Reem Khamis

Shownotes

Christian Friedrich im Interview mit Reem Khamis, der weltführenden Karateka in ihrer Klasse. Reem spricht offen über Erwartungshaltungen und Druck, im Studium und im Sport, über Rückschläge und mentale Stärke, darüber, wie ein gutes soziales Umfeld und psychische Gesundheit Leistung im Leistungssport ermöglichen, und über ihre Erfahrungen damit, als „Integrationswunderkind" beschrieben zu werden.

Hamburg, das ist heute: Reem Khamis. Reem Khamis ist eine in vielerlei Hinsicht sehr besondere Gesprächspartnerin. Reem ist mit ihrer Familie im Jahr 2013 aus Ägypten nach Hamburg gekommen. Da war sie 11 Jahre alt. Heute ist sie 22 Jahre alt und steht an der Weltspitze im Karate, genauer: im Kumite, also dem Wettkampf zweier Gegnerinnen, in der Klasse bis 61kg.

Mit 15 Jahren war sie deutsche Meisterin im Karate. Reem hat ihr Abitur gemacht, mit Einserschnitt, und ein Studium begonnen. Und als ich für die Recherche Interviews mit ihr gelesen oder angesehen habe, ihr auf Social Media gefolgt bin, bekam ich zuerst den Eindruck, dass das alles irgendwie klar sei, logisch irgendwie, fast schon leicht. Ganz schön beeindruckend.

Im Gespräch mit Reem habe ich dann gehört, wie viel sich in Reem in den letzten 12 Monaten bewegt hat. Sie hat ein Studium abgebrochen und ein neues begonnen, sie hat ihren Trainings-Standort und ihr Team gewechselt, ihre Familie erstmals hinter sich gelassen und sich dann auch noch schwer am Kreuzband verlässt. Viel los.

Nach einem Kreuzbandriss im März dieses Jahres bereitet Reem sich nun auf die Karate-Weltmeisterschaft in Kairo vor – ein besonderer Moment, denn sie kehrt voraussichtlich als Weltranglistenerste in ihre Geburtsstadt zurück. Auch an dieser Stelle wünsche ich Reem viel Erfolg und Kraft dafür.

Syke (Wikipedia)

Jonathon Horne (Wikipedia)

Karate World Championship 2025 in Kairo (WKF)

Sendung Markus Lanz, 10. Januar 2023, mit Friedrich Merz und Aladin El-Mafalani (YouTube)

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Mentales Training

Credits

Moderation: Nicola Wessinghage und Christian Friedrich

Musik: Jakob Kopczynski

Produktion: Christian Friedrich

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Reem: Ich habe für eine Zeit lang aufgehört, diese Sportart zu genießen.

Reem: Ich habe mich ins Training gezwungen, weil ich dachte mir so,

Reem: ja, irgendwie ist diese Erwartungshaltung da. Du musst was leisten.

Reem: Die Menschen, die dich sehen oder dich vielleicht als Vorbild sehen,

Reem: haben es ja im Blick, ja, die kriegt es ja hin.

Reem: Dementsprechend musst du denen ja beweisen, dass es ja genau so ist.

Reem: Und das war auch ein Grund, warum ich mein Studium nicht abbrechen wollte,

Reem: weil ich dachte mir so, wenn ich es jetzt abbreche, dann habe ich versagt.

Reem: Und wenn ich sportlich nichts leiste, dann bin ich in dem Sinne nichts wert.

Reem: Und die Verletzung und die Reha-Zeit jetzt hat mir gezeigt, es geht gar nicht darum.

Christian: Hamburg, das ist heute ReemKhamis. Mein Name ist Christian Friedrich und ich

Christian: hatte mit Reem Khamis eine in vielerlei Hinsicht sehr besondere Gesprächspartnerin.

Christian: Reem ist mit ihrer Familie im Jahr 2013 aus Ägypten nach Hamburg gekommen.

Christian: Da war sie gerade mal elf Jahre alt. Heute ist sie 22 und steht an der Weltspitze im Karate.

Christian: Genauer, im Kumitee, also dem Wettkampf zweier Gegnerinnen in der Klasse bis 61 Kilogramm.

Christian: Mit 15 Jahren war sie deutsche Meisterin im Karate.

Christian: Reem hat ihr Abitur gemacht, mit allen Sarschnitt und ein Studium begonnen.

Christian: Und als ich für die Recherche Interviews mit ihr gelesen oder angesehen habe,

Christian: ihr auf Social Media gefolgt bin, bekam ich zuerst den Eindruck,

Christian: dass das alles irgendwie klar sei, logisch irgendwie fast schon leicht.

Christian: Ganz schön beeindruckend.

Christian: Im Gespräch mit Reem habe ich dann gehört, wie viel sich in Reem in den letzten

Christian: zwölf Monaten bewegt hat. Sie hat ein Studium abgebrochen und ein neues begonnen.

Christian: Sie hat ihren Trainingsstandort und ihr Team gewechselt, ihre Familie erstmals

Christian: hinter sich gelassen und sich dann auch noch schwer am Kreuzband verletzt. Viel los.

Christian: Nach ihrem Kreuzbandriss im März dieses Jahres bereitet Reem sich nun auf die

Christian: Karate-Weltmeisterschaft in Kairo vor.

Christian: Ein besonderer Moment, denn sie kehrt voraussichtlich als Weltranglisten Erste

Christian: in ihre Geburtsstadt zurück.

Christian: Auch an dieser Stelle wünsche ich extrem viel Erfolg und Kraft dafür.

Christian: Jetzt geht es aber erstmal los mit dem Gespräch. Ich wünsche euch viel Spaß.

Christian: Herzlich willkommen, Reem Khamis.

Reem: Vielen lieben Dank für die schöne Vorstellung.

Christian: Wir sind ja heute hier in Syke bei Bremen. Ich war vorher noch nie hier. Ich weiß nicht, du?

Reem: Ich war tatsächlich letztes Jahr auch auf diesem Nachwuchsturnier dabei und

Reem: durfte drei Trainingseinheiten mitgestalten oder begleiten.

Reem: Und ja, heute durfte ich das erste Mal wieder Training geben,

Reem: ja, nach meiner Verletzung, aber allgemein jetzt nach einer schon sehr langen Zeit.

Christian: Ja, ich kam eben rein, also das Setting für die Hörenden kann man sich vielleicht

Christian: so vorstellen, hier ist eine Turnhalle, so ein bisschen, ich würde sagen,

Christian: gefühlt am Stadtrand von Syke,

Christian: so einer kleinen Stadt bei Bremen und man kommt hier rein und hat so den fast

Christian: schon erwarteten Turnhallengeruch in der Nase.

Christian: Das Erste, was ich gehört habe, waren die akzentuierten Kampfschreie, glaube ich. So hieß es.

Christian: Und irgendwann erkennt man dich

Christian: dann daran, dass du ein bisschen anders angezogen bist als die anderen.

Christian: Du hast den Bundesadler vorne dran und du trainierst hier.

Christian: Also du hast hier wen genau trainiert?

Christian: Welche Gruppe von Menschen durftest du trainieren?

Reem: Hier in Syke findet ein Nachwuchsturnier statt,

Reem: wo kleine Kitties von sieben bis, Kitties sind die nicht mehr,

Reem: aber 17- oder 18-Jährige hier vor Ort sind.

Reem: Und dann war es hier in drei verschiedenen Trainingsgruppen aufgeteilt und ich

Reem: durfte die kleinen oder beziehungsweise einfach drei Klassen oder drei Gruppen

Reem: begleiten und das Training bei denen anbieten.

Reem: Und dementsprechend war das so eine schöne, bonte Mischung von allen Alltagsklassen,

Reem: die hier heute ihre Kampferfahrung sammeln möchten und letztendlich dann wieder

Reem: auf die Kampfläche gehen. Genau.

Christian: Und du hast gesagt, oder wie du schon sagtest, das erste Mal für dich jetzt

Christian: seit der Verletzung, wie fühlt es sich an?

Reem: Unglaublich schön. Es ist sowieso eine besondere Erfahrung mit kleinen Nachwuchssportlern,

Reem: die Kampffläche zu teilen oder bei denen Training zu geben, einfach weil es

Reem: mir ermöglicht, dann halt nochmal so in den Jahren zurückzukehren,

Reem: wo es bei mir angefangen hat, wo es einfach nur darum ging,

Reem: wirklich auf die Kampffläche zu gehen und Spaß zu haben.

Reem: Einfach mit dem Team, mit der Trainingsgruppe, mit dem Coach auf den Wettkampf zu gehen,

Reem: vielleicht mal ein paar Runden zu gewinnen und danach nach Hause zu fahren,

Reem: auf dem Weg vielleicht bei Meckes kurz zu halten oder was auch immer auf dem Weg so ist.

Reem: Das ist so eine unfassbar schöne Atmosphäre und dadurch, dass es bei mir momentan

Reem: ein bisschen anders läuft, als es damals der Fall war,

Reem: ruft das schon schöne Erinnerungen wieder auf.

