Jan Müller
Shownotes
„Dass man wirklich etwas bewegt hat, ist ja eigentlich nur eine Illusion, wenn man das Ganze betrachtet", sagt Jan Müller, Podcaster, Autor und Bassist der Band Tocotronic. Befragt von Nicola Wessinghage, spricht Jan in dieser Folge über die Entstehung seines Podcasts Reflektor, seine Beziehung zur Stadt Hamburg, über Kunst und Aktivismus. Aber auch über Joghurt, Science-Fiction und das Rätsel der Unendlichkeit.
In dieser Folge spricht Jan mit Nicola Wessinghage über die Entstehung seines Podcasts Reflektor, über Kunst und Aktivismus, darüber, was wir aus Science-Fiction für die Gegenwart lernen können, und darüber, dass Joghurt eines der wenigen Wörter der deutschen Sprache ist, das männliches, weibliches und sächliches Geschlecht haben kann.
Shownotes
Jan Müller, Reflektor Podcast Nicolas Semak, Podcast Elementarfragen
Jan Müller, Rasmus Engler: Vorglühen. Berlin, Ullstein Buchverlage 2022
This Band is Tocotronic – ARD Podcast mit neun Folgen zum 30jährigen Bestehen der Band in 2023
Esther Bejarano im Reflektor Podcast, Dezember 2019
Lernangebote der HOOU in dieser Folge
Die Schule der Folgenlosigkeit, Hochschule für bildende Künste Hamburg
Das Rätsel der Unendlichkeit, Technische Universität Hamburg
SciFiVisions, Technische Universität Hamburg & HafenCity Universität Hamburg
Foto Jan Müller: Michael Peterson
Credits
Moderation: Nicola Wessinghage und Christian Friedrich
Musik: Jakob Kopczynski
Produktion: Christian Friedrich
Die Angebote zum Selbstlernen auf der Online-Plattform der Hamburg Open Online University stehen allen Interessierten frei zur Verfügung.
Um unsere Lernangebote zu nutzen, brauchst du weder zu studieren noch bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Schau einfach online vorbei. Unsere Internetadresse ist www.hoou.de
Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter waswillstduwissen@haw-hamburg.de
Transkript anzeigen
Dritte Stimme: Du hörst Hamburg, Was willst du wissen? Ein Podcast der Hamburg Open Online University.
Dritte Stimme: Menschen aus Hamburg sprechen über ihre Lebens- und Lernwege.
Jan: Das ist irgendwie sowas Tolle, wenn man in einer Band spielt.
Jan: Man hat so viel mit Menschen zu tun und ich höre gern zu.
Jan: Ich glaube, auch deshalb mache ich meinen Reflektor-Podcast,
Jan: weil ich wirklich Leuten gern auch zuhöre.
Jan: Und ich finde, allgemein wird zu viel gesendet heutzutage und zu wenig Empfang.
Nicola Intro: Hamburg, das ist heute Jan Müller, Musiker, Autor und Podcaster.
Nicola Intro: Und mein Name ist Nicola Wissinghage.
Nicola Intro: Jan Müller ist Mitgründer und Bassist von Tocotronic, vor gut 30 Jahren bekannt
Nicola Intro: geworden als eine der Bands der Hamburger Schule.
Nicola Intro: Genau eine Woche und einen Tag bevor wir diesen Podcast aufgenommen haben,
Nicola Intro: hat Tocotronic ein neues Album herausgebracht, das 14.
Nicola Intro: Mit dem schönen Titel Golden Years.
Nicola Intro: Neben Tocotronic hat Jan Müller Anfang der 2000er Jahre noch die Elektropunk-Band
Nicola Intro: Bierbeben mit ins Leben gerufen.
Nicola Intro: Mit einem Kollegen dieser Band, Rasmus Engler nämlich, hat er vor drei Jahren
Nicola Intro: den Roman Vorglühen veröffentlicht und taucht damit tief in die Musik- und Clubszene
Nicola Intro: der Mitte-90er in Hamburg ein.
Nicola Intro: Für die Zeitschrift Musikexpress verfasst er regelmäßig Kolumnen.
Nicola Intro: Und, und deshalb sind wir vor allem auf die Idee gekommen, ihn einzuladen, Jan ist Podcaster.
Nicola Intro: Seit über fünf Jahren ist er Host von Reflektor, dem Musikpodcast.
Nicola Intro: Ich will es hier gar nicht verheimlichen, ich glaube, man wird es auch gleich
Nicola Intro: hören. Ich bin schon seit vielen Jahren Fan von Tocotronic und auch vom Podcast von Jan Müller.
Nicola Intro: Es war spannend, jetzt mit ihm auch mal über andere Dinge sprechen zu können.
Nicola Intro: Zum Beispiel nämlich darüber, wie er sich Neues aneignet und was seine persönlichen
Nicola Intro: Erfahrungen mit Bildung und Wissen ausmachen, wo es da auch durchaus mal Wundepunkte gab.
Nicola Intro: Was sich für mich durchzieht, bei Jan wie bei seiner Band, ist ein Unbehagen,
Nicola Intro: sich bestimmten Strömungen anzuschließen oder auch vorgegebene Formate zu füllen.
Nicola Intro: Das schließt dann die eigene Person gar nicht aus.
Nicola Intro: Ich glaube, Jan ist auch gut drin, sich selbst immer mal wieder in seinen Festlegungen zu hinterfragen.
Nicola Intro: Außer bei seinem Lieblingsjoghurt. Das und vieles andere könnt ihr jetzt gleich
Nicola Intro: selbst hören. Ich wünsche viel Vergnügen dabei.
Nicola: Hallo Jan, herzlich willkommen in unserem Podcast. Wir freuen uns mega,
Nicola: dass du in dieser bewegten Zeit für uns Zeit hast.
Jan: Ich freue mich auch. Vielen Dank für die Einladung. Schön, hier zu sein.
Nicola: Mit bewegter Zeit meine ich jetzt gar nicht die politische Situation.
Nicola: Die ist auch bewegt, aber wir haben einfach mal beschlossen,
Nicola: heute nicht darüber zu sprechen. Wir sind einen Tag vor der Wahl, das sei noch mal gesagt.
Jan: Ja.
Nicola: Wir wissen nicht, wie sie ausgeht und wenn die Zuhörenden diesen Podcast hören,
Nicola: dann wissen wir das schon und deshalb ist es auch müßig, viel darüber zu sprechen.
Nicola: Und es gibt ja auch andere Themen, beziehungsweise wird das alles ineinander übergreifen.
Nicola: Und mitbewegt meinte ich tatsächlich, dass heute vor einer Woche und einem Tag
Nicola: eben, wie gesagt, euer Album rausgekommen ist.
Nicola: Und ich stelle mir einfach vor, dass das für euch auch bewegt ist.
Nicola: Ihr habt viele Interviews, aber auch nachdem man sehr lange an so einem Album
Nicola: gearbeitet hat, dann ist es draußen und man hört plötzlich, was viele Menschen dazu sagen.
Nicola: Wie ist denn die Reaktion oder die Resonanz bisher?
Jan: Ja, ich gebe dir recht, das sind auf jeden Fall bewegte Zeiten und die Reaktionen
Jan: sind zu sehr überwiegenden Teilen gut.
Jan: Es ist natürlich auch immer die Frage, was nimmt man so wahr?
Jan: Das ist ja bei Alben auch so, bevor es veröffentlicht ist, stellt man das seinen
Jan: Freundinnen und Freunden vor und da sind die Reaktionen meist dann eher ins
Jan: Positive, sich neigend.
Jan: Aber auch dann spätten wir jetzt viele Interviews tatsächlich zu dem Album und
Jan: da hatten wir den Eindruck, dass das vielen gefällt.
Jan: Wir haben jetzt ja schon einen Vergleich von vielen Platten und man merkt schon,
Jan: welche vielleicht auch nicht ganz so die totalen Highlights in der Karriere waren. Das ist aber gut.
Jan: Jetzt haben wir uns gerade einen total krassen Chartkampf geliefert.
Jan: Wir sind ja eigentlich keine Band, die so dem Wettbewerbsgedanken so sehr verpflichtet
Jan: ist, aber wir hatten dann erfahren...
Jan: Bei uns ist es immer so, wir sind eine Woche hoch in den Charts,
Jan: in den Album-Charts und dieses Mal sah es eigentlich ganz gut aus,
Jan: dass wir auch wirklich hoch einsteigen.
Jan: Dann haben wir erfahren, dass die Hamburgerin Sheeran David ein Album veröffentlicht
Jan: und dann haben wir uns den vielleicht möglichen ersten Platz direkt abgeschminkt.
Jan: Wir hätten es aber fast geschafft von den Verkäufen, aber nicht ganz.
Jan: Jetzt sind wir die silberne Nummer zwei. Immerhin Glückwunsch an Sheeran David.
Nicola: Ja, mit Golden Years die Silber eine Nummer zwei zu sein, finde ich,
Nicola: hat auch was und das ist sehr schön.
Nicola: Außerdem ist das ja auch, ich weiß gar nicht, ist das noch so wirklich so relevant,
Nicola: so Chartplätze oder ich habe immer gehört, dass es gar nicht mehr so die Währung ist, oder?
Jan: Es bedeutet jetzt kommen für die Einkünfte nichts, aber es ist schon so eine
Jan: Meldung, die man dann hat und deshalb und vielleicht dann doch auch so ein gewisser
Jan: sportlicher Ehrgeiz, der geweckt wird, den wir sonst eben, wie gesagt, nicht so sehr haben.
Nicola: Ja, ich habe dir ja vorher gesagt, dass ich Fan der Band bin und ich glaube,
Nicola: das muss ich als Disclaimer auch einmal loswerden.
Nicola: Und ich habe tatsächlich nach den ersten zwei Liedern, die ihr rausgebracht
Nicola: habt, gedacht, ich weiß nicht, ob das mein Album wird dieses Mal.
Nicola: Und ja, dann habe ich den Reflektor-Podcast gehört mit T.S.
Nicola: Ullmann und Kolja von der Antilopen Gang. Und da habt ihr, das finde ich wirklich
Nicola: großartig, weil ihr habt, glaube ich, über zwei Stunden über das Album gesprochen,
Nicola: was da noch gar nicht veröffentlicht war. Das war im Januar.
Jan: Das stimmt.
Nicola: Also ihr kanntet das, ihr war eure Band, also ihr drei.
Jan: Und Thes und Kolja kannten es auch schon.
Nicola: Die kannten es natürlich auch, sonst hätten sie nicht drüber sprechen können.
Nicola: Aber ich habe mir das angeguckt und dachte, wie jetzt?
Nicola: Zwei Stunden soll ich mir anhören, wie fünf Männer über ein Album sprechen, das ich gar nicht kenne.
Jan: Klingt erstmal ein bisschen unattraktiv, ne?
Nicola: Klingt jetzt erstmal seltsam, aber ich war natürlich neugierig und das war auch
Nicola: glaube ich tatsächlich sogar bevor ich wusste, dass wir im Podcast sprechen
Nicola: und dann habe ich angefangen und ich habe die zwei Stunden durchgehört und fand
Nicola: das wirklich ein ganz tolles Gespräch über Musik und über euer Album.
Nicola: Und war dann sehr, sehr neugierig. Und ich glaube, ich habe das Album auch anders gehört.
Nicola: Ich erzähle es auch deshalb so ausführlich, weil ich finde, dass man darüber
Nicola: auch viel über deinen Podcast erfährt.
Nicola: Weil man könnte jetzt sagen, ja klar, Jan Müller. Und dann über sein eigenes
Nicola: Album zu sprechen, ist ja schon vielleicht auch irgendwie naheliegend, ein bisschen strange.
Jan: Ja, jede journalistische Distanz vermissend und umkehrend sogar.
Nicola: Genau.
Jan: Aber das war so eine witzige Idee von Kolja und Thees. Und ich habe gesagt,
Jan: gut, weil eigentlich bin ich ja der Host und frage andere.
Jan: Aber wenn ihr, und sie sind manchmal in manchen Folgen meine Co-Hosts,
Jan: und da alles so umzudrehen und zu verdrehen, fand ich dann total witzig.
Jan: Und ich war auch ganz froh, dass Arne und Dirk sich dann auch darauf eingelassen
Jan: haben. Und dann haben wir es einfach gemacht.
Nicola: Ja, aber es ist ja auch deshalb, weil ich es eben vor der Veröffentlichung gemacht
Nicola: habe. Ich glaube, das ist der entscheidende Punkt.
Nicola: Das hat es für mich auf jeden Fall zu etwas Besonderem gemacht,
Nicola: Wo man das Gefühl hat, das ist so für mich, so wie ich den Podcast,
Nicola: den ich tatsächlich auch von Anfang an gehört habe, immer erlebt habe,
Nicola: der ist so ein bisschen gegen Konventionen, also gegen jetzt Veröffentlichungslogiken.
Nicola: Man spricht über ein Album, wenn es alle hören können.
Nicola: Deine erste Folge war mit… Mit Marian.
Jan: Gold von Alphaville. Der hatte da auch gerade, glaube ich, keine Veröffentlichung
Jan: und ich finde das eigentlich ganz schön, das fernab des Promotrubels machen zu können,
Jan: weil ich finde, da wären das vielleicht im besten Fall irgendwie besondere Gespräche,
Jan: aber ich muss auch ganz ehrlich zugeben,
Jan: je nach Prominenz des Gastes ist das nicht immer möglich.
Jan: Manche sagen dann eben auch nur zu, wenn sie eben gerade eine Veröffentlichung haben.
Jan: Das kann ich auch verstehen. Ich habe das dann auch manchmal bei...
Jan: Leuten, die eher unbekannt sind, wenn die mich darum bitten,
Jan: können wir das nicht dann machen, wenn das Album kommt, sage ich dann auch ja. Warum nicht?
Jan: Weil sehe ich auch so als kollegial und hilfsbereiter dann.
