Isabel Bogdan
Shownotes
Isabel Bogdan teilt im Gespräch viele persönliche Eindrücke und schaut auf Ihren Lebens- und Lernweg zurück. Wie sie eine erfolgreiche Autorin wurde nachdem sie zuvor noch Web-Texte von metallverarbeitenden Unternehmen übersetzt hatte, wie sie sich von Sachbüchern zu Literatur entwickelt hat, wie sie ihr kurzer Aufenthalt in Nanjing geprägt hat – all das erfahrt ihr in dieser Folge von "Hamburg, was willst du wissen?"
Shownotes
Isabels neues Buch "Wohnverwandschaften"
Blog Post zur Rettung des Anderthalb
Isabels Blog Projekt "Was machen die da?" mit Maximilian Buddenbohm
Foto Isabel Bogdan: Heike Blenk
Lernangebote in dieser Episode
Credits und Hinweise
Moderation: Nicola Wessinghage und Christian Friedrich Musik: Jakob Kopczynski Produktion: Christian Friedrich
Die Angebote zum Selbstlernen auf der Online-Plattform der Hamburg Open Online University stehen allen Interessierten frei zur Verfügung.
Um unsere Lernangebote zu nutzen, brauchst du weder zu studieren noch bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Schau einfach online vorbei. Unsere Internetadresse ist www.hoou.de
Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter waswillstduwissen@haw-hamburg.de
Transkript anzeigen
Dritte Stimme: Du hörst Hamburg. Was willst du wissen? Ein Podcast der Hamburg Open Online University.
Dritte Stimme: Menschen aus Hamburg sprechen über ihre Lebens- und Lernwege.
Dritte Stimme: Hamburg, das ist heute Isabel Bogdan.
Nicola Intro: Herzlich willkommen in unserem Podcast. Mein Name ist Nicola Wessinghage und
Nicola Intro: ich spreche heute mit der Schriftstellerin,
Nicola Intro: Literaturübersetzerin und Bestseller-Autorin Isabel Bogdan.
Nicola Intro: Ich habe mich ja super gefreut, dass sie spontan zugesagt hat,
Nicola Intro: weil sie nämlich gerade vor Erscheinen ihres neuen Buchs Wohnverwandtschaften noch erwischt hat.
Nicola Intro: Isabel ist mir als Leserin schon vor mehr als zehn Jahren das erste Mal begegnet,
Nicola Intro: damals mit einem tollen Blog-Projekt.
Nicola Intro: 2016 erschien dann ihr erster Roman, Der Pfau, und wurde gleich ein Bestseller.
Nicola Intro: Sie hatte damals schon erfolgreiche AutorInnen ins Deutsche übersetzt,
Nicola Intro: unter anderem Nick Hornby, Sevin Forer und Jane Garden.
Nicola Intro: Der Pfau ist eine ziemlich schräge Gesellschaftssatire über eine Gruppe von
Nicola Intro: InvestmentbankerInnen beim Teambuilding in den schottischen Highlands.
Nicola Intro: Letztes Jahr wurde das Buch für das Kino verfilmt. Weiter ging es dann 2019 mit Laufen.
Nicola Intro: Das ist ein Roman über Trauer, Verlust und wie man damit leben kann.
Nicola Intro: Ganz anderes Thema, also ein komplett anderer Stil und wieder ein großer Erfolg.
Nicola Intro: Laufen wurde für das deutsche Fernsehen verfilmt.
Nicola Intro: Isabel hat gleich mehrere Auszeichnungen erhalten, als Übersetzerin,
Nicola Intro: Schriftstellerin und auch als Bloggerin.
Nicola Intro: Was ich an unserem Gespräch sehr faszinierend fand, war zu hören,
Nicola Intro: dass Isabel gar keinen Plan für ihr Leben hatte, bis sie 30 war.
Nicola Intro: Dabei hat sie schon die ganze Zeit was gemacht und wie es scheint auch eigentlich immer erfolgreich.
Nicola Intro: Offenbar ist es für sie ein guter Weg, mit dem Machen zu lernen und zu entscheiden,
Nicola Intro: wie es dann weitergehen soll.
Nicola Intro: Darüber haben wir gesprochen und vielleicht erkennt sich ja die eine oder der
Nicola Intro: andere unter den Hörenden auch wieder, mir war es zumindest nicht fremd.
Nicola Intro: Was mich auch begeistert hat, ist Isabels Faszination für einzelne Wörter.
Nicola Intro: Eines der Lernangebote der HOOU, über das wir gleich reden, hat sie vor allem
Nicola Intro: wegen eines einzelnen Wortes ausgesucht. Und sie hat sogar schon mal ein Wort gerettet.
Nicola Intro: Isabels ganz neues Buch Wohnverwandtschaften handelt von einer Wohngemeinschaft
Nicola Intro: mit vier Menschen unterschiedlichen Alters, die aus ganz verschiedenen Motiven zusammenleben.
Nicola Intro: Könnte eine schöne, leichte Geschichte werden, nimmt dann aber eine andere Wendung
Nicola Intro: als einer der vier an Demenz erkrankt.
Nicola Intro: Ich stelle es mir wirklich sehr spannend vor, nach der langen Zeit des Schreibens
Nicola Intro: ein Buch aus der Hand zu geben, um es dann in die Welt zu entlassen.
Nicola Intro: Wenn ihr diesen Podcast hört, dann hat Isabel die entscheidenden ersten Tage
Nicola Intro: schon hinter sich und das Buch ist überall erhältlich.
Nicola Intro: Als wir gesprochen haben, stand das alles noch bevor und ich habe sie gefragt, ob sie aufgeregt ist.
Isabel: Total. Es ist immer wieder neu.
Isabel: Es ist jetzt der dritte Roman, das fünfte Buch insgesamt und es nutzt sich null ab.
Isabel: Es ist wieder genauso aufregend und furchterregend wie die ersten Male.
Nicola: Also das kann man nicht lernen, ein Buch herauszubringen und ganz gelassen zu sagen, wird schon.
Isabel: Keine Ahnung. Also man lernt natürlich dabei auch Dinge, wie die Abläufe sind
Isabel: und was man ernst nehmen muss und was nicht und so weiter.
Isabel: Aber Gelassenheit, keine Ahnung.
Isabel: Also ich habe schon immer wieder sehr das Gefühl, mich mit so einem Buch irgendwie nackig zu machen.
Isabel: Gar nicht, weil ich so sehr persönliche Sachen schreibe, sondern weil jetzt
Isabel: einfach jeder sieht, was ich kann und was ich nicht kann.
Nicola: Gut, du hast ja schon einiges gezeigt, was du kannst, von daher toll,
Nicola: toll, toll, würde ich sagen.
Isabel: Danke.
Nicola: Das wird schon. Du, was eben noch nicht herauskam, du wurdest ja in Köln geboren,
Nicola: hast dann in Heidelberg und Tokio Anglistik und Japanologie studiert und heute
Nicola: sagst du, dass du in Hamburg lebst, weil es hier so schön ist.
Isabel: Ja.
Nicola: Ich würde dir gar nicht widersprechen, ich bin auch Wahlhamburgerin,
Nicola: aber was ist denn so besonders schön für dich hier in dieser Stadt?
Isabel: Wir haben vorher sechs Jahre lang in Coesfeld gewohnt, das liegt im Münsterland
Isabel: so zwischen Münster und der holländischen Grenze da ist es auch hübsch,
Isabel: Und mir ist nach fünf Jahren so die Decke auf den Kopf gefallen,
Isabel: dass ich zu meinem Mann gesagt habe, jetzt ist Schluss, lass uns weggehen,
Isabel: ich muss in irgendeine Stadt.
Isabel: Und dann haben wir uns Hamburg tatsächlich ausgesucht, weil wir es hier so schön
Isabel: fanden. Und ich glaube, es ist jetzt die total unoriginelle Antwort,
Isabel: aber es ist das viele Wasser, die Elbe und die Alster.
Isabel: Und dieser Gegensatz zwischen Elbe und Alster, diese Postkartenidylle an der
Isabel: Alster und das große Industrieding an der Elbe und dieses Gefühl,
Isabel: wenn man irgendwo an der Elbe steht und da nach rechts guckt,
Isabel: da geht es raus in die Welt und da fahren die großen Schiffe und so.
Isabel: Das ist einfach wirklich was Besonderes.
Isabel: Nur das mit dem Wetter ist manchmal so eine Sache.
Nicola: Also heute ist es fahlenblauer Himmel. Es war auch ein wirklich schöner Sommer,
Nicola: muss ich sagen. Ja, finde ich auch.
Nicola: In Städten mit Flüssen haben die Menschen noch Hoffnung, hat Bernd Begemann mal gesagt.
Isabel: Oh, ja, Bernd Begemann ist gut für solche Sätze. Aber die meisten Städte,
Isabel: also richtigen Städte, haben Flüsse, oder?
Nicola: Ja.
Isabel: Also ich glaube, die Menschen haben schon immer an Flüssen gebaut,
Isabel: weil das ja auch Wege sind.