Christian: Also so back to the roots.

Reem: So ist es.

Christian: Ja, du verbringst, habe ich jetzt die meiste Zeit, so wie ich es mir zumindest

Christian: vorstelle, wahrscheinlich irgendwie im Fitnessstudio und irgendwie mit so individuellem

Christian: Reha-Programm noch, oder?

Christian: Bist du schon im tatsächlich technischen Training, wie muss man sich das vorstellen?

Reem: Also bei mir ist es so, seit Anfang April bin ich im Reha-Zentrum in Landau

Reem: und da verbringe ich tatsächlich die meiste Zeit meines Alltags.

Reem: In sechs bis acht Stunden bin ich bei dem Mike Steberding vor Ort und ja,

Reem: das ist so eine coole Kombination aus allem, was du dir vorstellen kannst,

Reem: Auffautraining und für die Ausdauer ein bisschen was, Stabilität und das Ganze.

Reem: Also wirklich, um das Knie so gut wie möglich auf die spezifische Belastung vorzubereiten.

Reem: Und das Glück habe ich jetzt seit ein

Reem: paar Wochen wieder ein bisschen karate-spezifischer trainieren zu dürfen.

Reem: Also da haben wir so langsam angefangen, Techniktraining einzubauen und jetzt

Reem: seit einer Woche würde ich jetzt behaupten,

Reem: dass ich so ein bisschen mehr in den Leistungssport zurückkehre und ja, letztendlich...

Reem: Mehr die Intensität einfach hochgeschraubt habe und einfach ein besseres Gefühl

Reem: wieder für meinen Körper, für die Bewegung und so weiter habe.

Reem: Nichtsdestotrotz wird das ein bisschen dauern, bis es wieder Richtung WM geht,

Reem: beziehungsweise wo ich mir dann denken kann, dass es was werden kann,

Reem: in einer Medaille oder letztendlich da mitzuhalten.

Christian: Wir hatten ja vor dem Gespräch, es ist jetzt aber auch schon ein paar Wochen

Christian: her, glaube ich, telefoniert und du meintest, klarer Fokus ist eigentlich auf

Christian: diesen Termin Ende November in Kairo, wo es dann ja auch direkt zur Sache geht.

Christian: Du hast jetzt eben nochmal kurz gesagt, du bist jetzt in, ich glaube,

Christian: vier, sechs Wochen circa unterwegs in Malaysia und dann beginnt die wirklich

Christian: harte Vorbereitung dann für die WM Ende November.

Reem: Genau so ist es. Also wir versuchen, wie gesagt, einfach den Aufbau Stück für

Reem: Stück spezifischer zu machen,

Reem: die Intensität dementsprechend dann auch hochzuschrauben und dann auf die aktuelle

Reem: Situation anzupassen mit Hinblick auf die Weltmeisterschaft.

Reem: Bis dahin haben wir noch ein bisschen Zeit.

Reem: Dementsprechend versuche ich zu dieser Spannung und die Euphorie in Bezug aufs

Reem: Karate so ein bisschen zurückzuhalten.

Reem: Und dafür bin ich unfassbar dankbar für meinen Trainer und für meinen Physio,

Reem: weil sie das Ganze echt gut mitsteuern.

Reem: Also ich habe festgestellt oder das wurde mir öfter mal gesagt,

Reem: dass ich nicht unbedingt die geduldigste Person bin.

Reem: Und eventuell ein bisschen viel möchte auf einmal von 0 auf 100 und dementsprechend

Reem: versuchen wir das wirklich so ein bisschen fokussierter anzugehen und auch weiter.

Reem: Ja, als Vorbereitungswettkampf nach Malaysia zu fliegen, ist glaube ich jetzt

Reem: auch nicht so ganz typisch, aber ich glaube, das ist so für meinen Kopf echt gar nicht so schlecht.

Reem: Einfach mal wieder rauskommen aus dieser Atmosphäre, die man 24-7 hat und dann

Reem: ja letztendlich mal was anderes zu sehen,

Reem: die Kampffläche wieder zu spüren und die Atmosphäre drumherum. herum.

Reem: Die Athleten, die mit höchster Wahrscheinlichkeit dann bei der Weltmeisterschaft

Reem: auch vor Ort sein werden.

Reem: Und dementsprechend ist das, glaube ich, ein guter Plan bis dahin.

Reem: Jetzt schauen wir einfach mal, ob es dann aufgeht.

Christian: Also die Generalprobe dann da vor Ort. Okay.

Christian: Du hast ja eh, wenn du sagst rauskommen, du hast ja im Prinzip auch einen Haufen

Christian: von dem, was du sonst so noch vielleicht vor einem Jahr hattest,

Christian: wenn ich richtig rechne.

Christian: Hast du ja auch den Kopf gestellt. Also du hast Hamburg den Rücken gekehrt, bist nach Landau.

Christian: Hast dein Studium noch mal, hast dich noch mal umentschieden,

Christian: hast ein anderes Studium begonnen, jetzt im Grundschullehramt vorher,

Christian: wenn ich es richtig auf den Zettel habe, Maschinenbau.

Christian: Ganz schön viel Veränderung auch. Wie kam es dazu?

Reem: Ja,

Reem: so im Nachhinein ist es einfach einfacher festzustellen, woran es wirklich lag

Reem: und ich würde behaupten,

Reem: dass man als junger Kämpfer immer das Gefühl hat oder als Sportler allgemein

Reem: öfter das Gefühl hat, dass man

Reem: nicht genug leistet, nicht genug macht und irgendwie immer mehr möchte,

Reem: obwohl mir das letztendlich von einer sehr wichtigen Person gesagt wurde,

Reem: dass mehr nicht immer besser heißt und dass es halt letztendlich wirklich auf

Reem: die Qualität kommt und nicht die Quantität,

Reem: aber für mich war das irgendwie nie so befriedigend und das hat dazu geführt,

Reem: dass es bei mir im Verein so ein bisschen schwierig war,

Reem: weil ich dann doch festgefahren war,

Reem: wie es am besten laufen soll und wie ich es mir vorstelle und dadurch,

Reem: dass es ja letztendlich die Erfolge mit sich gebracht hat, also ich habe es dann gemerkt,

Reem: bin auf die Kampffläche gegangen und es hat funktioniert, kam mit einer Medaille

Reem: nach Hause und dann hieß es dann so, okay, wie kann ich das noch optimieren?

Reem: Dann war man so fokussiert, vielleicht sogar ein bisschen besessen von.

Reem: Dass man ja einfach noch mehr reinstecken wollte und es hat ein bisschen zu

Reem: Problemen geführt Und letztendlich war das so eine...

Reem: Ausweg, beziehungsweise einfach eine Erfahrung, die ich wahrscheinlich sammeln

Reem: musste, um dann als Person oder als Sportlerin wachsen zu können.

Reem: Und ja, dann kam halt diese Umstellung, dass ich festgestellt habe,

Reem: Maschinenbaus erfüllt mich nicht.

Reem: Ich glaube nicht, dass ich es letztendlich für meine Zukunft irgendwie als.

Reem: Ziel mir setzen möchte. Und dann hieß es so, was möchte ich machen?

Reem: Mit Kindern kann ich, glaube ich, ganz gut umgehen. Das macht mir einen Riesenspaß.

Reem: Und da hatte ich ja die ersten Kontakte aufgrund des Sports.

Reem: So, da dachte ich mir so, könnte ich mir vorstellen. Hab's dann angefangen.

Reem: Und durch die Umstellung im Verein kam's dann halt dazu, dass ich dann mit dem,

Reem: Jonathan Horn angefangen hab, dann ein bisschen mehr zu trainieren als sonst.

Reem: Er war mein Bundestrainer und es hat gut geklappt.

Reem: Und ja, da war ich dann dankbar, dass wir den Weg jetzt weitergehen konnten.

Reem: Und irgendwie kam das alles so ungeplant, wenn man es sagen könne.

Reem: Also ich bin innerhalb von vier Wochen umgezogen, hatte keinen Studienplatz,

Reem: ich hatte keine Wohnung, ich hatte eigentlich gar nichts und dachte mir so,

Reem: ja, jetzt fangen wir von vorne an.

Reem: Dass ich mein Team in Hamburg tatsächlich verlassen habe, das nagt noch so ein bisschen an mir.

Reem: Dadurch, dass ich keine Person bin, die unbedingt einen Alleingang zieht oder

Reem: so allgemein alleine irgendwie...

Reem: Nur an den Erfolg denkt. Das ist tatsächlich nicht so mein Anspruch.

Reem: Und dementsprechend war das schon mal ein Teil, was so ein bisschen Probleme bereitet hat.

Reem: Meinen Trainer zu verlassen, meine Familie zu verlassen.

Christian: Das sind auch in Hamburg noch.

Reem: Das war nie denkbar. Wenn wir vor zwei Jahren wirklich nur darüber gesprochen

Reem: hätten, war ich die letzte Person, die gesagt hätte, ich ziehe aus.

