Simone Buchholz

Shownotes

Nicola Wessinghage spricht mit der Autorin Simone Buchholz darüber, wie sie das Schreiben gelernt hat, in welchen Routinen sie am besten schreiben kann, über ihr Verhältnis zu Mathe und Naturwissenschaften und darüber, was Schiffe und der menschliche Körper beim Kraulschwimmen gemeinsam haben. Außerdem: Simone Buchholz findet heraus, welchem Extremophil sie am ähnlichsten ist.

Alles zur HOOU Podcast-Nacht auf der Website der HOOU

Simone Bucholz

Website: simonebuchholz.com

Bluesky: @ohneklippo.bsky.social

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Lernangebote der HOOU

Mathe

MikiE - Mikroben im Einsatz

Schiffe begreifen

Podcasts mit Simone Buchholz

„Dichtung und Wahrheit" (Suhrkamp-Verlag, 9. März 2023)

„Das Lesen der Anderen" (Christian Möller, 2. März 2021)

Bücher über das Schreiben

Robert McKee: Story. Die Prinzipien des Drehbuchschreibens. Aus dem Amerikanischen von Eva Brückner-Tuckwiller und Josef Zobel. Alexander Verlag Berlin, 2000.

James Wood: Die Kunst des Erzählens. Rowohlt, Berlin 2013.

Aktuelle Lektüre

Michael Ebmeyer, Robert Schappert: Revolte. Zur Aktualität einer Idee. Carl Auer Verlag, Heidelberg, 2025. (Stand: Juni, Aufnahmezeitpunkt)

Foto: Gerald von Foris

Credits

Moderation: Nicola Wessinghage und Christian Friedrich

Musik: Jakob Kopczynski

Produktion: Christian Friedrich

Die Angebote zum Selbstlernen auf der Online-Plattform der Hamburg Open Online University stehen allen Interessierten frei zur Verfügung.

Um unsere Lernangebote zu nutzen, brauchst du weder zu studieren noch bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Schau einfach online vorbei. Unsere Internetadresse ist www.hoou.de

Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter waswillstduwissen@haw-hamburg.de

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Transkript anzeigen

Christian: Hallo, Christian hier. Deiner schnellen Meldung, bevor hier die reguläre Podcast-Folge losgeht.

Christian: Am Montag, dem 13. Oktober, findet ab 18.30 Uhr die erste Hamburger Podcast-Nacht statt.

Christian: Fünf Podcasts aus Hamburg hintereinander auf der Bühne im Hansa-Theatersaal am Steindamm.

Christian: Mit dabei sind die Elbvertiefung von Die Zeit Hamburg, der Hamburger Podcast

Christian: vom Magazin Der Hamburger, der Melaton Redax mit Themen rund um den FC St.

Christian: Pauli, Der Podcast Wie ist die

Christian: Lage von der Gute-Leute-Fabrik und wir von Hamburg, was willst du wissen.

Christian: Wer kommt, hat zwischendurch auch Gelegenheit, direkt mit dem Podcast-Host ins Gespräch zu kommen.

Christian: Zum Abschluss spielt Ottos Apfel, das inklusive Punk-Pop-Duo von Joey, Maurice und Maurice.

Christian: Veranstaltet wird die Hamburger Podcast-Nacht von der Hamburg Open Online University.

Christian: Tickets sind ab 10 Euro ab sofort über das Hansa-Theater erhältlich.

Christian: Also schnell sein und ich hoffe, dass wir uns dann auch vor Ort sehen und hören.

Christian: Es wird aber auch einen kostenlosen Livestream geben.

Christian: Alle Details findet ihr auf der Website www.hoow.de slash podcastnacht.

Christian: Die verlinken wir euch aber auch nochmal in den Shownotes.

Christian: Wir freuen uns auf euch. Bis dann.

Christian: Jetzt aber geht es los mit der Podcast-Folge mit Simone Buchholz. Viel Spaß.

Christian: Du hörst Hamburg. Was willst du wissen?.

Simone: Ich bin 72 geboren. Ich gehöre noch zur Generation, in der Mädchen gesagt wurde,

Simone: ihr könnt es alle nicht. Ich weiß nicht, ich hatte einen Mathe- und Physiklehrer.

Simone: Der hat gesagt, ihr seid eh alle nur Blasenhirne. Ihr habt Mädchen,

Simone: habt keine Ahnung davon. Ihr könnt es nicht. Wenn ihr mich nicht nervt, kriegt ihr alle eine 4.

Simone: Wenn ihr Fragen stellt, gebe ich euch eine 5 oder eine 6.

Nicola: Herzlich willkommen bei Hamburg, was willst du wissen? Ich bin Nicola Wessinghage

Nicola: und heute zu Gast ist Simone Buchholz.

Nicola: Sie ist Schriftstellerin, Journalistin und lebt mit ihrem Sohn in Hamburg auf St. Pauli.

Nicola: Bekannt geworden ist Simone vor

Nicola: allem durch ihre Krimi-Reihe rund um die Staatsanwältin Chastity Riley.

Nicola: Zehn Bände lang durfte die ermitteln, meistens war sie dabei im Hamburger Kiez-Milieu

Nicola: unterwegs. Aber Simone schreibt nicht nur Krimis.

Nicola: Zwei Romane sind nach der Riley-Reihe schon erschienen, der aktuellste heißt Nach uns der Himmel.

Nicola: Außerdem veröffentlicht sie regelmäßig Kolumnen fürs SZ-Magazin.

Nicola: Sie ist Autorin für den NDR Radiotatort und hat sogar schon ein Kinderbuch veröffentlicht.

Nicola: Und neben all dem engagiert sie sich auch noch in der Menschenrechtsorganisation

Nicola: Penn Berlin. Bis Ende letzten Jahres sogar im Führungsteam.

Nicola: Bevor sie nach Hamburg kam, hat Simone Philosophie und Literatur in Würzburg studiert.

Nicola: Und ja, sie ist tatsächlich auch wegen des Wetters in den Norden gezogen.

Nicola: Heute trifft man sie nicht nur in den Kneipen von St. Pauli bei der Recherche,

Nicola: sondern auch regelmäßig im Stadion von St. Pauli.

Nicola: Was ich besonders spannend fand, bei der Auswahl ihrer Lernangebote hat Simone

Nicola: sich ganz bewusst für Themen entschieden, die auf den ersten Blick so gar nichts

Nicola: mit ihrem Beruf zu tun haben.

Nicola: Mathe, Technik und Naturwissenschaften. Her mit den MINT-Fächern, hat sie gesagt.

Nicola: Warum sie das gereizt hat und was das irgendwie auch mit ihrem Job als Schriftstellerin

Nicola: zu tun hat, das erzählt sie gleich im Gespräch. Und dabei kommt auch raus,

Nicola: so traumhaft das Schreiben manchmal von außen wirkt, ein Paarhaken gibt es dann doch.

Nicola: Nur aufhören kann sie trotzdem nicht. Ich würde mal sagen, zum Glück.

Nicola: Ich habe selten so lebhaft und angeregt mit einem Menschen über Mikroben,

Nicola: über Mathe und Schiffstechnik gesprochen.

Nicola: Und ganz nebenbei, als das Mikro aus war, hat Simone mir dann auch noch ein

Nicola: paar super Tipps fürs Graultraining gegeben.

Nicola: Die haben tatsächlich sehr weitergeholfen. Vielen Dank nochmal dafür, Simone.

Nicola: Wie wir vom Schreiben zum Schwimmen gekommen sind, das hört ihr jetzt. Viel Spaß dabei!

Nicola: Simone, danke, dass du dir heute die Zeit genommen hast, bei uns im Podcast

Nicola: zu Gast zu sein und du hast bei der Terminplanung gesagt, dass du nur Vormittagszeit hast.

Nicola: Jetzt fragen wir uns natürlich alle, was machst du am Nachmittag?

Simone: Genau, guten Morgen.

Simone: Ich schreibe gerade an einem neuen Roman und das Schreiben funktioniert bei

Simone: mir am besten oder, wenn ich ehrlich bin, nur dann, wenn alles andere erledigt ist.

Simone: Also ob es jetzt eine Podcastaufnahme, ein Interview, ein Ausflug zum Baumarkt

Simone: oder der scheiß Haushalt ist.

Simone: Ich kann erst in Ruhe Geschichten erzählen und ins Schreiben kommen,

Simone: wenn ich wirklich alles erlegt habe.

Simone: Wenn ich weiß, ich muss heute Nachmittag noch irgendwo hin oder noch irgendwas

Simone: machen, dann bin ich unruhig.

Simone: Ich habe mich hummelnd im Arsch, dann kann ich nicht arbeiten.

Nicola: Und ab Nachmittags geht das dann, arbeitest du dann auch ein bisschen in den Abend rein?

Simone: Genau, genau. Also ich kann so richtig gut ab halb eins, eins ist auch das Erzählorgan an.

Simone: Also ich kann vormittags sehr gut so Administration machen, was man halt so

Simone: machen muss, wenn man selbstständig ist.

Simone: Also E-Mails beantworten, Rechnungen schreiben, Steuerbelege für die Steuerberaterin

Simone: zusammensuchen, all den Scheiß, mich um meinen Haushalt kümmern,

Simone: meinen Teenager aufs Gleis setzen, ganz früh morgens danach gehe ich schwimmen

Simone: und also ich mache schon alles möglich.

Simone: Ich bin jetzt nicht so eine faule Künstlerin, die erst um halb eins aus dem

Simone: Bett kriegt, aber dieses Erzählen geht erst in Ruhe und ab der Mittagszeit.

Simone: Und deshalb mache ich sowas wie das jetzt, mit netten Leuten reden,

Simone: lieber dann am Vormittag.

Nicola: Das erinnert mich ein bisschen an meine Magisterarbeit. Da bin ich mich auch

Nicola: immer morgens schwimmen gegangen, habe alles mögliche gemacht.

Nicola: Das hat ehrlich gesagt auch damit zu tun, dass ich damals noch geraucht habe

Nicola: und ich konnte nicht vormittags rauchen, aber ich konnte auch meine Magisterarbeit

Nicola: nicht schreiben, ohne zu rauchen.

Nicola: Und deshalb war das sogar manchmal eher abends.

Simone: Wahrscheinlich hat sich das bei mir auch so eingeschlichen damals,

Simone: als ich noch so herzhaft und leidenschaftlich geraucht habe.

Simone: Ich glaube aber auch, dass es einfach bestimmte Uhrzeiten gibt für bestimmte Leute.

