Alexander Porschke
Shownotes
Alexander Porschke (Wikipedia)
Interview bei Hamburg schnackt
Bunte Liste – Wehrt euch (Wikipedia)
Kommunistischer Bund (Wikipedia)
Fraktionsgeschichte Grüne Hamburg
Scheiße, Cheri: Bericht im Spiegel vom 26.12.1982 zur Bürgerschaftswahl in Hamburg
Werte- und Entwicklungsquadrat (Wikipedia)
Triggerpunkte (Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser)
Volksinitiative Hamburgs grün bleibt erhalten
Schierlings-Wasserfenchel (Wikipedia)
ZEIT: Unser Ziel ist die Verhinderung (16.02.2017)
Vor 30 Jahren: Protest gegen Volkszählung (bpb)
Lernangebote
Lernangebot: How to Change a Running System
Foto Alexander Porschke: NABU Deutschland
Credits
Moderation: Nicola Wessinghage und Christian Friedrich
Musik: Jakob Kopczynski
Produktion: Christian Friedrich
Die Angebote zum Selbstlernen auf der Online-Plattform der Hamburg Open Online University stehen allen Interessierten frei zur Verfügung.
Um unsere Lernangebote zu nutzen, brauchst du weder zu studieren noch bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Schau einfach online vorbei. Unsere Internetadresse ist www.hoou.de
Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter waswillstduwissen@haw-hamburg.de
Transkript anzeigen
Dritte Stimme: Du hörst Hamburg. Was willst du wissen? Ein Podcast der Hamburg Open Online University.
Dritte Stimme: Menschen aus Hamburg sprechen über ihre Lebens- und Lernwege.
Alexander Porschke: Persönlich ist diese Erkenntnis, dass wir uns tagtäglich in solchen großen Abwägungskonflikten befinden.
Alexander Porschke: Das ist für mich, für meinen Weltbild total wichtig geworden,
Alexander Porschke: weil das führt dazu, dass ich nicht mehr davon ausgehen muss,
Alexander Porschke: es gibt Gute und Böse auf der Welt.
Alexander Porschke: Also wenn es so viele Böse gibt, wie Leute, die gegen meine Vorschläge sind,
Alexander Porschke: dann wäre ich wirklich schlecht bedient.
Alexander Porschke: Und deswegen glaube ich, die Welt so zu verstehen und auch die Logik der politischen
Alexander Porschke: Akteure zu verstehen, ist eine Voraussetzung dafür, dass man sie beeinflussen kann.
Christian: Hamburg, das ist heute Alexander Porschke. Als ehemaliger Umweltsenator und
Christian: später auch als Vorstand des Naturschutzbundes NABU in Hamburg,
Christian: ist er vielen Hamburgerinnen und Hamburgern bekannt als Streiter für den Schutz der Elbe.
Christian: Alexander Porschke ist Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, war vorhin zwischen
Christian: 45 Jahren an der Gründung der Grünen in Hamburg beteiligt und hat davor die
Christian: bunte Liste Wert euch mitbegründet.
Christian: Umweltschutz, Klimaschutz und Politik hat er über mehr als 40 Jahre zusammengebracht.
Christian: Oft streitbar, manchmal vielleicht auch streitlustig.
Christian: Aber auch pragmatischer Umweltschützer, der die Balance zwischen Naturschutz
Christian: und anderen öffentlichen Interessen sucht.
Christian: Irgendwie immer zwischen Konfrontation und Diplomatie.
Christian: In einem Podcast, in dem es sich um Lernen und persönliche Erfahrungen im Dazulernen,
Christian: im Verlernen, im immer wieder Neulernen dreht, ist Alexander Porschke also ein
Christian: passender Gast, weil sich in der konkreten Auseinandersetzung mit großen politischen
Christian: Fragen sicher viel lernen lässt.
Christian: Da waren wir aus dem Podcast-Team von Beginn an sicher und entsprechend sind
Christian: wir auch dankbar, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, Herr Porschke.
Christian: Herzlich willkommen hier in Hamburg, was willst du wissen?
Alexander Porschke: Ja, vielen Dank für die Einladung, Herr Friedrich.
Christian: Ich habe, wie man das so macht, in der Gesprächsvorbereitung,
Christian: man benutzt so die Suchmaschine des eigenen Vertrauens.
Christian: Inzwischen benutzt man hier und da vielleicht auch mal ein Chatbot oder ähnliches,
Christian: um was über die Leute, die dann bald vor einem sitzen werden und auf die man
Christian: sich vorbereiten möchte, rauszufinden.
Christian: Von Ihnen ein Zitat gefunden zur Stadt Hamburg. Sie sind ja gebürtiger Hamburger,
Christian: soweit ich das recherchieren konnte.
Christian: Und ich habe aus einem kurzen Interview aus dem Jahr 2017 etwas von Ihnen gefunden
Christian: und ich lese Ihnen das mal vor und mich würde interessieren,
Christian: wie Sie da heute drauf blicken.
Christian: Sie haben gesagt, Hamburg ist meine Heimatstadt. Sie ist eine grüne Stadt und
Christian: sie hat für mich eine sehr hohe Lebensqualität.
Christian: Das Nebeneinander und Gegeneinander von Arbeit und Leben, Internationalität
Christian: und Provinzialität, Planwirtschaft im Hafen und Wettbewerbspathos der Handelskammer
Christian: regt mich immer noch an, aber zum Glück nicht mehr auf.
Alexander Porschke: Das ist, könnte ich heute immer noch so sagen.
Christian: Ist stabil geblieben.
Alexander Porschke: Ja.
Christian: Insgesamt haben Sie, glaube ich, einen sehr starken Bezug zur Stadt,
Christian: oder? Ich weiß, dass Sie einmal für ein paar Jahre, haben wir eben auch im Vorgespräch
Christian: kurz darüber gesprochen, mal ein paar Jahre im Ausland waren, in Lima, in Peru.
Christian: Aber sonst eigentlich, nach allem, was ich finden konnte, immer hier geblieben, oder?
Alexander Porschke: Ja, genau. Hamburg ist mein ständiger Sohnsitz gewesen.
Alexander Porschke: Ich bin in Hamburg geboren. Ich mache auch mit großer Begeisterung Stadtführungen
Alexander Porschke: und in unserem Gästezimmer gibt es, glaube ich, drei Regalmeter nur mit Büchern über Hamburg.
Christian: Wenn Sie eine Stadtführung durch Hamburg machen, haben Sie so einen Geheimtipp,
Christian: der dann vielleicht nicht mehr ganz so geheim ist, wo Sie die Leute gerne hinführen,
Christian: wo es eine gute Resonanz gibt?
Alexander Porschke: Ja, es gibt, ich fange immer an, im Stadtzentrum.
Alexander Porschke: Das wissen nämlich die wenigsten, dass es ein tatsächliches Stadtzentrum gibt,
Alexander Porschke: also Cent groß und das befindet sich unter der Turmspitze des Rathauses.
Alexander Porschke: Also der Rathausturm, der nach unten verlängert.
Alexander Porschke: Und wenn Sie in der Eingangshalle, also wenn Sie durch die erste Gitter des
Alexander Porschke: Rathauses durchgehen, das ist so eine Art Vorraum, da liegt oft ein Teppich.
Alexander Porschke: Den sollten Sie dann mal schnell aufheben und beiseite schieben,
Alexander Porschke: dass tatsächlich so eine, ich sag mal, nicht mal Euro große Kupfermünze eingelassen,
Alexander Porschke: die ist das Zentrum der Stadt.
Alexander Porschke: Und von da aus gehe ich immer ganz gerne, das ist immer eine schöne Information
Alexander Porschke: zum Zentrum, noch ein bisschen was zur Entwicklung der Stadt, zur Altstadt.
Alexander Porschke: Inzwischen weiß man ja, dass die Hammerburg da auf dem Domplatz gestanden haben
Alexander Porschke: soll. Und das ist das eine Teil.
Alexander Porschke: Das zweite Teil, das mich auch stark, wo ich auch gerne hingehe,
Alexander Porschke: ist so ungefähr beim neuen Elbtunnel an die Elbe.
Alexander Porschke: Da ist dieses Gebäude in der Form eines Parallelogramms, dieser Docks,
Alexander Porschke: ich glaube Docks heißt das. Da kann man schön aufs Dach gehen und vom Dach aus
Alexander Porschke: kann man eben den Hafen gut sehen.
Alexander Porschke: Man sieht, wie die Süderelbe abgeht und kann von da aus dann die Strecke zur
Alexander Porschke: HafenCity gehen, kann was erzählen mit dem alten Elbtunnel, den wir besichtigen.
Alexander Porschke: Kann sagen, warum der alte Elbtunnel praktisch die strategische Grenze für die
Alexander Porschke: großen Schiffe ist, weil der hat halt nur eine begrenzte Tiefe.
Alexander Porschke: Und weshalb eigentlich der ganze übrige Hafen eigentlich für die heute nötige
Alexander Porschke: Schifffahrt gar nicht mehr so benötigt wird und einfach nur an den Privilegien
Alexander Porschke: der Hafenindustrie liegt es,
Alexander Porschke: dass er immer noch dem Hafenentwicklungsgesetz unterfällt und deswegen eine
Alexander Porschke: Stadtentwicklung in den Bereichen, die vom Hafen eigentlich gar nicht mehr dringendlich
Alexander Porschke: gebraucht werden, so erschwert wird.
Christian: Der alte Elbtunnel, jetzt schon fast Sehnsuchtsort.
Christian: Wir zeichnen auf, für die Zuhörenden, die das dann im August hören,
Christian: an einem der wärmeren Tage im Juni, beziehungsweise zu Beginn am Juli.
Christian: Und ich habe noch in Erinnerung, der alte Elbtunnel immer klimatisch zumindest
Christian: ganz, ganz angenehm, wenn man da zu Besuch ist.
Alexander Porschke: Ja, es ist eine konstante Kühle, würde ich mal sagen.
Christian: Genau, wie man ja auch den einen oder anderen Hamburgern nachsagt.
Christian: Sie waren früh in der Anti-Atomkraftwebung und der Umweltbewegung.
Christian: Ich würde schätzen, dass das in den 70ern bei Ihnen losging, oder?
Alexander Porschke: Ja, ich entsende mich noch ziemlich genau, dass es anfängt mit der Lektüre einer
Alexander Porschke: Broschüre der Atomindustrie.
Alexander Porschke: Ich glaube 66 Antworten hieß die zu Kritiken an der Atomindustrie und zu der
Alexander Porschke: gab es wiederum eine weitere Broschüre,
Alexander Porschke: die hieß 66 Erwiderungen auf die Antworten und die hat mich damals sehr interessiert.
Alexander Porschke: Ich habe mich dann da genauer mit befasst und fand die Argumente der Atomindustrie nicht einleuchtend.
Alexander Porschke: Und wenn man sich heute anguckt, dass heute Kriege angezettelt werden,
Alexander Porschke: weil es Staaten gibt, denen man nicht glaubt, dass sie die Atomenergie nur zivil nutzen wollen.
Alexander Porschke: Damals haben wir immer gesagt, die Atomenergie ist der Einstieg darin,
Alexander Porschke: auch sie militärisch nutzen zu können. Das ist also die Tür zur Atombombe.
Alexander Porschke: Das hat damals gestimmt und das stimmt heute. Nur heute ist es ein so weit anerkannter
Alexander Porschke: Sachverhalt, dass es sogar schon als Kriegsgrund herhalten kann.
Christian: Ja und das auch im Diskurs hat sich da wirklich viel getan. Auch jetzt gerade
Christian: in den letzten paar Jahren. Wir sprechen im Juli 2025.
Christian: Da hätten wir vielleicht sogar vor fünf Jahren noch anders drüber gesprochen.
Alexander Porschke: Ja, inzwischen können wir sagen, jetzt ist das in Deutschland mit dem Atomaustieg endlich vollzogen.
Alexander Porschke: War ja lange genug eine schwere Partie und es gibt ja auch heute jede Menge
Alexander Porschke: Staaten, die das anders handhaben als wir, aber ich bin sehr froh,
Alexander Porschke: dass wir diesen Weg gegangen sind in Deutschland.
Christian: Ich habe es ja eingangs gesagt, Sie waren Mitbegründer der Grünen.
Christian: Sie haben im Vorgespräch gesagt, bei der ersten Versammlung,
Christian: bei der die Grünen sich formierten.
Christian: Ich habe auch so ein bisschen was gelesen über Ihre Zeit bei der bunten Liste
Christian: Wert euch und habe selber auch, ich habe hier um die Ecke in Lüneburg studiert
Christian: und da kann man Nebenfächer studieren
Christian: und neben diesem Nebenfach habe ich Politikwissenschaften studiert.
Christian: Ich weiß noch, ich hatte einen Dozenten, der hat aus irgendeinem Grund sich
Christian: irgendwie die zurechtgelegt, dass die Studierenden auch rangeführt werden an
Christian: die Art und Weise, wie sich so
Christian: ökologische Bewegungen in verschiedenen europäischen Staaten formierten.
Christian: Und ich weiß noch, mir selber ist mit einer gewissen Überraschung untergekommen,
Christian: dass in verschiedenen Ländern, insbesondere ging es da so ums Baltikum,
Christian: sich grüne Bewegungen aus einer sehr konservativen Strömung heraus positioniert hatten.
Christian: Ich so als Kind der 90er, 2000er, wo ich so politisiert wurde.
Christian: Habe die Grünen nie so mit Konservatismus irgendwie unter einen Hut gesteckt
Christian: und habe dann in der Zeit viel gelernt.
Christian: Und dann habe ich wiederum mit der Brille jetzt so in diese Gründungszeit Ende
Christian: 70er, Anfang 80er geguckt und mir gedacht, dass da ja wahrscheinlich doch der
Christian: ein oder andere Grabenkampf ausgefochten wurde. Das lasse ich zumindest so.
Christian: Zwischen eher den konservativen Strömungen, die vielleicht auch gesellschaftspolitisch
Christian: gar nicht so viel mit Veränderung am Hut hatten und den etwas progressiveren,
Christian: in die ich, wenn ich mal diese beiden Lager so ganz grobschlechtig aufmache,
Christian: eher sie aufmachen würde, oder? Wie blicken Sie da heute drauf?
Alexander Porschke: Diese Auseinandersetzung hat es natürlich gegeben. Herbert Gruhl ist ja einer
Alexander Porschke: der Mitbegründer der Grünen, der war vorher CDU-Mitglied.
Alexander Porschke: Baldur Springmann, ebenfalls einer der Mitbegründer der Grünen,
Alexander Porschke: der kam jetzt aus der Blut- und Bodenecke, den würden wir heute dem AfD-Milieu zurechnen.
Alexander Porschke: Auch dieses Lager hat damals eine Zivilisationskritik geführt.
Alexander Porschke: Die heftigen Auseinandersetzungen, die es aber in Hamburg gab,
Alexander Porschke: die waren eher im linken Teil der Gesellschaft.
Alexander Porschke: Da ging es um die Frage, also die politische Gruppierung, in deren Umfeld ich
Alexander Porschke: mich damals bewegt habe, das war eine Fraktion des kommunistischen Bondes Nord.
Alexander Porschke: Die hieß der Gruppe Z und also vom Zentrum und die äh,
Alexander Porschke: Bei denen wurde diskutiert, dass es nicht nur um die Verteilung des Mehrwertes gehen müsse,
Alexander Porschke: sondern dass die Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft auch eine Kritik
Alexander Porschke: an der Richtung der Produktionsentwicklung sein sollte.
Alexander Porschke: Und gerade die Atomindustrie, die jetzt also von ihrer ganzen Anlage her eine Konzerntechnik ist.
Alexander Porschke: Das können nur ganz große Konzerne, die zahlt ein auf eine solche Form der Kapitalismuskritik.
Alexander Porschke: Also von daher gab es die Linke, die zerfiel in das Lager derjenigen,
Alexander Porschke: die sagten, ja im Sozialismus, gerade die sozialistischen Atomkraftwerke,
Alexander Porschke: da ist ja alles geregelt, da ist ja alles im Sinne des Gemeinwohls und deswegen
Alexander Porschke: sind nur die kapitalistischen Atomkraftwerke gefährlich, Klammer auf DKP, Klammer zu.
Alexander Porschke: Dann gab es innerhalb der Szenen, in der ich mich bewegt habe,
Alexander Porschke: also im Umfeld des Kommunistischen Bundes, ein Teil der Gesellschaft,
Alexander Porschke: die gesagt haben, wir müssen uns an diesem Projekt die Grünen beteiligen.
Alexander Porschke: An dem habe ich mich auch beteiligt. und müssen dieses neue Bündnis,
Alexander Porschke: das da entsteht, das müssen wir auf die Beine stellen, lauffähig machen und
Alexander Porschke: wir dürfen das parlamentarische Geschehen nicht mehr unseren Gegnern überlassen.
Alexander Porschke: Dem vorausgegangen war die Erfahrung an den Bauzäunen der Atomkräftwerke und
Alexander Porschke: so weiter und dass man mit Demonstrationen zwar jede Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann,
Alexander Porschke: aber der Einfluss auf die realen Entscheidungen, der war eben begrenzt.
Alexander Porschke: Und deswegen war unsere Parole damals in der bunten Liste, diesmal wählen wir
Alexander Porschke: uns selber Bürgerinitiativen in die Bürgerschaft.
Alexander Porschke: Das war quasi der Gründungsmythos der bunten Liste, werdet euch die ein Bündnis
Alexander Porschke: war, die eine Liste dann aufgestellt hat und tatsächlich in meinem Bezirk, in Eimsbüttel.
Alexander Porschke: Hat die bunte Liste, werdet euch Initiativen für Demokratie und Umweltschutz,
Alexander Porschke: wie sie hieß, also so einen langen Namen.
Christian: Kann man sich vorstellen.
Alexander Porschke: Wie viel Bündnisarbeit da schon drin steckt. hat sie 5,2 Prozent gekriegt und
Alexander Porschke: wird die erste parlamentarische Vertretung dieser neuen grünen Wahlbewegung in Deutschland.
Alexander Porschke: Mit entsprechend viel Hoffnung und Zuschreibung überhäuft, aber da war ich wirklich
Alexander Porschke: dicht dran an dieser Phase.
Christian: Und wenn ich das so höre, hat es da so ein bisschen an dem, was man heute vielleicht
Christian: Enttäuschungsmanagement nennt, gefehlt, oder?
Alexander Porschke: Aber sagen wir mal so, dass diese Schule, die wir durchgegangen sind,
Alexander Porschke: in dem wir die Grünen gegründet haben und dem wir dann auch kandidiert haben,
Alexander Porschke: dann haben wir 1980, glaube ich, 2, sonst was Prozent gehabt.
Alexander Porschke: Und dann sind wir 1982 in die hamburgische Bürgerschaft gekommen.
Alexander Porschke: Und in der hamburgischen Bürgerschaft war die Mehrheitspartei halt die SPD,
Alexander Porschke: deren Mehrheit hatten wir gebrochen.
Alexander Porschke: Und nun stand aber die Frage, was machen wir denn jetzt mit unserem Erfolg? Okay.
Alexander Porschke: Und da wir ja nicht regieren wollten,
Alexander Porschke: weil wir hielten das ja alles nur sozusagen für eine Büttelverwaltung im Auftrag
Alexander Porschke: des Kapitalismus, haben wir uns überlegt, ja was können wir denn nun tun,
Alexander Porschke: um unseren Einfluss dann trotzdem gelten zu machen.
Alexander Porschke: Und da haben wir einen Forderungskatalog aufgestellt, der sich mehr oder weniger
Alexander Porschke: an den Dingen orientierte, die auch die SPD sowieso wollte, aus unserer Wahrnehmung.
Alexander Porschke: Und den haben wir dann mit der SPD verhandeln wollen. Und diese Verhandlungen
Alexander Porschke: sind schön krachend gescheitert.
Alexander Porschke: Und dann gab es im September, Oktober eine Wiederholungswahl.
Alexander Porschke: Und wir hatten jetzt erwartet, weil wir ja das, was die Sozialdemokraten eigentlichen
Alexander Porschke: wollen, jetzt auch gegenüber der rechten Parteiführung durchsetzen wollten,
Alexander Porschke: würden sie ins Scharen zu uns überlaufen und so weiter und dann würden wir ganz
Alexander Porschke: groß rauskommen. Das Gegenteil war der Fall.
Alexander Porschke: Also die SPD mobilisierte für sich wieder eine absolute Mehrheit und wir verloren,
Alexander Porschke: glaube ich, zwei Prozent der Stimmen.
Alexander Porschke: Unsere damalige Führung, Thomas Ebermann und andere,
Alexander Porschke: Die verwiesen darauf, dass ja einen Monat zuvor die FDP, auch damals schon,
Alexander Porschke: eine sozialliberale Koalition zerschossen hatte und zu Kohl gewechselt war und
Alexander Porschke: dass der Verlust in Hamburg ein Schmidleitseffekt gewesen sei,
Alexander Porschke: so sagte unser damaliger Anführer hier.
Alexander Porschke: Das konnte man glauben. Das gleiche passierte aber vier Jahre später nochmal.
Christian: Ja, da war das eigentlich vorbei.
Alexander Porschke: Ja, da musste man irgendwie einsehen, nein, die Leute, die die SPD wählen,
Alexander Porschke: wählen sie, obwohl sie so scheiße ist, das wissen die.
Christian: Ja, das zieht sich irgendwie durch.
Alexander Porschke: Ja, das ist aber ein wichtiger Gesichtspunkt. Gerade in der heutigen Diskussion,
Alexander Porschke: man hat immer wieder das Problem, gibt es eigentlich, also repräsentieren die
Alexander Porschke: Wahlen das, was die Menschen denken?
Alexander Porschke: Funktioniert unsere Demokratie? Und das wird sowohl von der Linken als von der
Alexander Porschke: Rechten angegriffen. Es wird behauptet, die eigentlichen Mehrheitsverhältnisse
Alexander Porschke: seien anders. Die Leute wollen in Wahrheit was anderes.
Alexander Porschke: Und das ist natürlich eine Kritik an der funktionsweise repräsentativer Demokratie.