Reem: Da gab es auch ein bisschen, ja, da gab es viele Gespräche darüber,

Reem: ob das überhaupt sinnvoll ist, ob ich eher mit dem Sport aufhören soll und das

Reem: Ganze einfach mal sein lasse.

Reem: Hätte mir vielleicht ein bisschen Stress ersparen können, aber ja,

Reem: wir gehen jetzt einfach mal mit dem Anspruch No Risk, No Fun und hoffen,

Reem: dass es weiterhin gut läuft.

Christian: Ja, stark, viel Erfolg. Es wirkte auch so, also das bereitet sich ja so ein

Christian: bisschen vor immer auf so ein Gespräch und ich hatte schon den Eindruck von

Christian: außen, aber wirklich auch nur von außen, dass du schon sehr verwurzelt schienst, so in dem,

Christian: Verein, wo du warst, auch so in den Interviews, die ich mit dir gelesen habe,

Christian: viel auch, du zumindest manchmal auch hast durchblicken lassen,

Christian: dass du schon auch dich als Familienmensch siehst und irgendwie da sehr verankert siehst.

Christian: Deswegen habe ich dann so, das wie so ein,

Christian: Wie du gesagt hast, so einen kleinen Bruch fast wahrgenommen mit,

Christian: wie du hast es gesagt, no risk, no fun, mal was Neues probieren.

Reem: Ja, ich muss sagen, das war wirklich ein Schritt, das hätte ich mir auch nie

Reem: denken können, weil das war wirklich unfassbar schön von meinem Trainer und von meinem Verein.

Reem: Es ging halt eigentlich immer um die Gemeinschaft, um das Teamgefühl und das

Reem: Zusammensein, Zusammenhalten und beim Wettkampf halt sich gegenseitig zu unterstützen.

Reem: Und ja, da war wirklich jeder für jeden da und ich kann mich jetzt nicht beklagen.

Reem: Also es ist wirklich, ich bin unfassbar dankbar für mein Team,

Reem: was ich jetzt in Lautern habe mit dem Jonathan und halt das Reha-Team.

Reem: Es hat mir dann auch auf dieser Reise wirklich so viel unterstützt und so viel

Reem: gegeben, dass ich jetzt auch ein bisschen klarer im Kopf wurde,

Reem: wenn man das so nennen kann.

Reem: Aber ja, wenn man halt von so einem Setting, wenn man es so bezeichnen möchte oder kann,

Reem: dann halt alleine steht und versucht halt in Anführungsstrichen alleine das

Reem: Ganze anzugehen, auch wenn man nicht unbedingt alleine steht.

Reem: Also da ist ja ein Team hinter, aber vom Gefühl her ist es schon anders.

Reem: Da musste ich dann doch öfter mal so überlegen, ob das die richtige Entscheidung war.

Reem: Dadurch, dass es halt eher so eine emotionale Geschichte war,

Reem: warum alles so gelaufen ist, wie es sich jetzt entfaltet hat,

Reem: war das dann wahrscheinlich, ja...

Reem: Nötig, um einfach, wie gesagt, zu wachsen und als Person dann sich weiterzuentwickeln.

Reem: Aber das war ein harter Schlag ins Gesicht.

Christian: Ja, glaube ich. In der Vorbereitung, als ich so von dir gelesen und Beiträge

Christian: mit dir geschaut habe, habe ich ein paar Mal gedacht, dass du so auch von außen wie so eine Art,

Christian: ich habe das hier in Anführungsstrichen stehen, wie so eine Art Integrationswunderkind beschrieben wirst.

Christian: Ich weiß nicht, ob du damit was anfangen kannst. Also ich habe es ja im Eingang

Christian: gesagt, ich glaube 2011 bist du in Hamburg gelandet.

Christian: 2015 warst du schon Deutsche Meisterin. Also das ist ja wie in der Zeitmaschine fast schon.

Christian: Ich habe mich beim da drauf gucken auch so ein bisschen gefragt,

Christian: ehrlich gesagt, ob dich das manchmal auch irgendwie nervt, als so eine Erfolgsgeschichte

Christian: immer so auf so ein Podest gehoben zu werden.

Christian: Weißt du, wie ich meine? Also es gibt so die, es gab, ich glaube,

Christian: das war letztes Jahr oder vorletztes Jahr.

Christian: Ich habe ehrlich gesagt, da habe ich kein Zeitgefühl. Da gab es einen Moment,

Christian: da saß ein Soziologe, Aladin El-Mafalani, in der Talkshow und ihm wurde so auf

Christian: die Schulter geklopft von dem damals, ich glaube, noch Kanzlerkandidaten, heute Kanzler.

Christian: Und ihm wurde gesagt, bei ihnen hat das mit der Integration doch ganz wunderbar geklappt.

Christian: Christian hier aus der Postproduktion. Ich habe das gerade nochmal nachgeschaut.

Christian: Die Sendung, die ich da im Kopf hatte und dieses Statement, das ich da im Kopf

Christian: hatte, das fiel in der Sendung von Markus Lanz vom 10. Januar 2023.

Christian: Und die Aussage kam nicht von Friedrich Merz, sondern von Markus Lanz.

Christian: Ich hatte die Sendung aber auch deswegen im Kopf und das wird vielleicht vielen,

Christian: die hier zuhören, auch so gehen, weil das auch die Sendung von Markus Lanz war,

Christian: in der Friedrich Merz das ja nun inzwischen traurigerweise berühmte Zitat der

Christian: kleinen Paschas gebracht hat.

Christian: Das wollte ich hier kurz reinwerfen. Ich setze euch auch nochmal einen Link

Christian: zur Sendung in die Shownotes.

Christian: Jetzt geht es aber weiter mit dem Gespräch.

Christian: Und das hat immer für mich irgendwie so einen Beigeschmack, weil da klappt es

Christian: und bei ganz vielen anderen irgendwie nicht und das liegt dann ja immer an den.

Christian: Einzelnen, so die dahinterliegende Erzählung.

Christian: Deswegen kam ich einfach auf die Idee, dich das zu fragen, ob dich das nervt,

Christian: so auf so einen Podest gehoben zu werden oder ob du damit eigentlich gut klarkommst

Christian: und sagst, naja, es ist halt so, wie es ist und dann erzähle ich da auch gerne von.

Reem: Ja, da bin ich zwiegespalten, weil auf der einen Seite ist das natürlich schön,

Reem: dass man da auch eventuell auch als Vorbild gesehen wird und man,

Reem: Ja, andere eventuell inspirieren kann.

Reem: Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass die erfolgreiche Integration,

Reem: wie man das gerne nennt, bei mir eigentlich nur daran lag, dass ich immer die

Reem: richtigen Menschen um mich herum hatte.

Reem: Also es ist, wie gesagt, in der Schulzeit war das ja so, dass meine Schule relativ gut war.

Reem: Ich kam halt in eine Vorbereitungsklasse, wo halt sehr viel Wert drauf gelegt wurde,

Reem: die Sprache relativ schnell zu beherrschen und da ja bildungstechnisch dann

Reem: auch schnell voranzukommen und andocken zu können an den normalen Schülern in

Reem: meinem Alter sozusagen.

Reem: Und ein Jahr später bin ich zum HTB gekommen und habe dann,

Reem: wie gesagt, meine ehemalige Trainingsgruppe gehabt mit meinem Heimtrainer Ralf

Reem: Becker und das war, glaube ich.

Reem: Ein Grund, warum ich so wurde, wie ich jetzt bin.

Reem: Vielleicht auch so mit einem durchgeknallt sein und vielleicht mit einem chaotisch

Reem: sein, das Ganze drumherum.

Reem: Aber ich glaube, wenn man wirklich die richtigen Leute um sich herum hat und

Reem: letztendlich diese Unterstützung geboten bekommt,

Reem: was ich jetzt in den letzten drei, vier Monaten auch nochmal bestätigt bekommen habe.

Reem: Wenn du wirklich Menschen hast, die sich für dich interessieren,

Reem: weder für deine Leistung noch für irgendwas drumherum, also es geht wirklich

Reem: um dich als Mensch, dann wächst man und da fühlt man sich wohl.

Reem: Man versucht dann auch, sich in dem Sinne auch zu integrieren und diese Bindung

Reem: halt zu den Menschen zu finden und zu bilden und dementsprechend, ja,

Reem: ein Integrationswunder würde ich mich echt nicht nennen.

Reem: Also es ist schwierig zu sagen, aber ich freue mich es immer zu hören.

Reem: Schwierig sich damit zu identifizieren, aber wie gesagt, wenn man die richtigen

Reem: Menschen drumherum hat, dann funktioniert es auch.

Christian: Ja, ich komme auch deswegen drauf, weil es ja so einen Automatismus hat.

Christian: Also wenn, weil das ja wiederum auch signalisiert, na guck mal,

Christian: bei Aladin oder bei Rehm hat es geklappt.

Christian: Warum gebt ihr euch nicht einfach ein bisschen mehr Mühe, ihr anderen?