Simone: Und ich habe KollegInnen, die können super gut morgens um fünf schreiben und

Simone: hören dann um zehn Uhr auf.

Simone: Und ich kenne andere, die können nur abends arbeiten oder nur nachts.

Simone: Und ich bin halt am Nachmittag am besten.

Simone: Also bei mir ist wirklich meine allerbeste Zeit zwischen 16 und 18 und 19 Uhr.

Simone: Und dann werde ich irgendwann müde, weil ich um sechs Uhr aufstehe.

Simone: Aber wenn ich um eins anfange zu schreiben und so Anlauf nehme für diese gute

Simone: Kreativzeit am späten Nachmittag, dann ist es am besten.

Nicola: Wir haben uns ja heute verabredet, um gar nicht so viel über deine Bücher zu sprechen.

Simone: Genau, das ist gar nicht so. Ich finde das, was ihr macht, ist viel interessanter hier.

Nicola: Ja, das ist aber trotzdem natürlich auch interessant. Und ich habe mir zur Vorbereitung

Nicola: doch noch zwei, drei Podcasts angehört.

Nicola: Die werde ich auch verlinken, weil ich glaube, nicht alle wissen ja schon alles über dich.

Nicola: Und da gibt es zwei tolle, die ich gefunden habe, von denen ich auch noch mal

Nicola: viel über dein Schreiben erfahren habe.

Nicola: Und das war einmal vom Surkamp Verlag, in dem du ja veröffentlichst,

Nicola: und einmal das Lesen der anderen.

Simone: Oh, das ist ein sehr schönes Format. Das hat auch große Freude gemacht.

Nicola: Die beiden verlinke ich in den Shownotes. Dann erfährt man viel über dich,

Nicola: über dein Schreiben, über deine Bücher.

Nicola: Und trotzdem, aber das ist jetzt ein bisschen, hast du uns ja neugierig gemacht.

Nicola: Kannst du schon was verraten, woran du gerade schreibst?

Simone: Ja, also der Roman wird 2027 erscheinen erst.

Simone: Okay, da kann sich auch viel schreiben. Nö, da ändert sich gar nicht mehr so

Simone: viel, weil ich vorher sehr viel plane und sehr, also ich weiß,

Simone: bevor ich anfange zu schreiben,

Simone: weiß ich, kenne ich ungefähr die Geschichte, dann recherchiere ich ganz viel

Simone: und mache das aber auch noch während ich schreibe.

Simone: Natürlich verändern sich dann Kleinigkeiten, aber im Prinzip ist das Bild komponiert

Simone: und ich weiß letztlich, wo ich hin will.

Simone: Und es ist ein Ritt durchs 20. Jahrhundert von 1915 bis in die 90er.

Simone: Es orientiert sich ein bisschen an meiner eigenen Familiengeschichte ist aber

Simone: natürlich trotzdem Fiktion es geht um eine Figur, die meinem Großvater sehr nahe steht,

Simone: meine Großtante, die ein ungewöhnliches Leben geführt hat, als alleinstehende Frau,

Simone: und meine Mutter und letztlich um diese,

Simone: ja, um die Art, wie Frauen schon immer es schaffen, trotz widrigster Umstände,

Simone: ihr Leben zu bewältigen und die Frauen in unserer Familie hatten dabei auch

Simone: immer noch einen Wahnsinnsspaß.

Simone: Und da hat auch mein Großvater was mit zu tun.

Simone: Der Opernsänger war hier an der Hamburgischen Staatsoper, aber aus einer ganz,

Simone: ganz armen Tagelöhner Familie im Rheingau.

Simone: Also es ist letztlich so ein bisschen, ich glaube, unsere ganze Familiengeschichte

Simone: hat viel von Schelminnen, Schelmen, Romanen und all diese Geschichten versuche ich mal in einen,

Simone: in einen Roman zu, zu bauen. Und das macht sehr viel Freude und ist sehr erhellend,

Simone: was die eigene Herkunft angeht.

Nicola: Ja, kann ich mir vorstellen. Also jetzt eine Spurensuche zu dir selbst.

Nicola: Du hast ja deine Protagonistin, habe ich ja eben kurz schon angedeutet, auch in Ruhe gelassen.

Simone: Ja, in zehn lassen.

Nicola: Du hast die eigene Geschichte ermitteln lassen und jetzt kannst du dich um dich selber kümmern.

Simone: Ja, es ist gar nicht so sehr um mich, sondern um, also ich finde es interessant,

Simone: was man lernt, wenn man sich tatsächlich mit der, mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Simone: der eigenen Familie beschäftigt.

Simone: Und ich habe jetzt verstanden, warum ich das bin, was ich schon immer so Working

Simone: Class Writer genannt habe.

Simone: Ich musste nämlich immer Geld verdienen und kann auch nicht davon ablassen,

Simone: rund um die Uhr zu arbeiten.

Simone: Und das hat was mit meiner Herkunft aus Generationen von ArbeiterInnen.

Nicola: So gar nicht das, was man mit dem klassischen Künstlerinnen oder Autorgen,

Nicola: du hast ja auch eben gesagt, ich liege nicht morgens im Bett.

Simone: Nee, ich habe so einen soldatischen, irgendeinen komischen Arbeitsethos,

Simone: aber ich musste auch immer Geld verdienen.

Simone: Also ich muss immer zusehen, wo ich bleibe. Da gibt es nichts sonst.

Nicola: Du hast ja studiert, um nochmal zu deinen Lernwurzeln vielleicht auch mal zurückzugehen,

Nicola: in Würzburg, Philosophie und Literatur und hast mal irgendwo gesagt,

Nicola: du hast dabei viel über das Leben gelernt.

Simone: Ja, in Kombination mit der Arbeit, die ich in einer Kneipe geleistet habe.

Simone: Also es war eine perfekte Arbeit, um Menschenstrukturen und soziale Gegebenheiten kennenzulernen.

Simone: Also das Philosophie, das Studium der Philosophie, was ist der Mensch?

Simone: Was will der Mensch? Was soll der Mensch? Ethik? Dann die Literatur, wovon erzählt?

Simone: Wovon erzählen wir als Menschen? Was ist das eigentlich für eine Erzählung dieses Mankind, Menschheit?

Simone: Und dann hinter dem Tresen zu stehen und jeden Abend echte Menschen zu treffen.

Simone: Mit ihrem ganzen Quark, den sie so mit sich rumschleppen.

Simone: Das hat mich gelehrt, Dinge von verschiedenen Perspektiven zu sehen.

Simone: Und da habe ich, glaube ich, alles gelernt, was ich als Schriftsteller anbrauche.

Nicola: Ja, aber du hast ja auch schon ganz schön viel an Handwerkszeug als Journalistin natürlich gelernt.

Simone: Auch durch die Kriminalromane.

Nicola: Ja, und hast du das im Selbststudium oder hast du irgendwann eine Schulung mitgemacht?

Nicola: Werde ich eine erfolgreiche Krimiauterin oder hast du die einfach,

Nicola: ja, wie hast du es gemacht?

Simone: Durch Lesen.

Simone: Also natürlich als Journalistin, ich habe viel Magazintexte geschrieben,

Simone: also auch längere Texte, Reportagen. und die sind im Prinzip das gleiche in

Simone: klein wie eine Short Story.

Simone: Und eine Short Story ist das gleiche in kleinen Roman und funktioniert immer

Simone: nach gewissen Regeln, nämlich es hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende.

Simone: Und auch der Anfang hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende.

Simone: Und auch das Ende und die Mitte haben jeweils, und jeder einzelne Satz hat einen

Simone: Anfang, eine Mitte und ein Ende.

Simone: Und das lernst du, wenn du 15 Jahre als Journalistin arbeitest natürlich.

Simone: Natürlich, wie baut man so eine Geschichte auf? Was ist interessant?

Simone: Du willst ja nichts Uninteressantes erzählen. Und dann habe ich ganz viel Raymond

Simone: Chandler gelesen und Dorothy Parker.

Simone: Und aus der Kombination ist etwas entstanden, von dem ich wusste,

Simone: sowas würde ich gerne tun.

Simone: Und dann fängst du natürlich bei den ersten Sachen. Ich glaube,

Simone: wir alle, die anfangen als AutorInnen, imitieren erst mal.

Simone: Und kaum hatte ich mich versehen, war da was eigenes draus geworden.

Simone: Also es ist dann wie erwachsen werden, du emanzipierst dich dann von deinen

Simone: Vorbildern, deinen Eltern und irgendwann ist es da und zum Handwerk gehört natürlich

Simone: aber auch die Arbeit mit einer Lektorin, einem Lektor.

Simone: Und so ein paar, es gibt so ganz tolle Standardwerke, die ich irgendwann dann

Simone: relativ schnell gelesen habe.

Simone: Zum Beispiel Story von Robert McKee oder die Kunst des Erzählens von James Wood.

Simone: Das sind so Drehbuch-Gurus aus den USA oder Australien oder genau.

Simone: Und da steht eigentlich alles drin, was man wissen muss. Auch Tarantino-Filme

Simone: schauen hilft total viel, um zu wissen, wie man Geschichten baut,

Simone: wie man Geschichten dekonstruiert und wieder zusammensetzt. Also da haben alle, glaube ich, so ihre,

Simone: eigenen Lernmethoden für mich, mir hat es immer geholfen viel von dem zu lesen,

Simone: was ich gut finde, das genau zu lesen, so ein paar Standardwerke des Drehbuchschreibens

Simone: mehr anzueignen und aufs Romanschreiben zu übertragen und Filme zu schauen.

Simone: Also Filme war schon auch viel von dem, was auch Sophia Coppola zum Beispiel

Simone: hat mir immer geholfen beim Erzählen.

Simone: Weil es gibt so Arten des Erzählens.

Simone: Im Moment inzwischen ist es Wes Anderson, der mich anfixt.

Nicola: Also sehr viel eigentlich aus der Filmliteratur. Das finde ich interessant.

Nicola: Ich habe gerade wirklich eher per Zufall Benedikt Wels, die Geschichten in uns,

Nicola: heißt es glaube ich auch ein Buch über das Schreiben.

Nicola: Und ich fand am interessantesten daran, weil ich will überhaupt nicht,

Nicola: also ich habe nicht vor, literarisch zu schreiben, aber er hat darin seine Geschichte,

Nicola: wie er zum Schreiben ist, gekommen und das klang mega anstrengend.