Nicola: Und du hast ja auch Leute im Podcast, die gar nicht Musiker sind.
Jan: Manchmal, ja.
Nicola: Benjamin von Stuckrad-Warre war jetzt ein zweifolgiges Gespräch.
Nicola: Und naja, auf jeden Fall sehr höchenswert, auf jeden Fall, finde ich.
Jan: Dankeschön.
Nicola: Ich höre nämlich sonst gar keine Musik-Podcasts. Ich habe das auch schon vor
Nicola: vielen Jahren gesagt, das ist der einzige Musik-Podcast, den ich höre. Immer wieder.
Nicola: Und du bist damals ja eingestiegen mit dem Label 4000 Hertz,
Nicola: das es leider nicht mehr gibt.
Jan: Ja, es gibt die Firma noch, aber sie machen hauptsächlich Auftragsproduktionen.
Jan: Und sie sind auch, sie haben sich, quasi zwei Personen sind da ausgestiegen.
Jan: Und die beiden Verbliebenen machen, obwohl auch eigene Podcasts.
Jan: Ich habe das so ein bisschen noch mitverfolgt.
Jan: Die hatten ja so einen KI-Podcast letztens gemacht.
Nicola: Ja, stimmt. Aber mich würde mal interessieren, wann ist dir denn die Idee gekommen?
Nicola: Weil es ist ja jetzt schon so, dass man sagt, gut, ich habe eine Band,
Nicola: das Buch hattest du ja noch nicht geschrieben, aber was war,
Nicola: hattest du irgendwie gesagt, so, jetzt mache ich mal einen Podcast oder wie
Nicola: ist das so entstanden in dir?
Jan: Der Anlass war eigentlich, dass ich selber Fan von Podcasts wurde.
Jan: Da muss ich mal ganz kurz ganz weit ausholen.
Jan: Als Teenager, wirklich so mit 13, 14, habe ich mit Arne zusammen,
Jan: war ich so ein bisschen in der Fanzene-Szene. Also wir waren Punk-Underground
Jan: interessiert und haben uns vor allen Dingen für Fanscenes interessiert.
Jan: Das waren damals so kopierte, meist DIN-A5-Hefte, die über so ein Netzwerk von
Jan: Mail-Order-Vertrieben, Kleinstvertrieben miteinander ausgetauscht wurden.
Jan: Und da haben wir auch ganz früh ein Fencing gemacht und dann waren wir so in
Jan: dieser Tape-Sampler-Szene und das war so eine,
Jan: bevor wir überhaupt angefangen haben Musik zu machen, das war dann eher später
Jan: mit 17, 18 ungefähr und das fand ich toll,
Jan: diese Selbstermächtigung, einfach so was schreiben, zusammenkleben irgendwie
Jan: mit Prittstift und dann über einen Kopierer jagen.
Jan: Und ich fand, als die Podcast dann, das war so diese zweite Podcast-Welle,
Jan: so ab 2016, 2017 vielleicht.
Jan: Als die kamen, hat mich das ungemein an meine Fancy-Zeiten erinnert,
Jan: weil man ganz niedrigschwellig was machen konnte.
Jan: Und dazu kam, ich bin 2014 das erste Mal Vater geworden und da hat sich mein
Jan: Leben sehr geändert, mein Alltag vor allen Dingen.
Jan: Und abends war ich immer sehr müde und das, was ich früher gerne gemacht habe,
Jan: ins Kino gehen oder Bücher lesen, sogar Filme gucken, zu Hause,
Jan: war mir irgendwie kaum möglich, weil mir immer so die Augen zufielen.
Jan: Aber was immer noch ging und da habe ich das so ein bisschen für mich entdeckt,
Jan: war das Hören von Podcasts und ich kam irgendwann auf die Idee,
Jan: auch weil ich dachte, ich will nicht jetzt irgendwie mein ganzes Leben lang
Jan: nur in einer Band gespielt haben, mal was anderes zu machen.
Jan: Und da dachte ich, das ist so eine kleine Sache, so eine kleine Idee,
Jan: wo ich mal anfangen kann.
Jan: Und das hat sich jetzt so etwas entwickelt, was doch ganz schön viel Zeit in meinem Leben einnimmt.
Nicola: Ja, du erscheinst wöchentlich inzwischen.
Jan: Genau, Moment.
Nicola: Wahnsinn.
Jan: Einmal die Woche, jede Woche im Jahr. Und das ist doch, ja, ich bin viel damit
Jan: befasst, aber ich finde es ganz toll, weil, was ja noch passiert,
Jan: wenn man Kinder kriegt, man hört nicht mehr so viel Musik.
Jan: Und dadurch höre ich jetzt wieder sehr viel Musik, sehr zielgerichtet,
Jan: dann immer meist eine bestimmte Künstlerin, eine bestimmte Künstler,
Jan: aber eben mit dem ganzen Drumherum auch.
Jan: Ich höre dann ja nicht nur die Musik der Person, die ich interview,
Jan: sondern auch das Umfeld, um das einzuordnen.
Jan: Und das ist sehr schön, finde ich, so viel Musik zu hören, zwar beruflich, aber irgendwie...
Jan: Auch nicht beruflich, weil ich habe manchmal so ein kleines Büro, wo ich das mache.
Jan: Ich habe lang immer nur von zu Hause gearbeitet, aber jetzt habe ich eben ein
Jan: Büro und sitze da manchmal und arbeite an meinem Podcast und denke dann,
Jan: oh, jetzt muss ich aber was tun. Und dann fällt mir ein, ach nee, ich arbeite ja schon.
Jan: Und das ist natürlich auch ein bisschen bedenklich, wenn so Interesse und Berufliches
Jan: so ineinander übergeht und gar nicht mehr zu trennen ist.
Jan: Aber das begleitet mich, glaube ich, jetzt auch schon sehr lange mit der Band.
Nicola: Und das ist ja auch sehr schön eigentlich. Also klar, es ist natürlich die Grenzen verwischen.
Nicola: Man investiert vielleicht immer mehr Zeit oder es wird auch auf eine Weise natürlich
Nicola: kommerzialisiert, das eigene Hobby.
Nicola: Aber so viel Zeit dann dafür investieren zu können, was man sehr gerne macht,
Nicola: ist natürlich der schöne Aspekt.
Jan: Ja, ich habe auch so Hobby, glaube ich, wirklich nie gehabt oder habe das auch
Jan: nie als Hobby betrachtet.
Jan: Ja, es ist ein extremes Privileg, das tun zu können, was man gerne tut.
Nicola: Hattest du denn ein Vorbild, als du so gesagt hast, jetzt mache ich selber einen Podcast?
Nicola: Hast du dir viele andere nochmal angehört oder hast du gesagt,
Nicola: so wie der oder die das macht?
Jan: Nee, ganz dezidiert nicht tatsächlich. Es gab auch keinen Musikpodcast,
Jan: wo ich dachte, so möchte ich das auch machen.
Jan: Ich habe auch eher meist deutschsprachige Sachen gehört, also in Amerika gibt
Jan: es ja total viel, auch im Musikbereich, aber das war es nicht.
Jan: Es gab ein Format und das war ein Interviewformat, das war eher politisch und
Jan: das war eben von dem einen Mitinhaber von 4000 Hertz, von Nikolaus Seemag,
Jan: eine Sendung, die hieß Elementarfragen und das fand ich so toll,
Jan: wie der mit den Leuten gesprochen hat und es gab nicht so eine bestimmte Länge,
Jan: mal war es 90 Minuten, mal war es 180 Minuten und dann habe ich eigentlich geguckt,
Jan: wer steht denn da dahinter und habe gemerkt, da steht diese Firma 4000 Hertz dahinter und,
Jan: Habe auch gesehen, dass man sich dann bei denen mit Konzepten vorstellen kann.
Jan: Und so kamen wir da zusammen.
Jan: Und ja, das ist ganz traurig. Nikolaus Seemag ist leider verstorben, ganz unerwartet.
Jan: Aber das war so eine Orientierung, sein Podcast damals.
Nicola: Ja, ich glaube, so bin ich dann auch auf deinen Podcast gekommen,
Nicola: weil ich das Label schon kannte und auch die Podcast von 4000 Hertz gut kannte
Nicola: und das auch sehr geschätzt habe.
Nicola: Das ist für mich auch eine Form der Gesprächskultur, Kultur dort etabliert ist,
Nicola: die schon anders war als jetzt nicht in anderen Podcasts.
Nicola: Es gibt ja viele tolle andere Podcasts, aber als man das so,
Nicola: gerade natürlich im Gegensatz zum Radio, das ist eben wenig Format getrieben,
Nicola: wenig Zeit getrieben und wirklich so das, ja die Art sich auf ein Gespräch auch
Nicola: wirklich einzulassen, zuzuhören.
Jan: Ja, für mich war das wirklich was eigenes, was diese Firma ausgezeichnet hat.
Jan: Also die waren schon ein bisschen kommend von den Öffentlich-Rechtlichen,
Jan: also zwei von denen haben vorher, glaube ich, beim,
Jan: Deutschlandfunk gearbeitet oder so. Aber es war doch ein ganz eigener Ton.
Nicola: Den die hatten. Und dann hast du ja schon deinen eigenen Ton auch gefunden.
Nicola: Also der Podcast hat sich nochmal ein bisschen verändert über die Jahre.
Nicola: Also ist, glaube ich, klar, würde ich sagen.
Nicola: Du hast irgendwie auch, ich habe das Gefühl auch ausprobiert.
Nicola: Hast du da irgendwie auch gesagt, gut, ich habe jetzt Erfahrungen gemacht,
Nicola: eben beim Machen tatsächlich.
Nicola: Wie war das du als Erfahrung?
Jan: Ich war zuerst total nervös. Also mein erstes Interview war mit Marian Gold von AlphaVille und,
Jan: seine Musik kenne ich seit ich ein Kind war. Wie alt war ich da?
Jan: Als Forever Young, der große Hit von AlphaVille erschien, vielleicht so 13,
Jan: 14 oder so. Ich weiß nicht genau.
Jan: Und das war sehr aufregend.
Jan: Ich war auch aufgeregt und ich bin auch immer noch aufgeregt,
Jan: wenn ich ein Interview mache für meinen Podcast Reflektor,
Jan: aber eine gewisse Routine stellt sich dann ja schon ein und ich versuche aber
Jan: immer auch neue Sachen auszuprobieren.
Jan: Ich habe dann ja irgendwann die Formate mit meinem Co-Host Tess Kolja und Naida
Jan: Baganejad ist jetzt auch dabei, seit einiger Zeit entwickelt und dann mache
Jan: ich so ein kleines Magazin einmal im Monat.
Jan: Ich war ja knappe zwei Jahre bei einer Firma namens Studio Bummens und nachdem
Jan: das mit 4000 Hertz auseinanderging,
Jan: und da war ich schon mehr von Reichweiten getrieben als vorher und das aber
Jan: eine Zeit, die ich sehr genossen habe, weil das.
Jan: Ja, weil das ist einfach so eine Adresse für Podcasts und ich wollte das auf
Jan: jeden Fall mal ausprobieren dort und da habe ich sehr viel gelernt,
Jan: aber andererseits haben die dann doch andere Schwellenwerte von Hörern,
Jan: um das vermarkten zu können,
Jan: als so ein Spezial-Podcast wie meiner mit so einem Special Interest, wie Musik liefern kann.
Jan: Und jetzt bin ich wieder bei einer anderen Firma hier in Hamburg, bei Cloud Zill.
Jan: Für die ist das totales Neuland. Das ist eigentlich ein Tonstudio und eine Plattenfirma
Jan: und ich kenne den Inhaber von Cloud Zill, Johann Scherer, kenne ich schon über 20 Jahre.
Jan: Und ich war dort, als gerade klar war, dass sich das mit Studio Womens nicht
Jan: fortsetzen wird und habe dort Wolf Biermann interviewt, weil die den unter Vertrag genommen haben,
Jan: seinen Katalog übernommen haben und da habe ich Johann gefragt,
Jan: ob ihn das interessieren würde und die wollten eh was in Richtung Podcast probieren
Jan: und jetzt bin ich da und das ist wieder ganz anders und ich habe inhaltlich
Jan: wieder ein paar mehr Freiheiten, was ich schön finde.
Nicola: Das kann ich mir vorstellen. Und du bist wieder in Hamburg. Also wir sind ja
Nicola: hier so ein Hamburg-Podcast. Hamburg, was willst du wissen?
Nicola: Wir hatten natürlich kein Problem. Du bist ja gebürtig auch Hamburger und hast
Nicola: eben diesen Podcast, produzierst du jetzt in Hamburg.
Nicola: Du hast gesagt, du bist eh öfter in Hamburg. Du kennst Hamburg gut und du hast
Nicola: die Hamburger Schule, warst Teil der Hamburger Schule. Also da gibt es ja schon genug.
Nicola: Aber auf euren neuen Album singt ihr auch Bye Bye Berlin.
Nicola: Heißt das, du bist eigentlich schon so wieder halb zurück in Hamburg?
Jan: Das nicht. Also es ist schon so, ich nehme die meisten Folgen für Reflektor
Jan: in Berlin auf, weil es einfach so ist, die ganzen Bands, Musikerinnen,
Jan: Musiker sind überwiegend in Berlin tatsächlich.
Jan: Es ist am leichtesten, dort einen Termin zu bekommen für ein Gespräch.
Jan: Aber manche Folgen nehme ich eben auch hier in Hamburg auf und es ist ja auch
Jan: nicht so, dass jetzt in Hamburg gar nichts mehr stattfindet.
Jan: Und genau, jetzt habe ich auch gestern hier gerade zwei Folgen aufgenommen und
Jan: finde es sehr schön, wieder so ein bisschen Anbindung an Hamburg zu haben.
Jan: Ja und Bye Bye Berlin, ja schon, aber ich bin eigentlich, ich bin,
Jan: wie soll ich das sagen, ich bin immer sehr wehmütig, wenn ich in Hamburg bin.