Christian: Dann klappt es bei euch doch auch, ist doch gar kein Thema. Und das ist ja ein Spin der...

Christian: Auch inhaltlich falsch ist, aber auch signalisiert, Mensch mit dem System ist

Christian: ja eigentlich alles in Ordnung, indem wir das hier probieren.

Christian: Aber guck mal, hat ja bei zwei Leuten geklappt.

Reem: Ja, das ist ganz schlimm, weil ich habe es jetzt mit meinem Studium ganz gut sehen können.

Reem: Da haben wir ja gewisse Seminare, wo es wirklich darum geht,

Reem: wie kann man Kinder integrieren,

Reem: wie kann man so eine Klassenatmosphäre bieten, die für alle einfach funktioniert

Reem: und wo sich jeder wohlfühlt, wo es einfach letztendlich harmoniert.

Reem: Und dann hörst du aber auch von Dozenten, ja, schwierig.

Reem: Da gibt es mal ein Order von einer Schulleitung.

Reem: Ja, wenn man halt irgendwie einen Migrationshintergrund hat,

Reem: dann heißt es automatisch, man ist vom Bildungsstand her niedriger gestellt.

Reem: Und dementsprechend steckt man die Schüler oder die Menschen allgemein einfach

Reem: in Schubladen und geht mit denen halt genauso um.

Reem: Oder ich gebe es auch zu, es ist auch schwierig, wenn man als Lehrer in einer

Reem: Klasse steht, wo eventuell jemand die Sprache nicht beherrscht.

Reem: Oder da noch Störungsfaktoren gibt, die die Harmonie einfach komplett brechen

Reem: und du als Lehrkraft bist dann für alles verantwortlich.

Reem: Du musst ja irgendwie die fördern, die die Förderung brauchen,

Reem: die Potenzial haben oder halt dich mit denen beschäftigen, die halt die ganze

Reem: Klasse stören und so weiter.

Reem: Und du, also es ist so ganz, ganz schwierig,

Reem: aber letztendlich ist unser System gar nicht dafür so richtig gemacht und wie

Reem: du schon sagst, wenn man sich nicht integrieren lässt.

Reem: Was halt nach außen so erscheint, ja, die Person möchte es ja gar nicht,

Reem: obwohl, da kommen wir halt wieder auf die Thematik zurück, wenn du den Menschen

Reem: die Chance gibst, dann wird es halt wirklich genutzt.

Reem: Und auf der anderen Seite, da komme ich jetzt komplett durcheinander,

Reem: aber je öfter ich das gehört habe,

Reem: dass die Integration bei mir ja so gelungen ist oder dass es ja alles reibungslos

Reem: läuft, du hast ein gutes Abi gehabt und jetzt läuft es ja mit dem Studium und

Reem: mit dem Sport und kriegst ja alles auf die Reihe.

Christian: So bei meinen Info ja auch.

Reem: Ja, ja, das ist ja so. Desto mehr setzt man sich unter Druck.

Reem: Also ich war wirklich, ich habe für eine Zeit lang aufgehört,

Reem: diese Sportart zu genießen.

Reem: Ich habe mich ins Training gezwungen, weil ich dachte mir so,

Reem: ja, irgendwie ist diese Erwartungshaltung da, du musst was leisten.

Reem: Die Menschen, die dich sehen oder dich vielleicht als Vorbild sehen,

Reem: haben es ja im Blick, ja, die kriegt es ja hin.

Reem: Dementsprechend musst du denen ja beweisen, dass es ja genau so ist.

Reem: Und das war auch ein Grund, warum ich mein Studium nicht abbrechen wollte,

Reem: weil ich dachte mir so, wenn ich es jetzt abbreche, dann habe ich versagt.

Reem: So und wenn ich sportlich nichts leiste, dann bin ich in dem Sinne nichts wert

Reem: und die Verletzung und die Reha-Zeit jetzt hat mir gezeigt,

Reem: es geht gar nicht darum, also es geht wirklich darum irgendwie für einen herauszufinden.

Reem: Was will ich überhaupt? Was ist mein Ziel? Ob es jetzt im Studium ist,

Reem: im Leben oder allgemein jetzt in einer Sportart. Was möchte ich erreichen?

Reem: Wer sind die Leute, die hinter mir stehen und wirklich so ihre Unterstützung

Reem: anbieten, ohne direkt ein Ergebnis von einem haben wollen?

Reem: Und die auch so einen doch ein bisschen bremsen, wenn man gerne mal überpacet.

Reem: Und das habe ich in der Vergangenheit komplett ignoriert und eigentlich ausgeblendet.

Reem: Ich wollte es nie hören. Also wenn jemand mir gesagt hat, es ist gerade zu viel,

Reem: du überpacet, du machst den Körper kaputt oder was weiß ich.

Reem: War es dann so, ja, die Person weiß ja doch gar nicht, was ich kann,

Reem: was ich will und wie es funktioniert.

Reem: Und das alles hängt letztendlich damit zusammen, dass man in einer Schublade

Reem: gesteckt wird, ob es positiv oder negativ ist.

Reem: Bei mir war es zum Glück positiv, was sich halt einfach durch den Druck ins Negative gezogen hat.

Reem: Aber das macht schon was mit allem.

Christian: Ja, glaube ich. Also es gab ja einen Haufen Pressemeldungen,

Christian: irgendwie gerade so um diese Zeitsportlerin des Jahres, glaube ich.

Christian: Die HAW schreibt irgendwie einen Beitrag, so guck mal, die kann nicht nur Karate,

Christian: sondern die ist auch clever, witzig, entspannt und studiert hier Maschinenbau.

Christian: Also das tickt ja ganz viele Boxen, die man auch irgendwie haben möchte.

Christian: Und dann kann ich total verstehen, dass man da irgendwie drauf guckt und sagt,

Christian: na jetzt kann ich nicht abbrechen. Also wie sieht das denn aus?

Reem: So ist es, so ist es.

Christian: Du sprichst von Erwartungshaltung?

Christian: Wir haben im Vorfeld ja auch über drei Lernangebote der Hamburg Open Online

Christian: University gesprochen, über die wir noch sprechen wollten und die wir zumindest

Christian: als Anlass nehmen wollten, über die Themen der Lernangebote zu sprechen.

Christian: Und ich sage mal kurz, welche drei du dir ausgesucht hast.

Christian: Das ist einmal das Lernangebot Gesund durchs Studium, einmal das Lernangebot

Christian: Leader, Leadership with Reflection und das Lernangebot Mentales Training.

Christian: Und die Prüfung beginnt jetzt?

Christian: Also ich hoffe, du hast sie dir alle ordentlich angeguckt?

Christian: Nein, Quatsch. Ich würde vielleicht mit dem ersten Lernangebot mal starten.

Christian: Wir hören uns mal kurz an, worum es in dem Lernangebot geht und dann geht es gleich weiter.

Nicola: Das Angebot LEADER hat die lebendige Zusammenarbeit in Gruppen zum Thema.

Nicola: Es richtet sich vor allem an die, die Verantwortung tragen, dass Gruppen gut

Nicola: funktionieren, egal ob bei der Arbeit, an der Schule, Hochschule oder auch im Freizeitbereich.

Nicola: Ob Menschen in einer Gruppe gut zusammenarbeiten können, hat viel mit der Art ihrer Leitung zu tun.

Nicola: Wer das Lernangebot durchläuft, lernt, Gruppensituationen nachträglich zu reflektieren

Nicola: und bekommt dafür einen detaillierten Leitfaden an die Hand.

Nicola: Und wer möchte, kann sich mit den weiterführenden Hinweisen und Literaturtipps

Nicola: in das Thema auch noch tiefend einarbeiten.

Nicola: LIDAR beruht auf dem Ansatz der themenzentrierten Interaktion nach Ruth Cohen

Nicola: und auch dieses Konzept wird mit einem Erklärvideo vorgestellt.

Nicola: Leadership with Reflection ist ein Angebot der HAW Hamburg.

Christian: Du hast es gerade ja schon erzählt, im Sport stehen Gruppen und Einzelsportlerinnen

Christian: ja eigentlich ständig irgendwelchen Trainerinnen oder Übungsleitungen gegenüber.

Christian: Also ob das jetzt im Karate ist, ich kenne es so ein bisschen vom Fußball.

Christian: Und das Angebot hier, also das Leadership with Reflection Angebot,

Christian: hat ja ein paar umfangreiche Unterlagen, Lehrveranstaltungen,

Christian: Videos, Workshops zu reflektieren und so Zug um Zug auch zu verbessern.

Christian: Und ich habe mich für die irgendwie platt auf der Hand liegende Frage entschieden.

Christian: Du hast es gerade schon erzählt, du hast einmal erzählt über den Kontext Schule.

Christian: Also du als Lehrerin, Lehrkraft, stehst vor einer Klasse und musst irgendwie

Christian: gucken, dass wirklich wie viel, 20, 25 verschiedene Kinder mit allen möglichen

Christian: Besonderheiten irgendwie zusammen irgendwie ein gutes Gefühl entwickeln, zusammen was lernen.