Nicola: Also mega man muss erst mal alles schreiben, dann alles wieder wegwerfen.

Nicola: Also irgendwie klang es mühsam.

Simone: Ja, ich kenne diese Geschichten von vielen, das kann man sich aber nur leisten,

Simone: wenn man irgendwie aus begütert im Haus kommt, ehrlich gesagt.

Simone: Ich konnte mir das nie leisten. Ich musste immer Trial and Error,

Simone: aber den Error musste ich auch irgendwie verkaufen.

Simone: Ich konnte mir das nie leisten. Ich bin immer sofort ins kalte Wasser und ab

Simone: dafür. Hier, kannst du mir irgendjemanden abkaufen, bitte.

Simone: Was dazu führt, dass man auch viel, dass dann auch Sachen auf dem Markt sind,

Simone: für die du dich später schämst.

Nicola: Gibt es da was?

Simone: Ja.

Nicola: Was?

Simone: Sag ich nicht. Schämt mich für. Aber es ist dann so ganz, ich war nicht mehr

Simone: ganz jung und brauchte das Geld. Ich hatte plötzlich Steuerschulden und so.

Simone: Und wenn du nichts hast, dann gibt dir auch niemand Geld.

Nicola: Und das ist dein Beruf.

Simone: Und das ist mein Beruf. Das ist eben nicht dein Hobby.

Nicola: Wo man sagt, dann lass ich es halt.

Simone: Genau. Und wie gesagt, ich habe nichts zu erben. Es gibt niemand,

Simone: der mir irgendwie monatlich eine Apparnage überweist oder sowas.

Simone: Und ich bin alleinerziehend mit einem Teenager. Also ich muss einfach wirklich,

Simone: I'm a working class writer.

Nicola: Hast du in solchen Momenten mal gedacht, ach, hätte ich damals doch mal Ingenieurswesen studiert?

Simone: Ja, ich habe mich ganz, also mindestens einmal am Tag, denke ich mir,

Simone: hätte ich doch Flugzeugmechanikerin gelernt. Zum Beispiel.

Nicola: Auch heute noch.

Simone: Ja, dann würde ich jetzt bei Airbus arbeiten, würde Maschinen zusammenschrauben

Simone: und dann würden die fliegen und dann sehe ich auch, ich und sie sah, dass es gut war.

Simone: Weißt du, so, ich würde so, das fände ich ganz toll, sowas ganz Praktisches.

Simone: Ich bin glaube ich auch handwerklich echt begabt. Ich bin richtig gut da drin.

Simone: Und ich bin glücklich mit meinem Beruf.

Simone: Ich liebe es, Geschichten zu erzählen und Schriftstellerin zu sein,

Simone: aber es ist schon wahnsinnig anstrengend mit dieser Existenzangst ständig klar zu kommen.

Simone: Auch in einer großen Stadt, in der die Mieten so hoch sind, das ist nochmal

Simone: was anderes für KünstlerInnen, da zu bestehen und da wirklich überleben zu können.

Simone: Und wenn ich mir vorstelle, ich hätte jetzt so eine Tischlerei oder wäre halt

Simone: Flugzeugmechanikerin, wird gut verdienen bei Airbus.

Simone: Boah, geil. Wäre ein gutes Leben, glaube ich.

Nicola: Und wenn dein Sohn dich, jetzt er ist Teenager, irgendwann kommt ja auch die

Nicola: Frage, so was macht er, wenn er dich fragen würde überhaupt.

Nicola: Jungs in dem Alter haben ja auch die Eigenheit, das gar nicht auf ihre Mütter

Nicola: zu hören. Aber wenn er dich fragen würde, was würdest du ihm raten?

Simone: Der weiß ganz genau, was er machen will, schon seit Jahren. Insofern gibt es da gar nichts zu raten.

Simone: Der tut immer nur, was er will. Das hat er schon als Baby gemacht.

Simone: Der hat immer Leitplanken bekommen von mir. Bis dahin darfst du.

Simone: Das ist die Richtung, in die du marschierst. Aber was er dann innerhalb dieser

Simone: Leitplanken macht, da habe ich keinen großen Einfluss drauf.

Simone: Das ist eine sehr starke Persönlichkeit.

Simone: Und der weiß ganz genau, was er will. Und,

Simone: Da bin ich gespannt, wie das klappt.

Nicola: Ja, man muss sie laufen lassen. Also ich hatte beruflich dann viel auch mit

Nicola: den MINT-Fächern zu tun und habe auch gesehen,

Nicola: wie intensiv dann auch an den einzelnen Studiengängen zum Teil auch Studierende

Nicola: gesucht werden für so Orchideenfächer,

Nicola: Geodäsie und Geoinformatik,

Nicola: wo keiner sich was so richtig sofort darunter vorstellen kann.

Nicola: Und habe dann gesehen, was man damit alles machen kann, fand das auch spannend

Nicola: und dann dachte ich, ach, das müsste ich mal meinen Jungs erzählen.

Nicola: Und dann habe ich gedacht, okay, lass es einfach.

Simone: Sie müssen schon selber drauf kommen. Der hat es nicht leicht in der Schule, aber er ist gut in Mathe.

Simone: Und ich habe ihm irgendwann erzählt, dass ich gelesen habe, irgendwo in NRW,

Simone: an der Schule, kann man jetzt angewandte Mathematik statt Mathe dann so in der Mittelstufe wählen.

Simone: Und dann habe ich gesagt, guck mal, das wäre für mich vielleicht richtig gut

Simone: gewesen, Weil dann hätte ich Mathe viel besser verstanden.

Simone: Angewandte Mathematik, man berechnet so exponentielles Wachstum oder Börsen oder Wetter.

Simone: Also das hätte ich super gefunden. Dann hat er gesagt, aber Mama,

Simone: Mathe ist doch einfach an sich so sexy, weil es bist nur du.

Simone: Und dein Gehirn. Und da habe ich gedacht, ja stimmt, hat er auch wieder erreicht es eigentlich total.

Simone: Also Mathe an sich ist total cool. Und ich glaube, wenn man das kann,

Simone: dann kann man auch in diese Orchideen-Fächer.

Nicola: Das ist, glaube ich, die Voraussetzung. Wir sind jetzt schon mittendrin.

Simone: Ja, her damit. Her mit dem Lernstoff.

Nicola: Genau, du hast gesagt, her mit den MINT-Fächern.

Simone: Ja, weil ich in der Schule tatsächlich, ich gehöre noch in diese,

Simone: ich bin 72 geboren, ich gehöre noch zur Generation, in der Mädchen gesagt wurde,

Simone: ihr könnt es alle nicht. Ich hatte einen Mathe- und Physiklehrer.

Simone: Der hat gesagt, ihr seid eh alle nur Blasenhirne, ihr habt Mädchen,

Simone: habt keine Ahnung davon, ihr könnt das nicht, wenn ihr mich nicht nervt, kriegt ihr alle eine 4.

Simone: Wenn ihr Fragen stellt, gebe ich euch eine 5 oder eine 6.

Simone: So, und das war mein Matheunterricht bis auf einen Lehrer in der 9.

Simone: Der war toll und da hatte ich dann plötzlich auch eine 3.

Simone: Aber ansonsten habe ich immer sehr gelitten unter Naturwissenschaften,

Simone: weil mir auch von Anfang an immer gesagt wurde, du kannst das nicht,

Simone: du bist ein Mädchen, du hast da keine Ahnung von.

Simone: Also ich bin noch in der Journalistenschule zu einer Zeit gewesen,

Simone: in der klar war, dass Frauen nicht in Auslandsressorten als Kriegsreporterinnen

Simone: funktionieren, sondern bitte bei der Brigitte im Bund und in der Kultur.

Simone: Und deshalb interessiert mich das heute inzwischen so, weil ich denke,

Simone: ich hätte es vielleicht einfach nur mal richtig lernen müssen,

Simone: dann wäre das auch was gewesen, was mich sicher interessiert hätte.

Nicola: Ja, ich finde es super, wenn unsere Gäste und Gästin sich Angebote aussuchen,

Nicola: die eigentlich nicht so direkt was mit dem zu tun haben, was du heute machst.

Nicola: Aber es stimmt ja auch gar nicht, weil du musst ja auch, wenn ich so deine Bücher

Nicola: mir angucke, wir kommen ja gleich noch zu anderen Themen, dann musst du ja auch

Nicola: immer total viel wissen, also um darüber schreiben zu können.

Nicola: Also musst du dich schon in so bestimmte Dinge auch mal reinbezutreten können.

Simone: Ja, ich kann ja lesen. Recherche ist kein Problem.

Nicola: Okay, gut, du hast dir drei, wir alle drei ausgesucht und wir fangen mal,

Nicola: also drei Angebote aus dem Lernangebot der Hamburg Open Online University,

Nicola: die da zur Verfügung stehen und wir fangen an mit Mathe und wie alle Angebote

Nicola: stellen wir auch das einmal für alle vor.

Christian: Mathe. In diesem Kurs bekommst du eine fundierte Einführung in die Welt der Mathematik.

Christian: Los geht's mit der Bruchrechnung. Dann kommen Gleichungen und Gleichungssysteme,

Christian: Ableitungen, Integrale und sogar komplexe Zahlen stehen auf dem Programm.

Christian: Das Ganze wird mit einer guten Portion Humor, spannenden Alltagsbeispielen und

Christian: einer Prise Abenteuer vermittelt.

Christian: Lernen kannst du interaktiv. Mit Rätseln, Challenges, praktischen Übungen und

Christian: Videos, die die Inhalte lebendig und verständlich machen.

Christian: Am Ende beherrschst du die Grundlagen von Brüchen, Gleichungen und Vergleichungssystemen,

Christian: verstehst die Konzepte hinter Ableitungen und Integralen und kannst sie anwenden.

Christian: Außerdem hast du einen Einblick in die Welt der komplexen Zahlen bekommen und

Christian: bist fit darin, mathematische Probleme zu lösen.

Christian: Mathe ist ein Angebot der HAW Hamburg.

Nicola: Genau, du hast es eben schon gesagt. Ich finde das tatsächlich auch total interessant,

Nicola: warum die ganzen Zahlen, also es gibt ja inzwischen auch zig Programme für MINT,

Nicola: habe ich auch schon mal in einer anderen Folge gesagt, weil mich das wirklich beschäftigt.

Nicola: Also MINT für Mädchen. Also man versucht immer wieder jetzt inzwischen auch

Nicola: Frauen, junge Frauen, junge Mädchen für MINT-Themen zu begeistern.