Nicola: Vielleicht meint der größere oder vielleicht geht er auch davon aus,
Nicola: dass die Menschen noch Hoffnung haben. Hoffentlich. Ja.
Nicola: Ich habe eben vorgestellt, du bist auch Bloggerin. Also ich habe dich tatsächlich
Nicola: vor zehn Jahren das erste Mal gelesen mit einem Blogprojekt,
Nicola: was ich sehr schön fand und was euch auch den Preis Goldene Blogger des Jahres 2014,
Nicola: also zehn Jahre ist das jetzt her.
Isabel: Ach echt?
Nicola: Ja, du hast das zusammen mit Maximilian Buddenbogen gemacht und ihr habt Leute
Nicola: zu dem befragt, was sie gerne mit Leidenschaft tun und total verschiedene Leute dazu befragt.
Isabel: Ja und zwar vor allem beruflich, also wir haben eigentlich die allermeisten
Isabel: Leute bei der Arbeit besucht und haben ganz stumpf gefragt.
Isabel: Was machst du da eigentlich? So hieß das ganze Projekt aus, was machen die da?
Isabel: Ist auch alles noch online unter wasmachendieda.de.
Nicola: Wird verlinkt in der Sto-Not.
Isabel: Und wir haben von Anfang an, also es waren fast immer Berufe,
Isabel: manchmal auch irgendwie ein Ehrenamt oder ein Hobby oder so und haben die Leute
Isabel: einfach reden lassen und ausgefragt, was machst du, wie funktioniert das,
Isabel: warum machst du es, wieso geht es nicht anders, wie bist du drauf gekommen?
Isabel: Und wir haben von Anfang an gesagt, wir suchen die Leute, die das,
Isabel: was sie machen mit Leidenschaft und Begeisterung machen, also wir wollen jetzt
Isabel: nicht die Zumutungen des modernen Arbeitslebens da,
Isabel: aufdecken und wenn man dann ganz am Ende gefragt hat und warum machst du es
Isabel: so gerne oder was machst du daran am liebsten,
Isabel: dann haben die alle angefangen zu leuchten, das war immer so ein ganz besonderer
Isabel: Moment und wir haben da wahnsinnig viel gelernt,
Isabel: und ich wollte die Hälfte der Sachen hinterher auch machen, ich wollte auch,
Isabel: Wiesenvögel schützen und Buchbinderin werden und Imkerin und alles mögliche.
Isabel: Und ja, wir haben versucht, das möglichst breit zu streuen. Wir haben am Anfang,
Isabel: als wir noch nichts vorzuweisen hatten, erst mal so in unserem eigenen Freund im Kreis rumgefragt.
Isabel: Dadurch wurde das Ganze so ein bisschen kulturbetriebslastig.
Isabel: Und dann haben wir danach so ein bisschen diversifiziert.
Isabel: Also wir haben auch einfach eine Mutter von, ich weiß gar nicht mehr,
Isabel: vier oder fünf Kindern dabei und ein Glaser und eine Dragqueen und so Leute,
Isabel: die nicht jetzt aus unserem direkten Umfeld stammen.
Isabel: Und das war ein super spannendes Projekt. Es war natürlich auch absurd viel
Isabel: Arbeit und wir haben das auch Spaß gemacht.
Isabel: Also es hat uns keiner dafür bezahlt. Deswegen ist es dann leider irgendwann
Isabel: gestorben, weil wir einfach keine Zeit mehr dafür hatten.
Isabel: Aber das tut mir eigentlich immer noch leid.
Nicola: Ja, also ich, wie gesagt, habe das damals gesehen, war sehr begeistert.
Nicola: Und bin dann auf die Spur von Isabel Bogdan und Maximilian Buddenbogen gekommen.
Nicola: Und finde schade, vielleicht gibt es ja mal wieder einen Revival.
Nicola: Also du hast das gesagt, das fand ich ganz interessant. Man könnte ja auch was ganz anderes sein.
Nicola: Hast du manchmal das Gefühl, wenn du so zurückblickst in deine Lernbiografie,
Nicola: das hätte auch ganz andere Wege nehmen können nach dem Studium?
Nicola: War das eigentlich mal deine Idee, dass du Bestseller-Autorin wirst?
Nicola: Hast du davon immer geträumt?
Isabel: Also ich glaube, davon zu träumen ist relativ unrealistisch.
Nicola: Was ja nicht heißt, was man nicht macht.
Isabel: Das stimmt, aber tatsächlich habe ich da nicht von geträumt so richtig.
Isabel: Also meine Lernbiografie ist im Nachhinein eigentlich ein bisschen schade.
Isabel: Ich habe in der Schule nie so richtig lernen gelernt, weil es immer auch irgendwie
Isabel: so ging und ich war nie besonders ehrgeizig. Ich habe ein richtig schlechtes
Isabel: Abi gemacht, weil ich nie gelernt habe.
Isabel: Weil es ja auch irgendwie, also es hat mich halt immer so durchgewurschtelt.
Isabel: Und das hat sich im Studium fortgesetzt, da habe ich mich auch so durchgewurschtelt.
Isabel: Und nie wirklich richtig gelernt. Und ich wusste auch nach dem Abi nicht,
Isabel: was soll ich jetzt studieren? Ich bin gerade mal 19 geworden.
Isabel: Soll ich jetzt entscheiden, was ich mit dem Rest meines Lebens anfange?
Isabel: Das hat mich total überfordert.
Isabel: Und dann habe ich halt gedacht, machst du erst was, was dir liegt, Sprachen.
Isabel: Vielleicht kommt ja dann irgendwann die Erleuchtung. und die kam nicht während des Studiums.
Isabel: Und dann habe ich nach dem Studium erst mal angefangen mit Fachübersetzungen.
Isabel: Ich habe da eine Zeit lang so...
Isabel: Internetseiten für metallverarbeitende Betriebe im Sauerland ins Englische übersetzt.
Isabel: Das war wahnsinnig unbefriedigend.
Isabel: Und dann kam irgendwann mehr oder weniger zufällig das erste Buch des Wegs.
Isabel: Das war ein Gartenratgeber, auch überhaupt nicht mein Thema.
Isabel: Aber da hatte ich zum ersten Mal, da war ich fast 30 und zum ersten Mal im Leben
Isabel: das Gefühl, das möchte ich machen.
Isabel: Da habe ich eine gewisse Zeit, mich mit einem Thema zu beschäftigen und am Ende
Isabel: habe ich ein Produkt in der Hand, das schön aussieht und da steht mein Name vorne drin.
Isabel: Und das ist toll, das will ich machen. Und hatte auch das Gefühl,
Isabel: das ist was mir liegt und was ich gerne mache und wo ich irgendwann auch richtig gut drin sein möchte.
Isabel: Und das war geradezu eine Erleuchtung, dass ich endlich das Gefühl hatte, das kann ich machen.
Isabel: Und an Literatur hätte ich mich da noch gar nicht herangetraut.
Isabel: Also Literatur war was für Große, für Leute, die das richtig können.
Isabel: Und ich habe dann auch erst eine Weile so Ratgeber und kleinere Sachbücher gemacht und so, bis dann,
Isabel: naja, dann auch bei der Literatur, da kam dann erst so das, was man so despektierlich
Isabel: irgendwie als Frauenunterhaltung bezeichnet, was auch so ein Thema ist,
Isabel: über das man mal reden muss.
Nicola: Ja, also du kannst jetzt nicht so sagen, ach, hätte ich mal damals dieses oder
Nicola: jenes studiert, dann wäre das anders gegangen, weil du gar nicht mit einem festen
Nicola: Plan ins Studium gegangen bist und sowieso offen warst.
Isabel: Ich bin überhaupt nicht mit dem Plan ins Leben gegangen, glaube ich.
Nicola: Mal gucken, was kommt. Ja, auch gut. So, du hast auf unsere Einladung hin zwei,
Nicola: drei Angebote dir auf der HOOU-Lernplattform angesehen und ausgewählt.
Nicola: Und das erste, über das wir jetzt kurz sprechen wollen, heißt Nudging in der
Nicola: Ernährung und damit alle uns folgen können, stellen wir es einmal kurz vor.
Christian: Nudging bedeutet im Englischen Anstupsen. In der Wissenschaft stehen diese Anstupser
Christian: für kleine Impulse, die das Verhalten beeinflussen. Leicht und unkompliziert.
Christian: Richard Taylor erhielt dafür 2017 den Wirtschafts-Nobelpreis und hat mit dem
Christian: Juristen Cass Sunstein ein Buch dazu veröffentlicht.
Christian: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt. Im Angebot der WHO lässt sich
Christian: lernen, was genau sich hinter dem Ansatz verbirgt, welche Mechanismen damit
Christian: verbunden sind und wie er im Bereich Gesundheit funktioniert.
Christian: Das Angebot Nudging in der Ernährung ist an der HAW Hamburg unter der Leitung
Christian: von Professor Sibylle Adam und Professor Ulrike Pannes entstanden.