Christian: Du kennst es hier aus dem Training. Du hast mir im Vorgespräch erzählt,

Christian: über Nacht mal eben nach Syke gefahren um dann hier um halb acht zu stehen und

Christian: Kindern, ich glaube, im Grundschulalter irgendwie ein paar Trainings zu geben

Christian: und da irgendwie weiterzuhelfen.

Christian: Was macht denn für dich eine gute Übung, gutes Training, eine gute,

Christian: ich nenne es jetzt mal Gruppeninteraktion, weil ich irgendwie so von der Lingo

Christian: des Lernangebots geprägt bin, aber was macht für dich dann eine gute Situation aus?

Christian: Manchmal kann man ja auch Sachen beschreiben, indem man eine Situation beschreibt,

Christian: in der es überhaupt nicht geklappt hat. Vielleicht ist das ja auch ein schlechtes

Christian: Beispiel, das du anonymisieren kannst.

Reem: Das ist, glaube ich, ein super Übergang tatsächlich zu einer Trainingssituation,

Reem: die ich letzte Woche hatte.

Reem: Da habe ich mit meinem Trainer Training gegeben und das war wirklich mein erster

Reem: Auftritt in Anführungsstrichen seit einem Jahr, wo ich dann Training gegeben habe.

Reem: Und da habe ich festgestellt, die Aufregung, die war bestimmt so groß wie bei

Reem: einer Meisterschaft, wenn ich da um eine Medaille kämpfe und ja,

Reem: wirklich das Gefühl zu haben, vor einer Gruppe zu stehen, den Sachen mitzuteilen,

Reem: die für einen so banal sind und die ganz basic sind,

Reem: dann doch so aus dem Konzept gebracht zu werden ist schon. Ist schon verrückt.

Reem: Und ja, da habe ich dann festgestellt, wie viel es ausmacht,

Reem: was für eine Körpersprache man hat, wie man die Menschen...

Reem: Einholt, sowohl mit seiner Mimik und Gestik, als auch wirklich wie schnell oder

Reem: langsam man bestimmte Bewegungsmuster, bestimmte Aufgaben und so weiter erklärt.

Reem: Und wie man halt so ein Training gestaltet, um jeden über eine Stunde,

Reem: über anderthalb Stunden, je nachdem wie lang das Training ist.

Reem: Einzuholen und wirklich so bei sich in Anführungszeichen zu behalten.

Reem: Und dementsprechend Und als

Reem: Negativbeispiel, nichts davon habe ich tatsächlich auf die Matte gebracht.

Reem: Also weder langsam und deutlich habe ich gesprochen.

Reem: Ja, das war alles so ein bisschen, wie gesagt, durch die Aufregung war es relativ schnell.

Reem: Alles, was ich für selbstverständlich sehe oder so interpretiere,

Reem: mag für andere doch gar nicht so einfach sein oder so plausibel.

Reem: Dementsprechend konnte ich mir schon mal nochmal ein paar Tipps von einem Weltmeister holen.

Reem: Und da merkt man einfach, wie eine Routine einem dabei helfen kann,

Reem: aber auch wie schön es ist, wenn man mit Menschen zusammenkommt,

Reem: die das tagtäglich machen.

Reem: Und das war letztendlich auch ein Grund, warum ich dieses Lernangebot gewählt

Reem: habe oder wo es ein bisschen Klick gemacht hat,

Reem: weil ich in der Reha die ersten Berufserfahrungen so vor Augen hatte und wirklich

Reem: von einem Chef gesehen habe,

Reem: wie er seine Mitarbeiter begleitet und wie sie ihn,

Reem: da habe ich mich auch öfter mal oder mindestens einmal in ihrem Teammeeting,

Reem: ja, so mit reingeschaut.

Reem: Gesneakt und kommt dann zugeschaut, wie es geleitet wird, wie er das Ganze so einleitet,

Reem: wie die Interaktion im Team ist,

Reem: wie man das gestalten kann und wie die Rhetorik eine Riesenrolle spielt und

Reem: sowas zu lernen und letztendlich dann hoffen sich irgendwann selber so gut zu beherrschen,

Reem: um nicht mehr so aufgeregt aufzutreten und vielleicht mal öfter mal Luft zu

Reem: machen. so schnappen zwischen den Sätzen.

Reem: Das würde mir, glaube ich, für die Zukunft einfach sehr viel Positives bringen.

Christian: Ich hatte eben den Eindruck, dass die, ich kam ja ein bisschen früher rein und

Christian: habe so ein bisschen zugeschaut, hier liefen ja auch Wettkämpfe und im Hintergrund

Christian: hast du, glaube ich, ein, zwei Leuten, die du kanntest oder Jüngeren,

Christian: die du kanntest, auch ein paar Tipps gegeben.

Christian: So wirkt es irgendwie auf die 50 Meter gefühlt Distanz. Wahrscheinlich waren es eher 20.

Christian: Aber da wirkt es eigentlich so, als hättest du sie ganz gut im Griff.

Christian: Also du hast mit denen gesprochen und die haben jetzt nicht irgendwo anders

Christian: hingeguckt, sondern die waren ziemlich fokussiert darauf, was Reem gerade erzählt.

Christian: Also da scheint es ganz gut geklappt zu haben.

Reem: Danke erstmal. Ja, ab und zu klappt es auch ganz gut.

Reem: Solange die Gruppe relativ überschaubar ist und ich mich so ein bisschen so

Reem: reingearbeitet habe, dann funktioniert es ganz gut.

Reem: Aber, ja, letztendlich fehlt einfach die Routine, dass ich das halt immer wieder

Reem: mache und wird halt dann letztendlich so ins kalte Wasser geschmissen,

Reem: wenn man das halt nach einem Jahr wieder macht.

Reem: So eine Trainingsgruppe leiten oder irgendwie in der Klasse mal eine Stunde

Reem: verbringen und das Ganze dann vorbereitet und so weiter. Aber, ja.

Reem: Ich glaube, dieses Adrenalin, was so hochkommt, wenn man so eine Gruppe begleitet

Reem: und so Stück für Stück nach dem Aufwärmen selber merkt, okay,

Reem: letztendlich kann ich ja so viel schieflaufen.

Reem: Ich würde behaupten, so die Grundlagen habe ich drauf und so den Kleinen kann

Reem: man auch was mit auf die Hand geben. Und ja, ich glaube, ich habe noch nie drüber nachgedacht.

Reem: Also jetzt so vor zehn Jahren, als ich noch zu den Kleinen gehört habe.

Reem: Habe ich nie drüber nachgedacht, ob die Person, also mein Vorbild oder irgendwie

Reem: ein Kämpfer oder eine Kämpferin, die ich wertgeschätzt habe,

Reem: wenn sie mit mir gesprochen hat.

Reem: Ich glaube, ich habe es noch nie hinterfragt.

Reem: Also es war wirklich so, man hat zugehört und dachte sich so,

Reem: wow, die Person hat Ahnung.

Reem: Und ich glaube, wenn man dann in die andere Rolle schlüpft, hat man immer das Gefühl.

Christian: Jetzt müsste ich doch auch Ahnung haben.

Reem: Genau, genau. Und ja, das und das könnte schieflaufen und das und das hätte

Reem: ich besser machen können.

Reem: Definitiv. Ich glaube, Luft nach oben ist immer da.

Reem: Potenzial hat man ausreichend. Aber ja, letztendlich muss man es einfach machen.

Christian: Das sowieso. Ich glaube, das ist auch einer der Kerninhalte im Lernangebot.

Christian: Und zum anderen, mir hilft bei sowas immer so eine relativ allgemeine Theorie

Christian: noch im Kopf zu haben, die ich dann auch auf aktuelle Situationen beziehen kann.

Christian: Also jetzt hier bei diesem Leadership with Reflection, die themenzentrierte

Christian: Interaktion denkt ja so in dem einen Satz, in dem Ich, was kannst du tun,

Christian: was passiert in der Gruppe, im Wir und was passiert im Gegenstand.

Christian: Und es gibt, glaube ich, auch Kritik an dem Modell, auch nicht zu Unrecht,

Christian: aber es ist erstmal so eine schöne 80-20-Logik, so eine schöne Logik zu sehen, okay,

Christian: mir geht es ganz gut, der Gruppe geht es gut, dann müssten wir doch jetzt eigentlich

Christian: auch an den Inhalten arbeiten können.

Christian: Und das kann, glaube ich, auch immer helfen, wenn man sowas dann nochmal im Kopf hat.

Christian: Ich habe auch vorbereitet, du bist ja sicher eifrige Hörerin unseres Podcasts,

Christian: dann weißt du, dass wir ab und zu mit einem Entweder-Oder-Format kommen.

Christian: Und das Entweder-Oder-Format in unserem Podcast heißt Lernen oder Lernen.

Christian: Ergibt gleich viel mehr Sinn, so hoffe ich zumindest. Ich hätte ein paar Entweder-Oder-Fragen

Christian: für dich. Du darfst dich gerne schnell entscheiden.