Jan: Ich war tatsächlich gerade, hatte ich mich mit einem Freund getroffen,
Jan: habe gesagt, lass doch mal kurz in die Alster gehen und da habe ich schon ein
Jan: Gefühl von vermissen, was sich einstellt, aber ich bin irgendwie andererseits ganz gut.
Jan: Und zufrieden in Berlin auch.
Nicola: Das ist ja auch gut. Und ich finde auch eigentlich immer diese Städtevergleiche
Nicola: so ein bisschen, ja Gott, also jede Stadt hat das.
Nicola: Und eigentlich kommt es ja auch so ein bisschen darauf an, mit welchen Menschen
Nicola: man da zu tun hat und wie man sich verbunden fühlt.
Jan: Ja, du hast mir erzählt, du hast ja auch Kinder und so. Meine Kinder sind noch
Jan: klein und das ist natürlich schon so.
Jan: Ich habe auch nicht so viel Flexibilität. Die sind ja schulpflichtig.
Jan: Aber ich habe schon so Fantasien manchmal. Wie wäre es denn in Hamburg?
Jan: Aber es gibt auch andere Städte, die ich toll finde. Düsseldorf, München, Frankfurt.
Nicola: Düsseldorf, München, Frankfurt in der Reihenfolge?
Jan: Ja, in der Reihenfolge.
Nicola: Und nicht Köln?
Jan: Köln nicht, nee. Ist mir zu viel kaputt gegangen. Das ist zu wenig,
Jan: nee, ich finde, nein, nichts gegen Köln.
Jan: Aber ich mochte Düsseldorf immer lieber. Auch so von der Musikszene ganz toll,
Jan: weil da so viele tolle Sachen herkommen.
Jan: Und dann gibt es dieses japanische Viertel da, das interessiert mich.
Nicola: Und wir kommen nochmal auf deine ersten früheren Hamburger Jahre zurück,
Nicola: weil das führt uns mal wieder zu dem Thema, wir wollen ja auch so ein bisschen
Nicola: gucken, wie so dein Lebensbildungsweg war.
Nicola: Bildung hört sich immer so hochgestochen an, aber wie du eigentlich so zu dem
Nicola: gekommen bist, was du heute machst.
Nicola: Und ihr habt ja, also es gibt ja den großartigen Podcast-Reihe von der ARD,
Nicola: This Band is Tocotronic und nicht nur da, also ich habe es schon ein paar Mal
Nicola: gehört, wie ihr euch in der Uni Hamburg, habt ihr drei aus der Band ja Jura
Nicola: angefangen zu studieren?
Jan: Nur zwei von uns. Nur Dirk, der Sänger unserer Band. Arne Zank,
Jan: unser Schlagzeuger hingegen, hat Illustrationen an der Fachhochschule in der
Jan: Armgardstraße studiert.
Nicola: Also auf jeden Fall habt dann Dirk und du, ihr habt euch erkannt,
Nicola: weil ihr beide eine Plastiktüte hatten.
Jan: Ja, das stimmt.
Nicola: Und ihr habt in Hamburg Jura studiert. Ich habe in der Zeit glaube ich auch
Nicola: ungefähr studiert, Germanistik.
Nicola: Und ich erinnere mich schon noch, dass so die Juristinnen und BWL-Menschen mit
Nicola: den Koffern da über den Campus, und das passte jetzt so gar nicht in mein Bild.
Nicola: Wart ihr da Exotinnen oder wart ihr, genau, ihr habt was Besonderes da studiert.
Jan: Wir haben Jura 2 studiert. Das gibt es glaube ich mittlerweile nicht mehr.
Jan: Das gab es sowieso nur in den sozialdemokratischen Stadtstaaten Hamburg und Bremen.
Jan: Das war so eine Art Jura mit…,
Jan: Eigentlich zu soziologischen Anteilen noch und so eine Art linkes Jura.
Nicola: Also ein reformierter Jura.
Jan: Also als wir da angefangen haben, war die ganze Studienordnung schon angeglichen,
Jan: aber es zeichnete sich dadurch aus, dass die Professoren meist irgendwie so
Jan: 68er-Professoren waren, ganz lustig.
Jan: Und die Studierenden waren eben auch so ein bisschen zäckiger und deshalb waren
Jan: für unsere Plastiktüten eher
Jan: so eine Provokation für dieses alternative Milieu, in dem wir da waren.
Jan: Und weil das glaube ich ist auch in unserer Band so ein bisschen impliziert,
Jan: dass wir so dieses Dagegensein und nicht so,
Jan: also man war dann ja eigentlich schon im Anderen, im Alternativen,
Jan: nicht in dem angepassten Jura, aber das war uns beiden glaube ich auch ganz
Jan: instinktiv auch nicht recht.
Jan: Und deshalb diese Plastiktüten und nicht irgendwie eine Jute-Tasche oder Rucksack
Jan: oder was man da sonst gehabt hätte.
Nicola: Ja, ich kannte den Studiengang. Ich glaube, ich habe da auch das irgendwie mitbekommen,
Nicola: aber da habe ich ja was ganz anderes studiert.
Jan: Der Fachbereich war, damals gab es noch diese Baracken neben dem Hauptgebäude,
Jan: da wo jetzt die Flügelbauten sind, die da irgendwann von diesen Stifter-Ehepaar gestiftet wurden.
Jan: Und wir waren eben in diesen angegammelten Baracken, da bei Jura 2.
Nicola: Aber das war ja jetzt nicht so eine lange Liebe mit euch und der Universität,
Nicola: oder? Wie lange hat man studiert?
Jan: Es lässt sich schlecht sagen, weil irgendwann es schlicht sich aus,
Jan: genau, irgendwann schlicht es sich aus und das war auch ein sehr befreiender
Jan: Moment, dann zu sagen, nee, jetzt mache ich nur noch Musik.
Jan: Ich muss dazu auch sagen, weil als ihr mich hier anfragt für Bildung und so,
Jan: das ist so ein bisschen so ein Wunderpunkt, weil ich eben keine,
Jan: ich habe zwar Abitur, aber keine abgeschlossene Hochschulausbildung oder auch
Jan: nicht sonst eine Ausbildung und das hängt auch damit zusammen,
Jan: ich war extrem orientierungslos nach dem Abitur.
Jan: Das war, glaube ich, auch so gerade noch die Zeit, wo ganz allgemein auch so
Jan: Karriere nicht so, also mir hat nie jemand irgendwie gesagt,
Jan: das wäre aber sinnvoll, sich mal darüber Gedanken zu machen.
Jan: Es ging immer eher so, ja, was ist denn dein Interesse? und mein Interesse war
Jan: immer im musikalischen,
Jan: kulturellen Bereich, aber ich hatte mir nie Gedanken gemacht,
Jan: wie kann ich das denn jetzt beruflich verwerten und so war ich dann.
Jan: Nach der Schule konnte ich das
Jan: noch ein bisschen ausdehnen durch den Zivildienst, was schöne Zeit war.
Jan: Ich habe da irgendwie mobile soziale Hilfsdienste für alte Menschen gemacht in St.
Jan: Pauli und tolle Menschen dort kennengelernt. Aber für mich war auch klar,
Jan: das soll jetzt nicht so meine berufliche Tätigkeit für den Rest meines Lebens sein.
Jan: Und dann habe ich es aus einer wirklich totalen Notlösung des Jura 2 gemacht,
Jan: weil mich immer auch Politik interessiert hat und das da eine Rolle gespielt
Jan: hat. Aber ich habe mir damals vieles nicht zugetraut als junger Mensch.
Jan: Ich habe dann auch mal in so eine Politologie-Vorlesung reingeschaut und da
Jan: waren alle so super checkige Leute, wo ich dachte, ich habe mir das einfach
Jan: nicht zugetraut, da irgendwie mitmischen zu können.
Jan: Und auch immer im Hintergrund, was soll ich denn damit mal anfangen?
Jan: Und deshalb habe ich so ganz pragmatisch, dann dachte ich, ja Jura,
Jan: aber auch nicht so ganz richtig Jura, das könnte es doch sein.
Jan: Aber so eine richtige Erfüllung habe ich darin dann doch auch nicht gesehen.
Nicola: Ja, das ist ja auch konsequent. Aber ich glaube, diese Orientierungslosigkeit,
Nicola: also ich habe jetzt auch einen Sohn, der genau in der Phase ist und höre das
Nicola: von ganz, ganz vielen, dass das jetzt gerade auch so eine Grundhaltung ist.
Nicola: Und ich weiß nicht, ob es damals auch schon so verbreitet war,
Nicola: aber dass es einfach ein total schwieriger Schritt ist zwischen diesen Schulen,
Nicola: wo alles vorgegeben ist, wo man gar nichts entscheiden kann.
Nicola: Und dann plötzlich heißt es, ja jetzt mach doch mal was.
Nicola: Und es war eben für mich auch nicht damals so richtig klar.
Nicola: Das ist ja auch immer die Frage, kennt man jetzt jemanden, der schon studiert
Nicola: hat in der Familie? War das bei dir so?
Jan: Nein, meine Eltern kommen aus kleinen Verhältnissen her,
Jan: weil sie sind beide aus Berlin und da war damals ein Studium aus finanziellen Gründen nicht,
Jan: die leben beide nicht mehr, Mitte 30er geboren gewesen und dann war das so die
Jan: Zeit nach dem Krieg und die,
Jan: Meine Großmutter väterlicherseits war Witwe und eben mütterlicherseits,
Jan: sie hatten eben auch kein Geld und es war keine Option, ein Studium.
Jan: Und mein Vater hat sich dann so, wie das damals so war, in den 50er,
Jan: 60er Jahren so hochgearbeitet im geschäftlichen Bereich, hatte aber eigentlich
Jan: auch mal so eine künstlerische Neigung, die er aber nicht beruflich ausleben konnte.
Nicola: Naja, ich glaube, das spielt schon auch eine Rolle. Also, dass das zumindest
Nicola: jüngere Menschen, wo jemand schon mal diesen ganzen akademischen Zirkus mitgemacht
Nicola: hat, gut beraten kann. Das ist jetzt auch immer ein ganz großes Thema.
Nicola: Aber hast du das denn mal irgendwann bereut, so richtig? Du hast gedacht,
Nicola: ach, hätte ich es vielleicht damals doch mal zu Ende gebracht,
Nicola: dann hätte ich jetzt was.
Nicola: Oder vielleicht überhaupt auch, man kann ja auch wechseln in so ein Studium.
Nicola: Ist das nochmal so ein Gedanke gewesen bei dir?
Jan: Ich habe das bereut, so vor 15 Jahren in etwa,
Jan: als ich meine jetzige Frau kennenlernte, das ist schon länger her,
Jan: aber so in dem Zeitpunkt, so 17,
Jan: 15 Jahre und die aus einem sehr akademischen Milieu kommt und auch ihr ganzer Freundeskreis.
Jan: Und da gab es so ein paar, so ein, zwei, drei Jahre, wo ich wirklich so fast
Jan: was wie Minderwertigkeitskomplexe entwickelt habe, bis ich dann irgendwie merkte,
Jan: ich mache ja selber auch was und die finden das ja auch alle ganz toll und das
Jan: konnte ich dann Gott sei Dank auch überwinden, aber das gab es schon.
Nicola: Und das, naja gut, heute ist es ja so, dass man eigentlich zu jeder Zeit,
Nicola: also zu jeder Lebenszeit nochmal wieder einsteigen kann, wenn man möchte oder
Nicola: auch im Seniorenstudium, nicht,
Nicola: dass das jetzt schon ein Thema wäre, aber könntest du dir das rein theoretisch
Nicola: vorstellen oder hättest du da überhaupt Lust zu, das ist ja die Frage,
Nicola: so ein Studium an sich einfach nochmal zu sagen, ich suche mir jetzt was raus,
Nicola: was mich wirklich interessiert,
Nicola: was jetzt gar nichts mit beruflichen Chancen zu tun hat, weil das ist ja durch
Nicola: oder so, da hast du ja deinen Weg gefunden.
Nicola: Und Studieren um des Studierenwillens? Gäbe es da irgendwas?
Jan: Ich denke so ein bisschen, eigentlich mache ich das die ganze Zeit.
Jan: So in meinem eigenen privaten Ding und,
Jan: Aber andererseits ist es natürlich so, das ist glaube ich schon ganz sinnvoll,
Jan: wenn einen da jemand so ein bisschen bei der Hand nimmt und man das dann eben
Jan: nicht nur alles so den eigenen Neigungen nachmacht, sondern vielleicht sich
Jan: auch mal durch was durchgeht,
Jan: wo man einfach durchgehen muss.
Jan: Aber bei mir ist es so, dass ich eigentlich denke, nee, brauche ich nicht unbedingt mal sehen.
Jan: Wenn die Kinder älter sind, vielleicht ändert sich das dann nochmal.
Jan: Aber auch deshalb fand ich jetzt diese Anfrage so interessant,
Jan: weil sie ist ja hier, so ganz habe ich es noch nicht gescheckt.
Jan: Du wirst mir das erklären, was ja
Jan: hier an dieser Einrichtung so ganz niedrigschwellige Angebote auch gibt.
Nicola: Ja, genau. Das ist eine gute Überleitung, mal zu unseren Lernangeboten zu kommen.
Nicola: Wie das hier im Podcast so üblich ist, hast auch du dir vorher aus dem großen
Nicola: Angebot der Hamburg Open Online University Dreie ausgesucht.
Nicola: Und unsere Idee ist ja auch, dass wir sagen, durch die Auswahl verraten unsere
Nicola: Gäste und Gästinnen dann auch etwas über sich selber, was sie vielleicht gerne
Nicola: nochmal lernen möchten, sagt ja auch was über dich als Menschen aus.