Nicola: Aber es gibt, da gibt es auch glaube ich Untersuchungen, ab einem bestimmten

Nicola: Alter knickt das total ab.

Nicola: Und dann glauben die Mädchen glaube ich selber nicht mehr an sich.

Nicola: Aber vermutlich wird es ihnen auch nicht so richtig zugetraut.

Nicola: Auf jeden Fall sind dann die Zahlen so, dass man gucken kann,

Nicola: Mathe, Leistungskurse, immer weniger Mädchen. Das ändert sich zum Glück schon.

Nicola: Aber auch bei den ganzen naturwissenschaftlichen Studiengängen.

Nicola: Es geht immer darum, warum so wenig Frauen.

Nicola: Bei dir ist es ja relativ offensichtlich, warum das so war. Kannst du das irgendwie erklären?

Simone: Ich glaube, vielleicht gibt es eine Erklärung aus der, ich weiß nicht,

Simone: ob das Soziologie oder Psychologie ist, aber dass Leute die Plätze nehmen in

Simone: einem System, die noch frei sind. Und.

Simone: Wenn du dir, also ich will jetzt nicht mit irgendwelchen Geschlechterideologien

Simone: kommen, aber wenn du dir anschaust, was Mädchen gut können,

Simone: einfach weil Frauen seit tausenden von Jahren darauf angewiesen sind,

Simone: das gut zu können, nämlich Gruppen zu bilden, weil sie sich immer gegenseitig

Simone: helfen müssen, weil sie sonst alleine schwer bestehen konnten von Anbeginn der Menschheit.

Simone: In einer Welt, in der das andere Geschlecht in der Lage ist,

Simone: dem Weiblichen was anzutun. Frauen mussten sich immer zusammentun.

Simone: Also wenn du aufs Feuer aufpassen musstest, vorne deinen Säugling hattest und

Simone: dich mal eben gebückt hast, musst du an eine andere aufpassen,

Simone: damit du nicht von hinten angesprungen bist und schon wieder schwanger wirst.

Simone: Also ich glaube, Mädchen müssen sich zusammentun. Das heißt,

Simone: die sind sehr gut in Kommunikation.

Simone: Frauen können kommunizieren. Frauen haben einen viel größeren Wortschatz,

Simone: soweit ich weiß, als Männer.

Simone: Und das bildet sich, glaube ich, auch in der Schule ab. Und es bildet sich sehr

Simone: schnell ab, dass sie in diesen sozialen Kontexten besser funktionieren,

Simone: weil sie es immer schon mussten,

Simone: weil sie sehr viel schneller weggebissen werden, wenn sie unangenehm auffallen.

Simone: Bei Jungs ist das toleriert. Das heißt, die Mädchen nehmen sich vielleicht,

Simone: meine steile These, all diese Fächer, in denen es viel um sowas geht,

Simone: Kommunikationssprache, Also Deutsch, Sprachen,

Simone: Geschichten, so diese Nummer und das andere ist frei.

Simone: Naturwissenschaften. Und das besetzen dann die, die ein bisschen,

Simone: die mit ihrer Sprache vielleicht noch nicht so weit sind in dem Alter,

Simone: die generell maulfauler sind.

Simone: Und also steile These, aber wenn man sich das aus der Ecke mal anschaut und

Simone: überlegt, okay, was ist eigentlich, was ist frei und was lernen die immer noch?

Simone: Also wo haben wir auch immer noch keine Geschlechterneutralität hergestellt?

Simone: Weil es eben für Frauen und Mädchen immer noch gefährlich ist in dieser Welt

Simone: unter Männern, werden die auch nicht aufhören, diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln

Simone: und besetzen eben diese Stoffe.

Simone: So, und dann sind die anderen Stoffe halt frei und dann gehen die Jungs dahin.

Nicola: Also müsste man, wenn man jetzt wirklich was machen wollte, müsste man eigentlich

Nicola: Mathematik kommunikativer gestalten.

Nicola: Das ist ja so ein bisschen auch der Ansatz hier, dass man sagt,

Nicola: das ist irgendwie interaktiv und du kriegst Challenges, hat was mit deinem Lebensalltag zu tun.

Simone: Und vielleicht Sprachen weniger laberig, Sprachunterricht, sondern vielleicht

Simone: müssen alle erst mal mit Latein anfangen. So, was ja wie Mathe ist.

Nicola: Das Latein ist wirklich, kann man glaube ich gucken, da sind dann noch die Jungs

Nicola: dabei und dann geht es aber in den höheren Klassen.

Simone: Vielleicht müsste man anfangen mit Latein und Mathe in der ersten Klasse,

Simone: sodass es für alle gleich ist.

Simone: Hier ist die Sprachgeschichte und hier sind die Buchstaben, hier sind die Zahlen.

Simone: Und ihr könnt es alles gleichzeitig, ihr könnt es alles gleich. So und dann…,

Simone: Ist der Labervorteil der Mädchen

Simone: weg und der Coolness und ich halte die Schnauze Vorteil der Jungs weg.

Nicola: Bist du denn auch dafür, gibt es ja auch die Idee, dass man dann Mädchen nur

Nicola: unter sich und Jungs nur unter sich unterrichtet?

Simone: Nein, würde ich nie tun. Ich finde, wir können das eh nur alle gemeinsam schaffen.

Simone: Also die Welt retten können wir nur zusammen.

Nicola: Ja, das glaube ich auch. Die Welt bringt uns dann ja auch in die Situation mit

Nicola: Männern zusammen zu kommen. Also es gibt die Idee, dass es dann eben ein Schutzraum

Nicola: ist, dass man sich nicht gegen die Jungs behaupten muss.

Nicola: Aber wie du das sagst, ist es ja auch gar nicht der Kampf gegen die Mitschüler,

Nicola: sondern man sucht sich lieber was anderes.

Simone: Genau, es ist wie ein Fluss, dahin fließt, wo noch was frei ist.

Simone: Aber vielleicht stimmt das auch überhaupt nicht. Wie gesagt, nur meine steile These.

Nicola: Ja, das ist interessant. Also ich glaube, es passt ehrlich gesagt auch besser

Nicola: zu meinem Weltbild, weil ich habe auch gerne Mathe gemacht früher und habe mich

Nicola: dann aber auch relativ schnell eben in diese kommunikative Richtung bewirkt.

Simone: Das war scheuernd, ne?

Nicola: Und habe mich auch mal gefragt, warum eigentlich und ich habe gedacht,

Nicola: das andere hat mich einfach mehr interessiert.

Nicola: Also ich fand Mathe bis zum Ende auch interessant, habe das auch wirklich gerne

Nicola: gemacht, aber das andere war noch besser.

Simone: Ich glaube, es hat ganz viel mit, was wir immer unterschätzen,

Simone: ist so immaterielles Erbe, also so eine Epigenetik, die so in die Fasern geht

Simone: und die eben auch viel damit zu tun hat,

Simone: in welchen Umständen deine Vorfahren vor tausenden von Jahren gelebt haben, würde ich sagen.

Nicola: Man kann ja auch heute in einer Talkshow noch relativ unproblematisch sagen,

Nicola: ach ich habe es nicht so mit den Zahlen.

Nicola: Aber wenn du jetzt dich hinsetzt und sagen würdest, ich habe es nicht so mit

Nicola: den Buchstaben, wäre das glaube ich ein bisschen seltsamer.

Nicola: Also wenn sich jemand bekannt prominent ist, ich habe es nicht so mit den Buchstaben.

Simone: Ich finde es immer wahnsinnig charmant, muss ich sagen, wenn Künstlerinnen,

Simone: die ich treffe, also Frauen, ob das jetzt Musikerinnen sind oder ich kenne aber

Simone: auch eine Schriftstellerin, die ganz offen zugeben, ich bin Legasthenikerin,

Simone: ich habe ja was geschrieben, aber kannst du nochmal kurz drüber schauen?

Simone: Ich bin mir nicht sicher, bevor ich das jetzt rausgehe. Das finde ich immer

Simone: ganz charmant, wenn Frauen zugeben, dass sie mit der geschriebenen Sprache ein

Simone: Problem haben. Ich weiß nicht warum, es rührt mich wahnsinnig.

Simone: Es rührt mich total an, viel mehr als bei Männern.

Nicola: Aber es wäre wahrscheinlich schwierig, das dann öffentlich zuzugeben.

Nicola: Also deshalb meine ich, dass das Image mit Zahlen nicht umgehen zu können,

Nicola: das ist ein bisschen, oh ja.

Simone: Kann halt nicht mit Zahlen, genau, sexy, süß.

Nicola: Genau, deshalb ist es tatsächlich ein bisschen was anderes.

Simone: Ja, das ist verrückt, bescheuert.

Nicola: Hast du schon mal ein Buch, musstest du deinen Sohn überhaupt schon mal begleiten

Nicola: bei Mathe-Themen oder hat er das mal alleine gemacht?

Simone: Nee, hätte ich auch nicht. Also war ich auch wirklich ab der vierten, fünften war ich raus.

Simone: Also als er dann angefangen hat, also ich habe auch eben schon wieder,

Simone: als du das vorgestellt hast, ich habe schon wieder das Schwitzen angefangen,

Simone: mit Bruchrechnen und so.

Simone: Ich glaube, da habe ich noch so ein bisschen mitgemacht und dann habe ich irgendwann

Simone: gesagt, Diggi, kann das nicht.

Simone: Ich kann dir bei Englisch und Deutsch und allem helfen, aber ich bin eh nicht

Simone: so, weil ich selbst immer so viel arbeite, ich kann da überhaupt nicht hinterher

Simone: sein, der muss das selber machen.

Simone: Und ich finde auch nicht, dass Mütter da, es gibt das Leben der Kinder an der

Simone: Schule und da gibt es die Lehrkräfte, die dafür zuständig sind und,

Simone: dann sollen die Kinder das auch bitte alleine schaffen, sich mit den Lehrkräften,

Simone: auseinanderzusetzen ab dem Alter von elf, zwölf und sagen, ich kann das nicht,

Simone: ich brauche hier nochmal Hilfe.

Simone: Ich finde nicht, dass Eltern dafür zuständig sind, die Kinder durch die Schule

Simone: zu boxen. Das müssen die Kinder schon selbst schaffen.

Nicola: Ja, also sehe ich genauso. Es gibt eben inzwischen schon Mathe für Eltern,

Nicola: Eben wenn man dann merkt, ab Klasse 5, ich komme nicht mehr mit.

