast.
Nicola: Abonniert uns, da werdet ihr keine Folge mehr verpassen.
Nicola: Schaut auch gerne bei der HU online mal vorbei. Die Lernangebote,
Nicola: die wir besprochen haben, sind natürlich in den Shownotes verlinkt,
Nicola: aber es gibt auch noch viele andere.
Nicola: Und das lohnt sich einfach, das einfach mal auszuprobieren. Es kommen auch immer
Nicola: weiter neuere Angebote dazu.
Nicola: Danke vor allem aber dir, Reyhan, für deine Offenheit, die Zeit,
Nicola: die du dir genommen hast und die schöne Begegnung mit dir.
Nicola: Ich habe mich gerne mit dir beschäftigt, auch im Vorfeld und freue mich,
Nicola: dich kennengelernt zu haben. Vielen Dank.
Reyhan: Vielen Dank dir für die Moderation, liebe Nicola und Hamburg Open Online University. Yeah, yeah und Peace.
Dritte Stimme: Hamburg – Was willst du wissen? ist ein Podcast der Hamburg Open Online University an der HAW Hamburg.
Dritte Stimme: Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter
Dritte Stimme: waswillstuwissen.haw-hamburg.de.
Dritte Stimme: Moderation Nikola Wessinghage und Christian Friedrich Musik Jakob Kopczynski Produktion
Dritte Stimme: Christian Friedrich Die Angebote
Dritte Stimme: der Hamburg Open Online University stehen allen frei zur Verfügung.
Dritte Stimme: Um unsere Lernangebote zu nutzen, musst du keine Voraussetzungen erfüllen.
Dritte Stimme: Schau einfach online vorbei.
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