Nicola: Und das Angebot der HU ist eben, aus fast allen Hamburger Hochschulen gibt es
Nicola: Inhalte, wo sich diejenigen Professorinnen oder auch Projekte zusammengeschlossen
Nicola: haben und dann gesagt haben, wie können wir das als digitales,
Nicola: frei verfügbares Angebot so zusammenstellen,
Nicola: dass sich das auch jemand angucken kann, der sich für das Thema einfach interessiert
Nicola: und der dann oder die dann im eigenen Tempo etwas lernen kann.
Nicola: Und das ist entsprechend sehr breit gefächert, also sowohl vom Themenspektrum
Nicola: her, es gibt Gesundheit, Kultur, sehr viel auch Digitales, als auch vom Anspruch her.
Nicola: Also es gibt auch Angebote für Kinder, ganz wenig, aber zum Beispiel Kinder und Medien.
Nicola: Und es gibt Angebote, die sich tatsächlich auch schon an Studierende richten.
Nicola: Grundsätzlich ist aber die Ausrichtung und die Idee dieser ganzen Who ist,
Nicola: dass es für die Bürgerinnen und Bürger von Hamburg und auch natürlich bundesweit,
Nicola: weil das ist ja online alles verfügbar.
Jan: Das wäre meine Frage gewesen. Ich kann das auch, wo ich ja in Berlin lebe, von Berlin aus.
Nicola: Genau, das steht eben online und es ist eben wirklich dieser Gedanke,
Nicola: dass es überhaupt nicht eingeschränkt ist. Also man kann sich einloggen,
Nicola: wenn man sich da bestimmt sein Lern-Sammelsurium zusammenstellen möchte, aber man muss es nicht.
Nicola: Man muss also noch nicht mal Daten hinterlassen, außer die, die man vielleicht
Nicola: beim Surfen hinterlässt, aber man muss sich nicht einloggen oder es gibt keinen
Nicola: Abschluss, sondern es ist wirklich frei verfügbar zum Selbststudium, zum Inspirieren,
Nicola: um mal reinzugucken und die Idee ist tatsächlich auch das, was in der Hochschule passiert ist.
Nicola: Was ja sonst immer inzwischen viel mehr sich öffnet, eben auch der Gesellschaft hin,
Nicola: raus aus diesem abgeschlossenen Elfenbeinturm, wie man es ja auch gerne nennt,
Nicola: so aufzubereiten, dass es auch für Menschen, die eben nicht studiert haben,
Nicola: interessant sein kann und die davon profitieren können.
Nicola: Und das hat eine, wie ich finde, chaotische Vielfalt die wirklich,
Nicola: also man kann dann nicht sagen, jetzt möchte ich Spanisch lernen und dann gehe
Nicola: ich zur Hu und dann lerne ich das, dafür gibt es ja auch andere Angebote,
Nicola: sondern man kommt tatsächlich auch auf Themen, auf die man sonst gar nicht gekommen wäre.
Jan: Ja, da habe ich dir recht, ich habe mich da durchgeguckt und mit drei Sachen,
Jan: die ich alle drei wirklich sehr interessant finde, rausgesucht und da wäre aber
Jan: auch noch viel mehr möglich gewesen und das Das ist sehr interessant,
Jan: aber ich habe mich da noch gar nicht so weit rein vertieft.
Jan: Also es ist nicht so, dass es mit irgendeiner Art von Prüfung verbunden ist.
Nicola: Nein, das ist das Schöne. Die Hochschule ohne Prüfung, ohne Zertifikate und
Nicola: das führt vielleicht sogar direkt zu unserem ersten Thema, was dort angeboten
Nicola: wird, was du dir ausgesucht hast.
Nicola: Das ist nämlich ein Angebot, was genau das zum Thema hat.
Nicola: Also es geht nicht darum, einen Abschluss zu haben. Wer sagt,
Nicola: ich möchte jetzt auch nochmal einen universitären Abschluss haben,
Nicola: der ist bei der HU komplett falsch.
Jan: Ich brauche den ja nicht.
Nicola: Genau. Solche Menschen, die sagen, ich habe einfach Lust drauf oder ich möchte
Nicola: mich mal mit Themen beschäftigen, mit denen, die mir in meinem Leben sonst vielleicht
Nicola: nicht so begegnen oder aber Themen,
Nicola: die mir in meinem Leben begegnen und wo ich vielleicht nochmal einen anderen Zugang suchen möchte.
Nicola: Also was sich da an Menschen und es ist eben, das macht ja auch die HWU hier
Nicola: sehr viel, dass es dann auch in Formen aufbereitet ist, dass man es wirklich
Nicola: auch gut sich aneignen kann. Also es gibt viele Videos oder Tests oder Quizzes. Also es ist nicht...
Nicola: Sodass, was man jetzt aus dem Studium kennt, elendig lange Lektüren,
Nicola: Texte, die kompliziert sind, sondern es ist so aufbereitet, dass man sich das
Nicola: eben auch angucken kann.
Nicola: Genau, und da das wirklich in dem Sinne nur dem Zweck des reinen Studiums erfolgt,
Nicola: hat es auch in dem Sinne keine Folgen.
Nicola: Und damit kommen wir zum ersten Lernangebot, was du dir ausgewählt hast.
Nicola: Und das stellen wir wie immer erstmal einmal kurz vor.
Christian: Schule der Folgenlosigkeit Wie sieht ein Leben aus, das möglichst wenige Folgen
Christian: für unseren Planeten hat? Für die Tiere, die Pflanzen, die Menschen?
Christian: Was wäre, wenn wir uns davon verabschiedeten, immer etwas bewirken zu wollen
Christian: und erfolgreich zu sein?
Christian: Die Schule der Folgenlosigkeit lädt mit einer App ein, spielerisch in das Konzept
Christian: der Folgenlosigkeit einzutauchen.
Christian: Wer das Programm mitmacht, wird mit der Frage konfrontiert, für wie wirksam
Christian: halten sie sich? Die Schule der Folgenlosigkeit ist eine Art Anleitung,
Christian: die eigene Wichtigkeit in Frage zu stellen und Selbstüberschätzung zu erkennen.
Christian: Das Programm, das man in der App in verschiedenen Stationen mit Selbsttests
Christian: durchlaufen kann, motiviert auch zur Erfahrung im öffentlichen Raum.
Christian: Videos unter anderem mit Hartmut Rosa und Benedikt Savoy geben weitere Denkanstöße.
Christian: Das Lernangebot Schule der Folgenlosigkeit ist an der Hochschule für Bildende
Christian: Künste Hamburg unter Leitung von Professor Friedrich Boryers entstanden.
Nicola: Ja, Jan, das finde ich sehr schön, dass du dir das ausgesucht hast.
Nicola: Ich habe nämlich tatsächlich vor längerer Zeit von einem Interview mit Friedrich
Nicola: von Bauriers über sein Projekt gemacht und habe das dann deshalb auch ausprobiert.
Nicola: Ich habe zu jedem Lernangebot, was du dir ausgesucht hast, einen Tokotonic-Text
Nicola: gefunden oder ein Zitat.
Jan: Das ist ja sehr schön.
Nicola: Das zeigt ja, dass euer Werk inzwischen so groß ist, hat auch glaube ich mal
Nicola: jemand gesagt, in jeder Lebenssituation, man kann Ostereier suchen,
Nicola: hieß es jetzt in der Kritik über euer neues Album.
Nicola: Genau das habe ich gemacht, ich habe Ostereier gesucht.
Nicola: Und zu dem Lernangebot Schule der Folgenlosigkeit habe ich gefunden,
Nicola: ja, ich habe heute nichts gemacht, ja, meine Arbeit ist vollbracht, ich atme nur.
Jan: Oh ja, aus dem Lied Luft, ne?
Nicola: Genau, von dem Album Kapitulation. Aber jetzt, Jan, wenn man sieht,
Nicola: was du alles so machst, jede Woche einen Podcast rausbringen,
Nicola: eine Band, eine Familie.
Nicola: Ich stelle mir jetzt vor, wie du abends da sitzt und sagst, ja,
Nicola: ich habe heute nichts gemacht, ja, ich habe nichts vollbracht,
Nicola: ich atme nur. Kommt das in deinem Leben überhaupt vor?
Jan: Nee, es kommt wenig vor und genau deshalb hat mich das so wahnsinnig interessiert,
Jan: weil das natürlich auch so was ganz Utopisches hat, finde ich,
Jan: weil wir ticken ja immer so.
Jan: Gerade wir Künstlerinnen und Künstler, dass hier ist das Werk,
Jan: das wir schaffen und das ist die Sache und ganz schön die Verbindung mit Kindern
Jan: und Familie, was du jetzt noch gebracht hast auf der privaten Seite.
Jan: Da ist das natürlich auch so, man setzt einen Menschen in die Welt,
Jan: das ist ja nun wirklich eine Folge mit viel Verantwortung und so und deshalb
Jan: hat mich das wahnsinnig angesprochen,
Jan: dieses Schule der Folgenlosigkeit, weil das aus der eigenen täglichen Routine,
Jan: aus dem Denken so rausgeht und weil ich finde das hat ja manchmal,
Jan: ich freue mich total, du hattest mich ja zu Beginn gefragt, wie kommt das Album
Jan: an und wenn die Leute dann sagen, das ist ja sowas Schönes.
Jan: Und wenn man auf der Bühne steht und einem applaudiert wird,
Jan: das ist natürlich auch ganz toll.
Jan: Aber natürlich hat das auch so ein bisschen was Aufdringliches,
Jan: so Werke in die Welt zu setzen.
Jan: Und ich glaube, diesen Kurs, kann man sagen, oder dieses Angebot,
Jan: das werde ich mir auf jeden Fall wirklich mal anschauen und zu Gemüte führen.
Jan: Ich glaube, das ist deshalb schon total super, weil es einen aus der eigenen
Jan: Routine so rausbringt und dann
Jan: vielleicht auch was Nachhaltiges bewirken kann, so stelle ich mir vor,
Jan: dass man dann, wenn man wieder in der Routine drin ist, dann denkt,
Jan: ah ja, es gibt ja auch noch den Gedanken,
Jan: Dass das alles gar nicht sein muss.
Nicola: Ja, ich glaube auch, es ist so dieses Innehalten und was wirklich sehr schön
Nicola: ist an der App, über die man das eben gut nachvollziehen kann.
Nicola: Friedrich von Borges hatte auch Texte und auch noch weitere Projekte mit diesem
Nicola: Konzept der Folgenlosigkeit gemacht, aber die App ist so schön,
Nicola: weil sie auch so humorvoll ist.
Nicola: Also das wird auch immer wieder mit einem ironischen Unterton so präsentiert und auch sehr lustig.
Nicola: Also diese Aktionen im öffentlichen Raum.
Jan: Das klang sehr gut, ja.
Nicola: Eier laufen im öffentlichen Raum, habe ich damit auch ausprobiert.
Nicola: Ich glaube, es ist tatsächlich dieser Gegensatz zu dem, was du auch sagst.
Nicola: Es wird ja eigentlich immer von uns erwartet, dass wir folgenhaft sind und gerade
Nicola: jetzt von dir als Künstler, als Musiker, natürlich soll das Album Folgen haben,
Nicola: weil sonst würdet ihr es ja auch nicht veröffentlichen und dann einfach zu sagen,
Nicola: ich erlaube mir jetzt folgenlos zu sein. Das ist der eine Aspekt.
Nicola: Der andere Aspekt ist aber auch diese Hybris vielleicht vom Menschen immer zu
Nicola: sagen, wir müssen hier etwas produzieren, etwas machen, etwas verändern,
Nicola: sich damit in den Mittelpunkt zu stellen und vielleicht auch mal auszuhalten,
Nicola: dass wir gar nicht so wichtig sind.
Jan: Ja, das ist das grundsätzliche Ding dabei.
Jan: Ich habe letztens, siehst du den Namen, habe ich vergessen, ein Feature gehört
Jan: über einen Schriftsteller, der so in den Zeiten der Kaiserreichs-Weimarer Republik
Jan: wahnsinnig erfolgreich war, eigentlich genauso erfolgreich wie seinerzeit Thomas Mann und so.
Jan: Und man kennt den Namen nicht mehr und klar, jetzt kennt man noch Namen wie
Jan: Thomas Mann und Heinrich Mann, aber wer weiß wie lange noch,
Jan: das ist ja auch alles es gibt ja diese Halbwertszeiten diese Folgen sind ja
Jan: auch nur so, dass man wirklich was bewegt hat,
Jan: ist ja auch eigentlich nur eine Illusion,
Jan: dauerhaft, wenn man das Ganze betrachtet und das finde ich so einen spannenden Gedanken,
Jan: den man mal zulassen sollte, vielleicht ist das alles gar nicht so wichtig.
Nicola: Das ist das eine und das andere ist ja auch, dass es eben auch gar nicht so
Nicola: gut ist, dass wir so viele Folgen haben.
Nicola: Also das kommt eben ja auch aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs, dass wir als Menschen
Nicola: eben Folgen für unsere Natur und Umwelt produzieren, wo es eben sehr gut und
Nicola: wichtig wäre, das auch nochmal in Frage zu stellen.
Nicola: Aber zu dem Thema auch jetzt gerade ihr als Musiker, ihr habt euch ja auch,
Nicola: so wie ich das verstanden habe, als Band immer dagegen verwehrt,
Nicola: also jetzt zum Beispiel eine politische Band zu sein und zu sagen,
Nicola: wir müssen jetzt Lieder singen und dadurch bestimmte Veränderungen erzeugen, oder?
Jan: Ich glaube, wir betrachten uns schon alle als politische Menschen. Ich glaube,
Jan: Also nicht als unpolitisch, aber wir sind keine aktivistische Band.
Jan: Ich glaube, so Aktivismus ist so, ich finde das so interessant,
Jan: dass sich Leute jetzt immer so als Aktivisten bezeichnen. Ich weiß auch,
Jan: wo dieser Impuls herkommt.
Jan: Gerade in den heutigen Tagen, man empfindet Sachen als ungerecht und will dagegen was tun.