Simone: Wahnsinn, echt? Ja, aber das sollte man doch auch nicht. Wann machen die das

Simone: überhaupt alle? In welcher Freizeit?

Nicola: Ja, also wir haben jetzt die Mathegrundlagen. Du bist Mathe-Fit.

Simone: Naja.

Simone: I would love to.

Nicola: Wir kommen zum nächsten Thema. Und das heißt Mikroben erkennen.

Simone: Ah, interessant.

Nicola: Mikroben im Einsatz.

Christian: Maiki, Mikroben im Einsatz. In diesem Angebot geht es um Mikrobiologie und Biotechnologie,

Christian: genauer gesagt um extremophile Mikroorganismen.

Christian: Das sind Mikroben, die extreme Bedingungen lieben. Ob Eis, heiße Quellen,

Christian: Salzseen oder sogar die Tiefsee.

Christian: Die Forschenden am Institut für Technische Mikrobiologie der Technischen Uni

Christian: Hamburg sind fasziniert von diesen kleinen Alleskönnen und ihren Einsatzmöglichkeiten.

Christian: Viele ihrer Entdeckungen werden bereits in der Biotechnologie genutzt.

Christian: Damit du diese spannende Welt selbst erleben kannst, zeigen dir verschiedene

Christian: Einheiten des Angebots, wo Mikroben überall zum Einsatz kommen und wie sie eine

Christian: nachhaltige Entwicklung unterstützen,

Christian: zum Beispiel bei der Produktion von Biogas oder Schweinefutter.

Christian: Und im Quiz kannst du sogar herausfinden, welches Extremophil du selbst wärst.

Christian: Mikroben im Einsatz ist ein Angebot der Technischen Universität Hamburg.

Nicola: Ja, das war die Beschreibung und wir machen jetzt mal den Live-Test.

Nicola: Simone, welches Extremophil bist du?

Simone: Keine Ahnung. Ich möchte gern so ein niedliches sein, dass in der Mos Eisley-Kantin

Simone: das Planeten Tatooine aus den George-Lucas-Star-Wars-Filmen auftaucht.

Simone: So sehen die nämlich, manche sehen so aus und so eins wäre ich gerne.

Nicola: Okay, wir schauen mal. Los geht's. Also, wie stellst du dir deinen Traumurlaub

Nicola: vor? Jetzt musst du zuhören. Ich hoffe, du kannst das sonst wiederholen. Ich nochmal.

Nicola: Skiurlaub mit viel Schnee. Skandinavien-Kreuzfahrt. Am Meer in der Südsee mit

Nicola: viel Sonne. Wellness-Urlaub mit vielen Saunagängen.

Nicola: Städtetrip in der gemäßigten Klimazone. An der Küste in Italien oder Spanien.

Simone: Am Meer in der Südsee.

Nicola: Mit viel Sonne.

Simone: Mit viel Sonne, aber auch im Wasser drin.

Nicola: Okay, dann klicke ich das mal an, wie es weitergeht.

Nicola: Was isst du am liebsten? Sushi, Eis, Nudeln, Chips, Spinat, Pizza.

Simone: Sushi.

Nicola: Sushi.

Simone: Rohnfisch in Unmengen. Ich habe keinen Stress mit.

Nicola: Was trinkst du am liebsten? Warme Schokolade, Eiran, das Joghurtgetränk,

Nicola: Cola, Tee, Champagner, Eistee.

Simone: Champagner.

Nicola: Was machst du am liebsten in deiner Freizeit? Essen gehen, spielen und gewinnen,

Nicola: einfach nur rumhängen, einkaufen, Sport treiben. an der frischen Luft bewegen.

Simone: Sport treiben, aber im Wasser, also schwimmen.

Nicola: Ja, das ist ja Sport, würde ich sagen. Wie gehst du mit Druck um?

Nicola: Ein bisschen Druck ist gut, sonst bin ich zu faul. Unter Druck bringe ich die

Nicola: beste Leistung. Ich stehe eigentlich nie unter Druck.

Nicola: Bei Druck heißt mein Motto abwarten und durchhalten.

Nicola: Ich arbeite lieber vor, dann muss ich mich nicht stressen.

Nicola: Unter Druck kann ich nicht gut arbeiten.

Simone: Unter Druck bringe ich die beste Leistung.

Nicola: Ah ja. Nummer zwei.

Nicola: Okay, wir wissen schon, du bist Kolvelya Piezovila.

Simone: Wie sehe ich aus?

Nicola: So, also das müssen wir jetzt beschreiben.

Nicola: Ein kleines, sieht aus wie Barberpapa mit einer langen Locke oben auf dem Kopf,

Nicola: türkisfarben, sehr freundlich.

Nicola: Ich lese mal vor, was hier dazu steht. Bravo. Nun weißt du, welches Extremophil du bist.

Nicola: Colvella piezophila. Du wurdest

Nicola: in einer Tiefe von 6278 Meter im Japan-Graden aus Sediment isoliert.

Nicola: Am besten wächst du bei 10 Grad Celsius, neutralem pH-Wert und bei einem Druck von 600 Bar.

Nicola: Du brauchst unbedingt Druck, um wachsen zu können.

Nicola: Beweglich bist du mithilfe einer Flagelle. Was immer das ist.

Simone: Flagelle? Das ist vielleicht das Ding auf dem Kopf. Diese Antenne.

Nicola: Ja, diese Antenne. Du bist ziemlich anspruchsvoll. Für dein Wachstum benötigst

Nicola: du Salz, Druck und Kälte.

Simone: Das ist richtig.

Nicola: Sehr schön.

Simone: Ganz süß. Das hat auch so eine schöne Farbe.

Nicola: Ja, das ist eine sehr schöne Farbe. Ich schicke dir das hinterher nochmal.

Nicola: Ich mache mal sofort hier.

Simone: Kolveglia.

Nicola: Nein.

Nicola: Genau. Also ich hatte, habe das natürlich auch ausprobiert und ich war wirklich

Nicola: richtig erschrocken, als es kam, weil da kam dann irgendwas mit Gott Schalkes.

Nicola: Und ich habe gedacht, oh Gott, ich bin Gott Schalk.

Simone: Oh Gott, ja, aber das war der Wissenschaftler, der das entdeckt hat.

Nicola: Ja, ja, das war mir aber dann noch nicht klar. Ich dachte, es seien so Spaßnamen

Nicola: und meine Antworten hätten dazu geführt, dass ich irgendwas mit Gott Schalk zu tun hätte.

Simone: Um Himmels Willen. Nein, hast du offensichtlich.

Nicola: Und war dann ganz erleichtert, dass es so war.

Simone: Aber bist du in der Wärme oder in der Kälte?

Nicola: Das weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, ich bin auch unter extremen Bedingungen,

Nicola: aber mit Wärme und Kälte, nee, ich bin im heißen.

Nicola: Was ja eigentlich gar nicht so ist. Also ich bin ja eigentlich lieber in der Kälte.

Simone: Ja, ich bin lieber im Warmen, aber ich kann mir das trotzdem gut vorstellen.

Nicola: Mikroben können sich ja sehr gut anpassen.

Simone: Druck und 10 Grad finde ich irgendwie gut.

Nicola: Hört sich gut an. Also jetzt weißt du schon mal das.

Nicola: Ich finde die Vorstellung total interessant. Das hat mal ein Tech-Autor und Künstler gesagt.

Nicola: Wir laufen ständig mit zwei bis drei Kilogramm anderer Lebewesen auf und in uns herum.

Nicola: Also Mikroben sind ja bewandert. Und findest du das eher faszinierend oder eher beängstigend?

Simone: Nee, ich finde das total faszinierend. Ich finde es so faszinierend,

Simone: was zum Beispiel passiert, wenn man, ich musste neulich mal so zehn Tage so

Simone: ein Breitbandantibiotikum nehmen, weil ich eine Schwimmerinnenerkrankung hatte,

Simone: eine Nierenbeckenentzündung, wie die meisten Robben, kriegen das ja irgendwann einmal.

Simone: Und was passiert, wenn es dir dann so richtig die Mikrobiome im Darm zerschießt?

Simone: Wie lange das dauert, bis du wieder gesund bist.

Simone: Also durch die, allein die Wirkung, die Langzeitwirkung dieses Breitbandantibiotikums.

Simone: Also ich fand das richtig, ich weiß, ich muss das jetzt nehmen,

Simone: damit die 40 Grad Fieber runtergehen und ich diese Infektion überlebe.

Simone: Aber gleichzeitig habe ich mich bei den Mikroben in meinem Darm schon entschuldigt

Simone: und habe gesagt, sorry, ich werde euch jetzt alle töten.

Simone: Aus Versehen, ihr seid jetzt Kollateralschäden. Es tut mir total leid,

Simone: aber ich verspreche euch neu anzusiedeln und Und ich bin tatsächlich sehr präzise

Simone: und picky auch mit dem, was ich so esse,

Simone: weil ich weiß, es gibt so Völkchen da in mir, die können nicht überleben,

Simone: wenn sie dies und jenes nicht bekommen.

Simone: Und wenn ich nur Quatsch esse, dann kommen so dunkle Armeen da und ernähren

Simone: sich davon und beißen auch die anderen weg und so.

Simone: Also ich finde das und ich weiß auch, dass ich ziehe meine Haut jeden Tag eine

Simone: Stunde durchs Chlorwasser und trotzdem ist sie okay. Hey, ich habe überhaupt keine Hautprobleme.

Simone: Und ich glaube, dass das mit den Mikroben auf meiner Haut zu tun hat.

Simone: Bestimmt, die beschützen mich. Also ich habe das Gefühl, das ist total okay,

Simone: dass die in mir und auf mir wohnen. Ich wohne ja auch auf einem Planeten.

Simone: Also wir Menschen sind ja auch Mikroben, die die Erde besiedelt haben.

Nicola: Vielleicht nicht ganz so extremophil. Bei Extrem sind wir ja schon schnell dabei,

Nicola: dann nicht mehr mitzumachen.

Simone: Ja, und wir sind natürlich Parasiten, muss man ja auch sagen. Und die halt nicht.

Simone: Die tun uns ja nichts. Sie machen uns ja gesund und helfen uns.

Nicola: Also ich finde das Faszinierende, dass man sich eben gar nicht bewusst macht,

Nicola: was da alles parallel so in und auf unserem Körper passiert. Das war ganz toll.

Nicola: Welche Kräfte sie eben auch haben. Das ist ja bei den Extremophilen so.