Alexander Porschke: Ich kann das als Sehnsucht durchaus verstehen, dass man gerne möchte,
Alexander Porschke: man ist von seinem eigenen Argument so überzeugt, das kann eigentlich nur so
Alexander Porschke: sein, dass die Mehrheit das auch will, aber es ist eben halt die Erfahrung bei Wahlen,
Alexander Porschke: dass man das überprüfen kann, ob es die Mehrheit auch will oder nicht.
Christian: Ja, wobei, so eine Wahl wird ja immer zu einem Stichtag gemacht.
Christian: Also da lassen sich dann natürlich auch ganz viele Ausreden finden und man kann
Christian: in der Retrospektive sagen, was war es, das Schmidleid, die Schmidleidswahl?
Christian: Oder man kann sagen, Mensch, jetzt war hier, was hatten wir im Vorgespräch,
Christian: der Jahrhundertsommer war gerade klar, dass die Leute dann irgendwie klimabewusster
Christian: vielleicht wählen oder Tschernobyl kommt und dann hat auch das ja wiederum Auswirkungen
Christian: und so weiter und so weiter.
Christian: Und gleichzeitig, und auch das ist ja wiederum ein Diskurs der letzten Jahre,
Christian: dass man sich schon auch so ein bisschen Stirnrunzeln fragt,
Christian: warum wählen denn Menschen so sehr gegen ihre eigenen Interessen?
Christian: Also da gibt es ja gerade, wenn man bezogen auf die AfD argumentiert und schaut,
Christian: wenn das, was da im Programm steht, tatsächlich umgesetzt würde,
Christian: dann wäre ein Großteil der Wählenden der AfD schon ganz schön gekniffen.
Christian: Und also nicht nur wir alle, sondern die teilweise sogar noch stärker als viele
Christian: andere, denen es vielleicht irgendwie zum Beispiel wirtschaftlich besser geht oder oder oder.
Christian: Und da kommen dann schon glaube ich auch so Zweifel auf, dass Leute tatsächlich
Christian: das wählen, was sie wollen oder was gut für sie wäre.
Christian: Also diese Rationalität, die da oft unterstellt wird, ist ja eigentlich nicht da, oder?
Alexander Porschke: Das ist ja ein zweierlei, was sie
Alexander Porschke: sagen. Wählen sie, was sie wollen oder wählen sie, was gut für sie ist?
Alexander Porschke: Also, ich glaube, die Menschen wählen das, was sie wollen. Und zwar weniger
Alexander Porschke: wegen ihrer Interessen als wegen ihrer Werte.
Alexander Porschke: Sie wählen die Leute, von denen sie denken, der macht das so,
Alexander Porschke: wie ich das machen würde.
Alexander Porschke: Sie wählen die, von denen sie sich repräsentiert fühlen.
Christian: Was eben eine repräsentative Demokratie ist.
Alexander Porschke: Genau. Und Sie können das ja erkennen, wenn jemand, der starke Sprüche macht,
Alexander Porschke: wie unser jetziger Bundeskanzler, da fühlen sich Leute verstanden.
Alexander Porschke: Endlich sagt das mal einer.
Christian: Endlich haut er mal auf den Tisch.
Alexander Porschke: Genau. Und dass die Welt in Wahrheit viel komplizierter ist,
Alexander Porschke: das wollen sie nicht wissen. Das wollte er auch nicht wissen.
Alexander Porschke: Und das ist natürlich genau das Drama am Populismus. Sie haben dann solche Leute,
Alexander Porschke: versammeln Menschen hinter sich und dann kommen sie in die Rolle,
Alexander Porschke: wo sie das jetzt umsetzen müssen, was sie vorher versprochen haben.
Alexander Porschke: Und dann ist erkennbar, sie machen gerade wieder alles mögliche kaputt.
Alexander Porschke: Also zum Beispiel jetzt die Grenzkontrollen. Das ist rechtswidrig,
Alexander Porschke: das entspricht nicht dem Europarecht.
Alexander Porschke: Das haben sie von einem Gericht gesagt bekommen, dass es rechtswidrig ist.
Alexander Porschke: Da sagen sie, das ist ein Einzelfall.
Alexander Porschke: Kommt der nächste, der Vorsitzende des Bundesverwaltungsgerichts und sagt,
Alexander Porschke: das stimmt schon, das ist so. Und nebenbei, jetzt fangen die Polen an,
Alexander Porschke: fangen auch an mit Grenzkontrollen.
Alexander Porschke: Und gleichzeitig wird formuliert, wir brauchen ein einheitliches Europa.
Alexander Porschke: Wir müssen als Europa mehr zusammenhalten.
Alexander Porschke: Das geht natürlich nicht, wenn der Größte sagt, aber im Zweifelsfall löse ich
Alexander Porschke: meine Probleme zu euren Lasten.
Christian: Ja, hier kann man jetzt nicht mehr durchfahren.
Alexander Porschke: Ja genau und das ist deswegen die klare Ansage, die Merz da mal gesagt hat,
Alexander Porschke: ja da gehe ich mal all in und so weiter, die klingt erstmal gut,
Alexander Porschke: nur als verantwortlicher Politiker reicht es eben nicht ein Motiv aufzunehmen,
Alexander Porschke: sondern man muss sich im Klaren sein, dass die Welt immer komplexer geworden
Alexander Porschke: ist, die Dinge immer mehr zusammenhängen und man muss sich im Klaren sein darüber,
Alexander Porschke: was man auslöst mit dieser Maßnahme.
Alexander Porschke: Es ist eben so, wir sind nicht mehr die einzigen Akteure. Und das ist ja ein
Alexander Porschke: interessantes Thema jetzt.
Alexander Porschke: Wir sind hier ja auch ein bisschen zusammengekommen über Wissen und Erkenntnisse zu reden.
Alexander Porschke: Ich glaube, es gibt eine große Sehnsucht danach, dass die Dinge möglichst einfach
Alexander Porschke: sein mögen und dass man dann, wenn es einfacher ist, dann weiß man auch klar, wo es lang geht.
Alexander Porschke: Ich kann das total verstehen. Ich finde auch, die Komplexität der Gesellschaft
Alexander Porschke: und die Komplexität unseres Lebens ist so groß, das nervt auch manchmal.
Alexander Porschke: Und jeder, dessen Computer schon mal abgestürzt ist oder der mal versucht hat,
Alexander Porschke: sein Handy nur einzurichten, der könnte daran verzweifeln.
Alexander Porschke: Aber danach, wenn es funktioniert, dann genießt man das natürlich.
Alexander Porschke: Von dieser Komplexität auch Nutzen zu haben, das glaube ich,
Alexander Porschke: das sollte man in seine Abwägung mit einbeziehen.
Alexander Porschke: Und darüber hinaus, wenn ich den Gedanken noch eben sagen kann,
Alexander Porschke: ein Land wie Deutschland, das jetzt nicht davon leben kann, dass es hier die
Alexander Porschke: stärksten Kohlehauer hat oder die fleißigsten Radieschenzüchter oder sowas, das lebt vom Know-how.
Alexander Porschke: Das lebt davon und vor allen Dingen lebt es auch davon, Komplexität beherrschen zu können.
Alexander Porschke: Wir haben ja so viele Produktionsanteile inzwischen in andere Länder ausgelagert
Alexander Porschke: und so weiter und ich habe das bei der Hafenwirtschaft auch erlebt,
Alexander Porschke: auch Dienstleistungen, das ist alles in einzelne Gesellschaften aufgeteilt,
Alexander Porschke: die gut miteinander kooperieren müssen,
Alexander Porschke: aber es ist insgesamt natürlich ein komplexes Gefüge.
Alexander Porschke: Wenn man da an einer Stelle etwas verändert, dann hat das gleich an drei,
Alexander Porschke: vier anderen Stellen auch eine Auswirkung.
Alexander Porschke: Und das ist eines der Geheimnisse unserer Produktivitätsentwicklung.
Alexander Porschke: Dadurch, dass wir immer arbeitsteiliger geworden sind, sind wir so produktiv
Alexander Porschke: geworden, so reich geworden und können so ein schönes Leben führen.
Christian: Und zumindest vor ein paar Jahren hätte man, glaube ich, den Deutschen so,
Christian: auch gerade im Ausland, glaube ich, nachgesagt, gerade diese Komplexität wirklich
Christian: gut beherrschen zu können.
Christian: Und inzwischen habe ich aber den Eindruck, dass auch dieses Image,
Christian: und ich finde das ehrlich gesagt nicht.
Christian: Vielleicht sogar ganz gesund, zumindest was das Image angeht,
Christian: dass das so ein bisschen bröckelt.
Christian: Also dass wiederum dieses Image, das wir hier beherrschen, ein komplexes System
Christian: und haben das durchdrungen und jetzt sind sie selber Ingenieur.
Christian: Da steckt ja auch viel, viel drin, was imagebildend ist, so gerade aus einer
Christian: internationalen Perspektive auf Deutschland.
Christian: Und dann kommen die auf einmal hier hin und wollen eine Fußball-Weltmeisterschaft
Christian: begucken und dann funktionieren die Züge gar nicht so, wie man es den Deutschen nachgesagt hätte.
Christian: Worauf ich damit hinaus will, ist, ich habe mich gefragt, auch als ich mir das
Christian: so angeguckt habe, was so in den 80ern passiert ist, in den 90ern passiert ist,
Christian: was sich daraus lernen lässt,
Christian: was sie selber auch davon gelernt haben, insbesondere wenn es um Streit und
Christian: Auseinandersetzung geht.
Christian: Weil ich fand das sehr interessant, das darf ich vielleicht auch erzählen.
Christian: Wir haben uns ja im Vorfeld, tauschen wir uns immer mit unseren Gästen aus,
Christian: über welche Lernangebote möchten sie denn sprechen? Was interessiert sie?
Christian: Wo geht die Reise hin? Weil das Konzept des Podcasts hervorsieht,
Christian: dass wir auch drei Lernangebote, zu denen wir später noch kommen, thematisieren.
Christian: Und ich finde persönlich, wenn ich das so als Feedback geben darf,
Christian: man hat gleich gemerkt, dass sie irgendwie sozialisiert sind in einer ganz ziemlich
Christian: gesunden Streitkultur. weil sie gleich ein Lernangebot gefunden haben,
Christian: das ihrem Interessengebiet voll entsprochen hat, so hatte ich das Gefühl.
Christian: Und gleichzeitig haben sie aber gesehen, okay, hier passt was nicht und hier
Christian: hätte ich es anders gemacht. Und das, da kann man so eigentlich nicht so sagen.
Christian: Also da wusste ich gleich, okay, bei dem Gespräch willst du ausgeschlafen sein,
Christian: weil da kommt einer, der hat auch Lust, sich zu streiten, wenn es sein muss.
Christian: Also der zuckt davor nicht zurück, wie es ja auch heute viele tun.
Christian: Mein Monolog ist auch gleich beendet. Ich habe mich aber beim Draufschauen gefragt.
Christian: Das war eine durchaus auch politisch turbulente Zeit. Sie haben es eben beschrieben,
Christian: zwischen Leuten, die Blut und Boden wollen, bis hin zu Leuten,
Christian: die ein sozialistisches, kommunistisches Ideal schon fast verfolgen.
Christian: Und dann finden die sich trotzdem in meinem Raum zusammen und schlagen sich
Christian: verbal die Köpfe ein, ich hoffe nur verbal. Und am Ende kommt dann irgendwie
Christian: was raus, nur darauf vorbereitet zu regieren, war man irgendwie nicht so,
Christian: so würde ich es jetzt mal summieren, was ich von Ihnen gehört habe.
Christian: Und mich interessiert, was Sie dann für Ihre Zeit als Umweltsenator aus diesem
Christian: ganzen großen Gemisch mitgenommen haben. Auch mit diesem Bild,
Christian: man darf eigentlich nicht immer nur auf die einfache Lösung hauen.
Christian: Man muss auch die Komplexität anerkennen, so habe ich sie gerade verstanden.
Christian: Man muss da eigentlich auch die Leute ernst nehmen.
Christian: Das wäre glaube ich so eine Plattitüde, die man da mitnimmt und die Leute nicht unterfordern.
Alexander Porschke: Ja, eigentlich müsste ich das in zwei Teile teilen.
Alexander Porschke: Also nach meiner Zeit als Senator habe ich noch eine Zusatzausbildung Kommunikationspsychologie
Alexander Porschke: gemacht und die hat mir an einer Stelle ein Bild, ein Modell eröffnet,
Alexander Porschke: das ich echt lieber gerne vorher schon gehabt hätte, weil das für die ganze
Alexander Porschke: Politik, in der ganze Zeit meiner Politik immer von Bedeutung war.
Alexander Porschke: Das nennt sich Werte- und Entwicklungsquadrat und das basiert auf der Wahrnehmung,
Alexander Porschke: dass Tugenden wie zum Beispiel Sparsamkeit und Großzügigkeit eigentlich antagonistische
Alexander Porschke: Tugenden sind und in ihrer Übertreibung wird die Sparsamkeit zum Geiz und die
Alexander Porschke: Großzügigkeit zur Verschwendung.
Alexander Porschke: Und nun ist derjenige, der sparsam ist, der sieht in dem anderen gerne den Verschwender,
Alexander Porschke: aber nicht den Großzügigen.
Alexander Porschke: Und derjenige, der großzügig ist, sieht in dem Sparsam gerne den Geizigen.
Alexander Porschke: Und zur kommunikativen Verständigung gehört es eigentlich, im Geizigen den Sparsam
Alexander Porschke: zu erkennen und im Verschwenderischen den Großzügigen zu erkennen.
Alexander Porschke: Also sozusagen zu akzeptieren, dass es Widersprüche in Werten gibt,
Alexander Porschke: Die gibt es in der Politik überall. Und das hätte ich gerne vor meiner Zeit
Alexander Porschke: deshalb gewusst, weil das ist der entscheidende Unterschied zu Wissenschaft.
Alexander Porschke: Wenn sie Wissenschaft, wollen sie Fakten, also unzweideutige Zusammensätze rauskriegen.
Alexander Porschke: Das hat Heisenberg hat zwar gezeigt, dass das auch das nicht geht,
Alexander Porschke: dass sie eben nie genau wissen, ist dieses Molekül nun in der Halbwertszahl
Alexander Porschke: zerfallen oder es ist nicht zerfallen, das ist genau eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent.
Alexander Porschke: Aber ansonsten ist Wissenschaft eigentlich auf absolute Folgerichtigkeit eine
Alexander Porschke: absolute logische Schlussfolgerungskette.
Alexander Porschke: Nun ist das Leben aber voll von Abwägung.
Alexander Porschke: Und das geht schon morgens los, wenn Sie Brötchen kaufen, wie viel ist mir das Brötchen wert?
Alexander Porschke: Das hängt ab von Ihrem Hunger, das hängt ab von Ihrem Geldbeutel,
Alexander Porschke: das hängt ab vom Angebot und so weiter.
Alexander Porschke: Sie machen aber eine Abwägung und danach entscheiden Sie, wie viel Sie kaufen
Alexander Porschke: und wie viel Sie dafür zu zahlen bereit sind.
Alexander Porschke: Und diese Sorte Preise zahlen Sie im ganzen Leben, immer wieder.
Alexander Porschke: Und in der Politik geht es dabei um die großen Sachen.
Alexander Porschke: Also ich saß am Beispiel des Klimaschutzes, weil das war der Podcast,
Alexander Porschke: auf den Sie sich ja bezogen haben, wo, wie ich finde, sehr überzeugend dargestellt
Alexander Porschke: wird, dass es wirklich nötig ist, dass wir mehr für den Klimaschutz tun müssen.
Alexander Porschke: Dass das Risiko, das mit der Klimakrise verbunden ist, sehr groß ist,
Alexander Porschke: dass man nicht immer nur auf die Hitzesommer warten muss, sondern in anderen
Alexander Porschke: Teilen der Welt ist es ja noch viel schlimmer.
Alexander Porschke: Dass es wirklich sehr gute Gründe gibt, sehr viel mehr für den Klimaschutz zu tun.
Alexander Porschke: Gleichzeitig ist es aber so, wenn man sich jetzt anguckt, dieser Aussage würde
Alexander Porschke: wahrscheinlich eine große Mehrheit in Deutschland zustimmen.
Alexander Porschke: Wenn es aber dann um die Frage geht, okay, was heißt das denn jetzt für meinen
Alexander Porschke: individuellen Fleischkonsum?
Alexander Porschke: Was heißt das für meine Urlaubsflügel? Was heißt es, wenn in meinem Haus die Heizung kaputt ist?
Alexander Porschke: Muss ich jetzt 10.000 oder 20.000 Euro mehr investieren, um den Vorschriften
Alexander Porschke: des neuen Gebäudeenergiegesetzes zurecht zu werden? Und dann kommt plötzlich
Alexander Porschke: ein anderer, ebenfalls nachvollziehbarer Gesichtspunkt rein.
Alexander Porschke: Also ich mit meinem Einkommen könnte mir das leisten. Aber es gibt vor allen
Alexander Porschke: Dingen diejenigen, die eben nicht so gut verdient haben und die also nicht so
Alexander Porschke: gesichert sind, die am Ende des Monats nicht genau wissen, wie sie zurechtkommen.
Alexander Porschke: Wenn für die die Heizkosten steigen oder wenn das Benzin teurer wird,
Alexander Porschke: also die Dinge, die alle unvermeidbar mit dem Klimaschutz verbunden sind.
Alexander Porschke: Wenn das kommt, dann quält sie das, belastet sie das und das wollen sie nicht.
Alexander Porschke: Und da wehren sie sich gegen.
Alexander Porschke: Und ich glaube, das muss man verstehen. Nur wenn man versteht,
Alexander Porschke: Hier muss man eine Abwägung vornehmen. Ich finde, zurzeit wird die gesellschaftliche
Alexander Porschke: Abwägung von der Regierung falsch vorgenommen.
Alexander Porschke: Es wird zu wenig getan für den Klimaschutz.
Christian: Und zu wenig Optionen auch geschaffen, ist mein Eindruck. Also ich als Individuum
Christian: könnte die Abwägung gar nicht treffen.
Alexander Porschke: Hier geht es jetzt erstmal um den Gedanken der Abwägung dabei.
Alexander Porschke: Ich glaube, dass sie für diesen Kurs zurzeit eine gesellschaftliche Mehrheit
Alexander Porschke: bei der Wahl bekommen haben.
Alexander Porschke: Sie haben ja gesagt, dass sie weniger machen wollen.
Alexander Porschke: Und die Leute wollten das. Und eigentlich wählen die Leute damit,
Alexander Porschke: dass alles viel teurer und viel schlimmer wird.
Alexander Porschke: Also es ist nicht in ihrem Interesse, aber sie haben diese Regierung dazu legitimiert.
Alexander Porschke: Und ich glaube, diese Unterscheidung, das zu verstehen, dass es also nicht nur
Alexander Porschke: sehr gute Argumente gibt für mehr Klimaschutz, sondern es gibt auch Argumente,
Alexander Porschke: die sagt, das ist eine Belastung für mich und eine Belastung,
Alexander Porschke: die ich nicht mehr ertragen will.
Alexander Porschke: Und dass das Auswirkungen auf die Entscheidungen, die in unserer Gesellschaft
Alexander Porschke: gefällt, das finde ich zu verstehen, ist total zentral.
Alexander Porschke: Denn die Abwägung, die da gemacht wird, das ist der Kerngehalt der Demokratie.
Alexander Porschke: In der Demokratie geht es darum, wie werden die Abwägungen zwischen den verschiedenen
Alexander Porschke: Sachverhalten gemacht.
Alexander Porschke: Also die Abwägung zwischen Geld, das wir für Rüstung ausgeben und dem Gefühl
Alexander Porschke: höherer Sicherheit, würde ich auch sagen, das, was die da jetzt vorhaben,
Alexander Porschke: so würde ich die Abwägung nicht machen.
Alexander Porschke: Aber ich verstehe, wie die Zustimmung zu so einer Politik zustande kommt.
Christian: Die Rationalität dahinter.
Alexander Porschke: Genau, die Rationalität dahinter und die natürlich begrenzt ist.
Alexander Porschke: Nehmen wir das jetzt beim Rüstungsbeispiel, da geht es wirklich um viele,
Alexander Porschke: viele zig Milliarden pro Jahr.
Alexander Porschke: Und trotzdem kann natürlich keiner genau sagen, wodurch entsteht jetzt die Sicherheit
Alexander Porschke: und wo ist genau die Grenze.
Alexander Porschke: Weil das ja vom Handeln anderer abhängt.
Alexander Porschke: Das hängt ab von den Menschen, in denen man so einen Krieg zutraut.
Alexander Porschke: Das hängt ab von Entwicklungen, die wir zur Zeit gar nicht übersehen können.
Alexander Porschke: Wir wissen ja nicht, wie die politischen Verhältnisse sich in Europa verändern
Alexander Porschke: und so weiter und so fort. Also es gibt viele Unwägbarkeiten.
Alexander Porschke: Und der Gedanke, der mir jetzt wirklich zentral ist, ist, dass,
Alexander Porschke: Und es in der Politik eben nicht nur darum geht, einfach ein Sachargument,
Alexander Porschke: also einen sachlichen Zusammenhang wahrzunehmen und daraus ergibt sich automatisch
Alexander Porschke: eine bestimmte Politik,
Alexander Porschke: sondern man muss verstehen, in welchen Spannungsverhältnissen die Sachverhalte
Alexander Porschke: stehen, um sie dann so möglichst optimal ausgleichen zu können.
Alexander Porschke: Das ist die, glaube ich, die Aufgabe für den politischen Diskurs.
Alexander Porschke: Und damit man den vernünftigen Ballast zwischen zum Beispiel mehr Klimaschutz
Alexander Porschke: und Entlastung von Leuten, die sich das sonst nicht leisten können,
Alexander Porschke: dafür muss man meistens relativ komplexe Kompromisse bilden.
Alexander Porschke: Und das muss man unabhängig davon, ob man total gegen Bürokratie ist.
Alexander Porschke: Also die letzte Regierung war total gegen Bürokratie. Und dann hat sie ein Cannabis-Gesetz
Alexander Porschke: auf die Beine gesetzt, das bis ins Detail regelt,
Alexander Porschke: wie viel die Entfernung vom Kindergarten und die Tageszeit und wie viel Pflanzen
Alexander Porschke: man und wie muss der Verein organisieren.