Christian: Du darfst auch gerne ein bisschen mehr dazu erzählen, warum du dich für das

Christian: eine oder das andere entschieden hast.

Christian: Und du hast auch einen Joker für insgesamt sechs Fragen, bei dem du dich nicht entscheiden musst.

Christian: Hammer. Wenn du nicht möchtest. Ich fange mal an.

Christian: Akribisch vorbereiten und Fehler vermeiden oder einfach ausprobieren und aus Fehlern lernen?

Reem: Wow, das ist eine Frage zum Start.

Reem: Oh Gott, also ich würde jetzt mittlerweile mit dem Zweiten gehen.

Christian: Ausprobieren und aus Fehlern lernen lieber.

Reem: Ja, tatsächlich. Also wie gesagt, vor einem Jahr hätte ich das niemals gehabt.

Reem: Ich struggle immer noch damit, dass ich nicht immer alles planen kann und alles in meiner Hand liegt,

Reem: aber so Stück für Stück versuche ich das zumindest zu verinnerlichen,

Reem: Dass man auch mal loslassen kann und vielleicht einfach mal das Ganze laufen lässt.

Christian: Einfacher ist, glaube ich, lernen. Draußen oder drinnen?

Reem: Draußen.

Christian: Andere trainieren oder selbst trainiert werden?

Reem: Als Athleten momentan tatsächlich selber trainiert werden.

Reem: Aber vielleicht in der Zukunft dreht sich das Blatt.

Christian: Du schließt es nicht aus.

Reem: Nee.

Christian: Klang schon so durch. Ich kenne mich nicht aus im Karate, aber ich habe mir

Christian: vorgestellt, du trainierst ja einerseits Athletik und dann wahrscheinlich sowas wie Technik.

Reem: Genau.

Christian: Was trainierst du lieber?

Reem: Technik.

Christian: Theorie oder Praxis?

Reem: Boah, Praxis.

Christian: Okay, und letzte, dann hast du es gleich geschafft. Lernen, alleine oder mit anderen?

Reem: Mit anderen, wenn sie genau denselben Fokus haben, sonst alleine.

Reem: Ja, kann ich gut verstehen. Ja.

Christian: Sehr gut, danke, dass du dich darauf eingelassen hast. Und wir wechseln weiter

Christian: in das nächste Lernangebot.

Christian: Das nächste Lernangebot, das wir uns anschauen wollen, heißt Gesund durchs Studium.

Christian: Und wir hören uns mal kurz an, worum es darin geht.

Nicola: Gesund durchs Studium Gesundheitsförderung und Prävention stehen im Mittelpunkt dieses Lernangebots.

Nicola: Die MacherInnen verfolgen das Ziel, die Gesundheitskompetenz im Studium positiv

Nicola: zu beeinflussen und zu stärken.

Nicola: Gesund durchs Studium richtet sich damit an Studierende, aber auch an Beschäftigte

Nicola: von Hochschulen und auch für andere Interessierte gibt es hilfreiche Anregungen

Nicola: und Hintergrundwissen.

Nicola: Mit dem Lernangebot erarbeiten sich die Lernenden ein Verständnis über die theoretischen

Nicola: Grundlagen von Gesundheitsförderung, können selbst Handlungsempfehlungen und

Nicola: Tipps anwenden und so eigenständig präventiv arbeiten.

Nicola: Jedes der acht Module besteht aus einem Handout, einem ca.

Nicola: 20-minütigen Podcast sowie einem abschließenden Quiz.

Nicola: Gesund durchs Studium ist ein Angebot der HAW Hamburg.

Christian: In dem Lernangebot geht es ja

Christian: auch kurz um die Definition der World Health Organization von Gesundheit.

Christian: Und die fand ich eigentlich ganz interessant. Und zwar sagt die WHO,

Christian: dass Gesundheit der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen

Christian: Wohlbefindens ist. Also gar nicht nur auf den Körper bezogen ist.

Christian: Und bei einer Sportlerin, Athletin wie dir denken viele wahrscheinlich erstmal,

Christian: wenn sie Gesundheit hören, so an körperliches Wohlbefinden. Also wie geht es

Christian: dem Knie, Fitnesslevel, Ausdauer, all so eine Sachen.

Christian: Aber wie blickst du auf das geistige und soziale Wohlbefinden?

Christian: Also du hast ja schon ein bisschen was auch erzählt, du hast wirklich einen

Christian: harten Szenenwechsel irgendwie hinter dir.

Christian: Wie arbeitest du an geistigem und sozialem Wohlbefinden, wenn ich es mal so

Christian: abstrakt formulieren darf?

Reem: Das ist wirklich eine tiefgründige Frage, die man nicht in ein paar Sätzen irgendwie

Reem: gut zusammenfassen kann,

Reem: aber als Sportlerin habe ich festgestellt,

Reem: dass genau diese Faktoren, Also letztendlich die emotionale und mentale Gesundheit,

Reem: dein Sozialumfeld und einfach wie du dich halt in deinem Umfeld wohlfühlst und

Reem: halt natürlich dann auch die körperliche Belastbarkeit oder halt wie bei mir jetzt,

Reem: ja die körperlichen Blasuren da ein paar Marker hinterlassen.

Reem: Wenn dieses Zusammenspiel nicht gut funktioniert, wenn ein Teil davon nicht

Reem: optimal ist oder halt gar,

Reem: beachtet wird, dass das System von einem halt einfach zusammenbricht.

Reem: Ob es relativ schnell kommt oder ob es nach bei mir jetzt zwei Jahren passiert,

Reem: es ist irgendwie so ein bisschen vorprogrammiert.

Christian: Dass du das kompensieren musst.

Reem: Genau, genau. Also ich würde behaupten, dass die körperlichen Einschränkungen,

Reem: die ich habe und halt jetzt mit der Verletzung,

Reem: dass das zum einen halt davon kommt, dass ich vielleicht ein bisschen übertrieben

Reem: habe und einfach viel körperlich kompensiert habe.

Reem: Aber zum anderen, dass es halt psychisch einfach ein bisschen zu viel war.

Reem: Sowohl mit dem Studium, dass ich da so ein bisschen unzufrieden war oder einfach

Reem: die Belastung zwischen Leistungssport und im Studium performen zu wollen.

Reem: Plus dann mit der Familie und Freundesgruppe noch Kontakt zu haben und das Ganze

Reem: dann auch aufrecht zu erhalten und letztendlich will man auch Freizeit irgendwie

Reem: noch haben und die ganzen Komponenten zu verbinden oder irgendwie eine Balance zu finden,

Reem: das habe ich tatsächlich noch nicht hingekriegt.

Reem: Da bin ich noch so ein bisschen arbeiten und schauen, wie man das am besten hinkriegt und.

Reem: Wie man da loslassen kann, weil letztendlich ist es einfach nicht möglich,

Reem: überall 100% zu geben und überall irgendwie performen zu wollen oder jedem gerecht

Reem: zu werden, das ist nicht möglich.

Reem: Aber ich glaube, diese Erkenntnis zu haben, ist ja schon mal ein erster Schritt.

Reem: Genau, und daran zu arbeiten und vielleicht die richtigen Händchen dafür zu

Reem: entwickeln und vielleicht auch mal um Unterstützung zu bitten,

Reem: das hilft einem schon.

Reem: Und dementsprechend ist so ein Lernangebot dann doch optimal für Studenten allgemein,

Reem: weil es ist ja schon eine Herausforderung, eine ungewohnte Belastung,

Reem: wenn man vom Schulalltag kommt, wo alles für einen organisiert wird,

Reem: wo man das Gefühl hat, eine Woche davor anzufangen reicht sowieso.

Reem: Und dann kommt man ins Studium, muss für sich alles irgendwie koordinieren und

Reem: ja, dann auch mit den Konsequenzen leben, dass eine Woche Lernaufwand eventuell

Reem: nicht reicht, um eine Klausur zu bestehen.

Christian: Aber die Erfahrung machen, glaube ich, alle irgendwann zu Beginn.

Reem: Definitiv.

Christian: Das muss auch sein. Das kann man auch sonst noch so oft hören.

Christian: Ich glaube, irgendwann macht man das immer.

Christian: Also du hast gerade gesagt, die Erkenntnis zu haben ist der erste Schritt.

Christian: Aber gleichzeitig hat das ja wahrscheinlich bei jemandem wie dir auch nochmal

Christian: anders als jetzt bei mir konkrete Phasen.

Christian: Also wir haben jetzt gerade besprochen, bis Ende November Kairo,

Christian: das ist jetzt schon hart im Blick.

Christian: Das ist ja dann wahrscheinlich auch ein Grund, sich darauf zu fokussieren und

Christian: ganz bewusst andere Sachen wieder wegzulassen, die dann vielleicht wieder ab

Christian: Dezember mehr Platz haben, oder?