Nicola: Und das ist in der Lerneinheit ja auch total gut beschrieben,

Nicola: dass man, also die werden dann für Waschmittel und sowas eingesetzt,

Nicola: für Biogas und so, also dass da noch ganz tolle Potenziale auch.

Simone: Ja, das sind kleine Kraftwerke.

Nicola: Ja.

Simone: Sie sind so winzig.

Nicola: Ja.

Simone: Ich finde die richtig niedlich. Also ich habe überhaupt keinen Stress damit, dass die bei mir sind.

Nicola: Liest du Sachbücher, um dich über sowas zu informieren? Oder bist du eher,

Nicola: ich habe das gestern irgendwo gelesen, dass es so eine Diskussion auch gerade

Nicola: in der Buchszene gibt, ob man jetzt Sachbücher,

Nicola: also ganz konkret, es gibt den Vorwurf von Menschen, die offensichtlich keine Sachbücher mögen,

Nicola: dass Menschen, die Sachbücher lesen, das nur tun, um sich zu optimieren und

Nicola: dass deshalb Menschen die Sachbücher lesen. Das ist doch totaler Quatsch.

Simone: Also ich lese beides gleichmäßig, würde ich sagen. Ich lese,

Simone: wenn ich selbst gerade einen Roman schreibe, eher Sachbücher tatsächlich.

Simone: A, Recherchebücher. Also im Moment habe ich jetzt ganz viel gelesen über die

Simone: drei Phasen der Weimarer Republik, über Hamburg in der NS-Zeit.

Simone: Wenn ich da jetzt gerade so bin und also wirklich tausende von Seiten.

Simone: Und wenn ich Sachbücher zum Spaß lese, also ich lese sie nicht,

Simone: um mich zu optimieren, sondern um mich zu bilden, meine ich mit Spaß,

Simone: dann lese ich oft, sag Bücher mit Essays.

Simone: Im Moment lese ich gerade ein Buch über, ein kleines Buch von Michael Ebmeier,

Simone: und einem Illustrator, dessen Name ich jetzt leider gerade nicht auf der Fernhabe,

Simone: es tut mir wahnsinnig leid.

Simone: Da geht es um die Revolte, als Vorform der Revolution, als,

Simone: Und sowas finde ich toll, das macht mir Freude, das regt mein Gehirn an und

Simone: so technische oder biologische Sachen muss ich sagen, sowas ziehe ich mir immer eher in Dokus rein.

Simone: Ich liebe zum Beispiel Dokus über den Nordpol und den Südpol, die Neumayer-Station.

Simone: Das kann ich alles auswendig. Ich liebe solche Dokus oder so.

Simone: Stephen Hawking erklärt in 45 Minuten ein schwarzes Loch oder sowas. Das finde ich toll.

Simone: Also das schaue ich mir gerne an.

Nicola: Ja, es gibt ja auch noch einen Bezug zu deiner Krimi-Literatur,

Nicola: weil die Mikroben, das habe ich in der Lerneinheit auch gesehen,

Nicola: die werden auch eingesetzt für diese DNA-Tests, um dann herauszufinden,

Nicola: welche Muster da vorkommen, also so funktionieren die überhaupt.

Nicola: Und musst du dich, ist das auch sowas, wo du bei solchen Sachen dann sagst,

Nicola: gut, jetzt muss ich mich mal mit DNA-Tests beschäftigen?

Simone: Ich habe mich nie mit Forensik beschäftigt, weil ich das immer langweilig finde.

Simone: Aber sowieso in Kriminalromanen jede Art von Ermittlungen langweilig,

Simone: weil ich weiß aus meinen Recherchen der Polizeiarbeit, dass Ermitteln einfach langweilig ist.

Simone: Es findet ganz viel am Schreibtisch statt, muss gemacht werden,

Simone: ist aber nichts, was ich erzählen muss. Das ist so boring.

Simone: Also mich langweilt das. Ich möchte das nicht erzählen. Es gibt tolle Vernehmungserzählungen.

Simone: Es gibt Kolleginnen, die können Tara French zum Beispiel, die kann das richtig

Simone: toll so Vernehmungen erzählen. Ich kann es nicht so gut.

Simone: Mich langweilt das, mir geht es nicht schnell genug und deshalb habe ich mich

Simone: auch nie mit so Ermittlungen, so Forensik-Sachen beschäftigt.

Simone: Ich finde immer viel interessanter, mir die Strukturen anzuschauen,

Simone: in denen Gewalt stattfindet und mir anzuschauen, was passiert,

Simone: was hinterlässt die Gewalt denn bei den Opfern, bei den Tätern,

Simone: bei den Angehörigen, bei den ErmittlerInnen.

Simone: Finde ich viel spannender. Deshalb habe ich mich mit sowas nie beschäftigt.

Simone: Das Einzige, was ich mal so, natürlich, man muss gucken, welches Kaliber,

Simone: welche Waffe löst welche Austrittswunde aus, damit du halt keinen Quatsch erzählst.

Simone: Also so Basics musst du schon wissen, natürlich.

Simone: Aber viel wichtiger fand ich immer zu wissen, wie Polizeiarbeit funktioniert.

Simone: Wer was darf, wer welche Befugnisse hat, wie die das überhaupt machen, wie die reden.

Simone: Das finde ich, das ist eine eigene Sprache. Und bist du dann mal mitgefahren.

Nicola: Streife?

Simone: Nee, das nicht, aber ich habe ganz viel Zeit mit SpezialistInnen verbracht aus

Simone: verschiedenen Bereichen.

Simone: Ja, Dezernaten, also organisierte Kriminalität, Drogenkriminalität,

Simone: Wirtschaftskriminalität.

Simone: So, immer einfach Zeit verbracht mit denen, gefragt, ob ich,

Simone: ob sie Zeit haben, mit mir zu reden, ob ich mal vorbeikommen darf,

Simone: wenn ich das anschauen darf.

Nicola: Und wie finden die das?

Simone: Die finden das total okay.

Simone: Die mögen das nicht so gerne, wenn JournalistInnen kommen, weil dann sollen

Simone: sie natürlich immer irgendwelche zitierfähigen Sachen zu laufen und Ermittlungen

Simone: rausgeben, was sie nicht dürfen.

Simone: Das ist immer total bis zu, das muss halt, dafür gibt es halt eine Pressekonferenz

Simone: und dafür gibt es auch eine Pressestelle.

Simone: Aber wenn man als Schriftstellerin kommt, dann haben die da immer Bock drauf,

Simone: weil die die Erfahrung gemacht haben, dass zum Beispiel viele Fernsehformate

Simone: sich gar nicht drum scheren, wie Polizeiarbeit eigentlich läuft.

Simone: Hauptsache es passt irgendwie in 90 Minuten und dann regen die sich gern mal

Simone: auf, sagen sie, wir sind doch keine lebensmüden Vollidioten.

Simone: Wir gehen doch nicht allein unbewaffnet in ein dunkles Haus im Wald.

Simone: Da gehen wir mit der fucking Hundertschaft rein.

Simone: Für was halten die uns eigentlich? So und darüber ärgern die sich sehr oft bei

Simone: diesen schlecht produzierten, billig gemachten Krimi, Fernsehkrimis.

Simone: Dass sie sagen, die sollen doch mal mit uns reden. Wir sind doch nicht die Hans-Würste

Simone: vom Dienst hier, die überhaupt nicht wissen, wie sowas geht.

Simone: Und alle Menschen möchten, glaube ich, gern, dass ihre Arbeit wertgeschätzt

Simone: wird und auch so gezeigt wird, wie sie ist.

Simone: Und wenn man eine Serie oder einen Fernsehfilm dreht oder ein Buch schreibt,

Simone: das im Krankenhaus spielt, dann sollte man mit Pflegepersonal reden.

Simone: Und wenn man PolizistInnen und StaatsanwältInnen und was weiß ich zu der Geschichte

Simone: braucht oder zu Wort kommen lässt, dann sollte man mit denen reden.

Simone: Und deshalb reden die dann ganz gern. Das finden die gut.

Nicola: Ja, und freuen sich auch hinterher, wenn sie wissen, irgendwie haben sie zu

Nicola: einem Buch beigetragen.

Simone: Genau, kriegen auch mal ein fettes Dankeschön.

Nicola: Toll.

Nicola: Gut, wir können, glaube ich, schon zum nächsten Lernangebot kommen.

Simone: Ja, da bin ich jetzt sehr aufgeregt.

Nicola: Ja, ich bin auch aufgeregt, weil ich seit Ewigkeiten mir wünsche,

Nicola: dass sich jemand dieses Lernangebot wünscht und mich immer frage,

Nicola: warum hat noch niemand das Thema Schiffe begreifen ausgewählt.

Nicola: Und wie alle Lernangebote stellen wir auch das einmal kurz vor.

Christian: Schiffe begreifen. Tag für Tag werden Unmengen an Handelsgütern über die Meere

Christian: transportiert. Gestapelt in riesigen Containern auf großen Schiffen,

Christian: die sie teilweise über ganze Kontinente hinweg befördern.

Christian: Aber warum schwimmen Schiffe eigentlich? Und warum kippen sie nicht um,

Christian: selbst wenn sie Meter hoch beladen sind?

Christian: Du lernst, was eine stabile Gleichgewichtslage ist und wie man diese schon beim

Christian: Bau des Schiffes verbessern kann.

Christian: Darüber hinaus erfährst du, welche Vorschriften beachtet werden müssen,

Christian: damit das Schiff überhaupt auf große Reise gehen darf.

Christian: Und gibt es eigentlich eine Art Elchtest, um die Stabilität des Schiffs auch

Christian: unter schwierigen Bedingungen zu testen? Das Lernangebot Schiffe begreifen richtet

Christian: sich an alle, die sich für Schiffe interessieren.

Christian: Hier werden die Grundlagen der Hydrostatik anschaulich vermittelt, ganz ohne Vorwissen.

Christian: Schiffe begreifen ist ein Angebot der TU Hamburg.

Nicola: Was hat dich denn so fasziniert an dem Schiffe begreifen?

Simone: Also ich weiß nicht, ob das jetzt nur an mir liegt oder ob das andere auch sofort

Simone: sehen, dass da eine Parallele ist.

Simone: Stichwort Wasserlage zum Schwimmen.

Nicola: Ja.

Simone: Ich bin Schwimmerin und ich bin Langstreckenschwimmerin und ich schwimme im

Simone: offenen Meer und da ist auch Seegang.