Alexander Porschke: Also ein bürokratisches Obermonster von den Gegnern der Bürokratie.
Christian: Da haben in Berlin viele drüber gelacht, das weiß ich noch.
Alexander Porschke: Ja, ich sage nur, also weil ich ein absoluter Fan der Demokratie bin und damit
Alexander Porschke: auch ein Fan des Verständnisses dafür,
Alexander Porschke: dass eine komplexe Regelung ist das Ergebnis von Aushandlungsprozessen,
Alexander Porschke: ist das Ergebnis davon, wie man widerstreitende Motive optimal zusammenkriegt.
Alexander Porschke: Und das nervt zwar, aber es gab vor kurzem eine schöne Folge der Anstalt.
Alexander Porschke: Da stand sehr schön, die Bürokratie ist die kleine Schwester,
Alexander Porschke: die kleine nervige Schwester der Demokratie.
Christian: Womit ich mit der Frage, die ja keine war, aber Sie haben eine schöne Antwort
Christian: draus gemacht, auch ein Stück weit hin wollte, warum?
Christian: Ich kenne viele Leute, die sind,
Christian: Und mich eingeschlossen. Nicht so geübt darin, sich insbesondere mit großen Gruppen zu streiten.
Christian: Das, was Sie gerade beschrieben haben, hat bei mir so einen Anklang auch gefunden.
Christian: In den USA würde man, glaube ich, Retail-Politik sagen. Also um diese Aushandlung
Christian: auch vornehmen zu können, um sich diesem ständigen Diskurs, diesem Streit aussetzen
Christian: zu können, muss ich ja dann auch wiederum mit denen sprechen, die es betrifft.
Christian: Und dazu kommt noch, ich muss ja auch mit ein paar Privilegien ausgestattet
Christian: sein, weil erstens muss ich die Zeit haben, zu verstehen, was da überhaupt passiert.
Christian: Ich muss mich da reindenken können. Ich muss vielleicht auch die entsprechende
Christian: Ausbildung haben, um irgendwie zu kapieren, wie eine Wärmepumpe funktioniert
Christian: oder irgendwie sowas oder mir das vorstellen zu können.
Christian: Aber vor allem muss ich die Zeit haben und einen Job haben, der mir das irgendwie auch ermöglicht.
Alexander Porschke: Kann man dich denn gerne wieder sprechen.
Christian: Bin ich gespannt drauf. Ich kenne es von mir selber schon und ich bin in einer
Christian: durchaus privilegierten Position.
Christian: Ich beschäftige mich mit vielem, aber ich merke dann auch oft,
Christian: dass mir die Energie fehlt für vieles, wo ich weiß, ich müsste mich da eigentlich mit beschäftigen.
Christian: Und ich kenne wiederum viele, die dann irgendwie im Schichtdienst sind oder
Christian: was auch immer sind, die sagen, also wenn es hochkommt, kriege ich es hin,
Christian: mal eine Tagesschau zu gucken, aber darüber hinaus bin ich nicht zu viel mehr
Christian: in der Lage unter den gegebenen Bedingungen. Aber ich bin auf den Widerspruch gespannt.
Alexander Porschke: Ja, also wenn man den Anspruch hat, alle wissenschaftlich erkannten Fakten präsent
Alexander Porschke: zu haben, dann ist es logisch, dass man dann scheitert.
Alexander Porschke: Das wird nie funktionieren. Aber in einer Zeit wie heute mit den mobilen Endgeräten,
Alexander Porschke: mit dem Internet ist so viel Wissen grundsätzlich verfügbar,
Alexander Porschke: dass jeder in der Lage sein könnte,
Alexander Porschke: Behauptungen, die aufgestellt werden, auch zu überprüfen.
Alexander Porschke: Und meine Wahrnehmung ist, es kommt vor allen Dingen auf die Haltung an.
Alexander Porschke: Glaubt man, dass der andere ein Irrtum der Weltgeschichte ist,
Alexander Porschke: es geht jetzt nur darum, ihn so lange vollzulabern, bis er endlich verstanden
Alexander Porschke: hat, was meine Weisheit mit sich gebracht hat? Oder versucht man wirklich zu verstehen?
Alexander Porschke: Versucht man zu verstehen, was die Person, mit der man redet, was deren Motive sind?
Alexander Porschke: Und das ist ja gerade das, worauf es ankommt.
Alexander Porschke: Also ernsthaft verstehen, sich ernsthaft interessieren und bereit sein,
Alexander Porschke: im Zweifelsfall, wenn es um die Darstellung von Sachverhalten geht,
Alexander Porschke: die dann auch aufzuklären. Dafür braucht man nun wiederum Wissenschaft oder
Alexander Porschke: Wissen, sagen wir mal so.
Alexander Porschke: Und Wissen, finde ich, ist sehr viel zugänglicher heute, als es noch war,
Alexander Porschke: als ich anfing zu studieren.
Christian: Ja, da würde ich sofort zustimmen.
Alexander Porschke: Und ich glaube, die...
Alexander Porschke: Ich finde, also die Corona-Zeit hat das ja für viele Leute gebracht,
Alexander Porschke: die Auseinandersetzung mit Wissen.
Alexander Porschke: Und auch, wir hatten ja mit Christian Drosten einen so begnadeten Wissensvermittler,
Alexander Porschke: auch jemand, der auch immer wieder den Zweifeln mit kommuniziert hat.
Alexander Porschke: Das fand ich war wirklich ein Crashkurs in Wissenschaftsverständnis,
Alexander Porschke: der von ihm geliefert worden ist. Es war nicht immer das Ergebnis,
Alexander Porschke: das bei einem gefiel und so und er hat ja auch daneben gelegen am Anfang mit
Alexander Porschke: von wegen Masken bringen wir jetzt oder so.
Alexander Porschke: Aber ich finde, dass seine Empfehlung,
Alexander Porschke: er hat die Begründung, wie es zu seinen Empfehlungen gekommen ist,
Alexander Porschke: zumindest in den NDR Interviews, in aller Regel so differenziert aufgesetzt
Alexander Porschke: und auch so respektvoll gegenüber anderen Meinungen und gegenüber Kritiken,
Alexander Porschke: dass man verstehen konnte, ja das ist die Rolle von Wissenschaft.
Alexander Porschke: Dass natürlich die Entscheidung, schließt man nun Schulen oder schließt man
Alexander Porschke: Betriebe, das ist doch keine Entscheidung, die ein Seuchenvirologe da trifft.
Alexander Porschke: Das ist eine politische Entscheidung. Nämlich, was ist einem wichtiger?
Alexander Porschke: Also ihr könnt auch die Betriebe schließen und die Schulen offen lassen.
Alexander Porschke: Dann verbreitet sich die Seuche auch nicht so schnell. Aber wenn ihr beides
Alexander Porschke: offen lasst, dann läuft ja halt Gefahr, dass sich die Seuche rasant verbreitet.
Alexander Porschke: Und Menschen zu Schaden kommen.
Alexander Porschke: Und das finde ich deswegen auch, das war eine Zeit, in der man die Grenze zwischen
Alexander Porschke: Wissen auf der einen Seite und einer guten demokratischen, sage ich jetzt mal,
Alexander Porschke: Abwägung auf der anderen Seite,
Alexander Porschke: an der die wirklich gut erkennbar war, in vielen Entscheidungen.
Christian: Ja, und gleichzeitig ist ja auch, wie soll ich sagen, hat Christian Drosten
Christian: in der Rolle als Wissenschaftskommunikator ja auch wirklich Erfahrungen gemacht.
Christian: Die haben, also es gab ja auch nochmal eine Reihe jetzt zum Jubiläum sozusagen
Christian: des Podcasts und des Pandemiebeginns gerade im NDR in dem Format,
Christian: wo er auch nochmal in Interviews gesagt hat, also da sehe ich jetzt sicher viele Dinge anders.
Christian: Im Prinzip, so habe ich ihn im Ohr, bin ich schon mit vielem fein,
Christian: was ich damals so empfohlen habe. aber natürlich waren da auch Fehler bei,
Christian: aber wie soll man auch keine Fehler machen, wenn man in so einer Rolle ist.
Christian: Aber er hat sich ja auch aus vielem dann wiederum zurückgezogen,
Christian: was eben dieser Rolle entspräche.
Christian: Unter anderem, soweit ich das verstehe, auch wegen durchaus negativen Erfahrungen
Christian: aus einer polarisierten, aufgeladenen Stimmung und Gesellschaft heraus.
Alexander Porschke: Ja, das lag aber in der politischen Sphäre.
Alexander Porschke: In der politischen Sphäre geht es eben seit einiger Zeit um,
Alexander Porschke: Also es gab eigentlich immer in der Politik Demagogen. Und es gab immer Leute,
Alexander Porschke: die Stimmung gemacht haben.
Alexander Porschke: Und das wiederum gehört auch zum menschlichen Sein.
Alexander Porschke: Da ist die Wissenschaft auch interessant. Also ich habe einen Kommunikationspsychologie-Professor
Alexander Porschke: als Freund, der hat erzählt, naja,
Alexander Porschke: also die emotionale Anregung, die Aufregung, das ist das, was Menschen auch gerne konsumieren.
Alexander Porschke: Also es soll schon spannend sein und es soll aufregend sein,
Alexander Porschke: was sie lesen. Und der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann, der den Wirtschaftsnobelpreis
Alexander Porschke: gekriegt hat, der Psychologe, der hat ja diesen, bei ihm heißt es.
Christian: Thinking Fast and Slow.
Alexander Porschke: Ja, nee, Thinking Fast and Slow, aber der Begriff, den ich dafür verwende,
Alexander Porschke: den habe ich jetzt aus meinem Umfeld, der ist Gefahrenfokussierung.
Alexander Porschke: Bei ihm ist es sozusagen Risikovermeidung.
Alexander Porschke: Aber ich glaube, viel verständlicher ist Gefahrenfokussierung.
Alexander Porschke: Dass wir halt von unserer Art her, das ist eine evolutionäre Fehlprägung sozusagen
Alexander Porschke: oder von mir aus eine evolutionäre Fehlanpassung, weil für heute passt das gar nicht mehr so.
Alexander Porschke: Wir sind in unserer ganzen genetischen Ausstattung darauf programmiert,
Alexander Porschke: Gefahren immer zuerst wahrzunehmen.
Alexander Porschke: Den Säbelzahntiger oder die Schlange oder zu erfrieren oder sowas.
Alexander Porschke: Das war immer, wer das nicht getan hat, der ist halt ausgestorben.
Alexander Porschke: Und alle, die diese Gefahrenfokussierung hatten, die haben überlebt.
Alexander Porschke: Diese beiden Gesichtspunkte zusammen macht es attraktiv, eine bedrohliche,
Alexander Porschke: aufregende Nachricht zu posten.
Alexander Porschke: Und das ist das Geschäftsmodell der Polarisierungsunternehmer.
Alexander Porschke: Dazu gehört an erster Stelle in Deutschland die Bild-Zeitung mit dem Heizungshammer.
Alexander Porschke: Da wird also eine Bedrohung gemacht und ein Aufreger produziert und es wird
Alexander Porschke: auch nicht davor zurückgeschreckt, Falschnachrichten zu nutzen,
Alexander Porschke: weil deren Geschäft ist ja,
Alexander Porschke: die leben ja nicht davon, dass sie die Wahrheit vermitteln,
Alexander Porschke: sondern die leben davon, dass ihre Zeitung gekauft wird.
Alexander Porschke: Und die Bild-Zertungsleser wissen auch, dass das nicht alles stimmt.
Alexander Porschke: Die kennen ja ihre Zeit. Aber es ist unterhaltsam. Ja, es ist so viel.
Alexander Porschke: Ich würde mir nicht vorstellen, ich sitze in der Mittagspause mit einer Zeit,
Alexander Porschke: und lese dann da so einen ganzseitigen Artikel.
Alexander Porschke: Das glaube ich nicht, dass das jemand macht.
Alexander Porschke: Also das ist halt so zum Nebenbei. Das sind große Überschriften.
Alexander Porschke: Das geht alles schnell. Und die Bild hat ja in diesem Geschäft der Polarisierung,
Alexander Porschke: der Zusammenfassung, der emotionalen Aufladung, dieses Geschäftsmodell hat sich
Alexander Porschke: ja seit Jahrzehnten perfektioniert. Das können die gut.
Alexander Porschke: Und es gibt jetzt inzwischen auch deren parlamentarische Arm, würde ich mal sagen.
Alexander Porschke: Also die Bild-Zeitung als Partei, das ist die ÖFD.
Christian: Ja, und gleichzeitig, also auch da wiederum, wenn man sich alte parlamentarische
Christian: Debatten anguckt, war es ja...
Christian: Und das will ich gar nicht relativieren, so soll das gar nicht klingen,
Christian: aber war es ja auch schon scharf.
Christian: Also wenn ich mir alte Reden von Strauß angucke oder sowas, dann wäre das ja
Christian: heute auch noch ein paar Ordnungsrufe wert.
Christian: Aber es hat sich nicht so verbreitet.
Alexander Porschke: Sagen wir mal so, also das Konzept in Wahlkämpfen, den Unterschied deutlich
Alexander Porschke: zu machen, das ist ja logisch.
Alexander Porschke: Wenn ich als Partei, also jetzt gerade die Partei in der Mitte,
Alexander Porschke: also jetzt CDU und SPD, die haben ja seit Jahren, machen die Koalition zusammen.
Alexander Porschke: Man weiß doch schon gar nicht mehr genau, wer hat eigentlich diese Scheiße mit
Alexander Porschke: der Gasabhängigkeit von Russland verbockt. War das eher die CDU?
Alexander Porschke: Das war jedenfalls die Kanzlerin. Oder war es eher die SPD?
Alexander Porschke: Jedenfalls der Außenminister. Und jetzt Gerhard Schröder in der Gesellschaft. Man weiß es gar nicht.
Christian: Es kommen noch Landesregierungen dazu.
Alexander Porschke: Jedenfalls der Clou ist, die sind so ähnlich an dem, was die real machen.
Alexander Porschke: Sind sie irgendwie kaum noch zu unterscheiden. Und deswegen werden aus Kleinigkeiten
Alexander Porschke: eben große Geschichten gemacht,
Alexander Porschke: die werden emotional aufgeladen und Herr Schröder konnte also 2005 gegen den
Alexander Porschke: Kirchhoff wettern, weil der sich eine Angestellte ausgedacht hat,
Alexander Porschke: die gibt es gar nicht, dieser Herr Kirchhoff, der kann vielleicht… Der Professor aus Dingsburg.
Alexander Porschke: Und dass die Wahlkämpfe polarisierend sind, damit man den Unterschied überhaupt
Alexander Porschke: wahrnehmen kann und damit Leute für die eigene Partei stimmen und sagen,
Alexander Porschke: es macht einen Unterschied, ob ich die wähle oder die.
Alexander Porschke: Ich bin ja Mitglied der Grünen. Ich finde immer noch, es macht einen Unterschied,
Alexander Porschke: ob man die Grünen wählt oder die SPD.
Alexander Porschke: Und ich konnte in vielen Bereichen auch ausgeklinieren. Aber was man dann jetzt,
Alexander Porschke: wenn man sich jetzt die reale Politik, zum Beispiel Wissenschaftspolitik in Hamburg anguckt,
Alexander Porschke: wenn ich jetzt sagen sollte, diese oder jene Entscheidung in der Wissenschaftspolitik,
Alexander Porschke: da sieht man die grüne Hand, müsste passen, könnte ich nicht sagen.
Christian: Ja, und ich finde auch, dass es, also wenn ich mir so ein Feld wie,
Christian: und wie soll ich sagen, an alle Zuhörenden vielleicht, wir arbeiten im Podcast mit Kapitelmarken.
Christian: Wer also sich für die Lernangebote interessiert, darf sehr gerne weiterskippen.
Christian: Aber ich habe eine Frage vielleicht noch, bevor wir zu den Lernangeboten kommen.
Christian: Mich würde schon interessieren, wie Sie auch, also jetzt beobachten Sie ja,
Christian: was die Grünen tun und sind auch ein aktiver Teil davon seit 45 Jahren und wir
Christian: sind hier kein Politikformat,
Christian: also wir sind nicht im Bundespressehaus irgendwo und reden den ganzen Tag über Politik, aber.
Christian: Wir hatten ja eben die, oder eine meiner Fragen ging ja in die Richtung,
Christian: da gibt es konservative, erhaltende Kräfte und progressive bei der Gründung der Grünen.
Christian: So was ich noch kenne als so eher politisches Kind der 90er und Nullerjahre
Christian: vielleicht, eher als Reallos gegen Fundis hieß das dann immer.
Christian: Ich glaube, die Selbstbezeichnungen der Grünen sind da sicher andere.
Christian: Aber ich glaube, sie wissen, wen oder welche Strömung ich meine.
Christian: Und gleichzeitig ist es heute so, dass wenn ich mit meinem Auge in politische Entwicklungen gucke,
Christian: dass ich jetzt zum Beispiel bei den Grünen schon überrascht bin,
Christian: wie zum Beispiel bei Migrationspolitik und bei anderen Fragen entschieden wird.
Christian: Und das zumindest nach meinem Blick von außen, ohne allzu großen Gegenwind aus der Partei heraus.
Christian: Also da war nach meinem Eindruck als Nichtmitglied der Grünen,
Christian: war da in den 90ern irgendwie mehr los.
Alexander Porschke: Ja, das stimmt.
Christian: Also da sind viele Sachen heute, die eigentlich auch Unionspolitik sein könnten.
Christian: Sie haben eben gesagt, naja, bei der SPD und der CDU, da weiß man nicht so richtig,
Christian: würde ich unterschreiben.
Christian: Und bei den Grünen weiß ich es aber inzwischen auch nicht immer mehr. Ja,
Christian: also ich würde die Grünen inzwischen zu einer Partei der Mitte dazuzählen und
Christian: habe mich gefragt, wie sie da drauf blicken und ich will sie gar nicht in eine
Christian: Position bringen, für die Grünen zu sprechen, aber für hier mit Erkenntnis gewinnen
Christian: und lernen, fände ich es interessant.
Alexander Porschke: Für unseren Podcast ist ja, die Botschaft, die ich habe,
Alexander Porschke: ist ja, dass die politische Sphäre zwischen wissenschaftlich ermittelten Sachverhalten
Alexander Porschke: Abwägung finden muss. Das muss jede Partei.
Alexander Porschke: Das müssen nicht nur die Grünen, das muss jede Partei. Für die Parteien kommt
Alexander Porschke: noch dazu, und das glaube ich, das wird viel zu wenig verstanden und von den
Alexander Porschke: Grünen, wie ich finde, auch nicht immer vernünftig mitkommuniziert.
Alexander Porschke: Wenn man in einer Demokratie lebt und wenn man möchte, dass es demokratisch zugebt,
Alexander Porschke: dann muss man sich um Mehrheiten für das, was man erreichen will, bemühen.
Alexander Porschke: Und natürlich, also so wie der Sofortausstieg aus der Atomenergie total angemessen
Alexander Porschke: gewesen wäre, aber Mehrheiten dafür waren nicht in Sicht.
Alexander Porschke: So wie ein besseres Heizungsgesetz total richtig gewesen wäre,
Alexander Porschke: Mehrheiten gab es dafür nicht.
Alexander Porschke: Und das Problem haben wir überall. Also die Grünen jetzt zum Beispiel, das,
Alexander Porschke: was ich den Grünen vorwerfen würde, ist, Wenn sie gezwungen werden,
Alexander Porschke: das Klimaschutzgesetz zu verschlechtern, wie sie es in der letzten Legislatur
Alexander Porschke: von der FDP gemacht werden,
Alexander Porschke: dass sie das dann nicht als zwangt, anders wäre die Koalition nicht erhaltbar
Alexander Porschke: gewesen, die anderen haben eben großen Wert drauf gelegt aus den und den Gründen,
Alexander Porschke: sondern dass sie das noch anfangen zu verteidigen. Das finde ich unvernünftig.
Christian: Ja, das ist nach milde formuliert.
Alexander Porschke: Ja, es ist unfair, weil ich glaube, wir müssen verstehen, ich bin ganz gewohnt,
Alexander Porschke: dass das, was ich mir vorstelle, wie die Gesellschaft sein soll,
Alexander Porschke: dass das nicht ist, wie die reale Politik ist. Weil ich bin halt in der Minderheit.
Alexander Porschke: Aber wir sind zu vielen der Themen, die wir verfolgt haben, sind wir vorangekommen.
Alexander Porschke: Bei Rücksicht auf Umweltdingen, bei der Stellung der Frau in der Gesellschaft,
Alexander Porschke: bei der Antidiskriminierung von Homosexuellen.
Alexander Porschke: Wir haben also in vielen Bereichen wirklich gravierende Unterschiede erreicht
Alexander Porschke: in der Gesellschaft, wo wir auch sagen können, ja gut, das ging Schritt für
Alexander Porschke: Schritt, das ging nicht alles auf einmal.
Christian: Und wäre ohne die Grünen auch nicht passiert.
Alexander Porschke: Wäre ohne die Grünen nicht passiert, aber es waren alles natürlich Kompromisse.
Alexander Porschke: Und bei jedem dieser Kompromisse hätte man jetzt sagen können,
Alexander Porschke: aber wieso in eurem Programm steht doch ganz was anderes, ihr wollt doch in weit viel mehr.
Christian: Ich finde es nur spannend, weil gerade wenn man sich den späten Habeck der Ampel
Christian: angeschaut hat, dann war das ja schon fast ein dauerhaft dem Streit fast ausweichendes Verhalten.
Christian: Also es war ja, ich komme immer wieder zurück zum Motiv des Streits.
Christian: Also ich war fast schon überrascht, weil ich die Grünen auch anders kenne oder
Christian: kannte und dachte, Mensch, irgendwann muss denen doch mal die Hutschnur platzen.