Nicola: Ja, Isabel Nudging, du hast gesagt, du bist über das Wort darüber gekommen,
Nicola: weil du neugierig bist bei Wörtern, die du nicht kennst.
Nicola: Ist dir das tatsächlich vorher gar nicht begegnet oder hattest du eine Vorstellung
Nicola: davon, was das sein könnte?
Isabel: Nee, ich bin natürlich Englischübersetzerin und ich weiß, was Nudge heißt,
Isabel: hatte aber erstmal nur gelesen Nudging in der Ernährung und dachte,
Isabel: das ist was Ernährungsspezifisches und deswegen bin ich da sofort drauf angesprungen.
Isabel: Und dann habe ich da kurz reingeguckt und sehe, es ist tatsächlich das Anstupsen,
Isabel: also dass man Entscheidungen anstupst.
Isabel: Mein erster Gedanke war tatsächlich die Supermärkte, die die teuren Markenprodukte
Isabel: auf irgendeine Höhe platzieren und die billigen Sachen ganz unten im Fußbereich,
Isabel: weil die nämlich auch einen anstupsen wollen, das zu kaufen,
Isabel: was man als erstes sieht.
Isabel: Das ist ja wahrscheinlich genau das gleiche Prinzip.
Nicola: Genau, das ist glaube ich auch, das ist das gleiche Prinzip,
Nicola: wobei eben in der Ernährung, also hier die beiden Autorinnen nochmal sehr darauf
Nicola: verweisen, dass es eigentlich von der Grundidee so, dass keine ökonomischen
Nicola: Interessen oder ähnliches dahinterstehen sollten.
Isabel: Naja, es ist ja Psychologie. Andere Leute Entscheidungen irgendwie beeinflussen
Isabel: und natürlich kann man das in beide Richtungen einsetzen, würde ich jetzt mal sagen.
Nicola: Auf jeden Fall.
Isabel: Das Thema Ernährung ist für mich irgendwie so ein bisschen präsent,
Isabel: eigentlich auch seit, wie lange ist das jetzt her, zwölf Jahre oder so,
Isabel: dass Tiere essen erschienen ist von Jonathan Safran Foer IV.
Nicola: Ein Buch, das du übersetzt hast.
Isabel: Mit übersetzt, das haben wir zu dritt gemacht mit Ingo Herzke und Brigitte Jakobeit
Isabel: und seitdem, also ich hatte in dem Moment schon so ein bisschen angefangen zu gucken,
Isabel: was esse ich eigentlich und dann hat dieses Buch einfach offene Türen eingerannt
Isabel: und seitdem ist mir das irgendwie sehr präsent,
Isabel: dass ich solche Dinge dann auch bemerke im Supermarkt,
Isabel: was ist wo platziert.
Isabel: Also ich glaube, in diesem Video auf der Webseite, da wird als Beispiel genannt,
Isabel: man könnte in Restaurants große und kleine Portionen anbieten,
Isabel: damit Leute, die nicht so viel Hunger haben, einfach die kleine Portion essen
Isabel: und man nicht so viel Lebensmittel wegwirft.
Isabel: Mein spontaner Gedanke war, nee, man bietet eine normale und eine große Portion
Isabel: an, weil kleine Portionen, ich kenne einen Haufen, vor allem Männer, die,
Isabel: Denen das gegen die Ehre gehen würde, eine kleine Portion zu bestellen.
Isabel: Mein Gedanke war sofort, nee, mach eine normale und eine extra große und nicht
Isabel: nur große und eine kleine.
Nicola: Vielleicht solltest du in die Gastroberatung gehen. Vielleicht solltest du in
Nicola: die Gastroberatung gehen und da mal die Erfahrungen der männlichen Küche teilen.
Isabel: Wo du gerade gefragt hast, ob ich auch was anderes hätte werten können.
Nicola: Mit dem Angebot der HOOU, weil da werden ja solche Mechanismen.
Nicola: Tatsächlich geht es auch um eine Kantine, um Currywurst nach hinten, Salat nach vorne.
Nicola: Die Leute nehmen dann eben zuerst den Salat und ich fand das Konzept ganz gut.
Nicola: Also es wird ja auch immer so ein bisschen in die Nähe der Manipulation.
Nicola: Also du kaufst jetzt irgendwas, was du vielleicht gar nicht kaufen willst.
Nicola: Da haben sich aber die beiden Autorinnen, mit denen ich mal gesprochen hatte,
Nicola: energisch gegen gewährt und die haben gesagt, nein, es geht um die guten Entscheidungen.
Isabel: Ja klar, aber die Grenze zur Manipulation, würde ich sagen, ist natürlich fließend.
Isabel: Und auch wenn es um gute Entscheidungen geht, das heißt ja nicht,
Isabel: dass es keine Manipulation ist.
Nicola: Und gut ist, definiere gut. Für wen ist das gut?
Isabel: Für wen ist es gut? Und ich bin ja so ein bisschen Fan von billigen Psychotricks.
Isabel: Und eigentlich ist es natürlich ein irgendwie billiger Trick.
Isabel: Man kann das ja relativ leicht durchschauen.
Isabel: Aber das Tolle an billigen Psychotricks ist ja, dass sie trotzdem funktionieren,
Isabel: auch wenn man sie durchschaut.
Isabel: Und das finde ich einfach super. Das interessiert mich total. Total.
Nicola: Und es ist schön aufbereitet, also man kann sich in das Konzept auf jeden Fall
Nicola: gut einarbeiten und ich glaube, dass es gut übertragbar ist.
Nicola: Also müsstest du dich zum Beispiel, ich könnte mir jetzt vorstellen,
Nicola: jeden Tag an den Schreibtisch zu gehen und zu schreiben, da könnte ein kleiner
Nicola: Anstupser auch mal helfen, oder?
Isabel: Ja, also ich habe jetzt seit fünf Jahren den Anstupser, dass ich nicht mehr
Isabel: zu Hause arbeite, sondern mir einen Büroplatz gemietet habe in einer ganz schönen Bürogemeinschaft,
Isabel: wo wir zu fünft sind und es sind eigentlich nie alle fünf da,
Isabel: es sind meistens so ein oder zwei andere da, manchmal auch ganz alleine,
Isabel: aber egal wer von den anderen da ist, ich freue mich immer, weil alle super
Isabel: sind und das ist für mich ein total guter Anstupser.
Isabel: Ich habe gemerkt, dass ich nach 20 Jahren zu Hause arbeiten so ein bisschen verlottert bin.
Isabel: Also gar nicht so richtig aufstehen, erst mal Laptop ins Bett,
Isabel: Kaffee dazu und so ein bisschen rumdaddeln und so Ocean halb zwölf,
Isabel: vielleicht stehe ich mal auf.
Isabel: Und jetzt habe ich ein Büro, da sitze ich natürlich auch nicht morgens um acht am Schreibtisch,
Isabel: aber ich stehe auf und ich ziehe mich an und ich fahre zur Arbeit und dann bin
Isabel: ich bei der Arbeit und merke auch, dass die die Abende und die Wochenenden eine
Isabel: andere Qualität bekommen haben,
Isabel: weil ich die Arbeit so ein bisschen aus der Wohnung ausgelagert habe und natürlich
Isabel: mache ich nach wie vor auch Sachen zu Hause,
Isabel: aber das ist mein, ich nudge mich zur Arbeit mit diesem Büroplatz.
Nicola: Und du hast ein bisschen soziale Kontrolle, ne?
Isabel: Ja, total.
Nicola: Wenn da andere sind, also ohne, dass sie das vielleicht explizit sagen müssten,
Nicola: würdest du dir vielleicht denken, okay, die arbeiten alle.
Isabel: Ja, und das ist ja auch ansteckend. Also wenn am Schreibtisch daneben auch so
Isabel: kleine Rauchwölkchen aus den Köpfen aufsteigen, das hilft schon auch.
Isabel: Und auch, dass man zwischendurch mal irgendwie ein Wort wechseln kann oder einer
Isabel: kocht mal einen Kaffee. Das ist schon ganz schön.
Nicola: Ich glaube, genau darum geht es, sich eine Architektur zu schaffen,
Nicola: die letztendlich irgendwie so eine Lernarchitektur in dem Bereich,
Nicola: oder Arbeitsarchitektur.
Nicola: Man lernt natürlich auch beim Arbeiten.
Nicola: Genau, Lernen ist das Stichwort. Es gibt auch eine kleine Rubrik in unserem Podcast, ein bis drei.
Nicola: Ich ziehe die immer mal, wenn ich Lust habe, jetzt passt es gerade.
Nicola: Lernen oder Lernen ist die Rubrik und du musst ganz schnell antworten.
Nicola: Lernen oder Lernen? Du musst dich entscheiden.
Nicola: Ich gebe dir immer zwei Alternativen und du musst sagen, was ist dein Favorit?
Dritte Stimme: Lernen oder Lernen?
Nicola: Lernen am Schreibtisch oder Lernen im Gehen?
Isabel: Im Gehen habe ich, glaube ich, noch nie ausprobiert, aber würde ich gerne.
Isabel: Gehen finde ich super und am Schreibtisch sitze ich sowieso zu viel.