Simone: Und ich möchte natürlich meine Wasserlage immer, immer, immer verbessern.

Simone: Ich will einfach wissen, wie kann ich noch besser,

Simone: aerodynamischer und widerstandsloser im Wasser arbeiten, damit es noch mehr

Simone: Freude macht und mich noch weniger anstrengt und ich es noch länger und einfach

Simone: noch viel mehr machen kann, weil es meine größte Freude ist.

Nicola: Wie schwimmst du denn eigentlich? Kraulen?

Simone: Kraulen.

Nicola: Kustschwimmen?

Simone: Ja, ich schwimme Kraulen. Also ich habe früher, ich war mal als Jugendliche,

Simone: war ich Rettungsschwimmerin, so bis 15 oder so.

Nicola: Okay, dann hast du ja schon eine gute Ausbildung sozusagen.

Simone: Genau, und da war immer Brust mein Schnellstes.

Simone: Und wenn man dann aber sich damit beschäftigt, ins offene Meer gehen zu wollen,

Simone: dann musst du auf Kraulen umsteigen, weil Brust viel zu anstrengend ist auf Dauer.

Simone: Das ist sehr viel anstrengender. Also Brust ist Workout.

Nicola: Tatsächlich? Also ich bin gerade dabei, Kraulen noch besser zu lernen.

Nicola: Ich kann es ein bisschen und ich finde, weil ich mich dann entspannen möchte,

Nicola: dann gönne ich mir mal wieder eine Bahn.

Simone: Ja, weil du viel zu viel Beinarbeit machst beim Kraulen. Das ist nämlich das,

Simone: was man dann im offenen, also im offenen Meer ist Kraulen von Nöten oder absolut

Simone: anzuraten, weil du ja Seegang hast.

Simone: Und beim Brustschwimmen kommst du hoch und musst nach vorne atmen und dann hast

Simone: du sofort das Wasser verschluckt.

Simone: Und wenn du beim Kraulen atmest, du nicht mal zur Seite, sondern im Prinzip

Simone: nach hinten, so einfach nur ganz leicht über deine Schulter hinweg und immer

Simone: in einem Moment, in dem der Arm dich davor beschützt,

Simone: wenn du es richtig machst, ist das Wasser. Also ich verschlucke mich fast nie.

Simone: Ich bin schon in zwei Meter hohen Wellen geschwommen. Das ist halt anstrengend,

Simone: aber ich verschlucke mich nicht.

Simone: Und du lernst dann auch im Offenen mehr Züge zu machen zwischen den Atemvorgängen.

Simone: Also ich atme inzwischen nach fünf Zügen. Früher nach drei, weil du musst natürlich

Simone: immer zu beiden Seiten schauen, deshalb unregelmäßig und inzwischen atme ich nach fünf Zügen,

Simone: weil das Atmen eigentlich die Kraft kostet und Beinarbeit ist eher Fußarbeit.

Simone: Wichtig ist, dass du ganz angespannt bist in der Mitte des Körpers,

Simone: dass du gerade bist, dass du eine gute Wasserlage hast und dass du das Wasser

Simone: nicht so sehr störst, dass du eigentlich so einen Pfeil machst und dann nur

Simone: so ein bisschen mit den Füßen stabilisierst,

Simone: weil der Vortrieb kommt durch die Arme und durch das Drehen des Rumpfes.

Simone: Dadurch wirst du so eine Pfeilschraube. Und dadurch kommst du voran.

Simone: Also die beste Wasserlage ist wirklich sehr flach, kopftief,

Simone: nur ab und zu ein bisschen nach hinten atmen.

Simone: Also eigentlich muss man ein Kiemen entwickeln natürlich.

Simone: Das Atmen ist echt, das Atmen stört.

Simone: Ausatmen ist toll, aber ein Atmen stört. Und die Wasserlage muss möglichst gerade

Simone: sein und möglichst wenig Alarm mit den Beinen machen und auch mit den Armen

Simone: nicht so viel Alarm machen.

Simone: Also so perfekt ist es eigentlich wie so ein keine Ahnung, so ein Samurai-Schwimmer, der so...

Nicola: Also dieses Pfeilbild ist schon.

Simone: Ne? Genau, so ein Pfeil. Der Pfeil und man darf dich kaum sehen.

Simone: Also ich hab das ganz oft, wenn ich im Hallenbad trainiere und es voll ist und

Simone: ich noch jemand frag, darf ich hier noch mit in die Bahn und so,

Simone: dass die Leute dann danach in der Dusche sagen,

Simone: boah, ist ja ganz toll, neben dir zu schwimmen, man merkt dich ja gar nicht.

Simone: Ja, genau, das ist mein Trainingsziel. Weil man mich gar nicht mehr sieht.

Nicola: Du möchtest eigentlich auch ein bisschen eins werden mit dem Wasser.

Simone: Ja, ich bin auch eins. Absolut, ich bin eins mit dem Wasser und deshalb interessiert

Simone: mich natürlich eine optimale Wasserlage und sowas wie ein Elchtest für Schiffe, das interessiert mich,

Simone: weil ich eben das Schwimmen im Seegang schon als sehr herausfordernd empfinde. Ja.

Simone: Also da echt cool zu bleiben und ruhig zu bleiben und eben nicht anzufangen

Simone: zu strampeln, was dann viel zu viel Kraft kostet.

Simone: Oder auch gegen die Strömung schwimmen.

Simone: Und da ist ja ein Schiff, glaube ich, nichts anderes als ein Mensch. Es ist halt ein Körper.

Nicola: Ja.

Simone: Es ist ein Schwimmkörper, der eigentlich zu schwer ist, um zu schwimmen.

Nicola: Genau, das ist ja eigentlich auch, wenn man hier in Hamburg die mit wirklich

Nicola: hohen Containern beladen wird.

Simone: Wahnsinn.

Nicola: Wahnsinnig, das sieht ja aus wie ein Hochhaus.

Simone: Parkhäuser.

Nicola: Parkhäuser, die da plötzlich vor einem auftauchen.

Simone: Die Grimaldi-Lines, finde ich auch so schön. Ich frage mich auch mal,

Simone: wie geht denn das? Wieso kippt es nicht um? Ja klar, wegen des Kiels.

Simone: Aber, also überhaupt, ich finde es was noch interessanter, als warum fliegen Flugzeuge?

Simone: Warum schwimmen Schiffe?

Nicola: Weil es ja auch so ein Gegensatz ist, Wasser ist so leicht und dann diese Massen,

Nicola: die da drin sind und trotzdem hat es den Auftrieb.

Simone: Ja, aber Wasser hat ja auch so viel Druck. Also Wasser ist ja nicht leicht.

Simone: Ja, aber Wasser hat ja, man weiß ja zum Beispiel, dass der Druck des Wassers

Simone: auf die langen Muskeln im Körper beim Schwimmen, dass das,

Simone: dem Schwimmen den Vorteil gibt vor allen anderen Ausdauersportarten,

Simone: weil dieser Druck des Wassers auf die langen Muskeln an der Wirbelsäule entlang,

Simone: das hat diese super gute Auswirkung aufs vegetative Nervensystem und man weiß

Simone: immer noch nicht, warum genau,

Simone: aber das, deshalb ist Schwimmen im Vorteil gegenüber Radfahren und Laufen,

Simone: weil es noch besser fürs ganze System ist, für den Schlaf, für den ganzen Körper,

Simone: für alles und das ist der Wasserdruck.

Nicola: Und es trägt dich eben. Du hast nicht, wie beim Laufen, dass du dein anderthalbfaches

Nicola: Gewicht immer auf dem Boden donnerst.

Simone: Ne, wenn du gut schwimmst, ist ja wie fliegen.

Nicola: Genau.

Simone: Ist das wie fliegen und was ich auch halt faszinierend finde,

Simone: dass natürlich Menschen schon ganz früh angefangen haben mit diesem Fliegen

Simone: und so, dass das immer ein Traum war. Das hat aber halt sehr lange ja nicht geklappt.

Simone: Das hat ja erst vor 100 Jahren dann oder so wirklich funktioniert.

Simone: Und das mit den Schiffen haben sie echt sehr früh rausgekriegt.

Nicola: Das stimmt.

Simone: Also, ne? Ich meine, wo die Wikinger überall schon hingefahren sind,

Simone: also was die Verschiffer hatten, mein lieber Scholli.

Simone: Die Griechen und so, das finde ich schon, die Ägypter, das finde ich bemerkenswert,

Simone: dass sie immer schon Schiffe gebaut haben und irgendwie immer wussten, wie es geht, offenbar.

Nicola: Also man hört selten, dass ein Schiff jetzt untergegangen ist,

Nicola: weil es falsch gebaut war, sondern eher, weil es dann angegriffen wurde oder

Nicola: zu schnell gefahren ist und gegen einen Eisberg dann gerast ist.

Simone: Weil ein Kapitän dachte, er möchte gerne das blaue Band haben für seine Reise

Simone: nach New York. Genau, möchte er schnell zu sein.

Simone: Ja, also ich finde Schiffe total faszinierend und ich übertrage das immer auf

Simone: meinen, den Schiffskörper immer auf meinen Körper.

Simone: Kann ich überhaupt keine Grenze ziehen.

Nicola: Ich hatte ja gedacht, dass du es auch ausgewählt hast, weil du dich vielleicht

Nicola: mit Schiffen beschäftigt hast für deinen vorletzten Roman.

Nicola: Unsterblich sind nur die anderen. Da kommt ja auch, die Fähre ist ja,

Nicola: also das ganze Schiff ist ja der Ort, aber der hat ja auch...

Nicola: Was Mystisches.

Simone: Ja, aber ich war also auf dieser Fähre, die ich zum Vorbild genommen habe für

Simone: den fliegenden Holländer im Prinzip, der diese Fähre in dem Roman ist.

Simone: Ich war da zweimal drauf und bin auch im November gefahren nach Island und zurück.

Simone: Und da ging es für mich, natürlich habe ich mir das Schiff sehr genau angeschaut

Simone: und habe mir Führung geben lassen und versucht mit vielen Leuten zu reden,

Simone: die sich mit dem Schiff auskennen, wie das so ist, was das so macht.

Simone: Das ist ein deutsches Schiff,

Simone: ich glaube es ist in Lübeck oder in Kiel gebaut worden und das Schiff ist so

Simone: stabilisiert, dass es eben diese wahnsinnigen Wellen, die da auf dem Nordatlantik

Simone: im November und Dezember stattfinden, dass es die aushalten kann.