Christian: Irgendwann müssen die doch mal unter die Decke gehen und sagen,
Christian: so jetzt nicht mehr und sowohl was die Inhalte angeht, als auch was den Umgang untereinander angeht,
Christian: irgendwann müssen wir doch mal hier aus unserer Haut fahren und uns streiten,
Christian: so wie früher, für alle Zuhörer, denn ich mache Anführungszeichen in der Luft.
Alexander Porschke: Ja.
Christian: Wie jemand mit sozusagen ihrem Blick auf genau diese 45 Jahre da drauf schaut,
Christian: hat mich dann im Vorfeld eben interessiert.
Alexander Porschke: Ja, sagen wir mal so, vielleicht kann man das am Atomausstieg,
Alexander Porschke: der ist ja im letzten, es gab ja noch drei Monate Zuschlag.
Alexander Porschke: Wegen dieses Angriffskriegs von Putin war ja Energieknappheit.
Christian: Die ganze Diskussion, kaufen wir neue Brennstäbe.
Alexander Porschke: Ja, man hatte die Hoffnung irgendwie, wenn man jetzt weiter Atomenergie weiter
Alexander Porschke: betreibt, dann würde man von dem Problem loskommen.
Alexander Porschke: Das war aus materiellen Gründen schon totaler Blödsinn.
Alexander Porschke: Aber es wurde zu einer Symbolfrage hochgejazzed und die haben sich zwar nicht
Alexander Porschke: geeinigt, sondern Scholz hat ein Machtwort gesprochen, aber ich glaube,
Alexander Porschke: das Machtwort hat er vorher mit denen abgestimmt.
Alexander Porschke: Und dieses Machtwort hieß dann ja, dann laufen sie halt noch drei Monate länger.
Alexander Porschke: Es wurden keine neuen Brennstäbe gekauft, sie bleiben nochmal drei Monate länger
Alexander Porschke: am Netz. Das finde ich ein Kompromiss, den man machen konnte.
Alexander Porschke: Und von daher bestimmte Dinge, also bestimmte Formen von Opportunismus,
Alexander Porschke: um jetzt mal so ein Bündnis zusammenzuhalten, das kann ich schon noch verstehen.
Alexander Porschke: Aber es gibt eben bei der Frage, also ich bin wirklich ein absoluter Fan von Habeck.
Alexander Porschke: Ich finde, er war, auch wenn man die drei Kanzlerkandidaten der SPD,
Alexander Porschke: der CDU und der Grünen vergleicht,
Alexander Porschke: er war noch am ehesten jemand, der auch die Notwendigkeiten der Zukunft in die
Alexander Porschke: Argumentation mit einbrachte, die Herausforderung, die jetzt auf uns zukommt,
Alexander Porschke: dass das nicht damit getan ist, einfach so weiter so zu machen.
Alexander Porschke: Und große Teile seiner Vorschläge, sowohl die Strompreisentlastung als auch
Alexander Porschke: eine Reform der Schuldenbremse, haben sich ja dann nach der Wahl durchgesetzt,
Alexander Porschke: nachdem Merz die Wahl damit gewonnen hat, dass er das nicht wollte.
Alexander Porschke: Das ist natürlich eigentlich alles Betrug am Wähler. Aber wo ich das Problem
Alexander Porschke: bei Habeck sehe, er hatte, glaube
Alexander Porschke: ich, einen bestimmten Teil der Rolle der Grünen, die sieht er anders.
Alexander Porschke: Ich glaube, wenn der Steffen Mauder hat mit drei Bekannten dieses Buch Triggerpunkte
Alexander Porschke: geschrieben und da hat er eben die Arenen oben unten,
Alexander Porschke: also die klassische soziale Frage, innen außen, Zuwanderung,
Alexander Porschke: Einheimische, wir sie,
Alexander Porschke: Identitätsfragen, Umgang mit anderen Leuten, die anders gelesen werden wollen
Alexander Porschke: und heute morgen als die Umweltfrage.
Alexander Porschke: Diese vier Kampfarenen hat er ausgemacht und in drei dieser vier Kampfarenen
Alexander Porschke: sind die Grünen das eine extrem, der eine Pol und die AfD der andere Pol.
Alexander Porschke: Und Robert Habeck hat nach der Wahl auf die Frage, wie er das denn sieht,
Alexander Porschke: warum die Grünen so schlecht abgeschnitten haben, hat er gesagt,
Alexander Porschke: ja das Angebot stimmte, aber die Nachfrage nicht.
Alexander Porschke: Und das war natürlich eine lustige Bemerkung, aber da steckt Weisheit drin.
Alexander Porschke: Denn in Wahrheit ist es so, die Nachfrage, die gesellschaftliche Nachfrage nach
Alexander Porschke: den Grünen, das kann man an diesen Kampferinnen sehen, ist, sie sind ein Pol
Alexander Porschke: der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.
Alexander Porschke: Sie sind die, die Internationalität verteidigen müssen. Und das muss man tun,
Alexander Porschke: Aber nicht im Sinne von, das ist das Einzige, was geht, sondern man muss die
Alexander Porschke: Abwägungen, die da gemacht werden müssen. Also jetzt zum Beispiel bei der Frage der Zuwanderung.
Alexander Porschke: Man muss natürlich sagen, wir können nicht ein Land für alle sein, das schaffen wir nicht.
Alexander Porschke: Es geht um die Frage, wie können wir umgehen mit Menschen, die nach Deutschland
Alexander Porschke: kommen wollen, was sind Dinge, die uns aus der europäischen Einigung heraus verpflichten.
Alexander Porschke: Man muss den Korridor finden, wie man einen vernünftigen Umgang mit Zuwanderung hinkriegt.
Alexander Porschke: Und das will die Mehrheit der Menschen, die Mehrheit der Menschen in Deutschland,
Alexander Porschke: das hat Steffen Mauer ja auch untersucht, ist für Asyl, ist für den Schutz von Geflüchteten.
Alexander Porschke: Aber es muss in einem Maß erfolgen, dass die deutsche Gesellschaft nicht überfordert wird.
Alexander Porschke: Was das im Einzelnen heißt, das ist natürlich ein Aushandlungsprozess, das ist sehr klar.
Christian: Und gleichzeitig habe ich aber auch gerade darüber nachgedacht,
Christian: wenn ich mir die drei Kanzlerkandidaten, das müssen wir auch nicht mal gendern,
Christian: mir so vorstelle, ist wiederum Habeck wiederum derjenige gewesen,
Christian: der am ehesten sich nicht vor Komplexität geschollt hat.
Christian: Also der am ehesten noch mit Wenn-Dann-Formulierungen gearbeitet hat oder auch
Christian: mal zwei Nebensätze mehr gesagt hat, um irgendwas zu erklären.
Christian: Und war ja dann wiederum einem vereinfachenden, Sie haben es beschrieben, vereinfachenden,
Christian: in Richtung des Populismus neigenden, Friedrich Merz vielleicht auch ausgesetzt
Christian: und einem Olaf Scholz, der glaube ich auch irgendwann verstanden hat,
Christian: dass das so nichts mehr wird. Also.
Alexander Porschke: Olaf Scholz hat, der Unterschied zwischen Habeck und Scholz,
Alexander Porschke: Scholz hat ja mal den Satz geprägt, oder beziehungsweise die SPD hat gesagt,
Alexander Porschke: das Motto muss sein Respekt.
Alexander Porschke: Also sie haben erkannt und das haben sie glaube ich richtig erkannt.
Alexander Porschke: Sie haben erkannt, dass sich ein großer Teil der Gesellschaft nicht gesehen,
Alexander Porschke: nicht respektiert, nicht repräsentiert fühlt.
Christian: Auch nicht gehört.
Alexander Porschke: Und dass es darum geht, die müssen auch in der Gesellschaft vertreten sein,
Alexander Porschke: die müssen auch repräsentiert sein, die müssen sich auch vertreten fühlen.
Alexander Porschke: Und dieser Respekt, den müssen Politiker repräsentieren. Das Problem bei Olaf
Alexander Porschke: Scholz war, er hat es abstrakt erkannt, aber er hat es nicht füllen können.
Alexander Porschke: Wie man mit den 1,60 Meter Größe so von oben herab argumentieren kann, ist mir ein Rätsel.
Alexander Porschke: Also der war doch die Arroganz auf zwei Beinen. Und das war Habeck anders. Da war Habeck anders.
Alexander Porschke: Der hat es geschafft und zwar vor allen Dingen in der Zeit in Schleswig-Holstein,
Alexander Porschke: weil er es ja noch viel direkter mit den Landwirten zu tun, mit Leuten,
Alexander Porschke: die auch nicht aus seinem Milieu kamen und mit den Fischern und so weiter.
Alexander Porschke: Und er hat es geschafft, immer wieder offen ins Gespräch einzugehen,
Alexander Porschke: eine interessierte, wahrhaft interessierte Haltung zu haben und mit denen dann
Alexander Porschke: darüber zu reden, wie kann eine Lösung aussehen.
Christian: Er war zumindest, so wie Sie das eben formuliert haben, interessiert.
Christian: Ich wähle denjenigen, von dem ich glaube, der macht das ungefähr so,
Christian: wie ich das auch tun würde oder dem traue ich zu, da irgendwie so zu agieren,
Christian: wie ich mir das auch vorstellen könnte. Das haben ja auch viele Umfragen, glaube ich, gezeigt.
Christian: Mir fällt nur der englische Begriff ein, dieses Relatable-Sein,
Christian: dieses irgendwie den Leuten zugewandt-Sein, noch ihm am ehesten zugeschrieben
Christian: wurde, zumindest von denjenigen, die seiner Projekte,
Christian: Die den Inhalten, für die er wohl so stand, zumindest nicht komplett abgeneigt waren.
Christian: Also ein AfD-Wähler wird jetzt nicht gesagt haben, Mensch mit dem Habeck möchte
Christian: ich mal ein Bier trinken. Das ist ja das Interessante.
Alexander Porschke: Er ist ein absolut beliebter Politiker gewesen.
Alexander Porschke: Er ist auch anerkannt für seine Art, wie er Dinge erklärt hat und wie er auch
Alexander Porschke: die Dinge nicht zu vereinfacht hat.
Alexander Porschke: Und er ist damit aber für die Hassfigur für seine Konkurrenz geworden.
Alexander Porschke: Und entsprechend ist ja viel versucht worden, um ihn madig zu machen.
Alexander Porschke: Und das konnte man ja richtig sehen, seine Beliebtheitskurven gingen ja wirklich
Alexander Porschke: wie so eine Achterbahnfahrt.
Alexander Porschke: Er hat sich dann, als er da im Tief war, hat er mal so einen Podcast aufgenommen
Alexander Porschke: zu der Haltung, die wir zum Konflikt im Gazastreifen einnehmen müssen.
Alexander Porschke: Der war schon wieder so, das ist eigentlich nichts Besonderes gewesen,
Alexander Porschke: aber er hat erklärt, was sind die Gesichtspunkte, die uns da leiten sollen.
Alexander Porschke: Und viele Leute hatten den Anlock, genauso sehe ich das auch. Genauso.
Alexander Porschke: Das ist wirklich, also dieser Angriff vom 7. Oktober, das war so schrecklich.
Alexander Porschke: Es ist völlig verständlich, dass sich Israel verteidigt und wehrt und so weiter.
Alexander Porschke: Aber was sie da jetzt treiben, das geht dann doch zu weit.
Alexander Porschke: Und diese Haltung zu repräsentieren und das auch verständlich rüberzubringen, das war ihm gelungen.
Alexander Porschke: Da hatte er dann plötzlich wieder große Beliebtheit in der Bevölkerung,
Alexander Porschke: weil er in der Lage war, die großen Dinge eben so auszudrücken,
Alexander Porschke: dass man sagte, ja, da hat er doch recht. So ist es.
Christian: Und ähnlich erinnere ich es auch beim, nein nicht Beginn, aber dann 2021 Beginn,
Christian: Angriffskrieg Ukraine,
Christian: wo Habecker einer der ersten glaube ich war, der auch in der Ukraine war und
Christian: dann schon fast erschüttert zurückkam und sagte, wir müssen jetzt hier auch
Christian: unterstützen mit mehr als nur 5000 Helmen.
Alexander Porschke: 2022 war das.
Christian: Ja, 2022, sorry, genau.
Christian: Ja, ich glaube, das kriegen wir heute nicht zu Ende ausgehandelt.
Alexander Porschke: Oder? Nee, also mir geht es ja hier für unseren Zusammenhang.
Alexander Porschke: Also es geht ja eigentlich immer um die Frage, was ist Wissen?
Alexander Porschke: Wissen oder Erkenntnis? Und wie kann man die gewinnen? Ich glaube,
Alexander Porschke: es ist wirklich gut, wenn man interessiert ist, wenn man versucht zu verstehen,
Alexander Porschke: wie die Dinge zusammenhängen, auch die komplexen Dinge zusammenhängen.
Alexander Porschke: Und wenn man das weiß, dann weiß man trotzdem noch nicht genau,
Alexander Porschke: was ist die richtige Entscheidung,
Alexander Porschke: sondern dann hat man eine Perspektive auf die Dinge und dann muss man noch den
Alexander Porschke: Mut aufbringen, sich mit der Perspektive von anderen ins Gespräch zu bringen.
Alexander Porschke: Und wer viel weiß, der hat den Vorteil, dass er oder sie schneller versteht,
Alexander Porschke: was ist eigentlich der Gesichtspunkt der anderen Seite, wo ist sein Argument
Alexander Porschke: belastbar und wo ist Schamschlägerei.
Alexander Porschke: Und ehrlich gesagt, Schamschlägerei gibt es auch viel in der Politik.
Alexander Porschke: Wir hatten das ja eben schon in Wahlkämpfen,
Alexander Porschke: da werden das Blaue vom Himmel versprochen und dann wird es nachher nicht umgesetzt
Alexander Porschke: und ja, dann kann man bis zur nächsten Wahl, dann kann man sich wieder abwenden.
Alexander Porschke: Aber dann sitzen sie erstmal in Amt und Würden und ich finde das zwar schrecklich,
Alexander Porschke: weil ich glaube, dass so ein Verhalten wie das unser jetziger Bundeskanzler
Alexander Porschke: da sowohl in Sachen Schuldenbremse als auch sein vorheriges Versprechen nicht
Alexander Porschke: mit der AfD zu stimmen, das hat er ja noch vor der Wahl gebrochen.
Alexander Porschke: Also er hat erst den liberalen Teil seiner Partei vergrault,
Alexander Porschke: danach den konservativen Teil seiner Partei.
Alexander Porschke: Also das finde ich wirklich dramatisch. Ich würde mir doch mehr wünschen,
Alexander Porschke: ich bin in der Beziehung echt überzeugter,
Alexander Porschke: eher Merkelianer, im Blick zu haben, was man anrichtet mit seinen Entscheidungen,
Alexander Porschke: das besser im Blick zu haben, die Dinge vom Ende her zu denken.
Alexander Porschke: Wenn man dann solche riesigen Fehler macht und damit gleich so eine neue Regierung
Alexander Porschke: beginnt, jetzt macht er das womöglich auch noch im internationalen Zusammenhang.
Alexander Porschke: Das ist ja dann noch komplizierter. Das ist auch noch komplexer,
Alexander Porschke: weil da sind ja noch mächtigere Gegenspieler, mit denen man da agiert.
Alexander Porschke: Und deswegen waren wir ja auch alle so begeistert, dass er dann aus dem Oval
Alexander Porschke: Office wieder rauskam und nur freundlich gelächelt hat. Genau, 15 Prozent Redezeit.
Christian: Ist alles gut gelaufen. Also ich merke an mir selber, dass es schwer ist,
Christian: nicht mit einem gewissen Zynismus auf das politische Geschehen zu schauen.
Christian: Also je länger ich da drauf so gucke, desto weniger habe ich den Eindruck,
Christian: meinen Zynismus komplett außen vor lassen zu können, auch als Coping-Mechanismus ehrlich gesagt.
Christian: Das scheint Ihnen anders zu gehen, weil Sie ja dann doch irgendwie länger dabei
Christian: geblieben sind, als ich existiere.
Alexander Porschke: Ja, das geht mir tatsächlich anders und ich bin, also für mich persönlich ist diese Erkenntnis,
Alexander Porschke: dass wir uns tagtäglich in solchen großen Abwägungskonflikten befinden,
Alexander Porschke: das ist für mich, für meinen Weltbild total wichtig geworden.
Alexander Porschke: Weil das führt dazu, dass ich nicht mehr davon ausgehen muss,
Alexander Porschke: es gibt Gute und Böse auf der Welt.
Alexander Porschke: Also wenn es so viele Böse gibt, wie Leute, die gegen meine Vorschläge sind,
Alexander Porschke: dann wäre ich wirklich schlecht bedient.
Alexander Porschke: Und deswegen glaube ich, die Welt so zu verstehen und auch die Logik der politischen
Alexander Porschke: Akteure zu verstehen, ist eine Voraussetzung dafür, dass man sie beeinflussen kann.
Alexander Porschke: Sie hatten das ja gemerkt, wir waren ja als NABU Hamburg 2017,
Alexander Porschke: wir waren der Meinung, hier wird alles zugebaut, es geht so viel für Natur verloren
Alexander Porschke: und so weiter und wir haben lange überlegt,
Alexander Porschke: wie kann denn so eine Nichtregierungsorganisation, wie kann die denn auf die
Alexander Porschke: Politik so Einfluss nehmen, dass das endet.
Alexander Porschke: Und in Hamburg gibt es ja dieses Instrument der Volksinitiative.
Alexander Porschke: Und das war ganz interessant, weil bei der Formulierung des Textes für die Volksinitiative
Alexander Porschke: habe ich wieder diese beiden Elemente gehabt.
Alexander Porschke: Es gibt das eine, was sich auf die juristische Welt und die tatsächliche Umsetzbarkeit
Alexander Porschke: so einer Volksinitiative bezieht.
Alexander Porschke: Das hieß, unser eigentlicher Text war, Senat und Bürgerschaft werden aufgefordert,
Alexander Porschke: die Summe der Milieus, die wurden dann alle aufgelistert, dass die in der Summe nicht mehr abnehmen.
Alexander Porschke: Was ein Milieu ist, was die jeweils bedeuteten, hätte normaler Bürger nicht verstanden.
Alexander Porschke: Aber die Überschrift war, haben mich das Grün erhalten. Das hat jeder verstanden.
Alexander Porschke: Das hat jeder verstanden. Und das stimmte auch dazu.
Alexander Porschke: Aber wir hatten, als wir unsere ersten Auseinandersetzungen mit dem Landeswahlleiter
Alexander Porschke: hatten, da ging es um die Frage, was heißt denn das Grün?
Alexander Porschke: Was meinen Sie denn mit Grün? Und daraus kam dann diese komplizierte Form.
Alexander Porschke: Also auch bei diesem Volksentscheid, man muss immer beide Dinge im Blick haben.
Alexander Porschke: Man muss einerseits das, was ist der emotionale Antrieb, das grüne halt, und was ist die.
Alexander Porschke: Administrative Umsetzung. Und für die administrative Umsetzung,
Alexander Porschke: das ist wirklich etwas, wo man Wissen für braucht.
Alexander Porschke: Man muss nämlich wissen, wie sind die Prozesse? An welcher Stelle wird das entschieden?
Alexander Porschke: Und was sind da die Parameter? Und tatsächlich, als wir dann den Vertrag unterschrieben
Alexander Porschke: haben, 2018, danach war die Sache ja noch nicht vorbei.
Alexander Porschke: Danach kamen ja noch zwei weitere Jahre Verhandlungen innerhalb der Regierung,
Alexander Porschke: wo die verschiedenen Regierungsbestandteile, Nämlich die Umweltbehörde,
Alexander Porschke: die Baubehörde zum Beispiel, das
Alexander Porschke: ist ja der Kernkonflikt, das ist ja Siedlungsentwicklung und Grünerheit.
Alexander Porschke: Aber auch die Bezirke, die mussten jetzt alle irgendwie eingebunden werden in das Ergebnis.
Christian: Und das auch irgendwie für sich interpretieren und auf den lokalen Kontext beziehen.
Alexander Porschke: Ja, das konnte man. Dafür hatten wir, das ist eben auch die Frage des Wissens,
Alexander Porschke: wenn man versteht, wie kann man das eigentlich messen?
Alexander Porschke: Und es gibt tatsächlich so etwas wie eine Biotopkartierung. Also jede Fläche
Alexander Porschke: in der Stadt hat einen Biotopwert zwischen 0 und 10.
Alexander Porschke: Und hier so ein betoniertes Gebäude 0. Aber schon, wenn hier so ein paar Bäume stehen.
Christian: Ich das Dach noch begrüne?
Alexander Porschke: Ja, Sie können also sozusagen in diesem, den Biotopwerk können Sie steigern.
Christian: Okay.
Alexander Porschke: Und so eine einfache grüne Wiese sind da was, das ist nicht drei oder sowas.
Alexander Porschke: Aber wenn Sie jetzt im Duftsteaterbrook, eine Feuchtwiese, die auch naturbelassen
Alexander Porschke: bleibt, dann sind Sie schon bei sieben oder acht oder so.
Alexander Porschke: Und wir haben halt, man muss das messen können, damit man sagen kann,
Alexander Porschke: hat sich eigentlich der Wert der Natur, wie er sich eben mit diesen Biotopwerten
Alexander Porschke: äußert, steigert er sich oder geht er nach unten?
Alexander Porschke: Und Sie können jetzt diese Wertigkeit pro Fläche, die können Sie nehmen,
Alexander Porschke: dann können Sie einen Landesdurchschnitt bilden und können jetzt sagen, gut,
Alexander Porschke: der durchschnittliche Naturwert in der Stadt außerhalb der Naturschutzgebiete
Alexander Porschke: soll nicht mehr sinken und innerhalb der Naturschutzgebiete soll um einen halben Punkt sich steigen.
Alexander Porschke: Das ist eine summarische Zielvorgabe, wo sie genau die wissenschaftliche Korrektheit,
Alexander Porschke: nämlich die Definition dieser Flächen, verbunden haben mit einer politischen Zielsetzung.
Alexander Porschke: Das heißt, auch wenn sie Politik machen wollen, wo es wirklich auch um Abwägung
Alexander Porschke: geht, hätte ja auch drinstehen können, soll sich um den ganzen Punkt verbessern oder nur um 0,4.