Isabel: Ich bin allerdings kein Fan davon, mit Kopfhörern draußen rumzulaufen.
Isabel: Ich habe dann immer das Gefühl, das sperrt die Welt so aus und wenn ich durch
Isabel: den Park gehe, ich möchte vorher hören, ob von hinten ein großer Hund angerannt
Isabel: kommt oder irgendwie meine Umgebung wahrnehmen.
Isabel: Aber im Prinzip finde ich Lernen im Gehen eine super Sache.
Nicola: Alleine lernen oder in der Gruppe?
Isabel: Auch da gerne in der Gruppe, weil ich sowieso so viel alleine am Schreibtisch sitze.
Nicola: Morgens oder abends?
Isabel: Abends.
Nicola: Lieber Theorie lernen oder lieber Praxis lernen?
Isabel: Lieber Praxis.
Nicola: Bücher lesen oder Podcasts, Hörbücher hören? Ist schon ein bisschen beantwortet, glaube ich, oder?
Isabel: Nee, ist gar nicht beantwortet. ich hätte bis vor gar nicht so langer Zeit immer
Isabel: gesagt Bücher lesen, aber so langsam komme ich auf den Geschmack mit Podcasts und Hörbüchern und so.
Isabel: Aber ja genau, halt eben gehen mit Kopfhörern und so nicht so ganz mein Ding,
Isabel: aber vielleicht komme ich da auch noch hin.
Nicola: Ja, es gibt ja auch welche, die viele Umgebung mit aufnehmen,
Nicola: das wäre ja dann vielleicht also nicht so Kopfhörer, die dich total wegzoomen,
Nicola: sondern die die alle Umgebungsbräuche mit berücksichtigen, was ja draußen auch
Nicola: eine gute Idee ist in der Tat.
Nicola: Hund, Fahrrad, Autos. Genau.
Nicola: Bildungsurlaub oder Sporturlaub?
Isabel: Ich fürchte Bildungsurlaub. Wenn ich die Wahl habe, so eine Mischung aus Bildung
Isabel: und Rumlungern oder Zelt ein bisschen baden als Sport, wandern.
Isabel: Ja, also rumlaufen.
Isabel: Rumlaufen und baden und gelegentlich was angucken.
Nicola: Selber lernen oder Wissen weitergeben?
Isabel: Selber lernen. Also ich habe einige Male auch so Seminare gegeben für ÜbersetzerInnen und so.
Isabel: Und doch, Wissen weitergeben ist auch schon. Ich habe nie wirklich gerne unterrichtet.
Isabel: Aber Leuten was erklären in dem Bereich, wo ich was kann, ist schon auch toll.
Isabel: Aber ja, beides.
Nicola: Es gibt ja auch die Theorie, dass man etwas eigentlich erst richtig versteht,
Nicola: wenn man es selber erklärt.
Nicola: Wenn man es anderen erklären kann. Von daher ist es gar nicht so ein Gegensatz.
Isabel: Das ist am Ende, Heinrich von Kleist, die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden.
Isabel: Also wenn man gezwungen ist, was zu formulieren, dann geht einem ja selber nochmal ganz viel auf.
Nicola: Selber lernen oder KI lernen lassen?
Isabel: KI lernen lassen.
Nicola: Muss ja nicht selber lernen, das macht dann die KI für dich.
Isabel: Nee, also die KI ist natürlich auch echt so ein Gespenst, was gerade total umgeht
Isabel: unter ÜbersetzerInnen und auch AutorInnen und gerade unter den ÜbersetzerInnen
Isabel: herrscht viel Angst davor,
Isabel: irgendwann durch die KI ersetzt zu werden und tatsächlich kommen schon Verlage
Isabel: und schlagen einem das vor und fragen, ob man nicht bitte statt selbst was zu
Isabel: übersetzen eine KI-Übersetzung redigieren könnte.
Isabel: Was glaube ich für Gebrauchsanweisungen und Verträge und sowas irgendwann wahrscheinlich richtig gut sein wird,
Isabel: und ich glaube und hoffe sehr, dass die Verlage und alle anderen das auch einsehen
Isabel: dass es für Literatur nicht funktioniert, weil,
Isabel: es glaube ich das Wesen der Literatur ist, dass ganz viel zwischen den Zeilen
Isabel: steht und das wird die KI nicht können Also es gibt ganz einfache Beispiele.
Isabel: Ich weiß nicht, ob die KI irgendwann lernen kann, wenn man aus dem Englischen
Isabel: übersetzt, zu entscheiden, wer sich duzt und sieht. Auf Englisch ist alles you.
Isabel: Als Übersetzerin muss ich natürlich immer entscheiden.
Nicola: Wie reden die miteinander.
Isabel: Ich kann mir fast sogar vorstellen, dass die KI irgendwann dazu kommt,
Isabel: das auch entscheiden zu können.
Isabel: Vielleicht auch nicht. Aber sowas wie Anspielungen, rhythmische Sachen,
Isabel: Anklänge, Andeutungen, Ironie, Humor und so weiter.
Isabel: Oder diese Sachen, was wir beim Übersetzen natürlich machen,
Isabel: das lässt sich nicht jedes Wortspiel eins zu eins übersetzen.
Isabel: Da müssen wir teilweise was völlig anderes machen oder wir müssen im Zweifelsfall
Isabel: das Wortspiel da weglassen.
Isabel: Dafür bringen wir an einer völlig anderen Stelle eins rein, wo es im Deutschen
Isabel: halt gut funktioniert und übersetzen einen wortspielreichen Text in einen wortspielreichen
Isabel: Text, aber die müssen nicht immer an derselben Stelle stehen.
Isabel: Ich glaube für sowas wird die KI nicht taugen können, aber das ist natürlich
Isabel: eine ganz große Angst, die gerade umgeht.
Isabel: Und wie gesagt, die ersten Falllage stellen schon unanständige Anfragen und
Isabel: natürlich wollen sie ja für sehr viel weniger bezahlen als für eine Übersetzung.
Isabel: Und ich glaube aber, es ist auch kaum weniger Arbeit, als es selbst zu übersetzen,
Isabel: denn man muss ja doch Satz für Satz vergleichen und gucken, was hat die KI überall übersehen.
Isabel: Ich glaube wahrscheinlich können wir irgendwann die KI so ein bisschen mit benutzen
Isabel: als ein zusätzliches Hilfsmittel,
Isabel: aber es wird menschliche Übersetzung hoffentlich nicht so bald ersetzen können
Isabel: und das gilt fürs Schreiben noch mehr.
Isabel: Wobei vor einer Weile Kirsten Burje erzählt hat, sie hätte die KI gefüttert
Isabel: mit sowas wie Schreib ein Buch für 8- bis 10-Jährige von ungefähr 30 Seiten.
Isabel: Es geht um eine Familie, wo der Vater so und so, also hat so ein paar Eckdaten reingegeben.
Isabel: Und sie sagte, was dabei rauskam, war nicht schlechter als die Hälfte von dem, was in den Läden steht.
Isabel: Also kann natürlich passieren, dass da so eine Schere aufgeht.
Nicola: Das geht eine Schere auch und vielleicht ist es so, wenn wir dann überflutet
Nicola: werden von Texten aus der KI, dass die Besseren noch mehr herausstechen.
Nicola: Also die eben nicht so mal eben durch einen guten Prompt erstellt werden können.
Nicola: Aber ich glaube, das ist auch was, aus meiner Sicht, was wir beobachten müssen
Nicola: und immer wieder gucken, wo ist, weil die KI verändert sich.
Nicola: Ich habe da leider gar keine Lust drauf.
Isabel: Aber müssen wir wahrscheinlich.
Nicola: Autodidaktin oder angeleitet lernen?
Isabel: Mal so, mal so.
Nicola: Das gibt es nicht. Doch, doch.
Isabel: Also es kommt jetzt darauf an, ob hier meine Präferenzen gefragt sind oder meine Lernbiografie.
Isabel: Also ich habe…,
Isabel: Ich habe viel autodidaktisch gelernt, also einfach by doing in meinem Job.
Isabel: Fand es aber auch immer ganz toll. Also es gibt für ÜbersetzerInnen ganz fantastische Seminare.
Isabel: Es gibt die segensreiche Institution des DÜV, das ist der Deutsche Übersetzerfonds.
Isabel: Die bekommen Geld von den Kulturstiftungen des Bundes und der Länder und sind
Isabel: einfach dafür da, dieses Geld an ÜbersetzerInnen zu verteilen.
Isabel: Und ein beträchtlicher Teil dieses Geldes geht in Seminare.
Isabel: Also mit Seminaren in der freien Wirtschaft muss man natürlich bezahlen.
Isabel: Die kosten richtig viel Geld.
Isabel: Das heißt, keine Übersetzerin würde so ein Seminar besuchen,
Isabel: weil Geld das ist, was wir alle nicht haben.