Jan: Aber das ist ein Gedanke, der sehr, ich weiß nicht, wie viel der in der Kunst
Jan: zu suchen hat. Weil das ist halt, das kann der Kunst auch die Luft abwürgen,
Jan: dieser ganze Aktivismus.
Jan: Und natürlich unsere Kunst ist wahrscheinlich auch nicht frei davon.
Jan: Das hat schon Grund, wenn wir dann ein Stück rausbringen, gerade in diesen Tagen,
Jan: wie denn sie wissen, was sie tun.
Jan: Aber im Grunde geht es bei der Kunst oder darf es bei der Kunst auch um was
Jan: anderes gehen als um Aktivismus.
Nicola: Ja, es würde ihr ja auch die Offenheit nehmen. Das ist ja eigentlich das Schöne,
Nicola: dass so ein Lied, ein Buch, ein Kunstwerk in die Welt kommt und eigentlich dann
Nicola: ja, das ist, finde ich, immer mein Verständnis davon, dann erst entsteht,
Nicola: wenn es sich jemand anguckt.
Nicola: Und wenn derjenige, der es gemacht hat, schon ganz klar die Richtung vorgibt,
Nicola: ist das auch eine Möglichkeit.
Nicola: Aber das ist dann eben tatsächlich Aktivismus und ist dann für mich nicht mehr in dem Sinne Kunst.
Jan: Ja, sehr starr, nicht sehr einladend. Das finde ich sehr schön,
Jan: dass du sagst, dass derjenige, die Person, die das betrachtet oder sich damit
Jan: auseinandersetzt, da auch eine Rolle spielt. So ging mir das auch immer.
Jan: Weiß ich noch, das war ganz toll bei meinen Eltern.
Jan: Wir sind, als ich wirklich ein kleines Kind war und mein Bruder,
Jan: wir waren viel in Kunstausstellungen.
Jan: Also ich weiß gar nicht, ob es so viel war, aber ich erinnere mich da ganz nachhaltig dran.
Jan: Hier in der Kunsthalle in Hamburg.
Jan: Vor allen Dingen die moderne Kunst, so abstrakte Sachen, was das eben damals war.
Jan: Beuys und auch so ältere Sachen, so Kupismus, Suprematismus.
Jan: Konnte ich damals natürlich alles gar nicht benennen, aber ich habe diese Bilder
Jan: wahnsinnig fasziniert und ich war ein kleines Kind,
Jan: ich kannte ja diese Hintergründe nicht, aber trotzdem kann Kunst dann wirken
Jan: und das finde ich so schön und ich finde man sollte die Kunst achten,
Jan: aber mit einer gewissen Ehrfurchtlosigkeit ihr auch zu begegnen ist manchmal auch hilfreich.
Nicola: Genau und das ist glaube ich auch, ich meine Friedrich von Borja,
Nicola: es kommt ja auch immer aus der Kunstszene.
Nicola: Ich glaube, dass es schon auch ein Gedanke dabei ist.
Nicola: Und als ich mit ihm gesprochen habe, fand ich auch sehr schön,
Nicola: dass ich ihm so ein bisschen von meinen Erfahrungen während der Ebbe erzählt
Nicola: habe und gesagt habe, so und so habe ich das verstanden.
Nicola: Und dann ist ja immer, dann ist das richtig. Also es ist ja auch wahrscheinlich
Nicola: bei euch ganz oft eine Frage, ich habe das Lied so und so verstanden,
Nicola: habt ihr das gemeint? Und wo man dann sagt, ja, aber das ist doch gar nicht die Frage.
Nicola: Also es ist nicht die Frage, wie wir das gemeint haben, sondern es ist ja viel
Nicola: interessanter, wie es bei dir angekommen ist.
Jan: Ja, man würde sehr oft,
Jan: Ich kann das auch verstehen, diesen Impuls. Ich neige auch dazu,
Jan: wenn ich andere Musikerinnen oder Musiker in meinem Podcast interviewe,
Jan: man wird oft danach gefragt, wie ist denn das gemeint?
Jan: Und das ist aber eigentlich die vollkommen falsche Frage.
Nicola: Ja, aber klar, man möchte das gerne. Wir wollen das ja irgendwie immer gerne verstehen.
Jan: Aber es kann ja nur schlecht sein, wenn eine Künstlerin, ein Künstler,
Jan: Autor aufgefordert wird, sein eigenes Werk zu interpretieren.
Jan: Das kann nicht zu guten Ergebnissen führen.
Nicola: Wahrscheinlich nicht, genau. Ja, gut, also auf jeden Fall ein spannendes Lernangebot,
Nicola: was eben auch Spaß macht, weil es in dieser App so zur Verfügung steht.
Nicola: Genau, es gab auch im Rahmen dieser Veröffentlichung noch, war auch geplant
Nicola: eine Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe.
Nicola: Das war aber leider, ist der Corona-Zeit zum Opfer gefallen.
Nicola: Ich glaube aber, so ist die App auch entstanden und deshalb ist es jetzt gut, weil es die noch gibt.
Nicola: Die Ausstellung wäre ja jetzt schon vorbei gewesen. Und im Rahmen dieser geplanten
Nicola: Ausstellung wurde auch ein Stipendium für das Nichtstun vergeben.
Nicola: Oh, wer hat denn das bekommen?
Jan: Die glückliche Person.
Nicola: Mehrere sogar, ich weiß gar nicht, drei Leute glaube ich, 1600 Euro.
Nicola: Und die Bewerbung sah dann so aus, dass sie beschreiben mussten,
Nicola: was an folgenlosen Dingen sie tun würden.
Nicola: Und dann hat das eine Jury ausgefegt.
Jan: Voll schön, ja und auch eine Sache, die ich an Hamburg vermisse,
Jan: ich liebe das Museum für Kunst und Gewerbe.
Jan: Ich hatte mal eine Zeit lang in den 90ern in St.
Jan: Georg Süd gewohnt, an der Repsolstraße und da hatte ich so eine Dauerkarte fürs
Jan: Museum für Kunst und Gewerbe.
Jan: Ganz toll.
Nicola: Was würdest du machen, wenn ich dich jetzt auffordern würde,
Nicola: sozusagen bewirb dich mal und dann wirst du ausgewählt und hättest jetzt zwar auch die Aufgabe.
Jan: Oh, das ist zu tun. Echt schwer, weil ich glaube, ich würde mich nicht bewerben.
Jan: Ich müsste warten, bis meine Kinder
Jan: älter sind, weil ich möchte deren Ansprüchen ja auch gerecht werden.
Nicola: Ja, und dann ist das schon wieder vorbei mit dem Nichtstun.
Jan: Ja, leider ja.
Nicola: Leider, aber ist das ja auch schön, finde ich. Ja, kommen wir doch ganz direkt
Nicola: zum nächsten Lernangebot und das stellen wir auch nochmal vor.
Christian: Das Rätsel der Unendlichkeit. Was ist eigentlich die Unendlichkeit?
Christian: Diese Frage bewegt viele von uns schon seit der Kindheit und sie übersteigt
Christian: das Vorstellungsvermögen auch von Erwachsenen.
Christian: Das Lernangebot Das Rätsel der Unendlichkeit vermittelt einen Zugang zu der
Christian: großen Frage über die Mathematik.
Christian: Es geht darum, was die Mathematik gemeinhin unter unendlich versteht und welche
Christian: Regeln sie dafür aufgestellt hat.
Christian: Im Mittelpunkt steht nicht nur die Frage, was die Unendlichkeit eigentlich bedeutet,
Christian: sondern auch, wie man Unendlichkeiten miteinander vergleicht und zu überraschenden Ergebnissen kommt.
Christian: Dabei bietet die Mathematik aber weder eine end- noch allgemeingültige Lösung
Christian: und behauptet das auch nicht. Vielmehr wird deutlich, dass auch die Mathematik
Christian: diese große, komplexe Frage nur dann beantworten kann, wenn sie mit viel Kreativität
Christian: und Lust am Denken eigene Regeln aufstellt.
Christian: Das Lernangebot, das Rätsel der Unendlichkeit, lässt uns also auch ein wenig
Christian: besser verstehen, wie Mathematik funktioniert.
Christian: Es ist unter der Autorenschaft von Christian Seifert und Dennis Schmeckpeper
Christian: an der TU Hamburg entstanden.
Nicola: Ja, natürlich gibt es auch hier nicht nur einen Song, sondern gleich ein ganzes Album.
Jan: Das bot sich an für mich.
Nicola: Aber ich habe mir tatsächlich trotzdem einen anderen Titel ausgesucht.
Nicola: Ja, und zwar Abschaffen, wie wir leben wollen.
Nicola: Ich habe jetzt auch wirklich nochmal viel gehört und ich finde,
Nicola: es ist, ich lege mich fest, es ist mit das beste Album von euch, finde ich.
Jan: Wie wir leben wollen. Ah, sehr interessant.
Nicola: Also ich habe das nochmal gehört und dachte, es ist so rund und es sind so tolle
Nicola: Songs darauf und ich habe es damals gerne gehört und jetzt nochmal neu.
Nicola: Aber ich zitiere es nochmal.
Nicola: Darum lasst uns keine Angst mehr haben vor der Unendlichkeit.
Nicola: Das müde Königreich ist weit, denn die Revolution wird am Ende den Tod abschaffen,
Nicola: abschaffen, abschaffen.
Nicola: Ja, vielleicht sagst du nochmal, was dich an dem Angebot interessiert hat.
Jan: Ja, erstmal war es natürlich ein bisschen eine Steilvorlage für mich mit der
Jan: Unendlichkeit und unserem Album, die Unendlichkeit aus dem Jahr 2018.
Jan: Ganz schön, dass du jetzt eine andere Zeile gefunden hast aus unserem Werk,
Jan: wo das auch drin vorkommt, die Vokabel, die Unendlichkeit.
Jan: Und da gibt es zwei Gründe, neben der Verbindung zu meiner Band.
Jan: Erstmal hat mich das wirklich von Kindheit an irgendwie krass fasziniert,
Jan: so diese Frage, wie weit in das Weltall,
Jan: was ist das meiste und so und was kommt dann und wie weit geht das und jetzt ganz konkret ist es so,
Jan: dass in meiner Familie alle, Also meine Kinder und meine Frau sind alles so
Jan: Mathe-Fans und ich bin da so ein bisschen, steht da so ein bisschen außen vor.
Jan: Ich war also in der Grundschule und da war ich eigentlich ganz gut im Rechnen
Jan: und auch Mathematik. Ich habe irgendwann den Anschluss verloren.
Jan: Hat auch, ist auch echt so eine Glückssache, was hat man für einen Lehrer.
Jan: Ich würde einfach mal sagen, ich nenne keinen Namen, aber ich hatte einen Lehrer,
Jan: der war jetzt pädagogisch, Mathelehrer, der war pädagogisch nicht so,
Jan: ne didaktisch sagt man glaube ich, didaktisch nicht so toll.
Jan: Und ich war dann in so einer Lebensphase 12, 13, 14, wo es mit der Pubertät so langsam losging.
Jan: Ich habe auf jeden Fall einfach den Anschluss verpasst, als es in Mathe mit
Jan: den Buchstaben losging.
Jan: A Quadrat plus B Quadrat. Da war ich schon raus und ich dachte,
Jan: das wäre eine tolle Sache, um anhand dieser interessanten Frage der Unendlichkeit
Jan: da mal wieder einsteigen zu können.
Nicola: Ja, ist es auch. Also ich glaube, das ist toll. Ich fand das so schön,
Nicola: als da dran stand, das ist so die Kindheitsfrage, weil ich mich,
Nicola: man erinnert sich ja gar nicht an so viel, also ich nicht mehr aus der Grundschulzeit,
Nicola: aber ich habe diese Szene noch vor Augen, als wir im Religionsunterricht über
Nicola: die Unendlichkeit gesprochen haben, Gott ist unendlich oder sowas,
Nicola: hat dann die Lehrerin gesagt.
Nicola: Und dann habe ich gefragt, aber das geht doch gar nicht.
Nicola: Alles hat einen Anfang und ein Ende, Frau Pähler. Und dann sagte Frau Pähler,
Nicola: nein Nicola, das ist nicht so.
Nicola: Du musst dir das vorstellen wie einen roten Faden ohne Anfang und ohne Ende.
Nicola: Und das ist natürlich total, wie ich finde, ein ganz schlechtes Bild,
Nicola: weil ich habe gesagt, aber das geht ja nicht. Jeder Faden hat doch einen Anfang und ein Ende.
Nicola: Und ich finde, das ist so dieses menschliche Vorstellungsvermögen zu übersteigen.
Nicola: Und dann habe ich mir das Lernangebot jetzt auch nochmal angeguckt und die Mathematiker
Nicola: gehen da ja irgendwie anders ran. Und dann fand ich es wirklich verständlicher,
Nicola: weil sie gesagt haben, man kann immer noch sagen, plus eins,
Nicola: plus eins oder plus drei.
Nicola: Kann man ja immer noch sagen, eine Menge kann immer wieder erwachsen,
Nicola: wenn man nochmal eins dranhängt und das gar nicht mit so einem konkreten Raum
Nicola: oder sowas so zu verbinden.
Nicola: Und wir legen jetzt einfach mal fest, wir machen das so lange und hören nie
Nicola: wieder damit auf. Und das ist dann die Unendlichkeit.
Nicola: Und da habe ich mir gedacht, ja, das ist Mathematik und Philosophie liegen vielleicht
Nicola: gar nicht so weit auseinander.
Jan: Auf jeden Fall, das denke ich auch. Ich habe Angst bei diesem Angebot,
Jan: dass es mich intellektuell überfordert, aber auch da habe ich total Lust,
Jan: das wirklich auszuprobieren.
Nicola: Nee, das ist in der Tat, vielleicht bist du sogar ein bisschen enttäuscht.
Nicola: Also ich war es fast, weil es eigentlich nur zwei Videos sind.
Nicola: Das ist ganz, ganz einfach.