Alexander Porschke: Das ist die politische Entscheidung. Aber dass sie überhaupt wissen,
Alexander Porschke: wie lässt sich sowas steuern? Wie wird das gemessen?
Alexander Porschke: Wie kriegt man das eingebaut, sodass trotzdem auch noch Siedlungsentwicklung
Alexander Porschke: stattfinden kann? Das war ja das legitime Gegeninteresse.
Alexander Porschke: Das ist die Kombination, weshalb es wichtig ist, auch wenn man politische Entscheidungen
Alexander Porschke: von der Richtung her verändern will, zu wissen, wie funktioniert es denn?
Christian: Mhm. Sie halten mir fast schon ein Stöckchen hinüber, dass ich jetzt springe,
Christian: um die Überleitung zu machen zu unserem ersten Lernangebot.
Christian: Im ersten Lernangebot dreht es sich nämlich um die Frage How to Change a Running
Christian: System und worum es in dem Lernangebot geht, das hören wir uns jetzt kurz mal an.
Nicola: How to Change a Running System ist ein Bildungsprojekt, das die Energiewende greifbar macht.
Nicola: Ein interdisziplinäres Team aus WissenschaftlerInnen und Kreativen hat sich
Nicola: zusammengefunden, um komplexes Fachwissen rund um den Klimawandel visuell aufregend
Nicola: und zugänglich aufzubereiten.
Nicola: Das Projekt geht dabei der zentralen Frage nach, wie können wir gemeinsam den
Nicola: Klimakollaps abwenden und dabei sowohl Gesellschaft als auch Natur schützen.
Nicola: Die Initiative setzt auf die Kraft von fundiertem, aber verständlich aufbereitetem
Nicola: Wissen, das Menschen Orientierung gibt und zum Handeln motiviert.
Nicola: Denn eines ist klar. Die Transformation zu einer klimagerechten Gesellschaft
Nicola: kann nur gelingen, wenn alle mitmachen.
Nicola: Dieses innovative Lernangebot macht Mut, sich den Herausforderungen der Energiewende zu stellen.
Nicola: Mit Neugier, Kreativität und wissenschaftlicher Fundierung.
Nicola: How to Change a Running System ist im Jahr 2021 veröffentlicht worden und ist
Nicola: ein Lernangebot der HAW Hamburg.
Christian: Wir haben ja eben schon kurz auch über dieses Lernangebot, wir haben es glaube
Christian: ich nicht genannt, aber wir haben es ja schon so kurz angerissen im Gespräch,
Christian: dass Sie auch im Vorfeld, ich glaube einerseits aus Interesse auf dieses Lernangebot
Christian: gestoßen sind und andererseits sich auch gleich so ein paar Nackenhaare,
Christian: so würde ich es zumindest mal lesen, bei Ihnen aufgestellt haben,
Christian: als Sie so ein paar Details gesehen haben.
Christian: Unter anderem ging es da um eine Frage, die wir, glaube ich,
Christian: jetzt auch schon, ich will nicht sagen ausreichend, aber zumindest schon relativ
Christian: intensiv diskutiert haben, nämlich wie viel Komplexität muss ich denn aus etwas
Christian: rausnehmen, um es irgendwie, ich sag mal,
Christian: mundgerecht, schlüsselfertig, da gibt es ganz viele Metaphern,
Christian: die man dabei nutzen kann, um es irgendwie so aufzubereiten,
Christian: dass Leute dazu einen Zugang finden, die vielleicht vorher mit dem Thema sich
Christian: noch nicht intensiv befasst haben.
Christian: Und im Vorfeld war ihr Eindruck, naja, vielleicht ist da ein bisschen zu unterkomplex gearbeitet worden.
Christian: Ich wiederum habe da drauf geguckt und dachte mir,
Christian: Das ist ja eigentlich ganz schick, wie die das machen. Endlich mal Wissenschaftlerinnen
Christian: und Wissenschaftler, die sie nicht zu schade sind, mal zwei Sekunden über Design
Christian: nachzudenken und eine Webseite zu bauen, die ich gerne mir angucke.
Christian: Und die auch wissen, ihren eigenen Limitierungen vielleicht sogar entsprechend.
Christian: Ich weiß gar nicht, ich kenne die Kolleginnen und Kollegen nur in Teilen,
Christian: die das Lernangebot gemacht haben.
Christian: Wir stellen uns nicht selber vor die Kamera und erklären das,
Christian: sondern wir fragen mal eine Schauspielerin, ob sie das nicht für uns machen kann.
Christian: Weil die kann intonieren, die kann in eine Kamera gucken, die kann das irgendwie
Christian: so präsentieren, dass es irgendwie zugänglich wird.
Christian: Und ich fand es total interessant, dass das bei Ihnen so ein Störgefühl ausgelöst
Christian: hat, weil die Frage, die sich die HUB, die Hamburg Open Online University ja
Christian: auch immer stellt bei der Konzeption von diesen Lernangeboten ist,
Christian: naja, wir müssen doch eigentlich Komplexität reduzieren, damit die Leute überhaupt
Christian: zu den komplexen Sachverhalten, zu den Abwägungen, die wir eben besprochen haben,
Christian: irgendwie finden können.
Christian: Wie sehen Sie das denn?
Alexander Porschke: Ja, also da haben Sie natürlich völlig recht.
Alexander Porschke: Es braucht eine Vereinfachung. Es gibt dieses schöne Zitat von Albert Einstein,
Alexander Porschke: der hat mal gesagt, sie wird ihm zugeschrieben, man soll die Dinge so einfach
Alexander Porschke: wie möglich machen, aber nicht einfacher.
Alexander Porschke: Und das Problem, was ich hatte mit diesem Angebot, war, wenn der Lehrgang geheißen
Alexander Porschke: hätte, why we should change the running system,
Alexander Porschke: dann wäre ich nicht so enttäuscht gewesen.
Alexander Porschke: Weil das ist das, was der Inhalt ist. Es wird beschrieben, warum sollten wir
Alexander Porschke: das, warum sollten wir was verändern?
Christian: Also es fehlt die Gebrauchsanleitung eigentlich.
Alexander Porschke: Nein, also in der Gebrauchsanleitung, also wenn man sagt, dann kann man sagen,
Alexander Porschke: ja, fliegt weniger, isst weniger Fleisch und so weiter.
Alexander Porschke: Wenn man sagt, how to change a running system, da muss man sich da mit der Frage
Alexander Porschke: befassen, warum läuft es denn so, wie es läuft?
Alexander Porschke: Und das fehlt. Also die entscheidende Frage, warum ist es, wie es ist und nicht
Alexander Porschke: so, wie es hier ja völlig logisch abgeleitet wird.
Alexander Porschke: Und dafür muss man sich natürlich die Frage stellen, zwischen welchen Interessen
Alexander Porschke: und welchen Werten ist denn diese Abwägung, die zu dem jetzigen System geführt hat,
Alexander Porschke: wie ist es dazu gekommen?
Christian: Und da hatten Sie auch ein paar Beispiele. Also ich erinnere das auch noch,
Christian: weil Sie auch sagten, und das fand ich, wie soll ich sagen, erfrischend offen
Christian: auch, weil das ja nicht mehr immer so offen angesprochen wird,
Christian: dass Sie, wie haben Sie es gesagt, die eigentlich spannende Frage sei,
Christian: ich paraphrasiere das mal, wie Widerstände überhaupt gegen eine Energiewende begründet werden.
Christian: Also wenn man sich verschiedene Gesetzgebungen anguckt, bis hin zu irgendwie
Christian: PR-Skandalen wie dem Veggie-Day, wenn man es so formulieren kann,
Christian: das Tempolimit, also da gibt es ja viele sehr polarisiert aufgeladene Debatten,
Christian: gerade über die Arenen gesprochen. Und,
Christian: Dann habe ich auch ein bisschen Enttäuschung ausgelesen, weil das Lernangebot
Christian: da vielleicht auch aus einer Überinterpretation, so würde ich es jetzt vielleicht
Christian: formulieren, einer wissenschaftlichen Neutralität oder wir wollen uns da jetzt
Christian: nicht zu weit aus dem Fenster lehnen,
Christian: in dem Lernangebot nur, wie war es, wirtschaftliche und konservative Interessen genannt hat.
Alexander Porschke: Ja, das ist jetzt, es war eine grüne Abgeordnete, die jetzt als Gegeninteressen
Alexander Porschke: nur wirtschaftliche und konservative, das finde ich dürftig, ehrlich gesagt.
Alexander Porschke: Wenn man wirklich vorankommen will, muss man sich mit den realen gegenwinden,
Alexander Porschke: die kann man bei sich selbst erkennen. Ich mache aber nochmal einen Schritt zurück.
Alexander Porschke: Die Konstruktion, die wir jetzt haben, weshalb wir glauben, wir sollten einen
Alexander Porschke: Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Alexander Porschke: Das ist ja auch schon eine Gedankenkonstruktion. Wir gehen nämlich davon aus,
Alexander Porschke: dass wir alle auf der Welt einen Beitrag leisten müssen. Und die Weltgemeinschaft
Alexander Porschke: hat verhandelt einen fairen Beitrag. Das ist schon mal nicht der gleiche.
Alexander Porschke: In diesen Ergebnissen ist nicht herausgekommen, dass alle das gleiche Recht
Alexander Porschke: haben, die Welt zu versauen, sondern wir haben immer noch mehr Rechte als die anderen.
Alexander Porschke: Und nur die nationalen Selbstverpflichtungen, die sollen uns binden.
Alexander Porschke: Und nicht mal die nationalen Selbstverpflichtungen halten wir uns.
Alexander Porschke: Wir verbrennen immer noch mehr und machen immer noch mehr Emissionen.
Christian: Wir diskutieren ja jetzt auch wieder, ob wir sie nicht doch noch ein bisschen nach hinten schieben.
Alexander Porschke: Genau, genau, genau. Also das jetzige Konzept, jetzt kann man aber natürlich
Alexander Porschke: sagen, diese internationale Vereinbarung, das dauert immer so lange und da sind
Alexander Porschke: immer so viele und die fliegen dahin,
Alexander Porschke: das ist ja sowieso alles nicht legitimiert, das lassen wir mal alle.
Alexander Porschke: Wenn man das sagt, dann steht man aber mit leeren Händen da.
Alexander Porschke: Dann kann man überhaupt nichts mehr machen für den Klimaschutz.
Alexander Porschke: Die Voraussetzung, ein globales Problem zu lösen, ist, dass man sich global auf etwas verständigt.
Alexander Porschke: Allein Deutschland reicht nicht. Deutschland repräsentiert einen so kleinen
Alexander Porschke: Teil der Weltbevölkerung, ungefähr ein Prozent.
Alexander Porschke: Emitiert aber 2% der Treibhausgase, also erkennbar zu viel.
Alexander Porschke: Trotzdem kann man natürlich sagen, wenn die 2% jetzt nicht mehr stattfinden
Alexander Porschke: würden, würden immer noch die 98% anderen da sein.
Alexander Porschke: Und von daher ist schon die Frage, ob diese Konstruktion, wir müssen da zusammenhalten,
Alexander Porschke: global zusammenhalten, wir müssen das Burden-Sharing aushandeln.
Alexander Porschke: Wir brauchen auch die anderen und auch die Entwicklungsländer sollen inzwischen einen Beitrag leisten.
Alexander Porschke: Aber natürlich müssen vor allen Dingen die USA, es gibt natürlich Leute,
Alexander Porschke: die sagen, ja wieso wenn Trump nicht mehr mit ihm hat, macht das doch alles keinen Sinn.
Christian: Dann hat es ja keinen Effekt mehr, ob ich mir jetzt mein Stick reinpfeife oder fliege.
Alexander Porschke: Ja, ja, natürlich kann jeder immer sagen, ja, mein kleiner Beitrag,
Alexander Porschke: ich gucke, was der, das ist ja einer der beliebtesten Argumente.
Alexander Porschke: Und von daher, es sind eine ganze Menge Konstruktionen, die zu diesem Element,
Alexander Porschke: wir haben jeder einen Anteil und wir sollten uns verantwortungsbewusst mit diesem
Alexander Porschke: Anteil, das sind alles Konstruktionen, gedankliche Konstruktionen,
Alexander Porschke: das muss man erstmal akzeptieren,
Alexander Porschke: dass nicht jeder die gleiche Konstruktion bereit ist zu akzeptieren.
Alexander Porschke: So, und dann kommt es noch auf die Frage, so, und welche sind jetzt die Maßnahmen?
Alexander Porschke: Die belasten auch unterschiedlich.
Alexander Porschke: Also, wenn ich jetzt sage, wir wollen die Fluchpreise erhöhen.
Alexander Porschke: Ja, ich kann mir das dann immer noch erlauben.
Alexander Porschke: Aber es gibt natürlich Leute, die können sich das nicht mehr erlauben.
Alexander Porschke: Wenn ich jetzt sage, das Benzin muss teurer sein.
Alexander Porschke: Die Grünen haben in der Anfangszeit, also ich kann mich noch erinnern,
Alexander Porschke: wir haben einmal 5 Mark für Benzin, das Plakat sozusagen.
Christian: Das erinnere ich mich noch.
Alexander Porschke: Es muss jetzt auch wirklich mal Schluss sein. Aber das war wirklich noch so
Alexander Porschke: ein bisschen auf der Ebene der Volksfeindlichkeit, also so eine Phase haben
Alexander Porschke: wir anscheinend auch mal gehabt, dann wird man halt nicht gewählt.
Alexander Porschke: Also das heißt, die politische Diskussion, die man führen muss,
Alexander Porschke: und das wäre dann die Antwort auf how to change a running system,
Alexander Porschke: wo sind die Stellschrauben?
Alexander Porschke: Wo kann man Kompromisse finden? Wie kommen wir dahin, dass alle finden,
Alexander Porschke: ja, die Belastung ist einigermaßen gerecht verteilt?
Alexander Porschke: Alle müssen einen Beitrag leisten und ich leise jetzt auch einen. Wie kommen wir da hin?
Alexander Porschke: Das ist die Diskussion, die ist, finde ich, zu viel, zu wenig adressiert.
Alexander Porschke: Das finde ich mit Unterkomplex.
Alexander Porschke: Also trotzdem stimmt natürlich, also wenn man jetzt sagen würde,
Alexander Porschke: why we should change the system, dann oder warum sollten wir überhaupt was tun,
Alexander Porschke: dafür ist es ja ein guter Beitrag.
Christian: So einen appellativen Charakter dann.
Alexander Porschke: Ja, es wird sozusagen der eine Pol, wird ja gut beschrieben und das muss man
Alexander Porschke: auch haben. Man muss ja argumentieren können.
Alexander Porschke: Aber wenn man sagt, wie wir es tun, dann muss man eben wissen,
Alexander Porschke: okay, warum hat es bisher nicht funktioniert?
Alexander Porschke: Und was sind die Wege, wie wir die gegenläufigen Interessen,
Alexander Porschke: wie wir mit denen am besten umgehen können, um, und da komme ich jetzt wieder
Alexander Porschke: auf das Thema Demokratie, um eine Mehrheit für den Weg zu finden,
Alexander Porschke: den wir gehen wollen. Man braucht diese Mehrheit.
Alexander Porschke: Man braucht eine Trägerschaft durch eine Mehrheit in der Gesellschaft.
Christian: Ja, ich fände das eigentlich ganz spannend. Also ich habe gerade den vielleicht
Christian: auch den Temperaturen geschuldeten Gedanken, dass ich mir eigentlich ein Lernangebot
Christian: wünschen würde, das darauf folgt.
Christian: Weil ich finde, kann der Argumentation, die Sie darauf bezogen irgendwie vorbringen,
Christian: kann ich größtenteils folgen zu sagen, naja, hier ist jetzt sozusagen das Wie,
Christian: hier werde ich mit Argumenten ausgestattet, wenn ich heute Abend einem Klimaleugner gegenüber sitze.
Christian: Aber das wie, das demokratische Aushandeln, was ja dann auch nochmal,
Christian: wie soll ich sagen, die Perspektiven der Disziplinen aus einer wissenschaftlichen
Christian: Perspektive derer, die da jetzt an dem Lernangebot saßen, auch sprengen würden.
Christian: Also ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die auch irgendwann mal am Tisch
Christian: saßen und sagten, naja, irgendwo müssen wir jetzt auch aufhören.
Christian: Wir sind, ich habe es nicht mal im Kopf, was sie per Disziplin waren,
Christian: aber NachhaltigkeitswissenschaftlerInnen, UmweltwissenschaftlerInnen,
Christian: was auch immer man dann macht.
Christian: Dann lehnt man sich natürlich auch irgendwann nicht mehr aus dem Fenster und
Christian: redet irgendwie über Partizipation in politischen Systemen, sondern sagt,
Christian: das müssen eigentlich die da hinten tun und nicht wir.
Christian: So ist Wissenschaft ja auch organisiert, manchmal zu unserem Leidwesen und vielleicht
Christian: aber auch oft zu unserem Benefit.
Christian: Also das Lernangebot 2 wäre eigentlich jetzt,
Christian: dem Titel mal zu folgen und das erste umzubenennen. Also das hier benennen wir
Christian: um in, warum machen wir das alles eigentlich?
Christian: Und das zweite ist jetzt eigentlich, wie kommen wir denn da hin?
Alexander Porschke: Ja, und das ist in der Tat eine andere Frage.
Alexander Porschke: Und dazu gibt es inzwischen auch Forschung. Also ich bin ja durchaus dafür,
Alexander Porschke: dass man sich klar macht, in all diesen Dingen hilft Wissenschaft.
Alexander Porschke: Also es gibt ja, die Geisteswissenschaften sind ja manchmal unterschätzt,
Alexander Porschke: also gerade an einer Interschule.
Alexander Porschke: Aber es ist ja beforscht. Es gibt diese sogenannte Gegenwartspräferenz im demokratischen System.
Alexander Porschke: Das ist, finde ich, sehr elegant ausgedrückt für den Sachverhalt,
Alexander Porschke: dass Politiker gerne nur die nächste Wahl im Auge haben, weil die müssen sie bewältigen.
Alexander Porschke: Und was dann danach kommt, das sehen dann andere. Und diese Gegenwartspräferenz
Alexander Porschke: ist ein Hindernis bei Entscheidungen,
Alexander Porschke: wo heute eine Belastung entsteht, womöglich noch, unter der Voraussetzung,
Alexander Porschke: alle anderen auf der Welt machen das auch, dafür, dass es morgen weniger schlimm wird.
Alexander Porschke: Es ist ja nur, dass es morgen weniger schlimm wird. Es wird ja nicht besser.
Alexander Porschke: Also es ist ja so, dass wir jetzt auf eine Bremse, wir versuchen auf die Bremse
Alexander Porschke: zu treten bei der Klimakrise.
Alexander Porschke: Und damit wir nicht mit voller Wucht in dieses Drama hineinfahren.
Alexander Porschke: Und wie sich dieses Drama äußert, das ist ja jetzt immer häufiger auch im Hier und Jetzt zu sehen.
Alexander Porschke: Also es ist nicht mehr weite Zukunft, sondern es gibt heute schon Situationen
Alexander Porschke: mit katastrophalen Verhältnissen.
Alexander Porschke: Also wer die Waldbrände der letzten Jahre gesehen hat, in Griechenland,
Alexander Porschke: in Los Angeles, also es ist doch infernalische Verhältnisse.
Alexander Porschke: Ja und die, ich nur noch den Gedanken zu Ende und beforscht ist eben und das
Alexander Porschke: kann man eben, das finde ich einen ganz interessanten Ansatz,
Alexander Porschke: dass die Repräsentativität durch Wahlen ist nur ein Modell und ein anderes Modell
Alexander Porschke: ist das Repräsentative durch Losen, das sind dann die sogenannten Bürgerräte.
Christian: Die ja Steffen Mauer auch sehr stark...
Alexander Porschke: Genau, Steffen Mauer ist auch ein Freund davon. Der hat nämlich dieses Thema
Alexander Porschke: mit der Gegenwartspräferenz auch erkannt.
Alexander Porschke: Und da sind eben in Irland, hat man zum Beispiel die Erfahrung gemacht,
Alexander Porschke: ein erzkatholisches Land, frauenfeindlich und konservativ und sonst was.
Alexander Porschke: Da ging es um die Frage, wie soll es einerseits um die Frage der Legalisierung
Alexander Porschke: von Abtreibung und andererseits um die Frage des Umgangs mit Homosexuellen.
Alexander Porschke: Und zu beiden Themen hat es Bürgerräte gegeben, die vernünftige...
Alexander Porschke: Vorlagen ausgearbeitet haben, da gab es einen Volksentscheid dazu und dann war
Alexander Porschke: das komplizierte Problem gelöst.
Alexander Porschke: Und die, ich glaube, die Bürgerräte wären eben eine Chance zu sagen,
Alexander Porschke: also wenn man jetzt sagt, wir brauchen eine demokratische Lösung,
Alexander Porschke: dann kann das nur durch Aushandeln passieren.
Alexander Porschke: Zum Beispiel beim Kohleausstieg hat es ein, das war jetzt kein Bürgerrat,
Alexander Porschke: aber es hat eine andere Form von Verhandlungsrunde gegeben, wo man auch die betroffenen,
Alexander Porschke: Bundesländer, wo die Braunkohle noch abgebaut wird. Also dass das für die eine
Alexander Porschke: Bedeutung hat, ist ja verschieden, das muss man auch akzeptieren.
Alexander Porschke: Auch wenn man jetzt sagt, naja, also ehrlich gesagt, 20 Jahre für ein Oma ist
Alexander Porschke: aber wirklich viel lang.
Alexander Porschke: Es wird ja jetzt auch nicht so viel, weil es sich ja auch wirtschaftlich gar
Alexander Porschke: nicht mehr lohnt, aber jedenfalls, dass es da zu einem Kompromiss kommen muss
Alexander Porschke: und dass man die auch vernünftigen Gründe, die dagegen gesprochen werden,
Alexander Porschke: dass man die wahrnimmt und guckt, wie kann man zu einem vernünftigen Interessenausgleich kommen.
Alexander Porschke: Das ist die Kunst einer gut organisierten Demokratie.
Christian: Und dafür braucht es ein zweites Lernangebot.