Isabel: Also sind die kostenlos für ÜbersetzerInnen. Die gehen teilweise über drei oder fünf Tage,
Isabel: wo man dann mit zwölf Kollegen zusammensitzt und über Texte spricht und über,
Isabel: was weiß ich, über Konjunktiv und die sind,
Isabel: es gibt so Grundlagenseminare, es gibt aber auch welche speziell zum Übersetzen
Isabel: von Unterhaltungsliteratur, von Lyrik, von Krimis, von Fantasy,
Isabel: von allem möglichen oder für Übersetzer aus bestimmten Sprachen,
Isabel: und die sind einfach wahnsinnig toll und die habe ich immer sehr gerne besucht.
Nicola: Digital oder vor Ort lernen?
Isabel: Vor Ort. Das ist eine völlig klare Antwort.
Nicola: Eineinhalb oder anderthalb?
Isabel: Aha, anderthalb.
Nicola: Das musst du jetzt erklären, weil das passt eigentlich gar nicht in die Rubrik,
Nicola: aber ich habe es mal reingeschummelt.
Isabel: Ich bin Vorsitzende des Vereins zur Rettung des anderthalb, den es nicht gibt.
Isabel: Aber das habe ich vor, ich weiß gar nicht, bestimmt 15 Jahren in meinen Blog
Isabel: geschrieben. Hiermit gründe ich den Verein zur Rettung des anderthalb.
Isabel: Weil ich festgestellt habe, dass das immer weniger benutzt wird.
Isabel: Und zwar gerade in journalistischen Texten, aber auch in literarischen lese
Isabel: ich immer öfter eineinhalb.
Isabel: Und jedes Mal denke ich, ist doch schade. Wir haben doch dieses kleine Ausnahmewort, anderthalb.
Isabel: Und interessanterweise, wenn ich mit Leuten darüber spreche,
Isabel: Sagen ganz viele, ach, ich dachte, das wäre Dialekt.
Isabel: Und dann kommt, ich dachte, das wäre Bayerisch. Ich dachte, das wäre Kölsch.
Isabel: Ich dachte, das wäre Norddeutsch.
Isabel: Und egal, wo die Leute herkommen, sie glauben, anderthalb ist ihr eigenes Dialektwort,
Isabel: ist es aber gar nicht. Und dieses Ander in Anderthalb ist das Zweite.
Isabel: Also das eine ist das eine und dann kommt das andere, das ist das Zweite.
Isabel: Und bei Anderthalb ist das andere, also das Zweite halt nur halb.
Isabel: Und diese selbe Version oder diesen selben Gebrauch von Ander gibt es noch in
Isabel: der Ikonografie, wo es Maria und Martha selb Ander,
Isabel: also es ist Maria selbst mit der anderen, also Martha ist die andere.
Isabel: Wenn die zu zweit sind, es gibt auch welche Selbdritt, also Maria,
Isabel: Martha und Magdalena oder irgendwie so und das heißt dann nur noch Maria Selbdritt
Isabel: und dann ist schon klar, wer die beiden anderen sind und halt Selbander,
Isabel: und ich finde, das ist so ein hübsches.
Nicola: Kleines Ausnahmewort Das ist zu retten oder zu bewahren Das ist zu bewahren
Nicola: gilt Also es gibt ja viele Dinge, die sich verändern Also ich habe dann,
Nicola: ich sage immer Adat halb und habe gedacht, es sei umgangssprachlich und das,
Nicola: schriftverschriftliche sei. Ich finde das sehr schön, also auch nochmal da,
Nicola: wie du mit Worten, also einzelne Worte, wie sie dich faszinieren können.
Nicola: Ich glaube, das ist so ein roter Faden.
Isabel: Absolut.
Nicola: Wir machen jetzt einen harten Cut, nämlich zu dem zweiten Angebot,
Nicola: was du dir ausgesucht hast aus den vielen Angeboten der Who und auch hier,
Nicola: bevor wir drüber sprechen, gibt es nochmal eine kurze Vorstellung.
Christian: Die Schule der Folgenlosigkeit lädt mit einer Lern-App ein, spielerisch und
Christian: kollaborativ in das Konzept der Folgenlosigkeit einzutauchen.
Christian: Grundsätzlich geht es dabei um die Frage, wie sieht ein Leben aus,
Christian: das möglichst wenige negative Folgen für den Planeten hat, für die Tiere,
Christian: für die Pflanzen, die Menschen.
Christian: Wie sieht unser Leben aus, wenn wir uns davon verabschieden,
Christian: immer etwas bewirken zu wollen, erfolgreich zu sein? Die Lern-App motiviert
Christian: zur Erfahrung im öffentlichen Raum, lädt ein, Warteschlangen zu initiieren,
Christian: Eierlauf zu veranstalten und sich in der eigenen Folgenlosigkeit zu beobachten.
Christian: Videos unter anderem mit ExpertInnen wie Hartmut Rosa und Benedikt Savoy geben weitere Denkanstöße.
Christian: Das Lernangebot ist an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg unter Leitung
Christian: von Professor Friedrich Borries entstanden.
Nicola: Folgenlosigkeit. Das hat dich fasziniert? Das hat mich total fasziniert.
Isabel: Erster Gedanke war, ist ja Quatsch. Alles, was ich tue, hat irgendwelche Folgen.
Isabel: Man kennt dieses Beispiel mit dem Schmetterling, der irgendwo mit dem Flügel
Isabel: klappert, schlägt und das führt dazu, dass in China einen Sack Reis umkippt.
Isabel: Und zweiter Gedanke war, vielleicht ist es auch nur so ein neues Wort für Nachhaltigkeit.
Isabel: Also, dass man kein, und jetzt denke ich, es ist so ein bisschen fast so wie bei dem Nudging.
Isabel: Es ist so ein neues Wort, mit dem alte Dinge beschrieben werden.
Nicola: Alter Wein in neuen Schläuchen.
Isabel: Alter Wein in neuen Schläuchen. Was ja auch ganz okay ist, weil manchmal diese
Isabel: Konzepte plötzlich eine neue Relevanz bekommen. und dann ist es auch gut,
Isabel: wenn die ein neues Wort kriegen.
Isabel: Also es war jetzt gar nicht irgendwie despektierlich gemeint.
Isabel: Aber auch da stellt sich natürlich die Frage, also es geht in dieser Lern-App
Isabel: darum, das für gute Dinge einzusetzen, aber man kann das natürlich auch,
Isabel: man kann natürlich auch,
Isabel: Nee, ist wahrscheinlich Quatsch. Man kann nicht folgenlos böse Dinge tun.
Isabel: Aber auch wenn man diese guten Dinge macht, das ist ja nicht folgenlos,
Isabel: sondern es hat vielleicht weniger schädliche Folgen.
Isabel: Also was weiß ich, wenn ich mehr Gemüse esse, hat es weniger schädliche Folgen,
Isabel: wenn ich mehr Fleisch esse.
Isabel: Aber jetzt habe ich mich vergaloppiert.
Nicola: Ja, aber ich glaube, das ist genau das Spannende daran, dass man sich so vergaloppiert,
Nicola: weil letztendlich wir uns bewusst werden, dass wir eigentlich immer,
Nicola: dass wir schon in unserem Dasein immer etwas bewirken und ich glaube,
Nicola: in diesem Versuch folgenlos zu sein, das vielleicht nochmal mehr merken und
Nicola: dann vielleicht auch zu diesem Konzept der Nachhaltigkeit wieder kommen,
Nicola: weil man dann sagt, okay, was bewirken wir denn eigentlich auch alles,
Nicola: selbst wenn wir von uns verlangen würden, nichts zu tun, passiert trotzdem was.
Nicola: Vielleicht ist das was. Also ich habe die App mal durchgespielt.
Nicola: Das war sehr lustig. Also kann ich tatsächlich sehr empfehlen.
Isabel: Und Warteschlangen initiiert?
Nicola: Ne, ich habe das mit dem Eier aufgemacht.
Isabel: Was hast du denn da gemacht?
Nicola: Man musste ein Ei, also es geht auch so ein bisschen darum, sich in den öffentlichen
Nicola: Raum zu wagen und vollkommen absurde Dinge zu tun. Sich ein bisschen zum Affen zu machen.
Nicola: Und die Reaktion zu ertragen und zu sagen, was soll das denn? Und zu sagen, ja nix.
Isabel: Also davon bin ich ja eigentlich Fan. So wollte ich gerade noch sagen.
Isabel: Dinge zu tun, die einfach, weil sie Spaß machen. Und nicht, weil man irgendwas damit will.
Nicola: Und ich glaube, das ist so, es gibt auch verschiedene Interviews mit Friedrich von Boreas, der,
Nicola: Tatsächlich auch sagt, also wir müssen vielleicht auch mal runter von dieser
Nicola: Idee, dass wir immer etwas bewirken müssen, erfolgreich sein müssen,
Nicola: sondern so ein bisschen la polar.
Nicola: Er kommt ja auch aus der Kunst und vertritt auch so eine Idee von Kunst,
Nicola: die muss nicht irgendwas sein.
Nicola: Also es gibt natürlich politische Kunst, da haben wir auch mal drüber gesprochen,
Nicola: aber letztendlich kann etwas auch nur so sein und vielleicht ist es für die
Nicola: Menschheit, den Planeten und da kommt wieder dieses Gute.