Nicola: Und in dieser Einfachheit regt es an und dann sind da noch ein paar Verweise.
Nicola: Da gibt es eben so Regeln und auch so Geschichten, mit denen das dann weitererzählt wird.
Nicola: Und man kann sich dann da so ein bisschen reinfinden. Also ich finde,
Nicola: es ist toll gemacht und es ist wirklich so...
Nicola: Dass man die Mathematik versteht, also dass das dann auch nochmal erklärt wird.
Nicola: Also wir definieren das jetzt einfach mal. Das ist ein großes,
Nicola: großes Regelwerk und das ist ja auch vielleicht das Faszinierende an der Mathematik.
Nicola: Man hat immer eine Regel, auf die man zurückgreifen kann. Das ist das Schöne.
Jan: Ganz verlässlich, gerade in der heutigen Zeit, wo so viele Menschen da sind,
Jan: die sich an Regeln nicht gebunden fühlen.
Jan: Da können sie ihr Unwesen nicht treiben.
Nicola: Das stimmt, genau. Da kommt dann jemand und sagt, sie haben aber die Regel Nummer
Nicola: 17 aus unserem Katalog vergessen.
Nicola: Was ja vielleicht auch noch ein Thema der Unendlichkeit ist,
Nicola: ist ja auch das Thema Tod, weil das ist ja sozusagen unsere Endlichkeit.
Jan: Auch in dem von dir zitierten Text ist das natürlich das Thema.
Nicola: Genau. Und das, finde ich,
Nicola: ist auch eine Frage, die uns ja gerade viel beschäftigt, weil es ja Menschen
Nicola: gibt, die irgendwie immer länger leben wollen und sogar auch welche,
Nicola: die sagen, wir könnten auch ewig leben. Ist das für dich eine Vorstellung?
Jan: Ewig leben? Nee, das ist eine Horrorvorstellung, eine Dystopie.
Jan: Aber tausend Jahre würde ich gerne alt werden.
Nicola: Du hast auch mal sowas gesagt, der Tod ist, ich bin nicht einverstanden mit dem Tod.
Jan: Nee, bin ich.
Nicola: Bist du auch nicht.
Jan: Ich finde, es gibt ja so verschiedene, ich finde sogar zwei grundsätzlich verschiedene Empfindungen,
Jan: Teile in meinem Freundeskreis, die sagen, da langweilig ich mich schon wieder
Jan: und so und also manchen ist die Zeit zu lang und anderen ist die Zeit zu kurz.
Jan: Mir ist die Zeit zu kurz und das finde ich jetzt gar nicht irgendwie toll von
Jan: mir, es ist einfach nur mein Empfinden und ich hätte gern ein bisschen mehr
Jan: Zeit und in meinem Alltag, jetzt bin ich mit 53,
Jan: ist man natürlich auch schon einige Male mit dem Tod konfrontiert worden und
Jan: für mich ein ganz einschneidendes Erlebnis, weil sehr frühe Tod,
Jan: Krebstod meines Bruders und also das ist wahrscheinlich der Ursprung dieser Aussage.
Jan: Natürlich bin ich nicht einverstanden damit, wenn ein Mensch mit 23 Jahren sterben muss.
Jan: Ja, ich hätte gerne ein bisschen mehr Zeit noch.
Jan: Ich denke mir so, es ist ja auch so, dass das Fiese ist ja auch,
Jan: dass das Zeitempfinden ändert sich ja mit dem Alter.
Jan: Das ist auch so eine Banalität, aber es ist ja wirklich so, man erlebt das ja
Jan: schon, dass die Tage schneller vergehen als damals, als man ein Kind war,
Jan: wo es diese unendlich langen Sommertage gab,
Jan: wenn man da irgendwie Spielplatz war oder im Stadtpark. In meinem Fall.
Jan: Und das ist ja ganz gemein, dass das je mehr Zeit vergangen ist,
Jan: desto kürzer wird die Verbleibende.
Nicola: Ja, es ist gut, dass du das nochmal in den Kontext setzt, weil man natürlich,
Nicola: also da stimme ich dir total zu, ein ganz anderes Verhältnis zum Tod oder eine
Nicola: ganz andere Wahrnehmung des Todes hat, wenn man das Gefühl hat,
Nicola: da ist jemand zu früh aus dem Leben gerissen worden.
Nicola: Und man wollte selber auch vielleicht noch Dinge mit diesen Menschen erleben.
Nicola: Und trotzdem ist es auch bei älteren Eltern, das ist ja das Thema,
Nicola: was wir alle jetzt irgendwann auch haben.
Nicola: Also so damit nicht einverstanden zu sein, ist schon total nachvollziehbar,
Nicola: weil es immer ein brachiales Erlebnis ist.
Nicola: Aber ich fand es ganz schön, ich habe neulich gehört, wenn wir dieses Ende nicht
Nicola: hätten, wir würden ja überhaupt nichts mehr machen, weil uns ja gar nichts mehr antreibt.
Nicola: Ja natürlich, es ist ja auch.
Jan: Nein also wirklich dieser Trend von diesen meist ja auch superreichen Menschen,
Jan: die ihr Leben so ausdehnen wollen, das finde ich ganz grausam.
Jan: Das ist diese Hybris von diesen ganzen Masktypen, man sieht ja wo das hinführt,
Jan: Faschismus führt das und bitte nicht für mich.
Nicola: Wir haben auch wie jeder Podcast eine kleine Rubrik. Ah ja, sehr gut.
Nicola: Und du darfst darauf antworten, gerne sehr spontan, aber du darfst auch nachfragen
Nicola: oder nochmal sinnieren.
Nicola: Sie heißt Lernen oder Lernen.
Jan: Wie heißt sie?
Nicola: Lernen oder Lernen.
Jan: Also zweimal das gleiche Wort, okay.
Nicola: Aber es ist jeweils, du wirst es hören. Also ich glaube, es ist ganz einfach
Nicola: und du hast auch einen Joker, wie sich das gehört.
Dritte Stimme: Oder Lernen?
Nicola: Lernen durch Lesen oder Lernen durch Zuhören?
Jan: Das ist ja schon eine sehr schwere Frage. Mein Impuls wäre beides.
Nicola: Zu sagen. Ja, aber du sollst dich entscheiden. Ich muss mich entscheiden.
Jan: Dann entscheide ich mich fürs Zuhören, weil ich, das ist irgendwie so das Tolle,
Jan: wenn man in einer Band spielt, man hat so viel mit Menschen zu tun und ich höre gern zu tatsächlich.
Jan: Ich glaube, auch deshalb mache ich meinen Reflektor-Podcast,
Jan: weil ich wirklich Leuten gern auch zuhöre.
Jan: Und ich finde, allgemein wird zu viel gesendet heutzutage und zu wenig Empfang.
Nicola: Ja, und es ist ja auch tatsächlich beim Zuhören, es war mal die Rede davon,
Nicola: dass es verschiedene Typen gibt, manche besser lesen können oder manche besser zuhören können.
Nicola: Aber dieses Hören, also du hast ja auch gesagt, du hast gerne Podcasts gehört,
Nicola: deshalb habe ich es vermutet.
Nicola: Lernen neu anzufangen oder lernen aufzuhören?
Jan: Lernen neu anzufangen oder lernen aufzuhören?
Jan: Ich finde aufhören gar nicht so gut, also lernen neu anzufangen auf jeden Fall.
Nicola: Schön. Lieber Fußball spielen lernen oder die Gartenbaukunst lernen?
Jan: Meine Kinder interessieren sich total für Fußball. Ich habe mich nie für Fußball
Jan: interessiert. 0,0 Prozent.
Jan: Das war sogar ein Horror für mich, wenn im Sportunterricht dann Fußball gespielt
Jan: werden musste und die anderen Jungs alle so total heiß da drauf.
Jan: Und ich hatte immer so Angst vor diesem Ballkontakt und an die anderen so ranzugehen.
Jan: Und jetzt musste ich es aber lernen, Fußball zu spielen, wegen meiner Kinder.
Jan: Deshalb entscheide ich mich dafür.
Nicola: Ach, das hätte ich nicht gedacht. Tatsächlich, weil du hast,
Nicola: glaube ich, auch über die Abneigung dem Fußballspiel gegenüber,
Nicola: beziehungsweise vielleicht auch eher bestimmten Begleiterscheinungen,
Nicola: die damit verbunden sind.
Jan: Aber es ist ja auch so toll, dass man durch solche Sachen wie Kinder,
Jan: dass das alles nicht mehr so eine Bedeutung hat, diese ganzen Gesten,
Jan: die man irgendwann mal für sich besetzt und entschieden hat und dass man dann
Jan: Sachen nochmal neu überdenkt.
Jan: Und es macht auch Spaß, Fußball zu spielen, muss ich jetzt sagen.
Jan: Und gegen meine Kinder kann ich noch antreten.
Nicola: Noch, genau, die sind ja noch jung. Autodidaktisch lernen oder lernen durch Ausbildung?
Jan: Weil ich alles autodidaktisch im Leben gemacht habe, sage ich auf jeden Fall
Jan: lernen durch Ausbildung.
Nicola: Sehr schön. Machen und dabei lernen oder erst lernen und dann machen?
Jan: Und da gehe ich nun wiederum auf meine eigene Erfahrung zurück.
Jan: Lernen und dabei machen finde ich schon ganz gut. Und es ist mir irgendwie auch näher.
Jan: Das andere ist mir zu abstrakt dann.
Nicola: Lernen aus Fehlern oder Lernen aus dem Erfolg?
Jan: Aus Fehlern lernen, finde ich total gut. Und auch Fehler einzugestehen.
Jan: Das ist auch sowas, was sehr verloren geht, finde ich, wieder verloren geht,
Jan: was glaube ich früher im Zeitalter dieser ganzen schwarzen Pädagogik No-Go war
Jan: und was dann irgendwann ein bisschen weicher würde und was jetzt wieder verloren geht.
Nicola: Lernen an der Elbe oder Lernen an der Spree?
Jan: An der Elbe, sagt mein Hamburger Herz.
Nicola: Das wollten wir hören. Danke. Essen bei der Podcastaufnahme oder lieber nachher?
Jan: Lieber nachher.
Nicola: Gut, das passt jetzt natürlich eigentlich gar nicht mehr in Lernen oder Lernen, aber Was kommt jetzt?
Nicola: Ich habe eine Überraschung für dich.
Jan: Oh.
Nicola: Und zwar, wir sind ja nicht bei Alles gesagt. Da wird ja, kennst du den Podcast?
Jan: Ich kenne ja, da wird penetrant gegessen.
Nicola: Ja, also mich stört es ein bisschen.
Jan: Ich finde es auch ganz unmöglich.
Nicola: Ja, ich bin freundlich.
Jan: Sollen die machen, wie sie wollen, aber ja.
Nicola: Ja, und die reden ja auch über was, was man nicht sieht und das ist immer auch
Nicola: so ein bisschen Feinkost und so weiter.
Nicola: Aber ich, wir haben zwei Gemeinsamkeiten. Wir mögen es nicht beim Podcast zu
Nicola: essen und wir haben einen gemeinsamen Lieblingsjoghurt.
Nicola: Ich nenne die Marke nicht, weil wir hier bei einer Hochschule sind,
Nicola: aber er ist stichfest und ist mit Haselnuss. Oh, wow.
Jan: Woher weißt du das? Habe ich das irgendwo mal erzählt?
Nicola: Ich habe mir natürlich ein paar Podcasts angehört. Du hast bei dem Podcast Opiumhülle
Nicola: von der Band Der Bürgermeister der Nacht die exklusive Frage nach deinem Lieblingsjoghurt beantwortet.
Nicola: Und das ist wirklich schön gewesen, weil ich dachte, den gibt es ja gar nicht mehr.
Jan: Gibt es noch, ne?
Nicola: Und ich war dann einkaufen und habe ihn entdeckt und im Kühlschrank vor hungrigen
Nicola: Mündern, habe ein Schild dran gemacht, bloß nicht essen.
Nicola: Ich habe aber auch einen probiert, weil ich ihn ja auch gerne mag.
Nicola: Er ist nicht ganz so, der ist ja jetzt auch vom Design her, das war ja immer so halb abgeflacht.
Jan: Die Verpackung ist anders. Die Verpackung ist geändert. Das irritiert mich auch.
Jan: Aber, ach, was soll's, ich bin auch irgendwie redesign-offen.
Jan: Aber das mache ich jetzt, wo wir eben so drüber abgelästert haben,
Jan: mache ich dir sofort auf.
Nicola: Ich kann mir nicht so rechnen. Ich habe auch noch einen dabei.
Jan: Ja, nimm dir doch auch einen.
Nicola: Ja, okay, dann nehme ich mir auch einen. Essen wir jetzt einen Hasernuss-Podcast. Das ist so toll.
Jan: Dieses Stichfeste.
Nicola: Ich habe es aber auch, glaube ich, noch einen Nöffel dabei.
Jan: Guten Appetit.
Nicola: Ja, guten Appetit, Jan.
Jan: Ist köstlich, oder?
Nicola: Ja, also ich weiß nicht, findest du, dass er genauso schmeckt wie der, den es mal...
Jan: Nein.
Nicola: Nee, ne?
Jan: Ist ein bisschen weniger stichfest.
Nicola: Er ist ein bisschen, ja, das kann aber auch damit zu tun haben,
Nicola: dass er jetzt schon ein paar Stunden nicht mehr im Kühlschrank ist.
Jan: Meinst du? Glaube ich nicht.
Nicola: Ja.
Jan: Ich glaube, aber der Haselnussgeschmack ist schon hervorragend.
Jan: Ich bin gar nicht so ein Haselnuss-Fan, aber in diesem Joghurt hervorragend.
Jan: Ich würde mir niemals ein Haselnuss-Eis zum Beispiel bestellen, wenn ich die auswahl.
Jan: Da würde ich sogar irgendwas völlig Banales wie Vanille vorziehen.
Jan: Aber in diesem Joghurt hervorragend.