Alexander Porschke: Also so ein Lernangebot wäre wirklich super. Das wäre super.
Alexander Porschke: Und tatsächlich, weil es ja, ich finde in der heutigen Situation,
Alexander Porschke: wo wir von Krisen umgeben sind,
Alexander Porschke: also viele Menschen entwickeln ein Gefühl von Hilflosigkeit.
Alexander Porschke: Und es ist ausgeliefert. Man weiß gar nicht mehr, was man noch machen kann.
Christian: Überforderung auch.
Alexander Porschke: Am besten ist gar nicht mehr gucken. Ich kümmere mich nur noch um mein eigenes.
Alexander Porschke: Und was, die Welt geht unter, ja, dann schnell doch in den Urlaub fahren.
Alexander Porschke: Also die… Er ist schnell dorscht.
Christian: Er ist bald ausgestorben.
Alexander Porschke: Habe ich mal in der Ostsee gelesen. Ja, das ist ja eine denkbare Reaktion da drauf.
Alexander Porschke: Also finde ich jetzt nicht schön, aber es ist eine denkbare.
Alexander Porschke: Und ich glaube, dass die Alternative zur…,
Alexander Porschke: Zur Wirkungslosigkeit ist eben
Alexander Porschke: immer wieder zu versuchen, Selbstwirksamkeitserlebnisse zu organisieren.
Alexander Porschke: Und dazu gehört eben unter anderem auch, auf politische Prozesse Einfluss nehmen zu können.
Alexander Porschke: Und sich aber auch im Klaren darüber zu sein, wenn ich jetzt als Friday-for-Future-Demonstrantin,
Alexander Porschke: jetzt einmal habe ich Freitag demonstriert und was, die Klimakrise ist immer
Alexander Porschke: noch nicht beseitigt, jetzt geht es aber, jetzt habe ich aber keine Lust mehr,
Alexander Porschke: dass es Zeit braucht, dass man nur einer ist in der Gesellschaft.
Alexander Porschke: Man ist nicht ohnmächtig, aber natürlich ist man auch nicht allmächtig.
Christian: Und gleichzeitig, das war auch eine Frage, die ich im Vorfeld mir zurechtgelegt
Christian: hatte, Also die Ungeduld, die manche,
Christian: wie soll ich sagen, manchen dieser, ich nenne sie mal neuere Protestformen,
Christian: ich weiß gar nicht, ob die im Detail immer so neu sind,
Christian: aber das fängt vielleicht an bei Fridays for Future, ging dann über die über
Christian: Ende Gelände Bewegung, Hambacher Forst bis hin jetzt zur letzten Generation.
Christian: Dem wurde ja oft unterstellt so eine gewisse Naivität fast schon.
Christian: Also so fällt mir auch wieder nur eine Verniedlichung fast schon.
Christian: Ihr jungen Leute, ihr habt noch gar nicht verstanden, wie komplex das hier alles ist.
Christian: Ihr glaubt, ihr klebt euch dreimal auf die Straße und dann ist das Problem gelöst.
Christian: Ich will sie gar nicht so verstanden haben, so meine ich das gar nicht.
Christian: Ich habe nur auch überlegt, dass ich einerseits kann ich den Drang von so einem,
Christian: sagen wir mal, 22-Jährigen sehr gut nachvollziehen.
Christian: Der sieht ja die Brände in Griechenland, der sieht auch, dass das hier näher kommt.
Christian: Also es gab auch hier vor ein paar Jahren eine Zeit, da bin ich von Hamburg
Christian: nach Berlin mit dem Zug gefahren und jedes Mal bin ich durch große Rauchschwaden
Christian: gefahren und habe gerochen, wie Klimawandel riecht.
Christian: Und dann bin ich ja noch minimal betroffen, also ich wohne da ja nicht in der Gegend dann.
Christian: Also ich verstehe schon, dass da so eine große Ungeduld und auch Unzufriedenheit
Christian: mit dem vorherrscht, was bisher geschafft wurde.
Alexander Porschke: Völlig, völlig. Das stimme ich Ihnen völlig zu. Und ich finde,
Alexander Porschke: es ist auch wirklich nicht die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler,
Alexander Porschke: die wirklich jede Menge originelle Plakate gemalt haben und wirklich auch tolle
Alexander Porschke: Demonstrationen gemacht haben.
Alexander Porschke: Es ist nicht deren Aufgabe, ein Gebäudeenergiegesetz vorzulegen. Das ist es nicht.
Alexander Porschke: Das ist Aufgabe der politisch Verantwortlichen.
Christian: Die die Bürokratie auch verstehen.
Alexander Porschke: Die die Bürokratie verstehen und die sozusagen da versuchen auch anschlussfähig zu sein.
Alexander Porschke: Und der politische Aushandlungsprozess besteht halt einerseits aus den Fridays
Alexander Porschke: for Future und andererseits aus den Bauern,
Alexander Porschke: die im letzten Winter die in Berlin demonstriert haben.
Alexander Porschke: Das sind viel weniger, aber die haben große Tracker und deswegen sieht das aus, als wären sie viele.
Alexander Porschke: Und die haben aber eine sehr viel längere Erfahrung im Lobbying,
Alexander Porschke: wie sehr genau, wie sie Einfluss nehmen auf die Prozesse. Das ist jetzt nicht fair, aber das ist so.
Christian: Ja, die sind auch anders organisiert mit anderen Mitteln.
Alexander Porschke: Sie haben einen anderen Aspekt, der sich auch unserer Interessen im Blick.
Alexander Porschke: Natürlich ist die Produktion von Lebensmitteln auch unser Interesse,
Alexander Porschke: aber wie sie das machen und zu welchen Bedingungen und so weiter,
Alexander Porschke: da hätte ich jetzt durchaus noch ein bisschen Luft gesehen, dass sie glauben,
Alexander Porschke: das hängt alles jetzt am Agrardiesel, sonst sterben sie alle,
Alexander Porschke: das ist natürlich alles Quatsch.
Alexander Porschke: Aber da kommt es eben gerade darauf an, man muss sich erstmal darauf einlassen, auf die Debatte.
Alexander Porschke: Und erst dann kann man nämlich unterscheiden zwischen einem Argument, das trägt.
Alexander Porschke: Also zum Beispiel hat es anscheinend im Rahmen der europäischen Agrarregelung
Alexander Porschke: die Regelung zur ökologisch zukunftsfähigen Bewirtschaftung,
Alexander Porschke: also Glötz hieß das, die waren wirklich kompliziert.
Alexander Porschke: Das war wirklich für einen Bauern, der musste da Bodenuntersuchungen machen
Alexander Porschke: und Messungen und so weiter. Und die Frage, was das wirklich gebracht hat,
Alexander Porschke: das blieb dann halt offen und deswegen wurden diese Dinge dann gestrichen.
Alexander Porschke: Da muss man damit leben, wenn man feststellt, okay, da hat das deutsche Wesen
Alexander Porschke: das alles im Detail und per Verordnung und alles genau und überprüft und so
Alexander Porschke: weiter, dass der deutsche Weg zur Regelung solcher Dinge ist vielleicht an eine
Alexander Porschke: gewisse Grenze gekommen.
Alexander Porschke: Wir müssen da eher überlegen, wie wir komplexitätsreduzierend,
Alexander Porschke: aber trotzdem die Ziele im Auge behaltend versuchen, solche Dinge zu regeln.
Alexander Porschke: Und das ist aber letztlich auch eine Frage, da ist Wissenschaft dann dafür da,
Alexander Porschke: zu gucken, ja, wie machen das andere?
Alexander Porschke: Und was sind die Vor- und Nachteile bei anderen? Und kann man das System bei
Alexander Porschke: uns übernehmen oder welche Teile kann man davon übernehmen? Was lernen wir daraus?
Alexander Porschke: Diese ganze Digitalisierung in der Landwirtschaft, die also ja ein Beitrag dafür ist,
Alexander Porschke: dass jetzt nicht an jeder Stelle die volle Menge Dünger ausgebracht wird und
Alexander Porschke: das auch sozusagen sehr viel genauer bewirtschaftet werden kann.
Alexander Porschke: Das sind ja alles Dinge, die im Rahmen der Produktivitätsentwicklung in der
Alexander Porschke: Landwirtschaft stattgefunden haben.
Alexander Porschke: Dafür braucht man eben auch Wissen, Know-how und so weiter und auch die Versuche
Alexander Porschke: jetzt, die landwirtschaftliche Produktion produktiv zu halten,
Alexander Porschke: sodass es weiterhin kostengünstige Lebensmittel gibt, ohne dass sie so viel
Alexander Porschke: Umweltschäden produziert.
Alexander Porschke: Das ist letztlich auch eine wichtige Forschungsrichtung.
Christian: Dieses Abwägen höre ich ja, das ist ja so ein fast schon wiederkehrendes Thema
Christian: jetzt auch in unserer Unterhaltung.
Christian: Und ich finde den Einsatz, den sie gerade drin hatten, es ist jetzt nicht die
Christian: Aufgabe von Schülerinnen und Schülern, das nächste Gebäudeenergiegesetz zu schreiben
Christian: oder eben diese Abwägung zu treffen.
Christian: Und gleichzeitig hätte ich mir auch als Beobachter, der ja dann auch inzwischen
Christian: 20 Jahre älter ist als die, die da auf der Straße stehen, schon gewünscht,
Christian: dass diejenigen, die an den Hebeln sitzen, das nochmal ein Stück ernster nehmen.
Christian: Also da war ja dann oft zu Beginn, erinnere ich noch, Fridays for Future,
Christian: Mensch, die müssten doch eigentlich in die Schule, wie soll denn aus denen was
Christian: werden, bis hin zu auch schon offenen Diffamierungen, glaube ich, verboten,
Christian: überhaupt protestieren zu gehen und dann habe ich in Berlin ein,
Christian: zwei Mal und es wird in anderen Städten auch ähnlich gewesen sein,
Christian: eine durchaus auch aufgehitzte Debatte gesehen, wenn da Leute sich auf die Straße
Christian: kleben, bis hin zu, die bringen Leute um, weil sie sich irgendwie in Rettungswege
Christian: setzen, Autofahrer, die fast versuchen, die Leute zu überfahren.
Christian: Und ich bin da nicht ganz so einverstanden damit, auch wie sich, glaube ich,
Christian: unter anderem diejenigen verhalten haben, die schon seit 20,
Christian: 30, 40 Jahren eben an diesen Hebeln saßen und gesagt haben, protestiert ihr
Christian: mal, wir hier in der echten Welt, wir lösen das, indem wir die Verordnung jetzt
Christian: so und so mal umschreiben.
Alexander Porschke: Ja, das war ja auch eine Unverschämtheit, wie Lindner sich dazu verhalten hat.
Alexander Porschke: Also das überlasst mal lieber uns, ihr habt keine Ahnung. Das ist natürlich Quatsch.
Alexander Porschke: Und gleichzeitig kann man also jetzt zum Beispiel mit Bezug auf die Klimakleber sagen,
Alexander Porschke: da stand nachher so die Aktionsform im Vordergrund, ob es jetzt das Blockieren
Alexander Porschke: des Straßenverkehrs war.
Alexander Porschke: Da ist ja letztlich auch, das war ja dazu gedacht, Aufmerksamkeit zu produzieren.
Alexander Porschke: Nun ist jetzt die Hypothese, die dahinter steckt,
Alexander Porschke: Die Leute wissen noch nicht so richtig, dass es nötig ist, was zu ändern.
Alexander Porschke: Da hätte ich Zweifel. Ich glaube, die Notwendigkeit von Klimaschutz ist von
Alexander Porschke: mehr als 80 Prozent der Deutschen erkannt.
Alexander Porschke: Auch selbst von Beatrix von Storch, die sagt, das bringt alles nichts.
Alexander Porschke: Natürlich wissen die auch, dass da was geschehen müsste, aber sie sind eben
Alexander Porschke: Profiteure von denjenigen, die sagen, das ist alles übertrieben.
Christian: Ja.
Alexander Porschke: Und das Realproblem, deswegen finde ich, ist der Ansatz sozusagen,
Alexander Porschke: Hauptsache Aufmerksamkeit, dann funktioniert das schon, der ist meines Erachtens,
Alexander Porschke: der funktioniert so eben nicht.
Alexander Porschke: Und dann, wenn man dann Leute im Straßenverkehr blockiert, dann muss man damit
Alexander Porschke: rechnen, dass da auch Leute bei sind, die sich richtig ärgern darüber,
Alexander Porschke: die auch negativ betroffen sind und die man dann auch gegen diese Dinge hinkommt.
Alexander Porschke: Also in England hatten die Klimakleber auf dem Golfplatz die Löcher zu betonieren.
Alexander Porschke: Ja, das ist natürlich populismusmäßig viel wirkungsvoller, weil das trifft ja nur die Golfspieler.
Christian: Hat auch ein bisschen mehr Humor vielleicht.
Alexander Porschke: Er hat mehr Humor und das ist ehrlich gesagt, über solche Fragen kann man sich
Alexander Porschke: da natürlich unterhalten.
Alexander Porschke: Aber das sind alles Nebenkriegsschauplätze.
Alexander Porschke: Weil ich finde, man muss halt wissen und deswegen ist das eine richtig ernsthafte Auseinandersetzung.
Alexander Porschke: Man muss halt wissen, dass man in ein vorhandenes System, also wenn man sagt,
Alexander Porschke: also how to change a running system, das Running System, davon leben viele.
Alexander Porschke: Und zwar machen sie auch richtig Geld damit.
Alexander Porschke: Wie man erreicht, dass die einen Teil ihrer Macht abgeben, die verteidigen sich
Alexander Porschke: mit Händen und Füßen und die Fossilindustrie, also das ist ja bekannt,
Alexander Porschke: die haben auch abgeguckt bei der Nikotinindustrie,
Alexander Porschke: die wissen, wie man die öffentliche Meinung versucht zu beeinflussen,
Alexander Porschke: die haben starke Partner.
Alexander Porschke: Es ist ja in Deutschland immer noch selbstverständlich, dass die Nachrichten
Alexander Porschke: großteils von privaten Unternehmen in die Breite gebracht werden.
Alexander Porschke: Man weiß gar nicht, ob das besser ist, als das, was wir heute haben,
Alexander Porschke: wo man jetzt in den sozialen Netzwerken alles mögliche völlig,
Alexander Porschke: also wo jeder sozusagen privater Nachrichtenunternehmer sein kann.
Alexander Porschke: Ob das jetzt besser ist, ist ja auch mal eine Zweifel.
Alexander Porschke: Aber jedenfalls ist ja erkennbar, die anderen wissen sich ihrer Haut zu wehren.
Alexander Porschke: Und wenn man das System ändern will, also wenn man die Frage aufruft,
Alexander Porschke: how to change it, dann muss man verstehen, welche sind das? Wie agieren die?
Alexander Porschke: Was sind deren Stärken? Was sind deren Schwächen? Ein Beispiel dazu.
Alexander Porschke: Wir haben, als wir die Kampagne haben wir uns grüner halten,
Alexander Porschke: unsere Volksinitiative gemacht haben, haben wir uns überlegt,
Alexander Porschke: wer sind unsere Antagonisten und wie werden die agieren?
Alexander Porschke: Und dabei haben wir unter anderem festgestellt, auf der Gegenseite sind die
Alexander Porschke: Vertreter der Bauindustrie,
Alexander Porschke: die brauchen nämlich möglichst günstig Flächen und ist die Mehrheitspartei SPD
Alexander Porschke: in Hamburg, für die ist das ein Profil gewesen, möglichst viele Wohnungen bauen
Alexander Porschke: und die hatten die Geschichte aufgebaut,
Alexander Porschke: wir müssen möglichst viele Wohnungen bauen, damit auch alle eine Wohnung finden.
Alexander Porschke: So, was nicht jeder wusste, was wir aber wussten, ist, dass in dem Vertrag,
Alexander Porschke: diesem Zehntausendervertrag zum Wohnungsbau unter anderem drin stand,
Alexander Porschke: dass sie sich deswegen aus Mieterschutzaktivitäten, die bundesweit gemacht haben,
Alexander Porschke: dass sie sich davor zurückhalten, dass sie das nicht mitmachen.
Alexander Porschke: Und darin war aber die Sollbruchstelle. Das heißt, das Interesse der Bauindustrie
Alexander Porschke: war nicht in Wahrheit, Mietwohnungen zu bauen. Das Interesse der Bauindustrie war, Profit zu machen.
Alexander Porschke: Und es ist ein legitimes Interesse, aber es ist keins, wofür man jetzt die Mehrheit
Alexander Porschke: der Bevölkerung gewinnen kann, dass die Profit machen kann. Und der Bruch war
Alexander Porschke: nämlich die Frage des Mieterschutzes.
Alexander Porschke: Und wir konnten quasi, nachdem wir erkannt haben, was ist sozusagen das erklärte
Alexander Porschke: öffentliche Interesse und was ist das nicht erklärte Interesse,
Alexander Porschke: nämlich dass sie da Gewinne machen wollen,
Alexander Porschke: daraus konnten wir sehen, wo ist jetzt eigentlich ein Ansatz,
Alexander Porschke: wo man sozusagen die, was man veröffentlichen kann, dass nämlich in diesem Zehntausendervertrag
Alexander Porschke: der Mieterschutz entgegen der Behauptung, dass man auf der Seite der Mieter
Alexander Porschke: steht, geschwächt wird.
Alexander Porschke: Und das muss man verstehen, wenn man sich fragt, how to change the system,
Alexander Porschke: wie agieren die anderen, welche Bündnisse gibt es da, was trägt davon, was trägt es nicht.
Christian: Wie liegen die Interessen.
Alexander Porschke: Genau, wie liegen die Interessen. Man muss wissensorientiert sein,
Alexander Porschke: man muss versuchen zu verstehen.
Christian: Ich mache einen harten Cut. Das nächste Lernangebot, über das wir sprechen wollten,
Christian: ist der Tideelbe-Komplex.
Alexander Porschke: Ja.
Christian: Und auch da hören wir uns mal kurz an, worum es da geht.
Nicola: Tideelbe-Komplex. Die Tideelbe ist der letzte Teil der Elbe,
Nicola: bevor sie ins Meer mündet. Sie reicht von Geesthacht bis Guxhafen.
Nicola: Das Lernangebot Tideelbe-Komplex lädt ein zu einer interaktiven Reise an diesen
Nicola: Teil des Flusses. Wer sich darauf einlässt, erfährt an markanten Orten,
Nicola: wie verschiedene Phänomene zusammenhängen.
Nicola: Hochwasser und Verschmutzung, trockene Sommer, aufkommende Stadtteile.
Nicola: Nachher versteht man ein wenig besser, wie es zum jetzigen Stand kommt und was
Nicola: zu tun wäre, damit die Elbe ein attraktiver Lebensraum bleiben kann.
Nicola: Das Lernangebot Tiederelbe Komplex ist ein Angebot der HAW Hamburg aus dem Jahr 2022.
Nicola: Einen Link findest du in den Shownotes.
Christian: Ich dachte, ich fange einfach mal ein bisschen leichter an gerade bei diesem
Christian: Lernangebot und frage sie, ob sie irgendwo entlang der Elbe oder auch gerne
Christian: der Tide-Elbe, ich nehme an, um die wird es gehen, bei ihnen,
Christian: sowas wie einen Lieblingsort haben.
Christian: Kann einer sein, den sie besonders schön oder besonders interessant finden,
Christian: kann aber auch einer sein, wo sie sagen, Mensch, da hat sich so viel getan,
Christian: das finde ich irgendwie gut, deswegen ist das sowas wie ein Lieblingsort von mir.
Alexander Porschke: Also es gibt unter verschiedenen Gesichtspunkten Lieblingsorte, Ich finde,
Alexander Porschke: dass die bei der Strandperle in Oeville-Gönne, dass es schön ist,
Alexander Porschke: da zu sitzen und dass es auch eine schöne Balance ist.
Alexander Porschke: Man sitzt da an so einem Pseudostrand, der ist ja so ein bisschen durch Befestigungssteine
Alexander Porschke: gesichert, so eine Art Sandkiste.
Alexander Porschke: Und sieht auf die Hafenindustrie gegenüber, das hat auch was Romantisches,
Alexander Porschke: was Schönes. Da sitzen viele Leute, können da die Zeit genießen und die Schiffe
Alexander Porschke: kommen, das Element von Internationalität und so weiter.
Alexander Porschke: Ein ganz anderer Teil der Elbe ist der Heukenlok.
Alexander Porschke: Das ist ein Naturschutzgebiet fast schon am Rande des Oberlaufes.
Alexander Porschke: Also ein richtig naturnaher Bereich, da finden Sie eben Tidodynamik,
Alexander Porschke: da gibt es dann auch den bekannten Schierlingswasserfänche,
Alexander Porschke: die Wiebelschmäle, also da
Alexander Porschke: gibt es die Naturseltenheiten, die in so einem Süßwasserwatt stattfinden.
Alexander Porschke: Ebenfalls ein sehr schöner Ort ist das Mühlenberger Loch, was davon noch übrig ist.
Alexander Porschke: Also man denkt, das ist eine große schwarze Matschfläche, was soll denn hier sein?
Alexander Porschke: Aber was innerhalb dieser Matschfläche für Leben ist, das ist wirklich faszinierend.
Alexander Porschke: Und dass sie deswegen auch ein ganz wichtiger Baustein ist, in den Ketten der
Alexander Porschke: Fortpflanzungsketten und in den Reproduktionsketten der Vögel und der anderen
Alexander Porschke: Flussbewohner, also die das,
Alexander Porschke: die Stillbereiche da wichtig sind für die Fischbrot und so weiter,
Alexander Porschke: das ist alles total interessant.
Alexander Porschke: Also insofern ist die Elbe unter vielen Gesichtspunkten ein wirklich spannender
Alexander Porschke: Lebensraum und so etwas wie eine Süßwassertide, das ist ja das Besondere hier im Hamburger Bereich,
Alexander Porschke: das ist auch nicht so weit verbreitet auf der Welt, das gibt es gar nicht so oft.
Christian: Ja, ich kenne es auch eher andersrum. Also das ist eben die Salzwassergegenden
Christian: sind, die dann sozusagen, darf ich reinschwappen sagen, ganz unfachmännisch.