Simone: Das Schiff kann zum Beispiel, der Kapitän macht zwischen Weihnachten und Silvester.

Simone: Fährt das nicht regulär.

Simone: Das ist eigentlich ein Versorgungsschiff. Das fährt immer.

Simone: Das fährt immer durch und versorgt die Faröinseln und Island vom Festland aus,

Simone: weil da halt nichts wächst.

Simone: Weil die Wikinger alles abgeholzt haben, um Schiffe zu bauen.

Simone: Deshalb muss jetzt immer ein Schiff kommen und diese Inseln versorgen.

Simone: Und zwischen Weihnachten und Silvester fährt es nicht.

Simone: Da fährt der Kapitän nur mit einem Teil der Crew, die die Bock haben mitzufahren,

Simone: und macht Stabilitätstests. Also dann jagt er Stürme.

Simone: Und dann hat mir eine Barfrau erzählt, das ist so wahnsinnig lustig,

Simone: dann steht man quasi auf der Wand.

Simone: Also das Schiff legt sich komplett, also neigt sich einmal zur Seite und kentert

Simone: aber nicht. Und diese Stabilität.

Simone: Hat aber dazu geführt, dass sogar der Kapitän manchmal seekrank wird,

Simone: weil es, wie haben sie es genannt, das ist artificial, das Swang.

Simone: Also das ist, es ist so künstlich, wie das Schiff sich bewegt.

Simone: Und normalerweise, wenn man, Seeleute waren ja nicht mehr seekrank,

Simone: weil das Innenohr das dann irgendwann lernt und ausgleicht.

Simone: Und dieses künstliche Schwanken, das diese Stabilisierung erzeugt hat bei dem

Simone: Schiff, das kann das Innenohr nicht ausgleichen. weil das nichts Natürliches

Simone: mehr ist, sondern das rollt nach hinten.

Simone: Also das Schiff rollt, es gibt ja diesen Begriff des Rollens,

Simone: wenn das nicht zur Seite, links und rechts, sondern wenn es so nach vorne und

Simone: nach hinten geht und das Schiff rollt aber von vorne nach hinten.

Simone: Und gleichzeitig macht es dann auch immer so, durch dieses Stabilisierungseffekt,

Simone: also geht noch nach links und rechts.

Simone: Und das kann eben nicht mal der Kapitän, der seit 25 Jahren dieses Schiff fährt,

Simone: manchmal ist er sehr krank. Und dann darf er aber nichts nehmen,

Simone: weil er ja der Kapitän ist.

Nicola: Er darf ja nicht diese krassen Medikamente nehmen.

Simone: Er muss es aushalten. Und das fand ich schon hochinteressant,

Simone: aber das Wichtigste zum Schreiben war für mich, wie sich das Schiff anfühlt.

Simone: Wie fühlt sich das Ding? Was ist denn das für ein Organismus?

Simone: Ein Schiff, das finde ich schon sehr lebendig, das ist sehr nah dran an einem

Simone: Lebewesen, auch weil es die ganzen Geräusche macht da unten im Bauch und so grummelt.

Simone: Und was man ja dann auch zum Beispiel da lernt.

Simone: Und wir waren zu dritt und ich habe drei Gin Tonic bestellt an der Bar.

Simone: Und dann haben die mir halt einen vierten hingeschoben.

Simone: Der junge Barmann da, der von den Pfarrern. Und dann habe ich gesagt,

Simone: ich wollte nur drei. Und er sagt, naja, one for the ghosts.

Simone: So, dann sitzt man zu dritt am Tisch und hat seine drei Gin Tonics.

Simone: Und dann steht aber noch ein vierter.

Nicola: Ja, voll so gut.

Simone: Dann darfst du aber auch nicht trinken. Das ist one for the ghosts.

Nicola: Das geht ja auch ein bisschen um Geister.

Simone: Genau.

Nicola: Die wollen auch was haben.

Simone: Ja, um unsterblich. Also ich finde Schiffe schon wahnsinnig faszinierend.

Nicola: Bist du denn auch seekrank geworden?

Simone: Ja, sofort.

Nicola: Sofort.

Simone: Also ich bin überhaupt nicht seefest, obwohl ich wirklich auch als kleines Kind

Simone: schon mit meinem Opa immer hier Butterfahrten und nach Helgoland und so.

Simone: Aber ich bin null seefest. Mir wird schon auf der Schiffsschaukel schlecht, auf dem Dom.

Simone: Und ich habe sofort mir diese, also ich habe bei der ersten,

Simone: am allerersten Abend habe ich gedacht, ich mache das mit Bier tatsächlich.

Simone: Es geht ja nur darum, den Gleichgewichtssinn ein bisschen auszuschalten.

Simone: Zu bescheißen. Und das ging auch ganz gut. Und dann bin ich aber morgens aufgestanden.

Simone: Also wir hatten fünf Meter hohe Wellen oder so. Und ich wusste,

Simone: es kommen aber noch. Es geht bis zu neun, zehn.

Simone: Und dann bin ich morgens aufgestanden und bin einfach nur grün geworden und

Simone: sofort umgekippt. Also ich bin richtig zusammengebrochen und dann bin ich irgendwie

Simone: in diesem Frühstückssaal und alle haben gesagt, du brauchst sofort die Pillen.

Simone: Und diese Pillen, die es da gibt, die sind auf dem europäischen Festland nicht zugelassen.

Simone: Das sind Ferro-Pillen und das ist hochdosiertes Womax, aber so hoch,

Simone: dass du einen Tranquilizer, dass du eigentlich flach auf dem Boden liegen würdest.

Simone: Und dann haben die einfach Koffein zugesetzt, ganz viel, damit du noch schön

Simone: im Bordshop einkaufen gehen kannst und in der Bar sitzen kannst.

Simone: Und dass es eigentlich ein primitives Antidepressivo gibt, was dann die Wirkung ist.

Simone: Also du bist sehr glücklich, es geht dir sehr gut, dir ist nicht mehr schlecht,

Simone: aber du hast auch nur noch Gemüse im Kopf. Das ist wunderbar.

Nicola: Also eine echte Tripfahrt.

Simone: Ja, ein totaler Trip.

Nicola: Aber ich finde das ganz interessant, weil ich jetzt nämlich tatsächlich verstanden

Nicola: habe, warum, ich glaube, das ist ein Punkt, warum deine Bücher,

Nicola: warum man sie wirklich gerne liest,

Nicola: du recherchierst, aber ich könnte mir vorstellen, dass es verlockend ist,

Nicola: wenn man sich mit einem Schiff beschäftigt und dann sagt, ah,

Nicola: so ist das mit der Statik und so weiter, das dann irgendwie auch loszuwerden.

Nicola: Und dann erst mal schreibt, also ein Schiff liegt, weil, weil,

Nicola: weil. Und du beschreibst eben die Atmosphäre.

Nicola: Also deine Recherche fokussiert sich auf die Atmosphäre. Genau.

Simone: Wie fühlt sich das an?

Nicola: Und das liest man natürlich lieber als jetzt.

Simone: Ja, das andere ist ja Sachkunde. Und Literatur erzählt davon,

Simone: was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Simone: So, und Menschen fühlen oder handeln oder reden.

Simone: Aber vor allem fühlen sie erst mal und wie fühlt es sich an und ich muss das

Simone: alles wissen, also ich habe zum Beispiel, ich habe in dem Roman den Untergang

Simone: der Titanic glaube ich auf eineinhalb Seiten beschrieben habe aber sechs Wochen

Simone: lang Titanic-Recherche gemacht,

Simone: so aber wichtig war, das war alles wichtig zu wissen, um eine Szene schreiben

Simone: zu können einen Moment dieses Untergangs der dann für die Geschichte wichtig

Simone: ist, wie fühlt sich das an wie hat sich das wohl angefühlt,

Simone: als er sie dann gesehen hat,

Simone: in dem Moment, wo stand sie, wo stand er, wie war das Ding gebaut.

Simone: Aber letztlich geht es um den Blick zwischen den beiden.

Simone: Und das ist halt das, was finde ich, was Literatur ist. Alles andere ist dann

Simone: Sachkunde oder halt ein Lernangebot, was ja auch total toll ist.

Nicola: Genau, was den Hintergrund ausmacht, aber was man dann vielleicht nicht unbedingt

Nicola: weitergeben muss, weil dafür gibt es ja die Ruhe, wenn man das dann suchen möchte,

Nicola: kann man sich das ja tatsächlich angucken oder andere Dinge.

Nicola: Und in deinem aktuellsten Roman, den habe ich noch nicht gelesen,

Nicola: aber da geht es ja um Flugzeuge.

Nicola: Das heißt, wenn wir uns nochmal unterhalten, suchen wir ein Lernangebot,

Nicola: ob es auch was für Flugzeuge gibt.

Nicola: Oder Inseln, genau.

Nicola: Simone, ich glaube, wir sind durch die drei Lernangebote, ich verstehe,

Nicola: warum du sie ausgewählt hast. Ich hoffe, die Hörerinnen auch.

Nicola: Das hat mir total Spaß gemacht. Ist dir noch irgendwas wichtig?

Nicola: Möchtest du noch irgendwas erzählen, was ich dich nicht gefragt habe? Loswerden.

Simone: Ich habe sehr viel erzählt jetzt, glaube ich. Ich darf deinen Mund halten.

Nicola: Dann vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Vielen Dank auch allen,

Nicola: die bis hierhin zugehört haben, dabei waren.

Nicola: Hört euch gern auch nochmal andere Folgen an von Hamburg, was willst du wissen?

Nicola: Wir sind ja immer noch ein junger Podcast und freuen uns über alle, die uns neu entdecken.

Nicola: Es gibt zum Beispiel auch eine Folge mit Isabel Bogdan, auch eine Schriftstellerin.

Simone: Ja, meine Freundin Isar.

Nicola: Genau, die war auch schon hier. Dann haben wir Jan Müller von Tokotronic hat mit uns gesprochen.

Nicola: Carla Paul, auch was mit Literatur zu tun, wer Literatur gerne mag.

Nicola: Und viele, viele andere Sport.

Nicola: Maya Lindholm, die Basketballerin, die im Rollstuhl spielt und so weiter. Also hört mal rein.

Nicola: Und wir freuen uns, wenn ihr uns weiterempfehlt und vor allen Dingen auch beim

Nicola: nächsten Mal wieder dabei seid. Auf Wiederhören und vielen Dank dir, Simone.

Simone: Danke. Tschüss.

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