Jan: Ich stelle ihn jetzt aber wieder weg, weil sonst bin ich ja genauso wie das,
Jan: was ich eben kritisiert habe.
Nicola: Du hast jetzt ein bisschen Zeit, weil ich jetzt das dritte Lernangebot vorstelle.
Nicola: Von daher kannst du weiterhelfen.
Jan: Schlinge ich den runter.
Nicola: Genau, es geht um das Lernangebot, was wir wie alle auch kurz vorher noch einmal vorstellen.
Christian: Im Projekt Sci-Fi Visions geht es vor allem um das Denken von Zukunft.
Christian: Die Idee ist, Science-Fiction zu nutzen und mit Was-wäre-wenn-Experimenten über
Christian: die Zukunft und deren Gestaltung nachzudenken.
Christian: Dabei beschäftigen die MacherInnen unter anderem folgende Fragen.
Christian: Werden wir in einer gerechteren Gesellschaft leben? Werden wir arbeiten oder übernehmen Maschinen?
Christian: Werden wir noch wir sein oder so etwas wie Menschen 2.0?
Christian: Neue oder sich verändernde Technologien fordern uns. Ihre Auswirkungen abzuschätzen fällt schwer.
Christian: Fiktionale Erzählungen lassen uns neue Blickwinkel einnehmen und zeigen uns
Christian: damit auch, wie wir selbst handeln können.
Christian: Jede Lerneinheit in diesem Angebot hat für ein bestimmtes Thema einen Science-Fiction-Film
Christian: ausgewählt, der die Diskussion anregen soll.
Christian: Darunter sind bekannte Werke wie I, Robot von Alex Preuers, Der Marsianer von
Christian: Ridley Scott oder The Circle unter der Regie von James Ponsold nach der Romanvorlage von Dave Eggers.
Christian: Sci-Fi Visions ist ein kooperatives, offenes Lernangebot der TU Hamburg und
Christian: der HafenCity Universität, entstanden unter der Leitung von Dr. Lars Schmeinke.
Nicola: Auch hier gibt es einen Text und da tatsächlich bin ich auf das Album Die Unendlichkeit wiedergekommen.
Nicola: Da gibt es den sehr, sehr traurigen, wunderschönen Song, ja wie heißt der jetzt,
Nicola: wo es um die Zugfahrt geht.
Jan: Unwiederbringlich.
Nicola: Unwiederbringlich, danke. Das habe ich mir jetzt gar nicht aufgeschrieben.
Nicola: Und da gibt es das Zitat, es gab noch keine Handys, es war alles Gegenwart.
Nicola: Die Zukunft fand ausschließlich in Science-Fiction-Filmen statt.
Nicola: Ja, bist du Fan von Science Fiction?
Jan: Total. Das war auch das erste Angebot,
Jan: das Angebot, was ich mir als erstes aufgeschrieben habe von den dreien.
Jan: Übrigens, guck mal hier, habe ich jetzt in der Zeit wirklich runtergeschlungen, diesen Haselnuss.
Jan: Diesen, ganz kurz noch Joghurt. Alle Formen sind zulässig, habe ich meinem Duden nachgeguckt.
Jan: Du kannst sagen, der Joghurt, das Joghurt oder sogar die Joghurt wäre korrekt.
Jan: Was sagst du? Genau, ich sage der oder das im Wechsel, je nach... Für mich immer der.
Nicola: Für mich immer der.
Jan: Ja, Entschuldigung, Science Fiction geht auch für die ganze Band.
Jan: Wir sind totale Science Fiction Fans und deshalb fiel mir das sehr leicht,
Jan: dieses Angebot auszuwählen.
Jan: Und ich finde aber natürlich auch interessant,
Jan: dass diese Science-Fiction-Visionen hier auch mit Verantwortung verbunden werden, weil das ist ja das,
Jan: was Science-Fiction, da bin ich jetzt schon wieder bei Menschen wie Musk und
Jan: ihren Projekten zu den Mars zu fliegen, das ist ja irgendwie so eigentlich eine
Jan: tolle, utopische Idee, aber die wird plötzlich mit so einem,
Jan: völlig abgekoppelt von allen utopischen und sozialen Gedanken.
Jan: Es geht nur noch um so ein höher, schneller weiter und das kann ja eigentlich
Jan: nicht die Idee sein, finde ich.
Jan: Und da finde ich total spannend, wie man das dann mit diesen Filmen verbindet, die da genannt sind.
Nicola: Es heißt ja in dem Zitat, was ich deswegen auch rausgesucht habe,
Nicola: die Zukunft fand ausschließlich in Science-Fiction-Filmen statt.
Nicola: Und das ist ja eigentlich eigentlich so, dass man, also dass das Angebot auch
Nicola: so angelegt ist, dass man sagt, ja man kann sich diese Filme angucken,
Nicola: aber eigentlich über die Gegenwart zu lernen.
Nicola: Also eigentlich und ich habe auch sogar mal gehört von jemandem,
Nicola: der sich viel mit Science Fiction, der sagt, Science Fiction is all about present.
Nicola: Es geht eigentlich um unsere Gegenwart.
Nicola: Die da vielleicht schon in Dystopie oder Utopie verhandelt wird,
Nicola: aber die gibt uns ja auch, sie geben uns ja Gelegenheit, die Science Fiction
Nicola: Romane oder Filme darüber zu sprechen.
Jan: In dem Zitat von dem Text von Dirk ist das vielleicht auch so ein bisschen so,
Jan: weil in dem Alter, in dem der Protagonist, in dem auch wir uns damals befanden,
Jan: war die Zukunft einfach nicht so ein Thema.
Jan: Und ich glaube, jetzt macht man sich anders Gedanken darüber,
Jan: sowohl in unserem Alter als auch in unserer Zeit und das ist damit so ein bisschen gemeint.
Jan: Aber andererseits, klar, Science-Fiction-Filme, die sind natürlich immer auch
Jan: politisch, finde ich, und setzen sich damit zusammen, was ist eigentlich in
Jan: unserer Zeit hier passiert.
Jan: Los und worauf sollte man da schauen. Die Filme jetzt, ich kenne die alle,
Jan: habe die auch alle gerne geguckt, finde ich gerade interessant,
Jan: weil das sind jetzt nicht die ganz großen Dinger,
Jan: da wären natürlich zu nennen Space Odyssey von Stanley Kubrick und Solaris von
Jan: Tarkovsky, aber ich finde das total interessant, was anhand dieser Filme dann
Jan: wohl festgestellt wird, die hier genannt sind. Genau.
Nicola: Es war jetzt auch nur eine Auswahl, die ich genannt habe von dreien.
Nicola: Ich glaube, es sind noch weitaus mehr.
Nicola: Also man kann auch gut sein, dass die dann noch dabei sind. Das habe ich jetzt
Nicola: gar nicht so genau verfolgt.
Nicola: Aber es sind eben alles Filme, die jetzt auch noch relativ frisch sind und natürlich
Nicola: diese Themen haben. Weil eben auch...
Jan: Entschuldigung, bei mir ist auch immer... Ich bin ja aus Zeitgründen selten
Jan: im Kino, aber Science-Fiction-Filme versuche ich immer mitzunehmen.
Jan: Wenn irgendwie so eine Großproduktion kommt, dann versuche ich die zu schauen.
Nicola: Was fasziniert dich da so daran?
Jan: Ich glaube so die Möglichkeit der maximalen Distanz zum Hier und Jetzt erstmal,
Jan: aber eben die Verbindung ist eben dann doch da und der Link dazu,
Jan: wie wir eben gesagt haben, was sagt denn das eigentlich über unsere heutige Zeit?
Nicola: Ich habe auch mal gelesen, dass tatsächlich Leute wie Musk Und ja,
Nicola: die, die schon auch natürlich auf eine Art auch visionär sind,
Nicola: wenn auch jetzt inzwischen, wie sich herausstellt, zunehmend auf eine bedenkliche,
Nicola: dass die sich tatsächlich an ganz konkreten Science-Fiction-Romanen orientiert
Nicola: haben für die Dinge, die sie dann weiterentwickelt haben, also das ausgelesen haben.
Nicola: Das finde ich total interessant, also das nachzuverfolgen. Was haben sie,
Nicola: wo haben sie sich denn da bedient und wo sind sie rangekommen?
Nicola: Aber es gibt ja auch eben viele auch unter den genannten Filmen,
Nicola: die dann wirklich auch das im Sinne einer Technikfolgenabschätzung zu sagen, also gerade weil wir,
Nicola: in die Zukunft gucken können, bietet das auch ein Anlass zu sagen,
Nicola: vielleicht wollen wir es so gar nicht, wie es in dem Film dargestellt ist.
Jan: Mir fällt gerade auch noch eine Science-Fiction-Romane, ich bin ein Riesenfan
Jan: wirklich von Kindertagen an, von H.G.
Jan: Wells, also die Zeitmaschine, Krieg der Welten und so, auch beides interessant
Jan: verfilmt, wo auch viel politisches dann gerade diese tolle Verfilmung von der
Jan: Zeitmaschine, da wurde ja jeglicher politischer Aspekt rausgenommen und,
Jan: trotzdem eine super Verfilmung und ein super Roman und man kann dann eben sich
Jan: mit beiden auseinandersetzen und,
Jan: fiel mir nur gerade ein, also es spielt schon lange eine Rolle bei mir Science
Jan: Fiction, also schon auch lange, bevor wir mit der Band irgendwie befasst waren
Jan: und fand ich einfach immer toll, also auch in seinen trashigen Aspekten,
Jan: die es ja auch gibt bei Science Fiction,
Jan: ich war da immer Fan von.
Nicola: Ja, ich hab mir das auch sofort vorgestellt, dass du das bist,
Nicola: weil ich finde, Da habe ich auch mal mit jemandem drüber gesprochen,
Nicola: dass Science Fiction so ein bisschen jetzt in dieser Debatte,
Nicola: die sowieso, wie ich finde, total gekloppt ist, auf Deutsch gesagt,
Nicola: also Hochkultur und so weiter, nie so richtig den Status hatte.
Nicola: Und was natürlich überhaupt nicht berechtigt ist, aber das ist ein bisschen
Nicola: vergleichbar, finde ich, mit Comics.
Jan: Ja, auch das große Leidenschaft auch von unserer ganzen Band.
Jan: Ich glaube, das geht auch immer darum, diese randständigen Sachen zu erkunden
Jan: und das zu überprüfen, ist denn das eigentlich wahr, dass das Schund ist.
Jan: Ich komme ja noch aus einer Generation einer meiner besten Grundschulfreunde,
Jan: der durfte keine Comics lesen.
Jan: Die Eltern waren Lehrer, der Vater war Lehrer und er durfte keine Comics lesen.
Jan: Ich dachte damals schon, was für ein Schwachsinn, aber so war die Zeit damals
Jan: und das ist ja ganz interessant,
Jan: wenn man heute dann diese Kinderbücher überprüft, die dann angeblich wertvoll waren,
Jan: vielleicht waren die viel weniger wertvoll als die Comics.
Nicola: Ja, das ist eine wirkliche Abwertung. Und wenn man sich die Filme anguckt,
Nicola: also ich selber eher immer so konnte mit Science Fiction überhaupt nichts anfangen
Nicola: und habe das dann auch mal hinterfragt.
Nicola: Und dann habe ich ein tolles Experiment gemacht. Ich habe damals noch auf Twitter...
Nicola: Menschen gefragt, was, wenn ihr noch nie einen Science-Fiction-Film gesehen habt.
Nicola: Ich möchte zehn, ich habe eine Filmreihe für uns zu Hause gemacht und habe gesagt,
Nicola: nennt mir bitte zehn Filme, die besten.
Nicola: Und da kamen total viele Rückmeldungen, also so Menschen, die da total begeistert waren.
Nicola: Und wir haben eine richtig tolle Filmreihe. Ich bin wirklich richtig,
Nicola: und mein absoluter Lieblingsfilm dabei war Arrival.
Jan: Ja, ja, ja, ja, ja. Schön.
Nicola: Sehr schön. Das ist, weil es auch eben sehr viel mit Sprache zu tun hat.
Nicola: Es geht ja um eine Linguistin, die dann außerirdisch...
Jan: Der ist so 2015 ungefähr.
Nicola: Ja, kann gut sein, genau. Also das war großartig. Und das war wirklich ganz
Nicola: toll, weil es total unterschiedlich ist.
Nicola: Wir haben auch alte Filme von Fassbinder. Da gibt es ja auch einen Science-Fiction-Film.
Jan: Oh ja, Welt am Draht. Ganz, ganz toll. Ist ja eigentlich die Vorlage für Matrix gewesen.
Jan: Eine Sache noch zu Science-Fiction, dann in diesen trashigen Aspekten und auch
Jan: Comics. Man muss ja sagen, was ja für Teile dieser Welt gilt,
Jan: Weil ich fand das ganz interessant, als du meintest, das hat dich nie so interessiert.
Jan: Das ist natürlich auch eine sehr männlich determinierte Szene und Welt gewesen.
Jan: Also das fällt mir vor allen Dingen auf. Ich bin ein riesiger Disney-Fan,
Jan: Ronald Duck, Mickey Mouse und so.
Jan: Und das ist schon interessant, wie wenig positive Frauenfiguren es da gibt.
Jan: Also das, wenn ich heute sowas nachlese, und so wird man dann auch geprägt,
Jan: das fällt einem dann nicht auf und das ist schon ein bisschen schade dabei.
Nicola: Stimmt, aber ich habe es wirklich noch nicht unter dem Aspekt gesehen,
Nicola: aber es ist tatsächlich genau das und Arrival hat ja als Hauptcharakter auch
Nicola: eine Frau, die dann mit einem Physiker zusammen, was mir auch sehr gut gefallen
Nicola: hat, dass sie zusammengearbeitet haben.