Alexander Porschke: Ja, das gibt ja auch hier eine Salzwasserfarbe, die geht so bis,
Alexander Porschke: na weiter als Bootsbülle auf jeden Fall.
Alexander Porschke: Die geht also bis Verstade, glaube ich. Und das hängt eben zum Beispiel davon
Alexander Porschke: ab, wie viel Oberwasser kommt. Insofern ist auch das Thema Etide-Elbe wirklich
Alexander Porschke: auch ein tolles Thema, wo man das Wechselverhältnis von Wissen und Politik beraten kann.
Alexander Porschke: Die Grundentscheidung, ob man möchte,
Alexander Porschke: dass die Fahrende der Tiefe so tief ist, dass auch die ganz großen Containerschiffe
Alexander Porschke: wenig Rücksicht auf Elbe und Flut nehmen müssen.
Alexander Porschke: Und wie viel einem das wert ist, ist eine politische Entscheidung.
Christian: Ja, da sind wir wieder bei der Abwägung.
Alexander Porschke: Das ist keine wissenschaftliche Entscheidung. Also das ist ja,
Alexander Porschke: da stehen ja erstmal Unterhaltungskosten.
Alexander Porschke: Das ist ja wirklich ein Wahnsinn, dass allein um die Tiefe zu erhalten,
Alexander Porschke: jährlich 100 Millionen Euro ausgeben.
Alexander Porschke: Jährlich, jedes Jahr, immer wieder.
Alexander Porschke: Nur weil die, also für die Natur ist das überhaupt nichts, diese Tiefe.
Alexander Porschke: Die arbeitet da ständig gegen an. Man kann sich das ja vorstellen.
Alexander Porschke: Die natürliche Tiefe ist irgendwie so vier Meter. Und je stärker man von der
Alexander Porschke: natürlichen Tiefe ab wird, desto mehr versucht die Natur die natürliche Tiefe wiederherzustellen.
Alexander Porschke: Und da ist sie sozusagen, man kämpft ständig gegen den Ausgleichsprozess der Natur an.
Alexander Porschke: Und das im Zusammenhang mit dem Streit um die Elbvertiefung,
Alexander Porschke: also im Elbvertiefungsverfahren da ging es wirklich auch viel um Tatsachenfeststellung
Alexander Porschke: da stellte sich eben unter anderem heraus dass,
Alexander Porschke: die Bundesanstalt für Wasserbau, das war die wissenschaftliche Einrichtung des
Alexander Porschke: Bundes die hat eine bestimmte Prognose gemacht, wie sich die Elbvertiefung auswirken
Alexander Porschke: würden und wir hatten eben andere Experten, die gesagt haben,
Alexander Porschke: Kann gar nicht angehen. Kann gar nicht angehen. Da übersieht ihr viel.
Alexander Porschke: Das wird alles viel schlimmer kommen.
Alexander Porschke: Und jetzt kann natürlich ein Gericht, Bundesverwaltungsgericht,
Alexander Porschke: kann ich sagen, die zentrale, zuständige wissenschaftliche Institution der Bundesregierung, die spinnen.
Alexander Porschke: Ja, das kann es auch richtig machen. Ja, und entsprechend hat es sich auf die,
Alexander Porschke: ja, das ist ja gut, Achterwissen, die Bundesregierung hat ihr,
Alexander Porschke: hat das Verfahren insofern rechtmäßig gemacht, weil sie sich dabei auf wissenschaftliche
Alexander Porschke: Erkenntnisse von einer dafür vorgesehenen wissenschaftlichen Institution abgestürzt hat.
Christian: So wünscht man sich's ja eigentlich.
Alexander Porschke: Eigentlich ja, aber wenn man sich klar ist, dass das eine wissenschaftliche
Alexander Porschke: Einrichtung ist, die aber dem Verkehrsminister untersteht, denke Und die Genehmigungsinstitution
Alexander Porschke: ist hier die Hafenbehörde.
Alexander Porschke: Also dann stellt man doch irgendwie fest, ja irgendwas ist doch da faul,
Alexander Porschke: da ist doch der Bock zum Gärtner gemacht worden.
Christian: Und mein vergangenheits Ich hat sich auf dieses Gespräch vorbereitet und dachte,
Christian: naja, du hast da den Umweltsenator AD, wenn ich so sagen darf, vor dir sitzen.
Christian: Ich wusste schon vorher, da ist viel gewesen mit Elbvertiefungen,
Christian: gerade auch in der Zeit und auch mit ihnen als Name verbunden.
Christian: Nach meinem Eindruck sogar noch viel stärker in der NABU-Zeit als in der Zeit als Umweltsenator.
Christian: Und ich habe so ein, zwei Interviews und auch ein, zwei Streitgespräche,
Christian: glaube ich, gefunden mit ihnen,
Christian: wo sie auch mit den Kollegen von der Hafenbehörde, glaube ich,
Christian: auch an einem Tisch saßen und
Christian: der Reporter neben dran und dann so ein moderiertes Streitgespräch war.
Christian: Und ich dachte mir schon, auch da wieder komme ich zurück zu diesem Motiv des Streits.
Christian: Da sitzt einer, der erstens sich nicht scheut, in einen Streit zu gehen und
Christian: den irgendwie auch, der sein Gegenüber noch trotzdem anerkennt,
Christian: obwohl da irgendwie diametral wahrscheinlich Interessen gegenüberstehen.
Christian: Und andererseits habe ich aber auch diesen Interessenausgleich wahrgenommen,
Christian: den ich bei einem Politiker sogar noch viel eher nachvollziehen kann,
Christian: als bei jemandem, der im Interessenverband, also wie es der NABU eben ist,
Christian: vorsteht, noch viel eher erwartet hätte.
Christian: Also in ihrer Rolle als Senator waren sie ja sehr viel stärker in einem Ausgleich
Christian: der Interessen verpflichtet als noch im NABU, würde ich denken.
Christian: Und ich glaube, an der Stelle können wir schon fast auf das verweisen,
Christian: was wir vor inzwischen, warten Sie, ich gucke mal auf die Uhr,
Christian: vor fast einer Dreiviertelstunde gesagt haben, über eben Interessenausgleich
Christian: und eine gewisse Pragmatik auch dabei.
Alexander Porschke: Also wenn ich jetzt hier mich auf den Zusammenhang mit Wissen beziehe,
Alexander Porschke: ich finde das erstmal sehr verdienstvoll, dass die HAW da so viele Möglichkeiten
Alexander Porschke: bereitstellt, sich mit der Tide-Elbe zu befassen.
Alexander Porschke: Und wer da einsteigt, der weiß zumindest schon mal, dass es komplex ist.
Alexander Porschke: Also das, was wir ja festgestellt haben im Zusammenhang mit dem Streit um die
Alexander Porschke: Elbvertiefung, war unter anderem eben auch,
Alexander Porschke: dass man so tief, also es gibt so komplexe Sachverhalte, die eigentlich nur
Alexander Porschke: mit Modellen vorhergesagt werden können,
Alexander Porschke: dass man da als normaler Bürger eigentlich außen vor ist.
Alexander Porschke: Aber trotzdem ist es eben auch so, als kritischer Leser, und das finde ich gehört
Alexander Porschke: zu dem, also Wissenschaft ist ja heute viel weniger nötig dafür,
Alexander Porschke: dass man einfach am Ende Wissen hat.
Alexander Porschke: Also Wissen gibt es ja ohne Ende, sondern eigentlich geht es ja vor allen Dingen
Alexander Porschke: auch um Einordnung von Wissen und Beurteilungskompetenz.
Alexander Porschke: Und das, glaube ich, ist im Zusammenhang dieser Diskussion total wichtig gewesen,
Alexander Porschke: dass man beurteilen kann, welches der Argumente trägt und wo wird einem was vorgebracht.
Alexander Porschke: Und wir hatten eben unter anderem auf diese Weise entdeckt, daran kann man auch
Alexander Porschke: erkennen, wie wertvoll das ist.
Alexander Porschke: Wir haben zwei Mitarbeiterinnen gehabt, die haben sich mit den Ausgleichsplänen
Alexander Porschke: der Hafenverwaltung um die Verluste, die mit dem Schierlingswasserfänsel verbunden worden waren,
Alexander Porschke: da hatten die sich damit befasst und festgestellt, die haben die EU beschissen.
Alexander Porschke: Die haben die Kommission, die haben die falsche Informationen zugeleitet.
Christian: Darum ging es glaube ich in dem Gespräch, das ich da gelesen habe.
Christian: Vielleicht verlinke ich das nochmal.
Alexander Porschke: Ja, aber ich würde jedenfalls sagen, worum es mir jetzt hier in unserem Zusammenhang
Alexander Porschke: vor allen Dingen geht, dafür muss man die Kompetenz haben, diesen Sachverhalt zu durchdringen.
Alexander Porschke: Die haben nämlich gewusst, der hier links Wasserfenchel, der wächst nur in einem
Alexander Porschke: bestimmten Tidebereich.
Alexander Porschke: Und das, was die Hafenbehörde da eingezeichnet hat, da ist dieser Tidebereich
Alexander Porschke: gar nicht. Da sind die Wasserverhältnisse anders.
Alexander Porschke: Und damit die EU das nicht merkt, haben sie alle Höhenangaben weggelassen.
Alexander Porschke: Ich habe das auch vor Gericht behauptet, da hat der Richter mich zurechtgewiesen
Alexander Porschke: und gesagt, hier werden keine Annahmen den Gegnern unterstellt.
Alexander Porschke: Also ich habe ja sozusagen eine Absicht unterstellt. Ich glaube das immer noch.
Alexander Porschke: Aber er hat natürlich Recht, das kann ich nicht wissen. Wissen kann ich, dass das nicht stimmt.
Alexander Porschke: Wissen kann ich, dass die Tiefenangabe fehlen.
Alexander Porschke: Ob der naheliegende Grund, dass sie das mit Absicht gemacht haben,
Alexander Porschke: ob der zutrifft oder nicht, das weiß ich nicht. Und deswegen auch das wieder ein gutes Beispiel.
Alexander Porschke: Was weiß man? Was weiß man nicht? Was ist Annahme? Und die Gerichte...
Alexander Porschke: Deren Aufgabe ist genau das alles zu sortieren. Und das Bundesverwaltungsgericht
Alexander Porschke: war in dieser Frage, die waren da ganz engagiert, fand ich ganz toll.
Alexander Porschke: Die haben sich wirklich mit den Sachverhalten auch im Detail beschäftigt.
Alexander Porschke: Das machen die normalerweise nicht.
Alexander Porschke: Normalerweise machen das die Verwaltungsgerichte oder die Oberverwaltungsgerichte.
Alexander Porschke: Und da wird also nicht der Sachverhalt noch aufgenommen, sondern am Ende werden
Alexander Porschke: nur noch so Grundfragen, also so Leitsätze, die werden nur noch von der Bundesebene abgehakt.
Alexander Porschke: Aber in diesem Fall, weil es gab so eine Sprungrevision, also da wurde gar nicht
Alexander Porschke: erst vom Verwaltungsgericht behandelt, das hätte alles so viel Zeit gekostet,
Alexander Porschke: gleich zum Bundesverwaltungsgericht hat es auch immer noch viel Zeit gekostet.
Alexander Porschke: Aber auf diese Weise, weil wir eben Leute haben und deswegen glaube ich.
Alexander Porschke: Sich Wissen anzueignen, das lohnt sich überall im Leben.
Alexander Porschke: Und eben sich auch Wissen darüber anzueignen, was die anderen machen und was
Alexander Porschke: sie vorgeben zu machen. Das hilft.
Christian: Und mit einem kleinen Blick auf die Uhr mache ich wieder einen harten Cut und
Christian: springe zu dem nächsten Lernangebot, das in unserem Fall heißt, was ist Geld?
Christian: Und auch hier hören wir uns nochmal kurz an, worum es geht.
Nicola: Lernangebot, was ist Geld? Wie lässt sich der Unterschied zwischen Geld und
Nicola: Vermögen erklären und wo finde ich Informationen darüber, was Buchführung bedeutet?
Nicola: Geld zu verstehen hilft uns auch dabei, die Welt zu verstehen.
Nicola: Allerdings sind selbst grundsätzliche Zusammenhänge einer auf Geld basierenden
Nicola: Wirtschaft für viele Menschen nur schwer verständlich.
Nicola: Das Lernangebot Was ist Geld möchte diese Wissenslücke schließen und die wichtigsten
Nicola: Grundlagen zum Thema Geld und Geldpolitik anhand von einigen Lernmodulen so
Nicola: einfach wie möglich aufbereiten.
Nicola: Auf diese Weise sollten sie auch Menschen ohne Vorwissen zugänglich werden.
Nicola: Die Website ist an der Uni Hamburg entstanden unter der Leitung von Dr.
Nicola: Michael Pätz von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und
Nicola: Volkswirtschaftslehre.
Christian: Ich habe eine etwas vielleicht ungewöhnliche Frage zu dem Lernangebot an Sie als Person.
Christian: Und ich muss dafür, glaube ich, kurz ausholen, aber ich probiere es mal.
Christian: Wenn ich in die Politik so schaue, dann habe ich häufig den Eindruck,
Christian: und ich glaube, der ist auch nicht so ganz von der Hand zu weisen,
Christian: dass es geschieht, dass ab und zu mal fachfremde Leute auf SenatorInnen,
Christian: MinisterInnen, Posten kommen, die vorher mit dem Thema eigentlich nicht viel am Hut hatten.
Christian: Das sehen wir auf Bundesebene immer wieder, passiert auch auf Landesebene immer
Christian: mal wieder, soweit ich das einschätzen kann.
Christian: Das will ich auch gar nicht weiter bewerten. Meine Frage geht nämlich eigentlich
Christian: in eine andere Richtung, jetzt gerade bezogen auf das Geld.
Christian: Denn jetzt an Ihrem Beispiel als Senator waren Sie ja zumindest nach meinem
Christian: Dafürhalten offensichtlich qualifiziert für diese Fachpolitik als Umweltsenator.
Christian: Da haben Sie sich irgendwie Ihre Meriten verdient, hatten sowohl die Ausbildung
Christian: dazu, als auch die Lebenserfahrung, die Praxis, um diesen Job irgendwie zu machen.
Christian: Und sicher gibt es da irgendwie immer Blindspots, aber wer hat die nicht bei so einem großen Thema?
Christian: Aber gleichzeitig ist das ja auch nicht nur alles Fachpolitik,
Christian: zumindest nach meinem Verständnis, was man als zum Beispiel Senator oder Minister
Christian: auf irgendeiner Landesebene oder auf Bundesebene so tut, sondern da steckt ja auch wahnsinnig viel,
Christian: vielleicht in den Augen mancher wahnsinnig viel, ich will nicht sagen Geldpolitik,
Christian: aber Haushaltspolitik drin.
Christian: Also da steckt ganz viel drin, wie lese ich eine Bilanz, wie lese ich einen
Christian: Haushalt, wie, die, ich glaube, in mindestens fünf Unternehmen waren sie im
Christian: Aufsichtsrat, weil die irgendwie landeseigen sind.
Christian: Da muss man dann auch verstehen, wie funktionieren diese Unternehmen, wie lese ich das alles.
Christian: Da ist ganz viel von dem drin, was das Lernangebot, was das Geld auch tackled,
Christian: was das auch behandelt. Und ...
Christian: Und zumindest formell haben eine Ausbildung, damit umzugehen,
Christian: ja die wenigsten Leute, die fachpolitisch irgendwo sich ihren Ding so verdient haben.
Christian: Und nach meinem Gefühl, als jemand, der sowohl selbstständig schon gearbeitet
Christian: hat, als auch in Anstellung,
Christian: ist das auch nochmal was anderes, als mit den Controlling-Leuten aus dem eigenen
Christian: Unternehmen sprechen und sich mal eine Bilanz des eigenen Unternehmens angucken,
Christian: weil man in so eine externe Prüfrolle vielleicht kommt, man segnet Haushälte ab.
Christian: Also man hat da eine andere Rolle und nach meinem Verständnis würde ich mir
Christian: fast schon wünschen, vielleicht können sie das bestätigen oder auch nicht dementieren,
Christian: dass diejenigen, die dann auf einmal in Anführungszeichen in so ein Amt eines
Christian: Senators, einer Ministerin oder oder kommen,
Christian: sowas fast schon wie so einen Crashkurs Finanzen in den ersten zwei Wochen vor
Christian: Amtsantritt irgendwie kriegen oder irgendwas in der Art, damit sie da irgendwie
Christian: sicher mit umgehen können.
Christian: Also ich habe mich wirklich, ich frage mich das öfter praktisch,
Christian: wie läuft das denn jetzt?
Christian: Da tritt einer an, der hat vorher irgendwie im besten Fall vielleicht gerade
Christian: mal eine NGO geleitet oder irgendwie sowas.
Christian: Auf einmal ist da eine Behörde mit irgendwie 30.000 Leuten und einem Milliardenumsatz
Christian: und jetzt soll der das leiten.
Christian: Da haben die bestimmt gute Leute und die haben bestimmt auch eine funktionierende Bürokratie.
Christian: Aber das kann ja auch undurchdringlich sein, wenn man nicht weiß,
Christian: worum es da in diesem, ich nenne es mal in diesem Werkzeugkasten so geht.
Christian: Also gar nicht Fachpolitik, sondern wie verstehe ich denn so eine Behörde?
Christian: Wie war das? Man wird auf einmal Umweltsenator und ist dann ja nochmal anders
Christian: konfrontiert mit Zahlen und Vorgängen, als man das vorher war, oder?
Alexander Porschke: Ja, zunächst möchte ich nochmal auf die Frage, ob ich das auch studiert habe.
Alexander Porschke: Ja, ich habe an dieser Hochschule, der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaft,
Alexander Porschke: die hieß damals Fachhochschule für Elektrotechnik, hier habe ich studiert und
Alexander Porschke: ich bin Elektroingenieur,
Alexander Porschke: also ich bin kein Umweltingenieur, ich bin Elektroingenieur und ich habe allerdings
Alexander Porschke: dann später gearbeitet bei der Post und dann bei der Umweltbehörde.
Alexander Porschke: Ich habe 1986 bei der Umweltbehörde angefangen und habe mich bis heute an so
Alexander Porschke: einen Crashkurs über Verwaltungsrecht gehabt.
Alexander Porschke: Der war tatsächlich sehr wichtig.
Christian: Ja, das glaube ich.
Alexander Porschke: Und da muss ich wirklich sagen, das gehört zu den Dingen, die ich jedem,
Alexander Porschke: der in der Verwaltung tätig ist, empfehlen würde. dass ich die Frage,
Alexander Porschke: was ist ein Verwaltungsakt eigentlich?
Alexander Porschke: Und wie hat der auszusehen? Und auf was kommt es dabei an? Das zu verstehen,
Alexander Porschke: das wäre wirklich eine wichtige Frage.
Alexander Porschke: Nun war ich begünstigt, weil ich gehörte zu den Menschen, die 1983 die Volkszählung boykottiert haben.
Alexander Porschke: Und dafür bin ich dann bei der Post nicht gleich verbeamtet worden.
Alexander Porschke: Aber jedenfalls hatte das zur Folge, dass ich mich sehr gut mit Widersprüchen,
Alexander Porschke: Aufschieben der Wirkung, Zwangsmaßnahmen, Zwangsgeld und sowas kannte ich mich schon gut aus.
Alexander Porschke: Wenn man dann in die Politik geht, dann der Feind jedes politischen Anfängers ist der Haushalt.
Alexander Porschke: Das ist nämlich die erste Konfrontation damit, dass alles zwei Seiten hat.
Christian: Dieses Abwägen wird da real.
Alexander Porschke: Also vorher geht es immer nur, ich kann aus guten Gründen sagen,
Alexander Porschke: die Initiative, die ist so toll, die braucht mehr Geld.
Alexander Porschke: Oder wie unsere damalige sozialpolitische Abgeordnete sagte,
Alexander Porschke: also ich bin für die Sozialpolitik zuständig und ich kann euch sagen,
Alexander Porschke: wir brauchen viel mehr Geld für die Sozialpolitik.
Alexander Porschke: Ihr seid doch die Haushaltspolitikern. Ihr müsst das natürlich beischaffen.
Alexander Porschke: Und diese Sorte der Arbeitsteilung, die funktioniert natürlich nicht.
Alexander Porschke: Man merkt erst, auch wenn man Fachpolitiker ist, merkt man, es stößt überall
Alexander Porschke: an die Grenze des Haushaltes.
Alexander Porschke: Das ist noch was anderes als das, was in dem Geldangebot, der Fortbildungsangebot.
Alexander Porschke: Die Grenze des Haushaltes, das heißt ja im Kern.
Alexander Porschke: Eine Stadt wie Hamburg, die kriegt einen bestimmten Anteil der Steuereinnahmen,
Alexander Porschke: die hier in Hamburg so anfallen, Teil kriegt der Bund.
Alexander Porschke: Und wir können schon froh sein, dass wir eine Gesamtgemeinde sind,
Alexander Porschke: der muss also nicht noch welches an die Kommunen und so weiter abgeben,
Alexander Porschke: das ist alles im Landeshaushalt.
Alexander Porschke: Und mit dem Geld muss sie auskommen. Und muss die Dinge, die hier in Hamburg
Alexander Porschke: so anfallen, an Tätigkeiten, die muss sie davon bezahlen.
Alexander Porschke: Und da ist zum Beispiel relativ viel von, ist Lehrergehälter.
Alexander Porschke: Ein großer Personalkörper.
Alexander Porschke: Und Stadtreinigung, das bei der Stadtreinigung, das gehörte zu den Dingen,
Alexander Porschke: die ich dann relativ früh gelernt habe.
Alexander Porschke: Wenn man einen Betrieb wie die Stadtreinigung als Behörde betreibt,
Alexander Porschke: wie das bis in die 70er, 80er Jahre gemacht worden ist,
Alexander Porschke: dann wird für jede falsch stehende Mülltonne wird der Senator angeschrieben.
Alexander Porschke: Sie haben ständig Leute in der Stadt, die den Senator anschreiben,
Alexander Porschke: weil irgendwas nicht passt, der Streudienst oder so, der Senator angeschrieben.