Nicola: Besser, wenn wir Menschen nicht immer so viel wollen.
Isabel: Wenn Menschen nur so viel wollen würden.
Nicola: Das sind, glaube ich, da kriegt man gute Denkanschulden. Das ist vor allen Dingen
Nicola: wirklich lustig, also spielerisch.
Isabel: Aber das klingt dann ja fast wie so ein Gegenentwurf zu dem ganzen Selbstoptimierungsding.
Nicola: Ja, genau. Also wer daran Spaß hat, fühlt sich da gut aufgehoben.
Nicola: Und also ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, dass man sehr viele Denkanstöße
Nicola: bekommt, auch in eine Art philosophische Richtung.
Nicola: Also so kann man denn auch ohne Folgen zu haben, gerade deshalb glücklich sein.
Nicola: Also der Sisyphos ist auch in der App, muss man glaube ich immer so einen Stein
Nicola: den Berg hoch schleppen oder fällt da wieder runter.
Nicola: Und da ist ja auch die Idee, trotz dieser ganzen Sinnlosigkeit muss man sich
Nicola: Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.
Nicola: Und über solche Konzepte geht
Nicola: es aber schon tatsächlich auch mit diesen Fragen, wäre es nicht besser…,
Nicola: Es gibt ja diese Forderung, der Mensch im Mittelpunkt und wir gestalten die
Nicola: Welt, wenn wir da mal ein bisschen von runterkommen und uns zurücknehmen,
Nicola: uns in dieser eigenen Folgenlosigkeit eher baden.
Nicola: Also der Link zu dir wäre für mich sofort, die Literatur muss Folgen haben oder
Nicola: darf sie auch folgenlos sein?
Nicola: Wie gehst du denn da an deine Literatur ran?
Isabel: Oha, das ist jetzt natürlich die ganz große Frage. Also natürlich hofft man,
Isabel: dass man mit dem, was man schreibt, Menschen berührt auf irgendeine Weise.
Isabel: Und das kann meinetwegen die pure Unterhaltung oder Eskapismus sein ich glaube dass,
Isabel: Literatur immer auf irgendeine Weise politisch ist also selbst das was vom Hochfeuerturm
Isabel: belächelt wird und dass es also dass niemand der ein Buch zu Ende gelesen hat,
Isabel: am Ende noch vollständig derselbe Mensch ist also ich glaube dass dass Bücher irgendwas auslösen.
Isabel: Und wenn es das reine Vergnügen ist oder die reine Ablenkung,
Isabel: ob das jetzt wirklich im Letzten folgenlos ist, ich glaube aber auch,
Isabel: dass es nicht folgenlos ist, einen Eierlauf zu initiieren.
Isabel: Das verfolgt jetzt keinen vordergründigen Zweck.
Isabel: Also da kann man nicht hinterher sagen, ich habe erstens, zweitens, drittens erreicht.
Isabel: Und das ist für die Welt aus erstens, zweitens gut und drittens schlecht,
Isabel: sondern man hat vielleicht Leuten Freude gemacht, man hat sie zum Nachdenken
Isabel: gebracht, man hatte irgendwie Spaß.
Isabel: Es ist ja, ich glaube, nichts ist wirklich folgenlos.
Isabel: Und die Literatur auch nicht.
Nicola: Ja, ich glaube, da bist du sehr nah beim Autor dieser ganzen Geschichte.
Nicola: Das hat ja von vorne bis hinten vollkommen eine Ironie.
Nicola: Also Schule der Folgenlosigkeit, also welche Schule möchte folgenlos sein?
Nicola: Und ich glaube, das hat mich auch sofort… Das ist der Spaß, den man dabei hat
Nicola: und Spaß soll ja auch beim Lernen dabei sein.
Isabel: Auf jeden Fall. Ich glaube, dass man viel, viel besser lernt,
Isabel: wenn es Spaß macht. Ja, das ist wahrscheinlich auch banal.
Nicola: Banal, aber leider, wenn man in die Schule geht, fragt man sich,
Nicola: warum, also alle, ich glaube, dass alle wissen das, also auch die,
Nicola: die da verantwortlich sind, aber irgendwo geht der Spaß leider auf der Strecke
Nicola: verloren, befürchte ich.
Nicola: Gut, wir haben noch eins, einen haben wir noch und zwar, das ist auch sehr interessant,
Nicola: Hamburg Intersection heißt das Angebot und bevor wir darüber nochmal genauer
Nicola: sprechen, auch jetzt nochmal eine kurze Vorstellung.
Christian: Hamburg Intersection ist eine digitale Plattform, auf der KünstlerInnen und
Christian: kreative ProduzentInnen Ideen austauschen und online sichtbar werden können.
Christian: Auf der Webseite finden interessierte Texte, Dokumentationen von Veranstaltungen
Christian: und Informationen über anstehende Projekte und Aktionen, die unterstützenswert sind.
Christian: Dabei liegt der Fokus auf der Förderung von Inhalten, die femme und queere KünstlerInnen
Christian: repräsentieren. Es geht um den Austausch mit der Welt außerhalb der Hochschule.
Christian: Deshalb sind auch Externe eingeladen, ihre Beiträge hochzuladen.
Christian: Das Projekt ist eine Initiative der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.
Nicola: Ja, das ist so ein bisschen Kunst raus aus den Silos, würde ich sagen.
Nicola: Austausch, aber auch unter KünstlerInnen, aber auch eben mit der Außenwelt.
Nicola: Das war so, wie ich das verstanden habe. eine Motivation, dieses Angebot zu machen,
Nicola: so eine Plattform herzustellen und als ich mir deine Biografie angeschaut habe,
Nicola: habe ich gesehen, du warst auch mal einen Monat in China als Artist in Residence.
Nicola: Das ist ja eigentlich auch so eine Form von Austausch, dass du als Künstlerin
Nicola: in eine Hochschule gehst und dich dann dort mit, also hast du dich austauschen können?
Isabel: Nicht so richtig, aber das ist so ein gemeinsamer Studiengang der Uni Göttingen mit der Uni Nanjing.
Isabel: Und die Göttinger Studis müssen während des Studiums ein Jahr nach Nanjing und
Isabel: die Nanjinger ein Jahr nach Göttingen.
Isabel: Und dann tauschen sie einmal im Jahr einen Schriftsteller oder eine Schriftstellerin aus.
Isabel: Also eine Schriftstellerin aus Nanjing geht nach Göttingen und jemand aus Göttingen
Isabel: geht nach Nanjing, außer dass die Stadt Göttingen irgendwann keine Autorinnen
Isabel: mehr hatte und dann haben sie doch bundesweit geguckt.
Isabel: Und dann war ich einen Monat da und habe vor allem den Studierenden da was vom
Isabel: deutschen Kulturbetrieb erzählt und vom,
Isabel: Leben und Arbeiten als Übersetzerin und Autorin in Deutschland,
Isabel: habe ein bisschen mit denen übersetzt, das war ein großer Spaß,
Isabel: weil ich natürlich überhaupt kein Chinesisch kann,
Isabel: aber wir konnten dann so über Dinge reden, die konnten wirklich sehr sehr gut Deutsch, es gab,
Isabel: vier glaube ich deutsche Studierende, als ich da war Die haben dann auch so
Isabel: ein bisschen auf mich aufgepasst, mich ein bisschen rumgeführt,
Isabel: sind mit mir essen gegangen und mir gesagt, was was ist.
Isabel: Und das war erst schwierig.
Isabel: Also China war noch nie das Land meiner Träume und ich hatte da auch am Anfang
Isabel: wirklich Schwierigkeiten, aber nach irgendwie zehn Tagen oder so hatte ich mich
Isabel: daran gewöhnt und dann war es eigentlich ganz toll.
Isabel: Und es war dann auch vor allem toll zu sehen, ich bin seit Ewigkeiten mit meinem Mann zusammen.
Isabel: So eine große Reise habe ich ewig nicht mehr alleine gemacht.
Isabel: Und aber zu sehen, es geht.
Isabel: Also man kann alleine am anderen Ende der Welt, wo man mit niemandem eine gemeinsame
Isabel: Sprache spricht, zurechtkommen.
Isabel: Und das war irgendwie ganz cool. Es gab so Momente, wo ich mich ein bisschen
Isabel: verloren gefühlt habe, aber es geht.
Isabel: Und das fand ich dann eigentlich total super, das mal wieder so zu sehen.
Isabel: Weil sonst, wenn ich alleine unterwegs bin, dann fahre ich nach Helgoland oder so.
Isabel: Aber so große Sachen kenne ich eigentlich sonst nicht so alleine.
Isabel: Und das war eine tolle Sache.
Nicola: Hat ja auch immer zwei Seiten, wenn man, gerade wenn man so in eine ganz andere
Nicola: Kultur eintaucht, möchte man sich ja auch direkt austauschen.
Nicola: Also dass man dann sagt, oh, guck mal, oder wie findest du das?