Jan: Ja, das ist auch so ein toller Film, weil das ein Plädoyer für die Wissenschaft
Jan: und für den Geist ist und weil das nicht in einer,
Jan: stumpfsinnigen Ballerei endet, Wie oft bei anderen Science-Fiction-Geschichten,
Jan: das finde ich auch so sehr uninteressant, diese...
Jan: Diese Kampfgeschichten dann immer und so, das finde ich nicht so spannend.
Nicola: Ja, ich glaube, das war auch das, was mich nicht so angesprochen hat.
Nicola: Du hast gesagt, du hast alle gesehen, die ich eben genannt habe,
Nicola: The Circle. Hast du auch gesehen?
Jan: Ja, aber da kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Der ist auch noch nicht so alt.
Nicola: Nee, der ist von 2017 und ich weiß auch gar nicht, ob ich das Buch gelesen habe.
Nicola: Aber ich kann mich nicht so richtig erinnern, ob ich das...
Jan: Guck mal, das ist so interessant, weil den habe ich nämlich gestreamt und nicht
Jan: im Kino gesehen. Und dann, mein Gedächtnis ist leider nicht so gut.
Jan: Und dann geht sowas, zack, irgendwie in den Orkus rein.
Nicola: Könnte aber auch damit zu tun haben, dass er glaube ich nicht so richtig toll war.
Nicola: Wobei ich, was sich daran damals, als das Buch erschien, vor allen Dingen gab
Nicola: es ja auch viele, also ich glaube auch literarisch wurde der jetzt nicht so gesehen.
Nicola: Aber es geht ja letztendlich darum, dass eine junge Frau bei einem Konzern beginnt,
Nicola: den man sehr mit Meta vergleichen könnte.
Jan: Jetzt habe ich, der ist schon, aber der ist irgendwie, das ist eine ganz tolle
Jan: Idee, aber es ist verhoben, fand ich so ein bisschen.
Nicola: Ja, aber was daran interessant war, war wirklich, dass man das liest und dann
Nicola: gedacht hat, nee, so, also das ist ja zum Teil schon so.
Nicola: Also das ist wirklich, Science Fiction is about the present und ich glaube,
Nicola: wenn man das jetzt nochmal liest, sind nochmal mehr Dinge eigentlich schon passiert.
Nicola: Du hast ja auch eben von Musk und so weiter gesprochen.
Nicola: Und das finde ich zum Beispiel auch sehr interessant, sich dann an solchen Geschichten
Nicola: nochmal darüber nachzudenken, wollen wir das denn eigentlich?
Nicola: Es gibt ja einen breiten Konsens, dass wir das, was jetzt aus unserer Kommunikation
Nicola: gerade auch gemacht worden ist, dadurch, dass wir sie auf Plattformen verlegt
Nicola: haben, die jetzt Menschen wie Maske und Zuckerberg gehören.
Nicola: Kannst du dir das erklären, warum wir das nicht tun?
Nicola: Also obwohl wir sind ja so ein bisschen sehenden Auges, würde ich sagen,
Nicola: in so einen Unglück geritten, was uns jetzt wirklich vor die Füße fällt.
Nicola: Hast du eine Erklärung für?
Nicola: Schwere Frage zum Ende.
Jan: Für mich sind das ganz einfach ökonomische Bedingungen. Wir sind als Band und
Jan: auch ich mit meinem Podcast irgendwie darauf angewiesen.
Nicola: Irgendwo stattzufinden.
Jan: Und es ist nun mal so organisiert in diesem privaten Unternehmen.
Jan: Und es ist sehr interessant, wie unkritisch viele Menschen damit umgehen.
Jan: Ich zum Beispiel habe für mich persönlich entschieden, jetzt TikTok nicht zu
Jan: nutzen und dann kam dieser Kniefall von Zuckerberg vor der kommenden Trump-Administration
Jan: und da fand ich total gespenstisch, wie…,
Jan: beweglich doch diese Konzerne dann sind, weil ich dachte so,
Jan: diese Silicon Valley-Ideologie entspricht nicht der Trump-Ideologie,
Jan: aber das ist dann doch wunderbar,
Jan: passgenau übereinzubringen anscheinend und das ist schon bitter. Aber es,
Jan: gibt irgendwie nicht wirklich einen Außenmeer. Also das ist, weiß ich nicht, wie.
Nicola: Ja, ich finde, das ist eine total schwierige Frage und ich habe ja viel mit
Nicola: Kommunikation zu tun und habe auch, ich sehe das auch und ich glaube auch,
Nicola: dass es jetzt nicht die Lösung sein kann, wir finden da alle nicht mehr statt,
Nicola: weil ich auf der anderen Seite Social Media auch sehr,
Nicola: große Potenzial und auch als großen Gewinn für unsere Kommunikation sehe mit
Nicola: diesem auch zwei Wege, da sind tolle Dinge entstanden und trotzdem ist es eben
Nicola: wichtig zu sagen, gut, wir müssen nochmal gucken, wem gehören denn diese,
Nicola: Plattformen, auf denen wir uns da bewegen.
Jan: Ja, also genau, was ich halt finde, wir sind ja jetzt nicht,
Jan: wir sind ja nicht nichts, wir sind eine Demokratie, Deutschland und in Europa
Jan: und es gibt Möglichkeiten, Möglichkeiten der Regulation.
Jan: Ich meine, das klingt immer so unsexy, sowas zu sagen und dann kommen ja auch Leute wie J.D.
Jan: Wenz und sagen, das ist ja alles diktatorisch, aber ich finde es ganz normal,
Jan: dass man das dass die Gemeinschaft, der Staat ist ja nichts anderes als die
Jan: Gemeinschaft, sich mächtigen Konzernen,
Jan: Gegenüber regulatorisch entgegenstellen kann.
Jan: Und das wurde halt lange Jahre im ganzen neoliberalen Geist der 90er entspringend nicht gemacht.
Jan: Da wurde halt gesagt, der Markt regelt alles. Und jetzt sieht man ja,
Jan: was mit dem Markt passieren kann, wenn er sich mit so reaktionären Kräften verbindet.
Nicola: Ja, ich bin ja grundsätzlich optimistisch und glaube noch, dass es vielleicht
Nicola: auch noch eine gute Bewegung geben könnte.
Nicola: Wir sind ja hier bei der Hamburg Open Online University und dieser Offenheitsgedanke,
Nicola: den finde ich schon, also gerade jetzt auch im Sinne dieser Plattform,
Nicola: die ja alles andere als offen sind.
Nicola: Und es gibt ja schon die Idee, eine Alternative ist ja schon längst erwachsen
Nicola: mit dem Fediverse und Plattformen wie Mastodon.
Nicola: Das Problem ist, dass das Netzwerk dort eben noch nicht funktioniert.
Nicola: Also dass man sagt, man erreicht vielleicht noch nicht die Menschen,
Nicola: die da sind. Aber da würde ich jetzt tatsächlich einfach auch gerne nochmal Werbung für machen.
Nicola: Es ist in den, ich glaube jetzt vor gut einer Woche, die Initiative Safe Social
Nicola: gestartet, also wo sich viele Menschen zusammengetan haben, auch aus Kunst,
Nicola: Literatur, Medien, um zu sagen, wir müssen genau das stärken.
Nicola: Also wir müssen tatsächlich sehen, dass wir die offenen Netzwerke stärken und
Nicola: eine Idee ist und die finde ich richtig gut, weil ich habe so das Gefühl,
Nicola: wir kommen nicht weiter, wenn wir jetzt alle die Plattformen verlassen,
Nicola: tatsächlich auf plus eins.
Nicola: Also wir sind da, jeder wird da seine Entscheidung treffen und ich würde das
Nicola: auch niemals verurteilen, weil wir wollen Menschen erreichen und wir brauchen
Nicola: ja auch den Diskurs und jeder sagt, TikTok ist mir, da ist die Grenze.
Nicola: Aus verschiedensten Gründen, Zuckerberg, was der jetzt macht,
Nicola: ich gehe jetzt von Instagram.
Nicola: Ich bleibe, also ich glaube bei X wird es mir schwerfallen, aber zu sagen,
Nicola: da bin ich, aber ich trage mit meinem Content auch dazu bei,
Nicola: dass dann diese alternativen Netzwerke gestärkt werden, indem ich da auch bin.
Nicola: Also das ist vielleicht ein Ansatz, weil ich glaube, wir müssen da jetzt was
Nicola: machen und das ist einfach so wichtig, gerade weil wir über demokratische Bewegungen
Nicola: sprechen und ich werde das auf jeden Fall in den Shownotes verlinken.
Jan: Gut, ja. Ich meine, es ist halt auch krass, wenn man das...
Jan: Beruflich macht, weißt du ja, sich mit sozialen Netzwerken benutzt,
Jan: wie viel Zeit das frisst.
Jan: Aber trotzdem werde ich mich damit auseinandersetzen.
Nicola: Wir freuen uns Jan Müller und Reflektor Podcast auf. Podcast kann man nämlich
Nicola: auch, da gibt es sogar eine eigene,
Nicola: Instanz, um Podcasts dann auch zu teilen auf Mastodon. Also von daher wird er
Nicola: sich das bestimmt lohnen.
Nicola: Und es ist auch ganz einfach, das habe ich immer wieder gehört,
Nicola: das sei ja komplex oder kompliziert und das ist es nicht.
Nicola: Also ich werde auch verlinken einen Text, wie einfach es ist,
Nicola: sich bei Mastodon anzumelden.
Jan: Gut, sehr gut.
Nicola: Und vielleicht ist das ja der Anfang einer Bewegung, also nicht jetzt hier aus
Nicola: unserem Podcast heraus, das würde ich uns,
Nicola: beide dann gar nicht so überschätzen wollen, aber schon so, dass da auch eine
Nicola: gewisse Empörung jetzt sichtbar wird, finde ich, zu Recht, also weil es jetzt
Nicola: an einen Punkt gekommen ist, wo es wirklich sichtbar ist, dass das nicht sein darf.
Nicola: Und was für Folgen es auch hat, sieht man eben ja gerade in den USA.
Nicola: Wir haben jetzt drei Lernangebote durchgesprochen. Lange gesprochen,
Nicola: ich habe jetzt gar nicht mehr drauf geguckt, wie lange.
Nicola: Es ist ja auch das Schöne, dass wir kein offizielles Ende haben.
Nicola: Aber möchtest du noch irgendwas loswerden?
Jan: Ich kann nur sagen, es hat mir sehr gut gefallen hier bei dir,
Jan: bei euch und ich finde es schön, dass ich jetzt noch mehr erfahren konnte über diese Lernangebote.
Jan: Ich habe ja so ganz intuitiv gesagt, das, das, das interessiert mich und jetzt
Jan: interessiert es mich noch viel mehr und außerdem danke für die wunderbare Joghurt.
Nicola: Ja, sehr gerne. Dann bleibt mir noch ein paar Empfehlungen zu geben.
Nicola: Erstmal hört das neue Docotronic-Album.
Nicola: Hört natürlich auch Reflektor. Es gibt ganz tolle Folgen, auch die alten,
Nicola: finde ich, kann man jetzt nochmal gut hören.
Nicola: Gerade in aktuellen Zeiten Esther Bejarano. Entschuldigung.
Nicola: Ich finde, es passt total in die Zeit. Das ist ja eine Musikerin,
Nicola: die in Auschwitz im Mädchenorchester gespielt hat und bis zum Schluss wirklich
Nicola: eine ganz, also sie ist inzwischen leider verstorben, eine wunderbar und wichtige
Nicola: Zeugin war für das Nie Wieder.
Jan: Das ist so schrecklich, dass diese ganzen Holocaust-Überlebenden jetzt natürlich
Jan: zeitentsprechend, wir sprachen ja eben über Endlichkeit,
Jan: wegsterben, aber Esther Bejerano hat wirklich bis zum letzten Atemzug,
Jan: muss man sagen, gegen das Vergessen gekämpft.
Jan: Sie hatte ja eine Hip-Hop-Band dann mit über 90, das muss man sich mal überlegen.
Jan: Also wirklich irre und ganz toll.
Jan: Finde ich schön, dass du dieses Interview ansprichst, weil das würde ich jetzt
Jan: sagen, in all den Interviews, die ich gemacht habe, war das wirklich mein Wichtigstes.
Jan: Und das, wo ich am meisten, obwohl ich jetzt informiert bin über die Zeit,
Jan: über die Verbrechen des Nationalsozialismus, wo ich trotzdem am meisten gelernt habe.
Nicola: Ja, also abonniert auch Reflektor, um keine Folge mehr zu verpassen.
Jan: Gerne.
Nicola: Unseren Podcast, der noch junge Aufstrebende, dürft ihr auch gerne abonnieren.
Nicola: Wir hoffen, dass wir uns alle bald auf Mastodon wiederfinden.
Jan: Ja, machen wir.
Nicola: Unter dem Podcast und mit Jan Müller. Schaut da also auch gerne mal rein.
Nicola: Und ja, empfehlt uns weiter. Wir freuen uns, wenn uns noch mehrere Menschen kennenlernen.
Nicola: Danke allen, die bis hierhin zugehört haben. Und vor allem danke dir, Jan.
Jan: Ich danke für die Einladung. Vielen Dank.
Dritte Stimme: Hamburg. Was willst du wissen? ist ein Podcast der Hamburg Open Online University an der HAW Hamburg.
Dritte Stimme: Feedback, Anregungen und Kommentare zum Podcast erreichen uns per E-Mail unter
Dritte Stimme: waswillstduwissen.haw-hamburg.de.
Dritte Stimme: Moderation Nicola Wessinghage und Christian Friedrich Musik Jakob Kopczynski
Dritte Stimme: Produktion Christian Friedrich Die Angebote der Hamburg Open Online University
Dritte Stimme: stehen allen frei zur Verfügung.
Dritte Stimme: Um unsere Lernangebote zu nutzen, musst du keine Voraussetzungen erfüllen.
Dritte Stimme: Schau einfach online vorbei.
Dritte Stimme: Unsere Internetadresse ist www.hoou.de.
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