Alexander Porschke: Das ist völlig dysfunktional. Wenn der Senator, der muss ja dann immer irgendwie
Alexander Porschke: was machen, wenn das seine Wähler sind, dann ruft er da an und fragt,
Alexander Porschke: was ist denn damit gewesen und dann schlagen alle die Hacken zusammen und machen
Alexander Porschke: erstmal alles das, was der Senator macht.
Alexander Porschke: Das ist völlig dysfunktional, da kann überhaupt keine Organisation führen.
Alexander Porschke: Und es ist auch völlig unklar, wer da welche Verantwortung eigentlich trägt,
Alexander Porschke: weil am Ende ist ja immer der Senator, aber der Senator weiß natürlich gar nicht,
Alexander Porschke: wie es da an der Organisation geht.
Christian: Organisationen.
Alexander Porschke: Und deswegen ist die, zu der Zeit, als ich mich anfing in der Bürgerschaft zu
Alexander Porschke: engagieren, Anfang der 90er Jahre, da wurde aus diesen Behördenteilen,
Alexander Porschke: wurden Anstalten öffentlichen Rechts gemacht. Das ist wie eine GmbH.
Alexander Porschke: Das ist eigentlich ein Betrieb, die haben Geschäftsführer, die sind verantwortlich
Alexander Porschke: und die haben auch einen Aufsichtsrat, der steuert das und der Aufsichtsrat,
Alexander Porschke: der Betrieb gehört zwar der Staat, aber er ist die, er ist selbstständig. Er ist selbstständig.
Alexander Porschke: Er muss errechnen, wie viele Gebühren er braucht und die Gebühren bleiben dann
Alexander Porschke: auch bei ihm. Die werden nicht woanders dann abgegeben.
Alexander Porschke: Und wenn so ein Unternehmen gewissen Gewinn macht, das ist bei den Landesbetrieben
Alexander Porschke: eigentlich vorgesehen, dass sie einen gewissen Gewinn machen,
Alexander Porschke: dann fließt der in die Holding der ganzen öffentlichen Unternehmen.
Alexander Porschke: Das ist die Hamburger Gesellschaft für Beteiligungsverwaltung.
Alexander Porschke: Und da immer klar ist, wer hier überhaupt gar keinen Gewinn macht,
Alexander Porschke: ist der öffentliche Nahverkehr.
Alexander Porschke: Da geht es eigentlich immer nur darum, die Gewinne darüber zu schaufeln,
Alexander Porschke: damit der Verlust nicht ganz so groß ist, damit die Holding insgesamt nicht
Alexander Porschke: so großen Verlust hat. Das sind die Dinge, das ist nicht so sehr Geld,
Alexander Porschke: das ist Haushalt, dass man weiß, wie fließen die Werte in der Stadt.
Alexander Porschke: Was ist hier vollfinanziert durch die Nutzer, was ist talfinanziert und so weiter.
Christian: Aber wie lernt man das? Also sie kommen ja da in diesen Job und ich kenne das
Christian: selber von neuen Jobs und das ist ja bei mir was völlig anderes.
Christian: Man kommt irgendwo hin in eine neue Organisation und es passt ja dann auch nicht
Christian: allen, dass man da jetzt gerade ist.
Christian: Auch innerhalb der Organisation nicht. und die wollen einen dann ja,
Christian: im besten Fall wollen die einen vielleicht sogar nur testen oder mal gucken, wie reagiert er.
Christian: Und trotzdem hocken sie aber doch dann da, ich sage das mal so ganz banal,
Christian: sie hocken ja da trotzdem dann am großen Schreibtisch und im dicken Sessel und
Christian: sind derjenige, der da die Entscheidungen treffen soll und müssen ja trotzdem
Christian: irgendwie verstanden haben,
Christian: worüber da jemand spricht, der sie in der Minute mit fünf Fachbegriffen zukleistert.
Alexander Porschke: Das ist nicht nur das mit den fünf Fachbegriffen. Also da kann ich gleich eine
Alexander Porschke: kleine Anekdote dazu erzählen.
Alexander Porschke: Aber erstmal ist es natürlich üblich, dass Menschen, die sich in der Politik
Alexander Porschke: engagieren, nicht als Senator anfangen.
Alexander Porschke: Ich habe auch nicht als Senator angefangen. Ich habe also ein paar Jahre Parlamentstätigkeit
Alexander Porschke: gehabt und war dann parlamentarischer Geschäftsführer und im parlamentarischen
Alexander Porschke: Prozess lernt man diese Themen des Haushaltes auch kennen und man weiß also ungefähr worum es geht.
Alexander Porschke: Außerdem war ich, das hatten Sie ja schon erwähnt, ich habe vorher in der Umweltbürde
Alexander Porschke: gearbeitet und ich war da auch im Personalrat.
Christian: Also ich wusste, ich habe ganz andere Einblicke gehabt.
Alexander Porschke: Also ich wusste da schon sehr viel mehr, auch über den Personalrausfall.
Alexander Porschke: Also was wir da für Themen wie vagabundierend fremdgebuchte Stellen für Aushilfe und so weiter.
Alexander Porschke: Also die hohe Kunst der Stellenwirtschaft, das haben wir da alles gelernt in
Alexander Porschke: der Zeit. Aber natürlich bleibt es dabei, dass das Wissen, das man hat zur Beurteilung
Alexander Porschke: von Sachverhalten, ist begrenzt.
Alexander Porschke: Und nun ist allerdings das Schöne an der Hierarchie, dass man nicht nur den
Alexander Porschke: Chef hat, sondern man hat da noch jede Menge andere.
Alexander Porschke: Max Weber, der Soziologe um die Jahrhundertwende, der vertrat die Auffassung
Alexander Porschke: der Senator, das ist sozusagen der Oberste, der muss mit dem Herzen wissen, was das Volk will.
Alexander Porschke: Und sein Staatsrat, heißt es in Hamburg, sonst heißt es Staatssekretär,
Alexander Porschke: also jedenfalls der oberste Beamte, der den Apparat leitet, der muss wissen, wie man das umsetzt.
Christian: Ja, also in die Analogie zu gehen von How to Change Running System,
Christian: der Senator sagt das Wie und das How sagt der Staatsrat.
Christian: Oder das Was, sagt der Senat. Ja, kann man so ungefähr sagen.
Christian: Also die Übersetzung in die reale Bürokratie mit all ihren Zahnrädern und in
Christian: sich greifenden Mechanismen macht dann der Staatsrat.
Alexander Porschke: Ja, es ist jetzt, also wenn man jetzt die Frage stellt, wie man eine politische
Alexander Porschke: Bewegung aufzieht, das stellt sich nochmal ein bisschen anders.
Alexander Porschke: Aber der Staatsrat weiß, welche Gesetze der Staatsrat muss, deswegen sind es
Alexander Porschke: oft Juristen, der kennt das ganze juristische Umfeld, der muss auch eine gewisse
Alexander Porschke: ökonomische Kompetenz haben. Aber natürlich weiß der auch nicht alles.
Alexander Porschke: Und deswegen gibt es natürlich noch Amtsleiter mit verschiedenen Expertisen.
Alexander Porschke: Deswegen eine der Hauptfunktionen, die man als Behördenleitung hat,
Alexander Porschke: ist die verschiedenen fachlichen Informationen, die man bekommt, zu bewerten.
Alexander Porschke: Also zu entscheiden, soll man das so machen, soll man das so nicht machen.
Alexander Porschke: Weiß man genug oder weiß man nicht genug. Und das Dilemma, vor dem man immer
Alexander Porschke: steht, wenn man sagt, da weiß ich noch nicht genug, das müsst ihr mir mal genau erklären. Ne?
Christian: Mhm.
Alexander Porschke: Sind dahinter aber noch zehn weitere Vorgänge, wo das Gleiche drin ist.
Alexander Porschke: Man muss also auch da wieder eine Balance finden, eine Abwägung.
Alexander Porschke: Wie genau muss ich es wissen, um es entscheiden zu können?
Alexander Porschke: Und wo ist das Risiko, dass ich das falsch entscheide, so hoch,
Alexander Porschke: dass ich mich da genauer informieren muss?
Alexander Porschke: Also das ist quasi unvermeidbar, dass man immer in der Balance zwischen tiefer
Alexander Porschke: Kenntnis und dass man alle Fakten bei einer Entscheidung hat,
Alexander Porschke: das kann man in der Regel nicht schaffen.
Alexander Porschke: Und deswegen braucht man natürlich, das ist ja normal, dass der Senator auch
Alexander Porschke: immer den Staatsrat auswählt.
Alexander Porschke: Ich war jetzt mit meinem Staatsrat wirklich ein super Team, der Staatsrat Michael
Alexander Porschke: Pollmann, der ist jetzt auch unter Jens Kerster noch lange Staatsgeräte,
Alexander Porschke: der kennt sich aus wie niemand sonst, dann haben wir ihn in der Umweltpolitik
Alexander Porschke: und kennt auch die ganzen Rahmenbedingungen.
Alexander Porschke: Also insofern, das hat schon gut funktioniert und da haben wir gut gearbeitet.
Alexander Porschke: Aber ich möchte die Anekdote erzählen, was ich, als ich anfing als Senator in
Alexander Porschke: der ersten Woche noch von dem Vorgänger von Herrn Pollmann, also dem Staatsrat
Alexander Porschke: der Vorgängerregierung, der legte mir eine Entscheidung vor.
Alexander Porschke: Und zwar soll Hamburg, die Hamburger Wasserwerke.
Alexander Porschke: Sollen die die Put-Option, die Kaufoption für 10 Prozent der Harzwasserwerke,
Alexander Porschke: die im Zusammenhang mit einem anderen Vertrag ausgehandelt worden war,
Alexander Porschke: sollen die die ziehen und diese Anteile erwerben oder sollen sie sie nicht ziehen?
Alexander Porschke: Und dahinter steckte die Entscheidungsvorlage, bestand daraus,
Alexander Porschke: dass die Abteilung Unternehmensbeteiligung sagte, ja soll sie machen,
Alexander Porschke: die soll sich da einkaufen.
Alexander Porschke: Und die Fachabteilung, die Wasserabteilung sagte, nein das macht man nicht,
Alexander Porschke: das ist verkehrt. Also diese Verbindung der ganzen Wasserwerke, das ist von übel.
Alexander Porschke: Und beide hatten gute Argumente. Das war wieder so ein Punkt,
Alexander Porschke: wo man verschiedene Seiten mit verschiedenen Argumenten, da muss man dann als Senator,
Alexander Porschke: kommt die Entscheidungen, die wirklich schwierig sind, das sind die,
Alexander Porschke: die keiner vor einem trifft.
Alexander Porschke: Die kleineren Entscheidungen, die treffen die davor alleine.
Christian: Es gibt ja so den, ich glaube, Niklas Luhmann zugeschriebenen Spruch,
Christian: dass Entscheidungen eigentlich nur dann Entscheidungen sind,
Christian: wenn man nicht genau weiß, wie es ausgeht.
Alexander Porschke: Genau, genau. Also es bleibt am Ende mit vielen Unwägbarkeiten und wenn das
Alexander Porschke: auch noch mit Risiken verbunden ist, dann ist es rechter Chef.
Alexander Porschke: Ich habe es damals nach dem Gesichtspunkt entschieden, welche dieser Entscheidungen
Alexander Porschke: kann man leicht rückgängig machen.
Alexander Porschke: Habt ihr gesagt, ja gut, dann kauft sie, verkaufen kann man immer noch,
Alexander Porschke: aber wenn die Produktion sonst abläuft, kriegt man es sonst nicht mehr.
Alexander Porschke: Aber das ist halt eigentlich auf eine gewisse Weise sachfremde Überlegung.
Alexander Porschke: Das ist eine Überlegung, die jetzt strategisch da Umgang mit einer Unklarheit gewesen ist.
Christian: Das ist aber auch nichts für Perfektionisten dann.
Alexander Porschke: Man muss auch den Perfektionisten, also ich bin dafür, die Dinge so gut wie möglich zu machen.
Alexander Porschke: Also das ist sozusagen, ich habe einen starken inneren Perfektionisten,
Alexander Porschke: aber wenn sie in so einer Entscheidungsschlachtzahl stehen, dann,
Alexander Porschke: wenn sie den Perfektionisten wörtlich nehmen, dann bringt er sie um.
Alexander Porschke: Das ist ja in jedem Job so. Es ist ja immer eine Frage, wie genau mache ich
Alexander Porschke: das noch, auch beim Putzen.
Alexander Porschke: Das Pareto-Prinzip kann auch funktionieren.
Alexander Porschke: Aber ich finde schon, ich gehöre nicht zu den Menschen, die sagen,
Alexander Porschke: ein politischer Mensch, der hat so ein generelles Gefühl, der kann alles entscheiden.
Alexander Porschke: Ich hatte jetzt die Ehre, die Laudatio für den ausscheidenden Umweltsenator
Alexander Porschke: Jens Kerstlern halten zu können.
Alexander Porschke: Und der hat das nicht so gemacht wie ich. Der war jetzt nicht so derjenige,
Alexander Porschke: der sich versucht hat, in jedes Detail reinzufummeln. Da hat er ein absolutes
Alexander Porschke: Gespür dafür, wofür lassen sich gesellschaftliche Mehrheiten mobilisieren.
Alexander Porschke: Und er hat zum Beispiel bei der Vergesellschaftung der Stromnetze,
Alexander Porschke: da war ja ein Volksentscheid und die SPD hat bis zum Schluss versucht,
Alexander Porschke: den zu hintertreiben, hat so ein Gutachten in Auftrag gegeben,
Alexander Porschke: wonach das völlig unwirtschaftlich wäre und so weiter.
Alexander Porschke: Und die Umweltbehörde hat dann auch ein Gutachten in Auftrag gegeben und danach
Alexander Porschke: war es dann wieder wirtschaftlich und so weiter. Und da war dann die Frage, wie geht das aus?
Alexander Porschke: Und da hat er gesagt, also wenn ihr das nicht macht, dann schmeiße ich den Job
Alexander Porschke: hin, dann lassen wir die Koalition platzen.
Alexander Porschke: Und das kann man nur machen, wenn man weiß, an der Urne würden die dann bestraft werden.
Alexander Porschke: Und das war an der Frage ziemlich sicher. Ich meine, das ist ja völlig absurd.
Christian: Und wenn die das auch wissen.
Alexander Porschke: Ja, die wissen es auch, genau. Es ist ja völlig absurd, dass eine sozialdemokratische
Alexander Porschke: Partei für das letzte private Monopol und dann noch in so einem Schlüsselbereich
Alexander Porschke: wie der Energieversorgung eintritt, wenn sie so abgestraft wurden.
Alexander Porschke: Aber das muss man wissen. Was ist der Moment, an dem man das machen kann?
Christian: Auch eine Frage des Timings.
Alexander Porschke: Ja, des Timings und aber auch der Einschätzung der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse, der Situation.
Alexander Porschke: Das ist eine andere Kompetenz. Also sie brauchen schon eine ganze Menge Kompetenzen,
Alexander Porschke: wenn sie das zusammen machen.
Alexander Porschke: Und ich habe mal mit einem Freund zusammen einen Beitrag für so ein Buch aus
Alexander Porschke: der Schulz von Thun Serie geschrieben, das innere Team des Politikers.
Alexander Porschke: Und da habe ich die ganzen Teammitglieder, die man da so braucht,
Alexander Porschke: versucht aufzuzählen und das sind alles widersprüchliche Figuren.
Alexander Porschke: Sie brauchen einen Visionär.
Alexander Porschke: Also wir waren ja vorhin bei Realos und Fundis. Ich habe den Unterschied immer
Alexander Porschke: für Bescheuertgeld. Man braucht immer beides.
Alexander Porschke: Man muss einerseits Visionär sein, man muss wissen, wo man hin will,
Alexander Porschke: muss andererseits Realist sein, nämlich wissen, wo man steht und was die Schritte sind.
Alexander Porschke: Beides hat doch ein Recht. Wenn ich nur weiß, was der nächste Schritt ist,
Alexander Porschke: aber gar nicht ich weiß in welche Richtung, wie soll ich denn jemals da ankommen?
Alexander Porschke: Und wenn ich nur das Ziel im Auge habe, aber nicht weiß, welchen Schritt ich
Alexander Porschke: gehen soll, komme ich auch nicht mehr ran.
Christian: Passt ja auch zu dem Beispiel der Wertheuch-Initiative aus den 80ern,
Christian: als sie dann tatsächlich,
Christian: teilnehmen konnten und mitbestimmen konnten, dass man nicht so richtig,
Christian: so habe ich es noch im Ohr, nicht so richtig wusste, wie machen wir das denn
Christian: jetzt, wofür stehen wir denn, was wollen wir denn jetzt wirklich machen?
Alexander Porschke: Da war natürlich eine Vorstellung, wie das da zuläuft, die war dann auch wirklich ziemlich abwegig.
Alexander Porschke: Und wir haben als Grüne Partei, also zum Beispiel ich selbst auch,
Alexander Porschke: ich habe noch im Zusammenhang mit den Mittelstreckenwaffenstationierungen,
Alexander Porschke: habe ich noch gegen das Gewaltmonopol des Staates argumentiert.
Alexander Porschke: Da habe ich gesagt, muss ich auch mal hier, wir lassen uns doch von denen nicht
Alexander Porschke: unser Aktionsforum vorschreiben und so weiter. Das würde ich heute nicht mehr machen.
Alexander Porschke: Also da ist, wir haben auch ein bisschen was gelernt durch das Bestandteil des Systems sein.
Alexander Porschke: Aber vielleicht haben wir uns auch manchmal eben, das hatten Sie ja schon angesprochen
Alexander Porschke: im Zusammenhang mit der jetzigen abgetretenen Ampelregierung,
Alexander Porschke: vielleicht haben wir uns manchmal auch zu stark dann von den Rahmenbedingungen,
Alexander Porschke: die eben hier und jetzt herrschen,
Alexander Porschke: so eng führen lassen,
Alexander Porschke: dass nicht mehr so richtig deutlich wurde, wofür wir eigentlich stehen wollen.
Alexander Porschke: Dass es ein Spannungsfeld ist. Also das muss man beides können.
Alexander Porschke: Ich bin jedenfalls überzeugt davon, ein Visionär ohne Realismus bringt genauso
Alexander Porschke: wenig wie ein Realist ohne Vision.
Christian: Ich habe mich eben gefragt, ob Sie mir noch ein schönes Schlusswort für den
Christian: Ausgang des Podcasts liefern. Haben Sie gerade. Vielen Dank.
Christian: Herr Pauschke, vielen Dank für das Gespräch. Wir haben Sie eingeladen mit dem
Christian: Versprechen, dass es so vielleicht eine knappe Stunde wird.
Christian: Ich gucke hier auf die Uhr und wir sind zu diesem Zeitpunkt bei ungefähr zwei
Christian: Stunden und fünf Minuten, zwei Stunden, zehn Minuten bald.
Alexander Porschke: Oh, ist lang geworden.
Christian: Hat aber viel Spaß gemacht. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Alexander Porschke: Ja, dann viel Freude beim Schneiden.
Christian: Hier wird nicht geschnitten. Nur das Allernötigste. Also auch die Hörenden werden
Christian: wahrscheinlich jetzt auf ihre Endgeräte schauen und sagen, ah ja,
Christian: die zwei Stunden Marke haben sie aber durchbrochen.
Christian: Umso mehr vielen Dank, weil wir hier ja inzwischen auch in einem sich durchaus
Christian: aufwärmenden Raum sitzen zu Beginn des Juli.
Christian: Alle diejenigen, die bis hierhin gehört haben, da ist es vielleicht,
Christian: wie sagt man, Preaching to the Choir,
Christian: aber wir haben natürlich ganz viele Lernangebote bei der Hamburg Open Online
Christian: University, die denen, die die Themen, die wir gerade besprochen haben,
Christian: irgendwie am Herzen liegen, vielleicht auch nochmal weiterhelfen.
Christian: Wir haben diesen Podcast, ich habe es zwischendrin auch gesagt,
Christian: auch mit Kapitelmarken ausgestattet.
Christian: Wer sich also vielleicht für ein Angebot mehr interessiert als für das andere,
Christian: kann auch einfach in der Unterhaltung weiter skippen.
Christian: In Bezug auf diese Unterhaltung würde ich es aber wirklich nicht empfehlen,
Christian: denn mir hat das viel Spaß gemacht, von vorne bis hinten mit Ihnen zu sprechen.
Christian: Herr Pauschke, vielen, vielen Dank für Ihre Zeit und dass Sie bei uns waren.
Alexander Porschke: Ja, vielen Dank für Ihr Interesse.
Christian: Alles Gute.
Alexander Porschke: Und allen Hörerinnen und Hörern natürlich viel Freude am Wissenserwerb und an
Alexander Porschke: der Orientierung in der Gesellschaft.
Alexander Porschke: Es funktioniert, die Dinge funktionieren, wie ich finde.
Alexander Porschke: In einer Demokratie ist es nicht einfach. Es gibt viel Streit.
Alexander Porschke: Aber wenn man sich anguckt, wo wir gelandet sind, wie schön das Leben ist,
Alexander Porschke: das wir hier in unserem Land führen können, dann hat es sich doch immer gelohnt.
Christian: Die beste aller möglichen Realitäten bis hierhin. Ja, vielen Dank.
Alexander Porschke: Ich danke Ihnen.
Dritte Stimme: Hamburg, was willst du wissen? Ist ein Podcast der Hamburg Open Online University an der HAW Hamburg.
Dritte Stimme: Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter
Dritte Stimme: waswillstduwissen at haw-hamburg.de.
Dritte Stimme: Moderation Nikola Wessinghage und Christian Friedrich Musik Jakob Koczycki Produktion
Dritte Stimme: Christian Friedrich Die Angebote
Dritte Stimme: der Hamburg Open Online University stehen allen frei zur Verfügung.
Dritte Stimme: Um unsere Lernangebote zu nutzen, musst du keine Voraussetzungen erfüllen.
Dritte Stimme: Schau einfach online vorbei.
Dritte Stimme: Unsere Internetadresse ist www.hooo.de.
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