Nicola: Und vielleicht ist es aber doch intensiver, wenn man sich wirklich komplett
Nicola: alleine drauf einlässt, oder?
Isabel: Ja, keine Ahnung. Ich meine, der andere sieht ja vielleicht auch Dinge,
Isabel: die man selber nicht gesehen hat.
Isabel: Und es tut schon auch gut, die Sachen sofort loszuwerden.
Isabel: Aber ja, es hat einfach irgendwie nochmal eine andere Qualität. Fand ich toll.
Nicola: Und man geht vielleicht auch gestärkter da raus, oder? Dass man sagt,
Nicola: puh, habe ich auch geschafft. Also geht, ne?
Isabel: Also es war natürlich auch vom Goethe-Institut begleitet und natürlich war da
Isabel: die Germanistik-Professorin und die Frau vom Goethe-Institut,
Isabel: also ich hatte schon Ansprechpartnerinnen,
Isabel: aber ich habe dann halt auch viele Dinge alleine gemacht und bin irgendwo hingefahren und so.
Isabel: Und was ich aber eigentlich auch noch sagen wollte zum Thema Vernetzung von
Isabel: KünstlerInnen, ich finde das wahnsinnig wichtig.
Isabel: Wir haben einen sehr aktiven ÜbersetzerInnenverband, wo es auch Mailinglisten
Isabel: gibt und Jahrestagungen und wir einfach permanent im Austausch sind.
Isabel: Eine fantastische Facebook-Gruppe für ÜbersetzerInnen.
Isabel: Für AutorInnen fehlt das so ein bisschen.
Isabel: Da gibt es auch einen Verband, der ist aber irgendwie nicht so aktiv.
Isabel: Und was ich vorhin über die Übersetzer-Seminare erzählt habe,
Isabel: das gibt es für AutorInnen, glaube ich, quasi nicht. so eine Profi-Fortbildung.
Isabel: Also es gibt jede Menge Schreibwerkstätten und so.
Isabel: Aber so eine Profi-Fortbildung für Leute, die im Geschäft sind und die davon
Isabel: leben und das halt professionell betreiben, das fehlt so ein bisschen.
Isabel: Und wir machen das jetzt seit ein paar Jahren, dass wir mit zehn Leuten uns
Isabel: diesen fantastisch renovierten Gutshof an der mecklenburgischen Seenplatte mieten,
Isabel: das Gutshaus Lexo. und da einfach eine Woche lang über das Schreiben sprechen.
Isabel: Und das ist immer ganz, ganz toll.
Isabel: Wir uns da wirklich am ersten Abend zusammensetzen und jeder sagt,
Isabel: worüber er sprechen möchte.
Isabel: Und dann hängen wir das so auf Post-its an die Küchenwand, wie so richtige Erwachsene.
Isabel: Und überlegen uns dann meistens morgens, okay, was machen wir heute?
Isabel: Welche Themen können wir zusammenfassen?
Isabel: Und das sind wirklich Themen von Erzählperspektive finden, Figurenzeichnungen,
Isabel: Schreiben über Sex und Gewalt, Dialoge schreiben,
Isabel: Plotten natürlich immer wieder gerne. Dann aber auch so Sachen wie Scheitern
Isabel: und Erfolg, Angst vorm Scheitern, Umgang mit dem Scheitern, Umgang mit Erfolg,
Isabel: Umgang mit Fans oder Verlagsverträge und Agenturen,
Isabel: Schreibworkshops geben, Drehbuch schreiben, Songtexte schreiben,
Isabel: was weiß ich, alles, was so drumherum dranhängt.
Isabel: Oder je nachdem auch, wer gerade mit ist, dass man sagt, Mensch,
Isabel: ich muss demnächst einen Schreibworkshop geben.
Isabel: Ich habe das noch nie gemacht, aber du hast das doch letztes Jahr gemacht.
Isabel: Ich möchte gerne von dir was darüber wissen, wie man das macht.
Isabel: Und das ist immer wahnsinnig toll. Es sind auch immer Leute dabei,
Isabel: die fantastisch kochen können.
Nicola: Auch das können lernen.
Isabel: Es gibt einen herrlichen Badesee in der Nähe. Es gibt einen riesigen Garten
Isabel: mit einem Trampolin und einer Slackline und so.
Isabel: Also es ist auch einfach immer eine ganz tolle Woche und ich komme da jedes
Isabel: Mal total bereichert wieder raus.
Isabel: Ich empfehle das sehr zur Nachahmung. Gerade in so einsamen Jobs.
Isabel: Und ich glaube, dass sehr viele künstlerisch arbeitende Menschen,
Isabel: viel alleine arbeiten. Also jetzt, ich meine, Schauspieler und so,
Isabel: die sind, oder Orchestermusikerinnen, die sind natürlich immer in der Gruppe,
Isabel: aber viel in der bildenden Kunst und in der Literatur sowieso passiert einfach alleine zu Hause.
Isabel: Und da, also ich denke immer, wahrscheinlich eigentlich bin ich gar nicht für
Isabel: diesen Job gemacht, für diesen einsamen Job.
Isabel: Und ich habe immer gerne Vernetzung und kenne Leute.
Isabel: Ich fahre auch zu allen Events hin. Ich fahre auch zur Buchmesse,
Isabel: wenn ich kein Buch habe und ja, ich kenne auch Leute, die dann sagen,
Isabel: oh Gott, nee, da muss ich nicht hin, ich habe ja nichts und ich denke,
Isabel: ich fahre zum Spaß hin, ich immer gerne Menschen treffe und mich vernetze.
Nicola: Das ist eben, glaube ich, das Tolle an der Plattform, weil es wahrscheinlich
Nicola: unter, also ich habe es auch mal von KünstlerInnen gehört, die gesagt haben,
Nicola: so zum Thema Social Media, du bist da ja sehr aktiv, man kriegt ganz viel mit
Nicola: und machst das ja auch auf eine tolle Art, wo man merkt, das ist jetzt deine,
Nicola: Persönlichkeit nach außen, ohne jetzt also du musst da nicht irgendwie sagen,
Nicola: wie sieht es in meiner Wohnung aus.
Nicola: Aber es gibt ja auch Menschen.
Isabel: Die das komplett wie viele Leute das gar nicht so genau wahrnehmen.
Isabel: Also ich treffe manchmal Leute, die sagen, ich muss dich ja gar nicht fragen,
Isabel: wie es dir geht, das lese ich ja jeden Tag auf Facebook. Das stimmt nicht.
Isabel: Ich ziehe da eine feine Grenze zwischen persönlich und privat.
Isabel: Also ich bin schon persönlich, aber ich bin nie privat da.
Nicola: Ja, also ich sehe das, aber gut, ich habe vielleicht auch ein Auge dafür und
Nicola: glaube, das ist aber alleine der Unterschied zwischen persönlich und privat
Nicola: wird gar nicht gesehen, sondern wenn man sich quasi persönlich gibt, heißt es,
Nicola: die kehrt ja das ganze Privatleben nach außen, das ist dann natürlich nochmal
Nicola: und das ist auch eine Form von
Nicola: Inszenierung ist, also weil man ja ganz bewusst sagt, das ja, das nein,
Nicola: hat das ja was mit einer bewussten Kommunikation zu tun.
Nicola: Und auch mit Punkten, wo man sagt, diese Teile meiner Person,
Nicola: die möchte ich vorstellen, aber diese eben nicht, die haben da nichts zu suchen.
Nicola: Also jetzt Inszenierung gar nicht im darstellerischen, werblichen Sinne,
Nicola: sondern tatsächlich einfach in einer bewussten Auswahl von Informationen,
Nicola: die man über seine Person preisgeben möchte.
Isabel: Ja, ich war ja tatsächlich beim ersten Schwung BloggerInnen dabei,
Isabel: also als man noch erklären musste, was ein Blog überhaupt ist. Mhm.
Isabel: Und als ich damit angefangen habe, da war mein Mann irgendwie sehr skeptisch.
Isabel: Also man erklärte Blog damals noch mit Internet-Tagebuch und ich wusste genau,
Isabel: das ist nicht seins, so in die Öffentlichkeit zu gehen. Und ich glaube,
Isabel: das hat mich von Anfang an davor bewahrt, zu privat zu werden.
Isabel: Dass ich immer so im Hinterkopf seine Befürchtungen mitgedacht habe und dadurch
Isabel: von Anfang an nie wirklich privat war.
Isabel: Natürlich habe ich immer über
Isabel: das Übersetzen geschrieben und auch über Dinge, die mich beschäftigen.
Isabel: Also dieses, als ich da Tiere essen übersetzt habe, so eine ganze Artikelreihe
Isabel: geschrieben über den Versuch irgendwie nachhaltiger zu konsumieren oder ein
Isabel: bisschen anständiger zu konsumieren.
Isabel: Nicht nur Essen, sondern man ist dann ja ganz schnell auch bei Kleidung und
Isabel: bei, auf welche Bank lege ich mein Geld und bei, ich weiß nicht was alle.