Reem: Definitiv, definitiv. Ich glaube, wie gesagt, der erste Schritt ist zu erkennen,

Reem: dass man halt nicht einem irgendwie dieselbe Zeit und Aufmerksamkeit geben kann.

Reem: Und wenn man da schon loslässt, dann hat man so ein bisschen mehr Energie,

Reem: um zu sagen, okay, jetzt ist erstmal kurz der Fokus auf, wie gesagt,

Reem: die Reha, die Wettkämpfe oder halt einfach die Vorbereitung.

Reem: Und ja, ich glaube, der Fokus hoffentlich ist nach Kairo, wenn alles gut läuft,

Reem: auch erstmal auf was anderes.

Reem: Also ich glaube, die Reha werde ich eventuell kurz mal verlassen und ja, einmal Luft schnappen.

Reem: Ich mag die alle unfassbar gerne und verbringe auch gerne mit denen Zeit,

Reem: aber nach ein paar Monaten reicht es schon.

Christian: Ja, das glaube ich. Ist auch eine schöne Überleitung in unser nächstes Lernangebot.

Christian: Du hast dir nämlich als drittes Lernangebot das mentale Training ausgesucht.

Christian: Und auch da hören wir uns mal kurz an, worum es da geht.

Christian: Und dann hören wir uns wieder.

Nicola: Mentales Training Mentales Training unterstützt Lernende dabei,

Nicola: praktische und kognitive Fähigkeiten effizienter zu entwickeln.

Nicola: In einem kompakten Video werden vier zentrale Grundprinzipien vorgestellt,

Nicola: die es den Teilnehmenden ermöglichen, die Technik des Mentaltrainings selbstständig anzuwenden.

Nicola: Das Format vermittelt strategische Ansätze für effektiveres Lernen und die Verbesserung

Nicola: manueller Fertigkeiten.

Nicola: Das hilft im Studium, im Beruf und im Alltag.

Nicola: Mentales Training ist ein Lernangebot des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, UKE.

Christian: Ich habe bei der Recherche gesehen oder gelesen, dass du eine Zeit lang auch

Christian: überlegt hast, du hast es eben, glaube ich, auch schon kurz gesagt oder zumindest

Christian: angedeutet, auch überlegt hast,

Christian: mit dem Sport aufzuhören, dass du so ein bisschen das Gefühl hattest,

Christian: das gibt mir nicht mehr die Freude, die Kraft, die es mir mal gegeben hat.

Christian: Ich bin irgendwie frustriert fast schon, so krank ist zumindest.

Christian: Du hattest auch eine Phase, wo du noch vor der Einbürgerung warst und glaube

Christian: ich so an so eine Decke gestoßen bist, über die du nicht hinaus konntest,

Christian: einfach weil du eben zur internationalen Mitwehr nicht als Teil des deutschen

Christian: Teams irgendwie mit konntest.

Christian: Das ist ja jetzt zum Glück auch anders.

Christian: Und gleichzeitig habe ich von dir gelesen, dass du beim Finale bei den Eurogames

Christian: in Polen war das, glaube ich,

Christian: körperlich irgendwie so fertig warst, so hast du es zumindest irgendwie beschrieben,

Christian: dass du dich nicht mal ohne Schmerzen aufwärmen konntest und dann hast du aber

Christian: trotzdem im Finale die damalige Nummer 1 der Welt und soweit ich weiß auch als

Christian: deiner Vorbilder besiegt.

Christian: Oder? Also stimmt das?

Reem: Ja, tatsächlich.

Christian: Okay. Gibt es einen Zaubertrank? Wie macht man das?

Christian: Also ich habe selber meine Frustmomente und möchte dann irgendwie,

Christian: keine Ahnung, die Tastatur übers Knie hauen oder irgendwas, wahrscheinlich mit

Christian: schlechterer Technik als du, irgendwas boxen.

Christian: Aber du scheinst ja irgendwie aus diesen Tiefs auch immer irgendwie gut wieder rauszukommen.

Christian: Also du sitzt ja jetzt hier und hast einen Kreuzbandriss irgendwie hinter dir,

Christian: bist in der Reha und hast irgendwie eine harte Zeit hinter dir und trotzdem

Christian: kriegst du es hin, irgendwie die Nacht durchzufahren, um irgendwie Leuten beim

Christian: Training zu helfen und dir dann nachmittags auch noch ein Interview zu geben.

Christian: Und du machst das alles irgendwie mit dem Lachen. Also sieht das nur so einfach

Christian: aus oder was ist das Geheimnis?

Reem: Ich würde echt lügen, wenn ich sagen würde, dass es einfach ist,

Reem: weil ich doch schon sehr viele Tiefphasen durchlebe und dann doch emotional

Reem: schon sehr schwankend bin.

Reem: Also es ist wirklich so. An einem Tag stehe ich auf und denke mir so, ja,

Reem: wir schauen jetzt einfach mal, was der Tag so bringt und ich bin auf dem richtigen

Reem: Weg und wir könnten das Ganze Schritt für Schritt angehen und es läuft doch alles.

Reem: Und am nächsten Tag, wenn es vielleicht mal im Knie zwickt, gehe ich da heulend

Reem: zum Mike, zu meinem Physio und denke mir so,

Reem: ja, ist jetzt ein Weltuntergang, Das kriege ich alles nicht hin und es funktioniert nicht und bla bla bla.

Reem: Und davon können mein Trainer und mein Physio ein Lied von singen.

Reem: Ich kann es dir gar nicht sagen. Da hätte ich tatsächlich keine Antwort.

Reem: Es gibt wirklich einfach Momente, wo die Freude,

Reem: wo die Konzentration einfach überwiegt, wo ich dann selber sage,

Reem: da steckt viel zu viel hinter, um jetzt irgendwie aufzugeben oder irgendwie

Reem: aufzuhören und ans Aufgeben zu denken allgemein.

Reem: Jetzt in Bezug auf meinen Kreuzbandriss, hatte jetzt öfter mal das Gefühl,

Reem: ja, hätte ich einfach mal die OP machen sollen und,

Reem: mich da so Stück für Stück davon irgendwie erholen sollen und hätte das Jahr

Reem: komplett ausfallen lassen und was wäre wenn.

Reem: Und in solchen Momenten denke ich mir so, ja,

Reem: das kannst du ja gar nicht vorher sehen.

Reem: Also es ist so, letztendlich läuft alles alles top.

Reem: Es läuft, wie wir es uns vorstellen und langsam kann ich ja mehr oder weniger

Reem: alles machen, was ich vor meiner Verletzung machen konnte. Ich bin,

Reem: Körperlich zumindest stabiler als davor, also wirklich so von der Grundstruktur

Reem: her und von der Muskulatur und das Ganze drumherum und genau das darf man halt immer nicht vergessen.

Reem: Also man neigt oder ich persönlich neige immer dazu, die Sachen zu kritisieren

Reem: und die Sachen irgendwie dann im Fokus zu haben, die nicht funktionieren oder

Reem: die ich gerne verbessern möchte und so weiter.

Reem: Und das ist ja nicht schlimm, man darf nur nicht vernachlässigen,

Reem: was man alles schon auf dem Weg geschafft hat.

Reem: Und das wurde mir jetzt öfter mal gesagt,

Reem: wenn ich wirklich vom nicht gescheit Laufen gehen und ich dann dafür drei Minuten

Reem: schon wirklich joggen konnte, dann hieß es dann bei mir so, ja,

Reem: das sind ja drei Minuten, was ist das denn?

Reem: Und wenn man ja wirklich so vier.

Christian: Wochen vorher noch mit Gehhilfen.

Reem: Danke und dann wird dir das halt bewusst, wenn jemand es nochmal so erwähnt

Reem: dann wird dir klar, hey vor ein paar Wochen konntest du nicht gescheit gehen

Reem: und jetzt hast du einen Fortschritt gemacht, genieß es doch,

Reem: genieß einfach mal die Zeit, den Fortschritt, die ganze,

Reem: Erfahrung kann man indirekt genießen weil es ist schon es ist wirklich nicht

Reem: ganz so einfach Auch wenn man von einer Verletzung zurückkommt mit den Gedanken,

Reem: schaffe ich das überhaupt?

Reem: Also bin ich vielleicht genauso gut wie davor?

Reem: Kriege ich es hin, mit den Besten wieder mitzuhalten und und und?

Reem: Aber da braucht man nicht so ranzugehen, weil dann könnte es knifflig werden.

Reem: Wir hoffen einfach, dass die Arbeit sich lohnt und auszahlt.

Reem: Und ja, dass ich bis dahin einfach vielleicht mit einem kühleren Kopf an das Ganze rangehen kann,

Reem: weil dann bin ich optimistisch, dass wir das bis zur Weltmeisterschaft schaffen.

Reem: Ob es für eine Medaille reicht, für eine Platzierung oder vielleicht für einen

Reem: Kampf reicht, who knows, aber da lassen wir uns überraschen.

Christian: Das klingt wie eine gesunde Einstellung. Viel Erfolg dabei.