Isabel: So und das, also ich schreibe schon über die Sachen, die mich beschäftigen,
Isabel: aber eben nicht die privaten.
Nicola: Genau, persönlich, aber nicht privat und ich glaube, dass es da nochmal eine
Nicola: Unterscheidung gibt zwischen Menschen, die das einfach, also vielleicht auch,
Nicola: rein formal nicht können, also vielleicht auch die ganzen,
Nicola: digitalen Tools, die man jetzt braucht, bloggen, braucht man auch irgendwie
Nicola: nicht haben und deshalb fand ich es irgendwie ganz interessant,
Nicola: auch zu sagen, Wir tragen die quasi in die Öffentlichkeit rein.
Nicola: Auf jeden Fall ist es so, dass, also ich, wie gesagt, bin irgendwann,
Nicola: wir kannten uns nicht, dann habe ich dieses Blog gelesen, dachte toll,
Nicola: faszinierend und so kriegt man ja immer wieder neue Anregungen und dafür ist
Nicola: ja diese digitale Sichtbarkeit auch total wichtig und eben zur Vernetzung.
Isabel: Wobei ich tatsächlich am Anfang, als ich anfing zu bloggen, habe ich mir den
Isabel: Namen Isabeau gegeben und immer mal über das Übersetzen geschrieben.
Isabel: Das heißt, wer sich in der Übersetzer-Szene aus konnte, konnte von Isabeau schnell
Isabel: auf meinen richtigen Namen kommen.
Isabel: Aber ich habe am Anfang gedacht, ich möchte nicht, dass meine Lektorin meinen
Isabel: vollen Namen googeln oder auf meinem Blog landen.
Isabel: Weil es mir selber fast noch so ein bisschen peinlich war, dieses Internet-Tagebuch zu schreiben.
Isabel: Und das kam dann so langsam, dass ich irgendwann dachte, nee Quatsch,
Isabel: das ist mein Schaufenster.
Isabel: Ich kann hier meine Ware auslegen, ich kann hier zeigen, was ich mache,
Isabel: was ich kann, wie ich denke, wie ich ticke, wie mein Humor funktioniert und so weiter.
Isabel: Und ist doch super. Und dann hatte ich irgendwann die eigene Domain mit isabelbockner.de
Isabel: und sehe das jetzt auch, außer dass ich jetzt schon seit Jahren da nichts mehr
Isabel: mache, weil alles irgendwie zu Facebook rüber geschwappt ist.
Isabel: Aber ja, da musste ich auch erst so ein bisschen hinkommen.
Nicola: Ja, also rückschauend, ich glaube, du kriegst ja wahrscheinlich oft die Frage,
Nicola: wie schreibe ich denn einen Bestseller und so weiter.
Nicola: Ich weiß gar nicht, ob für die Frage so konkret hier hätte ich nicht gefragt,
Nicola: aber ich glaube, sie hat sich beantwortet, weil ich finde so,
Nicola: wenn man auf alles guckt, was du erzählt hast, habe ich das Gefühl,
Nicola: dass du jemand bist, der sehr situativ lernt.
Nicola: Also aus dem, was ansteht, Sachen aufgreift, macht.
Nicola: Also einfach auch mit dem, was machen die da, ist ja auch schon ein programmatischer Titel.
Isabel: Mein allererstes Buch hieß Sachen machen. Da habe ich selber Sachen ausprobiert.
Nicola: Also es gibt ja das schöne Bild, nicht am Rande des Swimmingpools stehen,
Nicola: um schwimmen zu lernen, sondern einzutauchen.
Nicola: Und ich habe das Gefühl, dass das zu deinem Weg ist, zu lernen. Stimmt das?
Isabel: Das stimmt bestimmt und das stimmt wahrscheinlich auch fürs Schreiben,
Isabel: weil ich glaube, dass man beim Übersetzen sehr viel lernt fürs Schreiben.
Isabel: Also es ist in vielerlei Hinsicht eine völlig andere Tätigkeit,
Isabel: aber wahrscheinlich habe ich beim Übersetzen doch viel gelernt.
Isabel: Also über Sprache sowieso, das ist reine Handwerkszeug, weil wir das auch in
Isabel: den Übersetzungsseminaren natürlich immer wieder durchexerzieren.
Isabel: Aber wahrscheinlich habe ich auch in Sachen Dramaturgie und Plot und Figuren,
Isabel: Charakterisierung und so auch was gelernt,
Isabel: ohne das jetzt zu merken und ohne das so beziffern zu können.
Isabel: Aber ich schätze, dass man also ich hatte einfach bevor ich den ersten Roman
Isabel: selbst geschrieben habe, schon,
Isabel: fast 20 Jahre lang jeden Tag ein Romanmanuskript auf meinem Monitor und.
Nicola: Du bist tiefer eingetaucht als andere, also in der normalen Lektüre,
Nicola: klar, weil du ja übersetzt hast,
Nicola: ja, was wir noch vorenthalten haben ist, du bringst noch ein Buch mit heraus,
Nicola: also auch wieder ein Kooperationsprojekt, was ich glaube nächste Woche erscheint
Nicola: Du bringst es nicht heraus, Entschuldigung.
Isabel: Ich habe da nur einen Text für geschrieben.
Nicola: Ja, du hast einen Text dafür geschrieben, das nur streichen wir.
Nicola: Herausgegeben hat es Maria-Christina Piewowarski als Herausgeberin und es trägt
Nicola: den schönen Titel Und ich. Kannst du noch einen Satz dazu sagen?
Isabel: Ja, zu dem Titel kann ich tatsächlich gar nichts sagen.
Isabel: Aber in dem Buch sind Texte von, ich glaube, 20 Frauen versammelt,
Isabel: in denen es um Umbruchssituationen im Leben geht. um Wendepunkte.
Isabel: Und ich habe es tatsächlich selbst noch gar nicht gelesen.
Isabel: Es soll heute, mit ein bisschen Glück, mit ein bisschen Glück kommt heute diese
Isabel: Anthologie an und mein eigenes neues Buch.
Nicola: Wow, was für ein Tag.
Isabel: Ja, es wäre schön. Ich habe tatsächlich gestern schon einen Zettel im Briefkasten
Isabel: gehabt, hier Päckchen abholen. Und ich dachte, oh, das sind schon meine Bücher.
Isabel: Und musste es am Ende der Welt irgendwo am Stadtrand, wo ich noch nie war,
Isabel: hatten sie es deponiert.
Isabel: Und dann waren tatsächlich Bücher drin, aber es war der Pfau.
Isabel: Was im Taschenbuch bei Insel erschienen ist bisher und der Vertrag ist ausgelaufen,
Isabel: jetzt erscheint es neu bei Kiwi. Da habe ich jetzt auch nochmal Belegexemplare bekommen.
Isabel: Ich will nicht sagen, dass ich enttäuscht war, weil ich hatte auf das neue Buch
Isabel: gehofft und jetzt soll heute auch diese Anthologie ankommen und ich bin sehr
Isabel: gespannt, da sind großartige Autorinnen dabei.
Isabel: Hoffentlich sage ich jetzt nichts Falsches. Shusha Bank ist dabei,
Isabel: Christine Koschmider, Rascha Kajat, Gabriele von Arnim.
Isabel: Also ganz tolle Frauen, die alle über irgendwelche Umbruchssituationen geschrieben
Isabel: haben. Ich bin da sehr gespannt drauf.
Nicola: Ich auch und Gabriele von Arnim hat einen schönen Satz gesagt,
Nicola: mit dem ich gerne ausabschließen möchte.
Nicola: Denn es passt so wunderschön auch zum Lernen, finde ich, und auch zu dem,
Nicola: was du uns über dein Lernen erzählt hast.
Nicola: Von geraden Straßen muss man irgendwann
Nicola: abbiegen, um glücklich dort anzukommen, wo man nicht hin wollte.
Isabel: Ja, finde ich auch ganz wunderbar.
Nicola: Ja, Isabel, vielen Dank für das tolle Gespräch.
Isabel: Danke für die Einladung.
Nicola: Und ja, alles Gute für dein Buch.
Isabel: Danke.
Nicola: Danke auch an alle, die bis hierhin zugehört haben. Und wir freuen uns wie immer
Nicola: über Feedback, Anregungen, gerne
Nicola: auch über andere Gäste, die ihr gerne in unserem Podcast hören wollt.
Nicola: Adressen, wo ihr euer Feedback loswerden könnt und auch Hinweise zu allem,
Nicola: was wir hier in der Folge besprochen haben, gibt es wie immer in den Shownotes.
Nicola: Wir freuen uns aufs nächste Mal.
Dritte Stimme: Hamburg, was willst du wissen? ist ein Podcast der Hamburg Open Online University an der HAW Hamburg.
Dritte Stimme: Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter
Dritte Stimme: waswillstuwissen at haw-hamburg.de Moderation Nicola Wessinghage und Christian Friedrich.
Dritte Stimme: Musik Jakob Koczynski Produktion Christian Friedrich Die Angebote Die Lernangebote
Dritte Stimme: der Hamburg Open Online University stehen allen frei zur Verfügung.
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