Reem: Ja, schön. Ich hoffe, dass wir es auch so beibehalten können. Ja, das ist wirklich...

Reem: Auf der einen Seite denke ich mir so, es ist wirklich eine Win-Situation,

Reem: es bis dahin geschafft zu haben, eine Weltmeisterschaft nach acht Monaten zu

Reem: kämpfen mit einem Kreuzbandriss und das Ganze drumherum.

Reem: Das ist schon sehr turbulent und sehr aufregend und es wäre schon ein Traum

Reem: dabei zu sein, aber geiler wäre schon, von Kairo mit einer Medaille nach Hause

Reem: zu fahren, wo alles für mich angefangen hat.

Reem: Und wo wir uns richtig hart zurückgekämpft haben, ist das echt ein krönender Abschluss.

Christian: Klingt aber auch so, dass du selbst die Teilnahme dem Olympischen Gedanken folgend,

Christian: auch wenn es keine Olympischen Spiele sind, Karate hat es ja glaube ich nur

Christian: einmal 2020 zur Olympia geschafft.

Christian: Aber dass du den zumindest so ein Stück weit stärker auch durch die Verletzung

Christian: irgendwie verinnerlicht hast, so dieses Prozesswürdigen,

Christian: dabei sein, ist auch schon gut und irgendwie mit so ein Stück weit einer anderen

Christian: Entspanntheit da drauf zu blicken oder bist du so weit noch nicht?

Reem: So weit noch nicht.

Christian: Okay, also musst du schon Edelmetall mitbringen, sonst klappt es nicht.

Reem: Das tatsächlich nicht. Also es ist wirklich mein größter Wunsch,

Reem: die Weltmeisterschaft mit einer Medaille abzuschließen. Ich bin mir.

Reem: Sicher, wenn ich mit dem Kopf da bin und wirklich einfach mal das auf die Matte

Reem: bringen kann, was ich drauf habe, könnte es für reichen,

Reem: weil, ja, also wirklich die mentale Einstellung am Wettkampfstag ist alles.

Reem: Es ist, vor zwei Jahren bin ich ja das erste Mal bei den Erwachsenen bei der

Reem: Weltmeisterschaft gestartet und ich glaube, ich war noch nie besser vorbereitet.

Reem: Es war eigentlich alles optimal.

Reem: Die Vorbereitung, da habe ich schon gemerkt, okay, da ist doch der Druck viel

Reem: zu groß. Ich konnte es irgendwie nicht so genießen.

Reem: Irgendwas hat nicht gestimmt, aber ich wusste nicht genau, woran es lag.

Reem: Und dann bin ich in die Auffirmenhalle gekommen und habe mich wie eine Weltmeisterin gefühlt.

Reem: Ich war wirklich topfit, die Techniken kamen, da war, also nix,

Reem: nix hättest du da sagen können. Und dann laufe ich 20 Meter zur Kampffläche,

Reem: stelle mich auf und dann hatte er das Gefühl, dass ich gerade verlernt habe.

Reem: Also es war so, genau so hat sich das angefühlt und dann gehst du nach einem Jahr,

Reem: also wirklich nach einem Jahr Vorbereitungszyklus mehr oder weniger und es war

Reem: ja nach den European Games und die Europameisterschaft und da hast du ja alles gerissen.

Reem: Und beendest die Weltmeisterschaft nach drei Minuten. Und da sitzt du halt in

Reem: einer Schockstarre und denkst dir so, woran lag es? Was habe ich falsch gemacht?

Christian: Was ist gerade passiert?

Reem: Genau. Und ja, da habe ich die Meisterschaft nicht mehr genossen.

Reem: Da habe ich den Druck von jedem verspürt, die Erwartungshaltung,

Reem: dass ich einfach mal in den Wettkampf reingehe und es hat ja ein Jahr lang geklappt.

Reem: Warum sollte es hier nicht klappen? und das möchte ich nicht mitnehmen.

Reem: Also das wäre tatsächlich mein größter Wunsch, dass ich diesen...

Reem: Zyklus, die ganze Vorbereitung, wirklich das ganze Jahr jetzt,

Reem: weil ich ja aus dem Sport rausgerissen wurde, nachdem es doch so gut lief,

Reem: nach so einer Durststrecke würde ich es nicht unbedingt nennen,

Reem: aber doch nach einer Riesenpause einfach wieder erfolgreich war und auch mit

Reem: meiner Leistung sehr zufrieden war,

Reem: kam halt wieder so ein Tiefpunkt, wo du dir denkst, ja, warum, warum jetzt?

Reem: Und das alles so ein bisschen zu ignorieren, wird schwierig,

Reem: aber einfach damit zu leben und zu sagen, okay, das und das funktioniert nicht

Reem: gut oder ich bin nicht hundertprozentig fit, das werde ich auch nicht.

Reem: Nach drei Monaten werde ich nicht auf 100 Prozent sein. Das ist natürlich mein Anspruch und mein Ziel.

Reem: Aber realistisch gesehen könnte ich vielleicht die 80, vielleicht noch die 90

Reem: Prozent erreichen, wenn alles optimal läuft.

Reem: Aber ja, wenn man mental dann auf der Höhe ist, dann ist alles möglich.

Christian: Sehr schön. Dann viel Erfolg dabei. Viel Erfolg für Kairo.

Reem: Geschöhn.

Christian: Vielen Dank auch, dass du dir die Zeit hier für uns genommen hast.

Christian: Wir sind auf der Zielgeraden und am Ende wollen wir eigentlich immer noch mal kurz innehalten,

Christian: um zu überlegen, habe ich irgendwas nicht gefragt, was du gerne gefragt worden

Christian: wärst oder gibt es irgendwas, was du noch unterbringen möchtest auf jeden Fall

Christian: oder bist du eigentlich soweit fein mit dem Gespräch und denkst dir,

Christian: das war doch eine runde Sache, haben wir was vergessen?

Reem: Boah, ja, wer das bis hierhin ausgehalten hat und sich das noch anhört, wünsche ich mir das.

Christian: Du unterschätzt die Ausdauer unserer Hörern dann.

Reem: Nee, ich würde es dir tatsächlich wünschen, aber letztendlich,

Reem: was ich vielleicht den Jüngeren vielleicht mitgeben würde, ist den Spaß nicht

Reem: zu unterschätzen und nicht zu verlieren.

Reem: Also es ist unfassbar schön, eine Medaille um den Hals irgendwie hängen zu haben

Reem: und da vielleicht um die ganze Welt rumzutouren und die ganzen Wettkämpfe,

Reem: die Erfahrung zu sammeln und so weiter und die ganze Atmosphäre zu kümmern.

Reem: Erleben und erleben zu dürfen. Es ist alles schön und gut, aber wenn man sich

Reem: viel zu viel Druck macht und eigentlich vergisst, warum man mit dem Sport oder

Reem: letztendlich mit seiner Leidenschaft angefangen hat.

Reem: Wird das alles doch sehr, sehr mies. Das wird zermöbend.

Reem: Man kann es auch nicht mehr genießen, weil dieser Leistungsdruck doch einen

Reem: schon sehr mitnehmen kann.

Reem: Und wenn man eventuell mal so ein bisschen nicht bodenständig bleibt,

Reem: das ist glaube ich zwangsläufig der Fall, wenn man erfolgreich sein möchte.

Reem: Aber letztendlich, wenn man sich einfach nur daran erinnert,

Reem: warum habe ich angefangen, was war vielleicht mein Ziel, was habe ich erreicht

Reem: und wo möchte ich hin und wenn man sich im Klaren ist,

Reem: dass man das auch nicht alleine schafft und diese Gemeinschaft und die Unterstützung von außen,

Reem: das Teamgefühl und wenn das alles zusammen spielt und man einfach nicht vom

Reem: Kopf her so stur ist, um nur sein Ding durchzuziehen,

Reem: dann macht man sich das Leben einfach.

Reem: Und ja, man muss dann nicht mit dem Gesicht auf den Boden fallen,

Reem: um das alles zu erleben, dass man es einfach so im Kopf behält.

Reem: Und ja, das wäre, glaube ich, so meine Message an den Jüngeren und auch an die

Reem: jüngere Athleten oder jüngere Reem,

Reem: die das halt selber einfach so durchlebt hat und das einfach über die Zeit gelernt

Reem: hat und mitgenommen hat.

Reem: Und dann macht auch die ganze Reise viel mehr Spaß. Man genießt es und man lernt

Reem: es halt einfach viel mehr wertzuschätzen als ich muss, ich muss, ich muss.

Reem: Zwangsläufig ist es so, aber man kann auch mal eine Stufe runterschrauben.

Christian: Das klingt gut. Dann viel Erfolg und viel Spaß bei der dir noch bevorstehenden Reise.

Christian: Und nochmal vielen, vielen Dank für deine Zeit und vielleicht bis bald mal wieder.

Reem: Ich bedanke mich für das schöne Gespräch und ja, vielleicht hören wir nochmal voneinander.

Christian: Machen wir, bis dann.

Reem: Dankeschön.

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